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DIE FACEZIEN DES
POGGIO FIORENTINO
/.
i^-aa^^^ " ^JA.^:t.^.^^^^i^^'UtyC^
DIE FACEZIEN
DES •
POGGIO FIORENTINO
( [heo-t^^9 )
AUS DEM LATEINISCHEN ÜBERSETZT
UND EINGELEITET
VON
HANNS FLOERKE
MIT EINEM LITERATURHISTORISCHEN
ANHANG VON
ALBBRT WSSSELSKI
PRIVATDRUCK
1906
MÖNCHEN
BEI GEORG MÜLLER
y
DIESES W£RK WURDE IM AUFTRAGE DER VER-
LAGSBUCHHANDLUNG GEORG MOLLER IN MON-
CHEN ALS PRIVATDRUCK IN DER HOHE DER
SUBSKRIBIERTEN EXEMPLARE GEDRUCKT IN
DER BUCHDRUCKEREI VON OSCAR BRAND-
STETTER IN LEIPZIG IM FEBRUAR ft MÄRZ 1906.
EXEMPLAR Nr. 384
EINLEITUNG DES ÜBERSETZERS.
i.
DAS LEBEN POGGIOS.*
Eine Lebensgeschichte POGGIOS schreiben heiBt
einederschicksalvoUstenundwichtigstenEpochen
der Geschichte Italiens, eine komplizierte Zeit
der vollsten Gärung aufrollen» so sehr steht
der Man n im 2^ntrum der Ereignisse auf poli-
tischem wie literarischem Gebiete und so sehr
weist er, nach dem man sogar zuweilen die erste 1
Hälfte des 15. Jahrhunderts dasZeitalter POGGIOS |
genannt hat» die typischen Züge seiner Zeit auf.
«/
• Benutzte Uteratur : M. W. SH EPH BRD: Vit d$ POGGIO
BRACCIOLINI, 18x9; aus dem Ea^schen. — BÜRCK-
HARDT: Die Coltur der Renaissance in ItaUen. a. Aufl.
(Z869). — HAGBN: Die Chronik setner Vatecstadt Tom
Florentiner GHIBERTI; 1833. — RBPETTI; Dizionario
gtografico fisico storico ddla Toscana, Firenze 1833—1845,
ROSCOE: Vita 4 Pontifieato di LEONE X. MiUno z8z6—
z8z7; aus dem Englischen. — Koten au: Us Facäits
dg POGGB, ßdition Liseux, faris 1878. — Noten yon
PIERRE DBS BRANDES au seiner Ausgabe der Faceaien
(Les Facäies dg POGGE Flonntin; Paris s.d.;. ^W. BODE:
Die italienische Plastik, Berlin Z893. — FacezU di POGGIO
Fiorgntino, Roma 1889. — NouvelU Biographig ginSrale,
Paris 1849; tom 40.
f f
Für eine solche Aufgabe ist jedoch im Rahmen
einer Einleitung zu einem Buche bescheidenen
Umfangs kein Platz. Ich muB mich daher mit
kurzen Daten begnügen und kann nur hier und
I da ein volleres Licht auf die Lpebeosumstände des
[ hervorragenden Florentiners und die Verhält-
nisse seiner 2^it zu werfen versuchen, darf aber
hoffen, daB der Leser der Facezien in ihnen
selbst Material zum Ausbau und zur Belebung
dieser Skizze finde.
POGGIO BRACCIOLINI (di ser GUCCIO di
POGGIO di GUCCIO Jvnxrde 1380 inTerranuova
auf Florentiner Gebiet unweit Arezzo, nach
anderen in Lanciolina, einem Gebirgsnest ober-
halb von Loro im oberen Arnotal, als Sohn
[ eines Notars geboren!^ Schon früh genoB er jn
Florenz den Unterricht des GIOVANNI (MAL-
PAGHINO) DA RAVBNNA, eines langjährigen
Freundes PETRARCAS, in der lateinischen und
des 'IMMANUEL CHRYSOLORAS, d«5 Abge-
sandten von MANUEL PALAEOLOGUS, Kaisers
von Konstantinppel, in der^griechischen Sprache.
Nicht viel mehr als zwanzig Jahre lät, begab
;' er sich nach Rom, wo ihm sein literarischer
Ruf um 1403 das Amt eines apostolischen
Sekretärs in der Kanzlei BONIFAr IX. (TOMA-
CELLI) verschaffte. Dieses Amt, aus dem er
später in das eines päpstlichen Geheimschreibers
aufrückte, hatte er während der Regierungszeit
VI
(■
i^on achtJPa^ten inne und zog sich erst 1453 |
davon zurück. Welche Wichtigkeit sich diese 1
päpstlichen Sekretäre beimaßen, ,,jenerj/erein |
▼on Dichtem und Rednern , die der Kurie |
ebensoviel Glaxiz verliehen, als sie von ihr |
empfingen^S zii'lenen in der Tat die größten 1
Männer der Wissenschaft im XV. Jahrhundert j
gehörten, geht aus dem Plaidoyer des JACOBUS
VOLTERRANUS hervor: „Die apostolischen
Schreiber/' sagt dieser, „haben die ersten Ge-
schäfte der Welt in Händen, denn wer anders
als sie schreibt und verfügt in Sachen des katho-
lischen Glaubens, der Bekämpfung der Ketzerei,
der Herstellung des Friedens, der Vermittelimg
zwischen den größten Monarchen? Wer als
sie liefert die statistischen Übersichten der
ganzen Christenheit? Sie sind es, die Könige, ;
Fürsten und Völker in Bewundenmg versetzen
durch das, was von den Päpsten ausgeht; sie
verfassen die Befehle und Instruktionen für die -1
Legaten; ihre Befehle empfangen sie aber nur
vom Papst, und sind derselben zu jeder Stunde J
des Tages und der Nacht gewärtig/' (BURCK-
HARDT, S. 179.) Die unsicheren politischen
Verhältnisse, namentlich die durch das Schisma
des Okzidents (1378 — 1417) angerichtete Ver-
wirnmg, brachten es mit sich, daß POGGIO
einen großen Teil seines an Wechselfällen
reichen Lebens auf Reisen war. Einmal flieht
VII
er mit INNOCENZ VII. (MELIORATI) nach
Viterbo (6. August 1405), nach dessen Tode
(6. September 1406), finden wir ihn, während
ihn das Konzil zu Pisa seines neuen Herrn,
GREGORS XII. (CORRARO), beraubt (1409), in
Florenz. Dann dient er unter ALEXANDER V.
(FILARDO), und nachdem dieser im achten Monat
seiner Regierung gestorben war (14x0), unter /0-
HANN XXIII. (BALDASSARE COSSA). Dieser
mufi vor König LADISLAUS von Neapel nach
Florenz, Bologna und Mantua fliehen; POGGIO
begleitet ihn und geht schlieBlich als sein Ge-
y heimschreiber mit_nach : Kmsta^^ wohin der
Papst auf dringenden Wunsch Kaiser SIGIS-
MUNDS 1414 das Konzil berief. Als JO-
HANN XXIII. 1415 abgesetzt wird, beschäftigt
sich POGGIO in Konstanz eine Zeitlang mit
dem Studium des Hebräischen und nimmt dann
im Frühjahr 1^16 einen kurzen Badeaufenthalt
in Baden bei Zürich, dessen Aimehmlichkeiten
er in einem lebendigen und interessanten Briefe
an NICCOW NICCOLI beschreibt. Hierauf kehrt
er wieder nach Konstanz zurück und sieht
dort, nachdem er schon im Sommer 1415 HUSS
hatte den Scheiterhaufen bestehen sehen, den
edlen HIERONYMÜS VON PRAG unter für die
Mitglieder des Konzils schmachToUsten Um-
ständen zum Tode verurteilen und darauf ver«
. brennen. Seinen Empfindungen für diesen präcb-
VIII
r
tigen Menschen gibt er in einem Briefe an
LEONARDO (BRUNI) ARETINO, seinen Freund
und Kollegen, Ausdruck, einem Briefe, der ihn
auf einem bemerkenswert hohen Niveau zeigt
gegenüber der im Sinne höheren Menschen-
tums — mit Ausnahme des Kardinals ZABA-
RELLA von Florenz und dreier anderer Kardi-
nale — durchaus minderwertigen Horde der geist-
lichen Konzilsteilnehmer, die sich — wer lacht da
nicht? — eine „heilige'' Sjrnode nannten. Mit
ihnen verglichen steht PÖGGIÖ aJs ein Heiliger
da, und ein lustiger Zufall hat später denn
auch seine Statue einer Gruppe ehrwürdiger
Heiliger beigesellt. Begeistert ist seine Schilde-
rung der Selbstverteidigung des der Ketzerei
Angeklagten, die in die Worte ausklingt: ..Sta-
bat impaviduSt intrepiduSt mortem non contemnens
solum, sed appetens, ut alier um Catonem dixisses.
O virum dignum memoria hominum sempiterna/**
Erschütternd geradezu ' ist der Schluß des
Briefes, der die Verbrennung des Verurteilten
schildert. Von Abscheu erfüllt, verläBt POGGIO
diese Atmosphäre [von Wortbruch, Verleum-
dung und Gemeinheit, verläfit er Konstanz, um
Deutschland und die Schweiz auf der Suche
nach lateinischen Manuskripten, die er später
publiziert, zu bereisen. LORENZO GHIBERTI
läßt ihn in seiner Florentiner Chronik da-
rüber folgendes sagen: „Die letzte Reise
n IX
führte mich nach Konstanz, wohin ich als
päpstlicher Sekretär mich begab. Das Konzil
dauerte vier Jahre. Während dieser Zeit machte
ich Ausflüge hier- und dorthin, nicht der rauhen
Witterung, nicht des schlechten Weges achtend.
Unter anderem kam ich nach dem Domstift
St. Gallen, wo ich in der Bücherei nicht eben
viel ErheBliches fand. Allein eine Ahnung,
nicht umsonst die Reise gemacht zu haben,
ließ mich nicht ruhen, und in allen Winkeln
des Klosters spähte ich umher. Sieh — da ge-
net ich in einen dumpfen dunkeln Kerker-
turm; so arg und scheußlich waren nicht die
Löcher, in denen man in Konstanz die ehren-
werten Ketzer HUS und HIERONYMUS VON
PRAG einsperrte. Ich tappte umher, und auf
dem Boden unter Wust und Kehricht finde
ich ein Buch. Als wenn ich auf dem Meeres-
grunde eine kostbare Perle gefunden, arbeite
ich mich durch das Grauen herauf zum Tages-
lichte. O, wer. beschreibt meine Freude, als
ich den Fund betrachte und des VALERIUS
FLACCUS Argonauten entdecke! Im näm-
l liehen Kloster fand ich auch die sämtlichen
L Bücher von QUINCTILIAN in Staub und Mo-
der. Erzählen muß ich noch, wie ich CATULLS
Gresänge auf einem Speicher fand. . . .'' usw.
— Dann begleitet er 1418 MARTIN V. (CO-
LONNA), durch dessen Erwählung das Schisma
ein Ende fand, von Konstanz, wohin er wieder zu-
rückgekehrt war, nach Mantua, fällt dort, wie
es scheint, in Ungnade und flieht n ach Eng-
JUtnd, wohin ihn der Kardinal HEiNRiCH
VON BEÄUFÖRT, Bischof von Winchester
(nachmals bekannt alsLeiter eines verunglückten
Kreuzzuges gegen die Hussiten und durch
seine Eigenschaft als Mitglied des Gerichts, das
die Jungfrau von Orleans zum Tode ver-
urteilte, bekannt namentlich aus SHAKE-
SPEARES König HEINRICH VI.), eingeladen
hatte. Die Zeit seines Aufenthaltes jenseits /
des Kanals scheint für ihn jedoc h eine j
Kette von Enttäuschungen gewesen zu sein, i
Während er über sein kurzes Verweilen in
Baden so viel zu berichten weiB, schweigt er
sich über die^jahre in England und über die
lange Reise aus. Anfang 1421 wahrscheinlich
sehen wir ihn dann wieder in Rom als Sekretär
MARTINS V, Während der nun folgenden
langen politischen Ruhe schrieb POGGIO unter
anderem seinen Dialog über die Habgier, den /y
er 1429 dem ISAviixSrPROSPER COLÖNNA,
dem Neffen des Papstes, widmete. Hier läßt
er seiner Verachtung und seinem^HaB £egen die y
Mönche, der in einer ganzen Reihe seiner
Schriften, wie z. B. in dem ca. 1454 veröffent-
lichten Dialog über die elende Beschaffenheit
des menschlichen Lebens und nicht zuletzt in
n« XI
n^
v/ den Facezien zutage tritt, freien Lauf. Unter
dem ebenso habgierigen imd grausamen wie
frommen EUGEN IV. (CONDOLMIERI) neues
Mißgeschick: der Papst muß 1434, von FORTE-
BRACCIO bedroht, aus Rom fliehen und ent-
kommt mit knapper Not über Ostia und Livorno
nach Florenz, POGGIO dagegen fällt in die
[ Hände d,er Feinde und muß ein für seine be-
scheidenen Verhältnisse hohes Lösegeld zahlen,
worauf er sich ebenfalls nach Florenz begibt.
r Hier verheiratet er sich im Dezember 1435 mit
der kaum achtzehniähj-i^en VAGGIA , Tochter von
"^ GHINO MÄNENTEDB BUONDELMONTI, die
ihm im Laufe der Jahre fünf Söhne und eine
Tochter schenkte. Bis dahin hatte er mit einer
Konkubine gelebt, durch die er Vater von vier-
zehn Kindern geworden war. Vier davon waren
zur Zeit seiner Eheschließung noch am Leben. In
diese Zeit muß die Episode in der alten Sakristei
vonSanLorenzo fallen, von de rGHI B ERT /spricht:
„Wohl nur der Inschrift (an tONATELLOS
Sarkophag der Eltern COSIMOS DE' MEDICI)
wegen kamen die drei tiefgelehrten Herren
GUARINO aus Verona, POGGIO aus Florenz
und LIONARDO BRUNI aus Arezzo in die
Kirche. GUARINO führte die beiden letzteren
hierher, um ihnen des Lebens Zoll abzufordern;
denn sie liebten es, sich mit Schmeichelreden
zu vergnügen, solange sie unschädlich neben-
XII
einanderstanden, und sich zu Räubern und Ver-
ruchten durch schmachvolle Beschuldigungen
herabzuwürdigen, sobald der eine durch die
Bemühungen des anderen seinen Ruhm um
ein Haar breit verkürzt sah. Aus Liebe zur
Gelehrsamkeit waren sie der Menschheit halb
abgestorben — ein Wunder, daB sie neben dem
Griechischen nicht die Muttersprache verlernt
— — ~~. . . , ..- - • - .
hatten. Aus Verehrimg für das klassische
Heidentum waren sie zu Heiden geworden.
Obgleich POGGIO lange Geistlicher gewesen,
tauchte er gleichgültig die Finger in den Weih-
kessel, den DONATELLOS Kunst erschaffen*
Ja, wäre es das GefäB, das das Blut aus Senecas
geöffneten Adern auffing, er würde es mit
heiliger Ehrfurcht betrachtet haben •«..'' und
weiter: „Jetzt verweilten sie in andächtiger
Verehrung vor einem Grabstein, der den Namen
IMMANUEL CHRYSOLORASzeiete/ihresahver^
ehrten Lehrers.'' Die Inschrift auf dem Stein
stanunte von POGGIO. Dann unterhalten sie
sich über die Bedeutung des Mediceerwappens,
ohne sich um die Bildhautraxh^t DON ATE LLOS
zu kümmern. Sie werden von BRUNELLESCO
unterbrochen, der sie fragt, ob PH I DIAS oder
PRAXITELES etwas Derartiges geschaffen« „Mit
übermütiger Miene sah ihn POGGIO an und
strich sich seinen braunen Bart'', darauf sagt
Jtty auf das Grabmal blickend : „Nein, so haben
XIII
PHIDIAS und PRAXITELES nicht gearbeitet.
Ich sehe hier nur Figuren, wie sie die geistes-
armen Künstler der Römer erfunden, nicht
Griechen, die Schöpfer der Idealwelt. Was
ist diese züchtig bekleidete Figur anders als
eine Pudicitia, diese mit dem Füllhorn anders
als eine Abundantia, diese endlich mit den
Flügeln anders als eine Viktoria? Was ist
aber eine Viktoria gegen die windschnelle Iris,
was die Abundantia gegen die weinbekränzte
Ariadne, was die Pudicitia gegen die ver-
schleierte Here? Ich bin ein großer Liebhaber
griechischer Bildwerke, und mich bewegt des
Künstlers Geschick, wenn ich die Kräfte der
Natur selbst dem Marmor aufgeprägt sehe. Ich
kranke an mancherlei Schwächen, aber vor-
p nehmlich an dieser. Mich zwingt zur Anbetung
I die Kunst dessen, der in der stummen toten
'' Masse Leben ausdrückt, so daß ihr oft jiichts
J anderes als der Atem zu fehlen scheint'S imd
schließlich: „So habe ich einen Siegelstein
mit dem Kopfe des Vaters Homer, eine Marmor-
büste von Maro. Wollt Ihr die Unerreichbar-
keit des griechischen Meißels wahrnehmen, so
kommt zu mir und schaut meinen Athena^,
Hera- und Dionysoskopf.'' Um diese Zeit
hatte sich POGGIO nämlich ein Landhaus im
Valdarno gekauft, in dem er nicht nur eine
kostbare Bibliothek, sondern auch eine Samm-
XIV
lung von Gemmen und Medaillen, sowie römi-
sche und griechische Skulpturen vereinigt hatte.
Unter letzteren befanden sich die genannten
drei Köpfe, dem POLYKLET und PRAXITELES
zugeschrieben, die ihm ein Rhodier, namens
SUFRETUS, berühmt durch seine selten schöne
Sammlung von Antiken, nebst einer zwei Ellen
hohen Statue gesandt hatte (vergl. POGGIO,
Opera, Ed. Basti, pag. 329). Letztere wurde von
einem FRANCESCO DA PISTOJA, den POGGIO
mit dem Transport der Kunstwerke beauftragt
hatte, unterschlagen und gelangte wahrschein-
lich — mit einigen anderen für POGGIO be-
stimmten Dingen — in die Sammlung COSIMOS
DB MED IC IS. Bei dieser Gelegenheit mag be-
merkt werden, daß POGGIO der erste Sammler
von Inschriften war, denen er durch allesGestrüpp
hindurch nachging, und daB er im ersten Buche
seines Dialogs über die Wechselfälle des Glücks 2 )
eine detaillierte, aber im einzelnen wenig ein- "^ ^'''
gehende Liste der Ruinen Roms gegeben
hat. Er war Zeuge aller wichtigen Ausgra-
bungen, die zu seiner Zeit auf dem Boden
Roms vorgenonunen wurden, und hat noch das
Grabmal der CÄCILIA METELLA und die
Säulenfront eines der Tempel am Abhang des
Kapitols zuerst vollständig und dann später
bereits halbzerstört wiedergesehen. (BURCK-
HARDT, S. 193.)
XV
Um den MiBdeuttuigeiiy denen seine, des Fünf-
iindfünfzigjährigen, Verheiratung mit einem
jungen Mädchen ausgesetzt war, entgegenzu-
treten, schrieb POGGIO den Dialog : An seni sit
uxor ducenda und widmete ihn COS I MO DB ME DI-
eis. Diese Schrift ist erst 1807 von SHEPHERD
publiziert worden. Von Florenz folgt er am
i8. April 1436 EUGEN IV. nach Bologna, um
bald darauf wieder in sein Tuskulum zurück-
zukehren. Hier schreibt er zu Beginn des
^- \ Jahres 1440 seinen Dialog über den Adel. Der
letzte Papst, dem eT'ditote, NIKOLAUS V.,
war sein Freund von früher her: TOMMASO
PARENTUCELLI DA SARZANA, dem er den
r s ^alPS. M''>fli^.jä$!^_y2^^ßlück der Fürsten gewidmet
hatte, und nach seiner Erwählung zum Haupt
der Kirche den schon erwähnten, aus vier
Büchern bestehenden interessanten Dialog über
V- die Wechselfälle des Glücks zueignete. Bald
. )c 6 ) darauf schrieb er den Dialog über die Heuchelei,
eine bittere, hauptsächlich auf die Bettelmönche
gemünzte Satire, die ihm unter EUGEN IV.
(f 23. Februar 1447) das Leben gekostet hätte,
und die kein Herausgeber seiner Werke auf-
zunehmen wagte. (Publiziert von ORTHUINUS
GROTIUS von Deventer, Köln 1535, und von
EDWARD BROWN, London 1689 ini Sup-
plement der romfeindlichen Sammlung: Fas-
ciculus Rerum expäendarum et fugiendarum,) Hier-
XVI
<?
•'}
auf gublmerte POGGIO das Geschichtswerk ^)
des DiODORUS SICULUS in lateinischer Sprache,
das er dem Papste widmete, und darauf die
Kyropädie des XENOPHON, die er dem großen
ALPHONS VON ARAGON JEN dedizierte, welcher
ihm dafür später die enorme Summe von 500 Gold-
stücken gab. Es folgt das Jubeljah r 14S0 , und ein
tmgeheurer Strom von Pilgern ergießt sich nach
Rom^_wo sich infolge der gewaltigen Menschen-
ansaitnmlung ein Pestherd bildet. Der Papst ver- 1
läßt infolgedessen Rom, um die heißen Tage in
Fabriano zu verbringen, und PpGG/0 benutzt die
Gelegenheit, um Florenz und seinen Landsitz auf-
zusuchen. Hier'^^reitet er die Publikation des
Buches der Facezien vor, die im Laufe des
Jahres 1552 erfolgt sein muß, wie aus dem
Vergleicn 3er in Nr. 240 und 249 der Facezien
gegebenen Daten und LAURENT JUS V ALL AS
1452 publizierter Revancheschrift gegen POGGIO
hervorgeht, in der jener die Veröffentlichung
der Schwanke scharf kritisiert. Vorher — 145 1 —
veröffentlichte POGGIO noch seine Jlistona con- f )
vivalis, die er dem Kardinal PROS PER COLON NA
widmete. Nachdem die Signorie von Florenz
POGGIO schon 1435 dadurch geehrt hatte, daß
sie ihn und seine Kinder von allen Steuern
tmd anderen öffentlichen Taxen befreite, be-
rufen ihn im April 1453 die Florentin^ als
Kanzler ihrer Republik, und später wird er
/fi"^
xvn
Prior der Zünfte. Die Zeit, die ihm sein Amt
läBti widmet er in ungeschwächtem Eifer seinen
Studien und schriftstellerischen Arbeiten, Er
verfaSt den obenerwähnten Dialog über die
elende Beschaffenheit des menschlichen Lebens,
den er dem GISMONDO MALATESTA widmet,
veröffentlicht eine kritische Übersetzung des
U) \/ \ Esels des LUC I AN, den er als Prototyp des gol-
denen Esels des A PULE JUS erklärt, und widmet
^ sie dem COSIMO DE' MEDICIS und schreibt
' ' ) endlich seine Geschichte von Florenz, die 1476
von seinem Sohne JACOPO in italienischer
Übersetzung herausgegeben wird. Bevor er
jedoch die letzte Hand an dieses sein letztes
Werk legen konnte, starb er. Am 2. November
f(^5^
t V 1559, dem dritten Tage nach seinem Tode,
.i;\) wurde seine Leiche unter großem Gepränge in
^^' Sta* Croce beigesetzt. Seine Kinder erhielten
von den Signorie die Erlaubnis, sein von AN-
TONIO POLLAIUOLO gemaltes Bildnis in dem
// proconsolo genannten Gebäude (Bargello) an-
zubringen, und seine Mitbürger errichteten ihm
eine Statue an der Fassade des Doms. Als
später der Grofiherzog vonToscana einige Ände-
rungen am Portal der Kirche, das sie schmückte,
vornehmen lieS, transportierte man sie in
einen anderen Teil des Gebäudes, und sie geriet
in eine Gruppe der zwölf Apostel. Jene Statue
von DONATELLO im linken Seitenschiff des
XVIII
i
Doms, die als POGGIO BRACCIOLINI bezeich-
net wird, hat aber nichts mit ihm zu tun. Sie
ist schon 1412 entstanden imd stellt Josua dar«
Aufier den bereits genannten Werken hat
POGGIO auch eine Anzahl Invektiven geschrieben,
so gegen LAURENT/US VALLA, den Phüo-
logen und Mediceerfeind FRANCESCO FILELFO
und den Gegenpapst FELIX^ geistreiche Kampf«
Schriften von zum Teil unglaublicher Heftigkeit
und Schonungslosigkeit, denen die von der
Gegenseite lancierten nur in der Ingeniosität der
Beschimpfimgen etwas nachgaben. Was die
lateinische Sprache an Injuriengeschütz bietet,
wird aufgefahren und gegen den Gegner ge-
richtet, wobei es nicht zum wenigsten auf eine
geistreiche imd elegante Handhabung der Sprach-
waffe ankommt« Eine Reihe von Leichenreden
und Briefen schließen das schriftstellerische
Lebenswerk. POGGIOS Verdienste als Auffinder
alter Handschriften imd Herausgeber, sowie Über-
setzer antiker Autoren sind bereits angedeutet
worden. Ich lasse es dabei bewenden: die aus-
führliche Liste würde ebenso lang wie trocken
werden.
POGGIO war eine Kampfnatur, ein unabhän-
giger Charakter, der aussprach, was er dachte.
Ein gründlicher Gelehrter und geistreicher Schrift-
steller war er daneben ein glühender Verehrer
des Altertums imd wohl hauptsächlich dadurch
XIX
in puncto Christentum völlig indifferent. Die
Sittenlosigkeit eines Teiles seines Lebens und
die Unanständigkeiten einiger seiner Schriften
sind, wie SHEPHERD bemerkt, mehr auf Rech-
nung seiner Zeit als auf die eines moralischen
Defekts zu setzen« Ein Beweis dafür sind seine
Stellung bei acht Päpsten imd die Ehren, deren
ihn Florenz für würdig erachtete. Er war eben
ein Renaissancemensch vom reinsten Wasser.
DIE FACEZIEN.
Über die Entstehung der Facezien gibt POGGIO
selbst im Schlußwort dieser Sammlung von
Spaßen, Schwänzen, Witzen, Anekdoten imd
I Wunderberichten Aufschluß, und über ihre Publi-
kation ist oben schon das Nötige gesagt worden.
Die pikanten Geschichten nehmen bei weitem
den Hauptraum ein. Wenn man auch gestehen
muß, daß es manchmal eine recht starke Kost
ist, die einem da vorgesetzt wird, so ist an-
derseits hervorzuheben, daß nirgends darin ein
ungesundes Moment hervortritt, wie das bei
manchen Schriften derselben Epoche oder der
Folgezeit der Fall ist. Kindern oder unreifen
Menschen wird man sie nicht in die Hand
geben, für alle andern aber sind die Worte
MAC AU LA YS geschrieben: „Es fällt mir schwer,
zu glauben, daß in einer Welt, so voll von
Versuchungen, wie die unsere, ein Mensch, der
tugendhaft gewesen ist, solange er nicht ARISTO-
PHANES und JUVENAL gelesen, lasterhaft wer-
den sollte, weil er sie (gelesen. Einer, der allen
Strömungen eines Gesellschaftszustandes wie
der unsere ausgesetzt ist und Furcht hat, sich
den Einflüssen einiger griechischer oder latei-
nischer Verse auszusetzen, handelt meiner An-
sicht nach wie der Dieb, der von den Sheriffs
verlangte, sie sollten ihm vom Tor von New-
gate an bis zum Galgen einen Regenschirm
über den Kopf halten lassen, weil der Mor-
gen regnerisch war und er sich zu erkälten
fürchtete."
Zuerst auf dem Wege der handschriftlichen
Vervielfältigung in lateinischer Sprache publi-
ziert, erlebten die Facezien in den letzten dreißig
Jahren des 15. Jahrhunderts dank der Erfin-
dimg der Buchdruckerkunst ca. 15 mehr oder
minder vollständige gedruckte Ausgaben, deren
erste um 1469 zu Rom ediert wurde. Eine
noch größere Anzahl, allerdings meist ge-
kürzter Ausgaben, brachte die erste Hälfte des
16. Jahrhunderts, bis das Tridentiner Konzil
das Buch auf den Index setzte. Fast hundert
Jahre hatte es also gedauert, bis die gleichsam
unter den Augen des Papstes veröffentlichten
Facezien als gefährlich für das Ansehen der
Kirche erkannt worden waren. Und gefährlich
XXI
1
waren sie in der Tat; denn sie gehören, wie
ROSCOE sagt, „zu den Werken, die dadurch, daß
sie die Fundamente der Macht Roms erschüttern
und den Einfluß und die Autorität des heiligen
Stuhls beim Volke schwächen halfen, sehr zur
Befreiung der Geister beigetragen haben''; ver-
spottet doch ein großer Teil von ihnen die Kle-
riker, deren Sittenlosigkeit, Habgier und Un-
wissenheit die ganze Institution in den Augen
aller Besserdenkenden zu diskreditieren began-
nen. Wie groß allein die Summe der hand-
schriftlichen Exemplare gewesen sein muß, er-
hellt aus POGGIOS eigenen Worten in seiner
zweiten Invektive gegen LAURENT JUS VALLA^
wo er von den Facezien sagt: „Sie sind ausge-
gossen über ganz Italien und zu den Franzosen,
Spaniern, Deutschen, Engländern und den üb-
rigen Nationen, die lateinisch sprechen können,
gewandert/' Diese Sammlung, die die scharfe
Verurteilung vieler Rom nahestehender Schrift-
steller gefunden hat, von dem Eremiten GIA-
CO MO FI LI PRO DA BERGAMO aber, trotzdem
dieser dem geistlichen Stande angehörte, ein
„allerschönstes Buch" (pulcherrimus Über) genannt
wurde, scheint seit dem Konzilsbeschluß in
Italien außer in neuerer Zeit nicht mehr auf-
gelegt worden zu sein, während sie in Frank-
reich, Holland und England von Zeit zu Zeit
wieder gedruckt wurde. Eine ganze Reihe der
t
Facezien haben auch in andern Sammlungen,
wie bei GUICCI ARDINI, CELIO MALESPINI,
HENRICUS BEBE LI US, PAULI, GEILERVON a.
KEISERSB ERG, JAKOB FREY, im ^RÖLL- *
WAGEN BÜCHLEIN, den CENT NOUVELLES
NOUVELLES etc. Aufnahme gefunden und sind
von verschiedenen Schriftstellern, wie Fortini,
Ariost, Rabelais, La Forttaineu. a. verarbeitet worden.
Heutzutage sind sie jedoch, wenigstens in Deutsch-
land, so gut wie unbekannt. Sie unterscheiden sich
von allen deutschen Imitationen vorteilhaft durch
ihre Klarheit, Einfachheit und Knappheit, Eigen-
schaften, die einemöglichst wörtlicheübersetzimg
als die wünschenswerteste erscheinen ließen.
Eine deutsche Obersetzung war vor Fertigstellung
meines Manuskripts, d. h. vor ca. zwei Jahren, noch
nicht erschienen ; wie ich in elfter Stunde erfahre,
ist eine solche jedoch im vergangenen Jahre
von Semerau in der Sammlung „Romanische
Meistererzähler'' veröffentlicht worden. Wenn
ich infolgedessen auch den Anspruch aufgeben
muß, die erste deutsche Obersetzung der Fa-
cezien geliefert zu haben, so freut es mich doch,
zu sehen, daS ich nicht allein eine Verdeutschung
dieses kulturhistorisch interessanten Buches für
wünschenswert gehalten habe undhoffezugleich,
dem primären Obersetzer nicht allzusehr ins
Gehege gekommen zu sein.
HANNS FLOERKE.
xxin
i
FACEZIENVERZEICHNIS.
S«te
X. Von einem armen Schiffer aus GaSta 5
2. Von einem Arste, der Narren und Irrsinnige heilte 7
3. Von Bonaccio de' Guasci, der so spät aufstand . 9
4. Von einem Juden, der sich hatte überreden lassen,
zum Christentum überzutreten . ...... iz
5. Von einem Dummkopf, der glaubte, seine Frau
• habe zwei Scheiden 13
6. Von einer Witwe, die heftiges Verlangen nach
einem Bettelmönch hatte 14
7. Von einem Prälaten zu Pferd z6
8. Ein Wortspiel Zuccaros z6
9. Von einem Stadthauptmann 17
zo. Von einer Frau, die ihren Mann betrog .... 19
zz. Von einem Pfiurer, der nicht wufite, wann Palm-
sonntag war 30
Z3. Von bäuerlichen Abgesandten, die von einem
Bildschnitzer, bei dem sie einen Kruzifianis zu
kaufen gedachten, gefragt wurden, ob sie ihn
lebend oder tot woUten 22
Z3. Ausspruch eines Koches gegenüber dem hoch-
berühmten Herzog von Mailand 22
Z4. Äußerung desselben Koches zu dem gleichen be-
rühmten Fürsten . • 23
Z5J Derselbe Koch richtet eine Bitte an den gleichen
Fürsten 24
z6. Von Giannozzo Visconti 25
Z7. Ein Gegenstück von einem Schneider des Vis-
conti 26
ni XXV
S^te
z8. Es beklagt sich jemand bei Fadno Cane wegen
eines Diebstahls 28
19. Ermahnungen eines Kardinals an die päpstlichen
Soldaten 28
20. Der Patriarch bekommt eine gute Antwort . . 29
2Z. Von Papst Urban VI 30
22. Von einem Pfarrer, der dem Bischof anstatt des
Ornats Kapaunen bringt 31
23. Von einem meiner Freunde, der sich gekränkt
fühlte, weil viele ihm vorgetogen wurden, die
an Rechtschaffenheit und Wissen unter ihm
standen 32
24. Von einer geisteskranken Frau 33
25. Von einem Weibe, das am Ufer des Po stand . 34
26. Von dem Abte von Settimo 34
27. Von der schwangeren Schwester eines Bürgers
von Konstanz 35
28. Ein Wort Kaiser Sigismunds 36
29. Ausspruch des Lorenso, eines römischen Priesters 36
30. Scherzhafte Betrachtung des Niccold d'Anagni . 37
3z. Von einem Wunder 37
32. Ein anderes Wunder 38
33« Ein weiteres Wunder 39
34. Von einem andern Monstrum 39
35. Hübscher Witz eines Spafivogels über Pi^
Bonifaz 4z
36. Von einem Pfarrer, der einen kleinen Hund be-
erdigte 42
37. Von einem Fürsten, der einen reichen Idann un-
gerechterweise anklagte « 43
38. Von einem Klosterbruder, der eine ganz kurze
Predigt hielt 44
39. Sehr witziger Rat, den BSinaccio einem Bauer
gab 45
40. Antwort desselben Minaccio, der ein Spieler war 46
XXVI
4Z. Von einem armen Ein&ugigen, der Getreide kau-
fen wollte 47
42. Von einem AAanne, der seine kranke Frau um
Verzeihung l>at 47
43. Von einer jungen Frau, die ihren Mann beschul-
digte ungenügend versehen su sein .... 48
44. Von einem Prediger, der sich lieber mit zehn
Jungfrauen als mit einer Yerheirateten Frau
abgeben wollte 51
45. Von Paolo, der die Lüsternheit einiger Uner-
fahrenen erregte 51
46. Von einem Beichtvater 59
47. Witzige Antwort einer Frau 52
48. Von einem Bettelmdnche, der in Kriegszeiten zu
Bernardo vom Frieden ^rach 53
49. Etwas von Francesco FÜelfo 54
50. Der Kardinal von Bordeaux erzählt von einem
Gaukler 55
51. Eine Antwort, die Ridolfo dem Bemabd gab 57
53. Eine andere witzige Antwort des Ridolfo ... 58
53. Wie derselbe Ridolfo von den Florentinern als
Verräter konterfeit wurde 58
54. Von einem, der Ridolfo beim Bogenschießen
. verwundete 59
55. Eine Geschichte von Mancini 60
56. Von einem, der seinen Pflug auf der Schulter
trug 6z
57. Feine Antwort des Florentiner Dichters Dante . 6z
58. Scherzhafte Antwort desselben Dichters .... 62
59. Von einer Frau, die dabei blieb, ihren Mann
einen I^usekerl zu nennen 63
60. Vpn einem, der seine im Fluß ertrunkene Frau
suchte 64
6z. Von einem bäurischen Menschen, der geadelt zu
werden wünschte 65
III* XXVII
S^te
62. Von Gug^idmo, der einen ansehnlichen Penis hatte 65
63. Antwort einer Pisanerin 67
64. Ausspruch einer Biatrone, welche die Kleider
einer Dirne tot deren Fenstern sah .... 67
65. Ein Wink 67
66. Bemerkung eines Peruginers zu seiner Frau . . 68
67. Sehr witzige Bemerkung eines Jünglings ... 69
68. Von einem Dummkopfe, der einen, der seine
• Stimme nachmachte, für sich seihst hielt . . 70
69. Von einem Landmanne, der eine Gans zu ver-
kaufen hatte 71
70. Von einem Geizhalse, der Urin zu trinken hekam 72
7z. Von einem Hirten, der nur halb beichtete. . . 73
72. Von einem Spieler, der ins Gefängnis geworfen
. wurde 74
73. Von einem Vater, der seinen dem Trünke ergebe-
nen Sohn bessern wollte 75
74. Von einem Jüngling aus Perugia 76
75« Vom Herzog von Anjou, der Ridolfo einen kost-»
. baren Schatz zeigte 77
76. Noch etwas yon Ridolfo 78
77. Witzige Bemerkung eines Peruginers 78
78. Streit zweier Courtisanen um ein Stück Leinwand 79
79. Der Hahn und der Fuchs 80
80. Beifiende Bemerkung 82
8z. Disput zwischen einem Florentiner und einem
Venezianer 82
82. Ein Vergleich, den Antonio Lusco anstellte . . 83
83. Von einem Sänger, der ankündigte, er werde
den „Tod Hektors'* besingen 85
84. Von einer Frau, die sich vor ihrem Manne halb-
tot stellte 85
85. Witzige Bemerkung eines Florentiner Edelmannes 86
86« Von einem Florentiner Edelmann, der ein zän-
kisches Weib hatte 87
XXVIII
Seite
87. V<m einem Kurpfuscher,- der Esel wiederrer«
schaffte. 88
88. Bemerkung Pietros de Eghi . 89
89. Von einem Arzte 90
90. Von einem Venezianer, der sein Pferd nicht
wiedererlsannte 9z
9z. 9ine Entgegnung Carlos (Razellos) da Bologna 92
92. Von einem alten Wucherer, der sein Gewerbe
aufgab, aus Furcht das Gewonnene zu verlieren 93
93. Von einer bettelnden alten Dirne 93
94. Von einem Doktor und einem Ignoranten . . 94
95. Der Bischof von Aleth erzählt von einer guten
Bemerkung 95
96. Geistreiche Bemerkung eines Abtes ..... 95
97. Scharfe Bemerkung 96
98. Wunderbare. Dinge, erzählt von einem Kopisten 96
99. Wunderbare Bestrafung für Nichtachtung der .
Heiligen 98
100. ^l)r hqb^l^e Geschichte von einem Greise, der
seinen Esel auf den Schultern trug 99
zox. Pef Gipfel der Unwissenheit zoz
Z02. Eine andere Probe von Unwissenheit .... loa
Z03. Von einem langbärtigen Greise Z03
Z04. Qeschichte von einem Notar, erzählt von Carlo
da Bologna .< Z04
Z05. Von ein^n Doktor aus Florenz, der zu einer
Königin gesandt wurde und sie beschlafen
.wollte Z05
Z06. Von einem Manne, der den ihm in Weibsgestalt
erscheinenden Teufel beschlief Z07
Z07. Andere . Geschichte, erzflhlt von Angelotto . . zo8
Z08. Von einem Advokaten, der von seinem Klienten
.Feigen und Pfirsiche erhalten hatte . • . . .Z09
Z09. Von der Pfiffigkeit eines Arztes beim Besuche
von Kranken zzo
Seite
zo. Von swei Leuten, die in Gddsachen tot Gericht
erschienen zz2
iz. Von einem unwissenden Arste, der nach Prü-
fung des Urins feststellte, dafi eine Frau des
Beischlafs bedürfe 114
12. Von einem Manne, der seine kranke Frau be-
schlief, die darauf gesundete • 115
13. Von einem in den Wissenschaften nicht bewan-
derten Manne, der beim Erabischof von Mai-
land um die Würde eines Enpriesters nach-
suchte . . '. 116
14. Von einer Courtisane, die ob eines Unrechts
klagte, das ihr ein Barbier zugefügt hatte • zz8
15. Von einem Mdnche, dem eine Witwe beichtete tig
z6. Von einem Manne, der sich vor seiner Frau
tot stellte • ZZ9
Z7. Von einem einfältigen jungen Weibe aus Bologna Z2Z
z8. Ein Beichtvater antwortet dem Fürsten Bemabd
in bezug auf ein Weib zaa
Z9. Von einem ▼ergefilichen Diener, der eine groBe
Last schleppen muBte Z23
ao. Von einem Manne, der tausend Gulden bezah-
len wollte, um bekannt zu werden, und die
Antwort, die er bekam • . • • • Z24
2t. Bin Sdierz des hochberühmten Dante . . . . Z25
22. Jemand, der eine Matrone fragt, ob seine Frau
zwölf Monate lang schwanger gehen könne,
erhalt von dieser eine scherzhafte Anttrort . Z25
23. Verfäng^che Frage eines Priesters Z26
24. Witzige Bemerkung in bezug auf einen Ge-
sandten von Perugia Z27
25. Von den Gesandten ron Perugia bei Papst Urban 128
26. Einfalt Florentiner Gesandter Z29
27. Witzige Bemerkung eines gewissen Gian Pietro
aus Siena Z30
S^te
Z28. Von etnem Manne^ der attner Fimu ein teures
Kleid hatte machen lassen 131
129. Hübsches Erlebnis eines Arstes 133
Z30. Von einem Bflanne, der im Schlafe Gold fand . 133
Z3Z. Von einem Sekretär Kaiser Friedrichs II. . . 134
132. Von einem Florentiner, der, ohne es zu wissen,
▼on einem toten Juden a0 135
Z33. Vision des Francesco Filelfo Z36
Z34. Von einem Trinker 137
Z35. Witz Eyerardos, eines apostolischen Sekretürs,
der einem Kardinal ins Gesicht furzte • . . Z38
Z36. Sehr lustiger Witz gleicher Art eines Kardinals Z39
Z37. Von einem Weibe, das den Hintern entUöOte,
indem es den Kopf bedecken wollte • . . • Z39
Z38. Sehr scherzhafte Geschichte von jemand, der
Briefe an seine Frau und an einen Kaufmann
sandte . • Z40
Z39. Geschichte Ton Dante, der öfter seine Frau schalt 143
Z40. Testament eines Greises, seine Frau betreffend Z43
Z4Z. Erzählung Zuccaros von einer Frau, die einen
Priester um ein Heilmittel fragte Z44
Z42. Von einem Eremiten, der sich Tider Frauen v/
bedient hatte Z45
Z43. Von duiem jungen Florentiner, der seine Stief-
mutter beschlief Z47
Z44. Meinungsverschiedenheiten zwischen Minoriten-
brüdem über die Anfertigung eines Bildes des
heiligen Franz . ; Z48
Z45. Von einem Florentiner Priester, der nach Un-
garn ging Z49
Z46. Antwort, die ein Bauer seinem Grundherrn gab Z50
Z47. Rede eines Narren 150
Z48. Wie ein BAann, der ein Schwein schlachten
wollte, zum besten gehalten wurde .... zsz
149. Ausspruch des Fadno Cane Z53
XXZI
Seite
150. Von einem jungen Manne, der aus Unerfahren-
heit seine Gattin in der Brautnacht nicht beschlief z 53
15z. Von der Frau eines Hirten, die von einem Prie-
ster ein Kind hatte Z54
Z53. Von einem Bauer, der mit Korn beladene Esel
hersutrieb Z55
Z53. Ein armer Mann gibt einem Reichen, der friert,
eine scherzhafte Antwort Z56
Z54. Von einem Bergbewohner, der ein junges Mäd-
chen heiraten wollte Z56
Z55. Von einem Priester, der von einer jungen Frau
den Zehnten forderte Z57
Z56. Von einem Arzte, der die kranke Frau eines
Schneiders vergewaltigte Z58
Z57. Von einem Florentiner, der mit der Tochter
einer Witwe verlobt war Z59
Z58. Von einem Wucherer aus Vicenza z6z
Z59. Der Koch Giannino erzählt eine sehr witzige
Geschichte z6a
z6o. Von einem dummen Venezianer, der beim Rei-
ten die Sporen in der Tasche trug Z63
z6z. Von einem dummen Venezianer, der von einem
Quacksalber angeführt wurde Z63
z6a. Von einem Venezianer, der auf dem Ritt nach
Treviso von seinem Diener einen Steinwurf
in den Hintern bekam Z64
Z63. Von dem Fuchs, der auf der Flucht vor den
Hunden war und von einem Bauern unterm
Stroh versteckt wurde 16$
Z64. Von einem Florentiner, der ein Pferd kaufte . z66
Z65. Sehr guter Witz des Gauklers Gonnella . . . Z67
z66. Andere scherzhafte Geschichte von einem, der
Wahrsager werden wollte 168
Z67. Von Wundem, die dem Papste Eugen gemeldet
wurden z68
XXXII
Seite
z68. Ein anderes Wunder 170
Z69. yon einem betrügerischen Florentiner Notar . 17z
170. yo|i einem Mönche, der sein Glied durch das
Loch eines Brettchens einführte 173
171. $cl^eckliche Geschichte von einem Knaben, der
kleine Kinder fraß 175
173. yon einem Florentiner Edelmann^ der tat, als
ob er ausgehe, sich aber ohne Wissen setner
Frau im Schlafzimmer y ersteckte 176
173. Von einem, der für keusch gelten wollte imd
beim Ehebruch erwischt wturde 177
174. Eine ähnliche Geschichte 178
175. Von einem armen Manne, der seinen Lebens-
* unterhalt mit eiiier Barke verdiente .... 178
176. Von einend Dummkopfe aus Mailand, der seinem
Beichtvater das geschriebene Verzeichnis seiner
* Sünden l>riachte z8o
Z77. Von jemand, der während eines Besuches bei
den Verwandten seiner Frau von seinem
Freunde gelobt werden wollte x8x
178. Von Pasquino da Siena, der zu einem Mitgliede des
Staatskörpers sagte, dieser möge ihn ausfurzen 183
179. Von einem dummen Doktor, der beim Vogel-
fang Lateinisch sprach 184
z8o. Von einer Frau, die sich gelobt glaubte, als
man ihr sagte, sie habe eine sehr w^te Öffnung Z85
z8z. Komische Bemerkung einer jungen Frau, die
in den Wehen lag Z85
Z82. Von jemand, der einen römischen Jüngling aufs
höchste lobte z86
Z83. Von mehreren Personen, die verschiedene Wün-
sche hatten z86
Z84. Von einem Kaufmann, der unter den lobens-
werten Eigenschaften seiner Frau anführte,
daß sie niemals einen streichen ließ . . • • Z87
XXXIII
i85* Ein Verleumder erhält eine lehr weiie Antwort 189
s86. Wifadge Antwort» die auf Tiele Bischöfe paftt • 190
187. Witsige Bemerkung über Francesco Fildfo • . S90
S88. Witsige Anspielung auf denselben • 191
189. Von einem Notar, der Hurenwirt wurde • • • 19a
190. Lustige Geschichte yon einem gewissen PetrÜlo,
der ein Spital von den Bresthaften befreite • 192
191. Lustige Geschichte von einem jungen Manne^
der sich einer gansen Familie bediente • • . 193
19a. Vom Klange 194
X93. Von dem Sohne eines Fürsten, der auf Befehl
seines Vaters wegen seiner Lästenunge den
Stummen spielen mufite • 195
194. Geschichte von einem Vormunde 196
X95. Von einem M dnche, der ein Weib mit Hilfe einer
hübschen List bcÄchlief 197
196. Witseige Bemerkung Angelottos über einen bär-
tigen griechischen Kardinal 198
Z97. Von einem beleibten Reiter 199
Z98. .Unfreiwillig witzige Bemerkung eines Richters
zu einem Advokaten, der die „Clinuntina**
und die „Novella** zitierte 199
Z99. Mittel, die Kälte zu vermeiden 200
200. Von einem Prediger • 20z
aoz. Von einer jungen Frau, die von ihrem Gatten
getrennt worden war zoz
aoz. Von zweien, die sich w^^ des gleichen Wap-
pens streiten 20a
203. Merkwürdige Redensart eines Arztes, der seine
Heilmittel verabreichte, wie es der Zufall fügte 203
204. Ein Mann, der ob seiner Schulden traurig ist^
erhält einen Rat 204
205. Von der Strafe, die griechischen und genuesi-
schen Mördern auferl^ wurde 204
xxnv
Seit»
306. WitBige Bemerkung über die Rdtner, die „virtü"
essen ao6
ao7. Von einem, der der Jungfrau Maria eine Kerse
gelobte ao6
208. Ähnliche Geschichte Ton jemand, der dem
heiligen Kyriakus etwas g^oUe 30^
209. Von einer Witwe, die einen Mann ▼orgerüdc-^
ten Alters haben wollte 308
210. Von einem Mönche, der eine Äbtissin schwängerte 209
2x1. Erstaunliche Antwort, die ein Knabe dem Kar-
dinal Angelotto gab 210
2x2. Von einem Sohusterlehrling, der bei der Frau
seines Meisters lag 2xx
2x3. Hübsche Geschichte von einer jungen Frsu, die
Winde streichen lieB 2x2
2x4. Was hat Gott lieber: Worte oder Werke? . . 2x3
2x5. Von einem Ägypter, der aufge f order t wurde, sich
SU bekehren . 2x3
2x6. Von einem spanischen Bischof, der Rebhühner
' für Fische aß 2x4
2x7. Von einem Narren, der mit dem Ersbischof von
KAln ausammenschiief und sagte, dieser sei
ein Vierfültter 2x5
2x8. Ausflucht Fi^Mt Martins einem lästigen Gesand-
ten gegenüber 216
2x9. Von einem, der das Leben des Kardinals An-
gdotto Terurteilte 2x6
220. Von einem Narren, der einen Florentiner Edel-
mann verspottete 2x7
22X. Wie eine Tochter dem Vater gegenüber ihre
Unfruchtbarkeit entschuldigt 2x8
222. Giovanni Andrea wird beim Ehebruch ertappt 2x9
223. Von einem Minoritenmönche, durch dessen Hitf e
ein Kind su seiner Nase kam 220
224. Von einem sehr verlogenen Florentiner . . . 22X
m
Seite
225. Von einem Eifersüchtigen, der sich kastrierte,
um zu erkennen, ob seine Frau ihm treu sei 222
226. Antwort, die ein Priester auf die Worte erhielt,
die er zu den Opfernden sprach 222
227. Von einem Priester, der sich bei der Predigt
irrte, indem er statt tausend hundert sagte . 223
228. Der Kardinal Ton Avignon gibt dem Könige von
Frankreich eine treffende Antwort 224
229. Schreckliches Ereignis in der lateranensischen
Kirche • 224
230. Wie ein Prediger, der laut zu schreien. pflegte,
in Verlegenheit gesetzt wurde 226
23 z. Von einei: jungen Frau, die von ihrem alten
Gatten verspottet wurde 227
232. Von den Hosen eines Minoritenmönchs, die zu
Reliquien wurden 228
233. Von einem um den Hals zu tragenden Breve
gegen die Pest 23z
234. Von dem Munde des Kardinals Angelotto, den
man öffnete, statt ihn lieber zu schließen • 232
235. Wie Ridolfo einem, der ein Pferd ohne Tadel
von ihm erbat, ein solches gab 233
236. In einem Streite zwischoi Weibern kommt es
zu einem höchst spaßhaften Ausspruch • . • 234
237. Von einem Pfaffen und einem Laien, der ihn
überrasdien wollte 234
238. Einem englischen Walker passiert eine merk-
würdige Sache mit seiner Frau ...... 235
239. Toskanische und nachher ojSene Beichte . . . 237
240. Von einer Schlacht zwischen Elstern und Dohlen 239
24z. Witzige Bemerkung Francescos über die Söhne
der Genueser 239
242. Von der zweckentsprechenden aber brutalen
Handlungsweise eines Florentiners 240
243. Berechtigte Bitte eines impotenten Greises . • 24z
s.
244* Euie Courtisane verspottet die Venesianer . . 342
245. Scherz eines Ungelehrten , der die Gelehrteren
in Verlegenheit setzte • 243
246. Ein Kaufmann, der andere beschuldigt, erhält
eine Abfuhr 244
247. Eine Frau gibt einem verliebten Jünglinge eine
hübsche Antwort 245
248. Von einem Edelmann zu Kaiser Friedrichs Zei-
ten, der sich als tapferer Kämpfer aufspielte,
abe^ nicht kämpfte 246
249. Von einem Manne, der zwei Jahre lang weder
Speise noch Trank zu sich nahm 247
250. Witzige Bemerkung eines Mannes, der ver-
sprochen hatte einen Esel zu unterrichten . 250
25z. Von einem Priester, der nicht wußte, ob Epi-
• phania ein Mann sei oder ein Weib .... 250
252. Von einem Wucherer, der Reue heuchelte und
es schlimmer machte als zuvor 25z
253. Fabel von den Vögeln, die sich täuschten . . 252
254. Einer, der sich verschiedene- Ketten um den
Hals schlingt, wird als dümmer als andere
gekennzeichnet 253
255. Ridolfo, Herr von Camerino, führt einen Ge-
sandten ab, der gegen die Fürsten loszog . . 253
256. Von einem Richter, in dessen Hause ein Schwein
ein Gefäß mit Ol umstieß 254
257. Ein Kahlkopf gibt zwei Mädchen eine witzige
Antwort 255
258. Von „Messer perde il piato** 256
259. Von einem Liede, das die Wirte gern haben . 256
260. Hübscher Scherz in bezug auf einen Mageren 258
26z. Witzige Antwort einer Frau, die das Tintenfaß
leer hatte 258
262. Hübsche Bemerkung über die geringe Anzahl
der Freunde Gottes 2^9
xaocvii
26$, Von etnem Antonitennftncfa, einem Laien und
einem Wolf 359
364. Wunderbare Kompensierung zwischen einem
Beichtvater und einem Beichtenden . . . • 260
865. Zwei Florentiner Knaben beschimpfen sich . . 261
266. Verlegenheit eines jungen Mannrs, der bei einem
Gastmahle auf die Tafel pinkelte 263
267. Eine Florentinerin, die auf der Tat ertappt wird,
findet eine listige Auskunft 263
268. Von einem Toten, der lebendig war und auf
dem Wege sum Grabe sprach und lachen
machte 265
269. Von einer schwer 2u entscheidenden Frage • . 267
270. Von einem Müller, der von seiner Frau ange-
führt wurde und von ihr fünf Eier 2U trinken
bekam • • • 268
27 z. Eine Anerkennung wird auf hübsche Art zurück-
genommen 270
272. Witzige, aber wenig cmständige Antwort einer
Frau 270
273. Obszöner Vergleich mit Zähnen, die auszufallen
drohen 27z
Schlufiwort 27z
XXXVIII
DIE FACEZIEN
DES
POGGIO FIORENTINO
VORREDE
DES
HOCHBERÜHMTEN REDNERS UND
APOSTOLISCHEN SEKRETÄRS
POGGIO AUS FLORENZ
ZUM BUCHE DER FACEZIEN.
Mögen meine Neider die Sammlung der Face-
zien nicht wegen der Dürftigkeit des Stils ver-
urteilen!
Ich glaube, daB es viele geben wird, welche
die vorliegenden Plaudereien teils als leicht-
fertiges und eines ernsten Mannes unwürdiges
Zeug verdammen, teils an ihnen die Feinheit
der Ausdrucksweise und die Schönheit des
Stils vermissen werden. Aber wenn ich ihnen
antworte; daß ich gelesen habe, unsere Vor-
fahren, sehr, kluge und sehr gelehrte Männer,
die an witzigen Anekdoten, scherzhaften Ein-
fällen und Fabeln Vergnügen fanden, hätten
dafür keinen Tadel, sondern Lob verdient,
glaube ich genug getan zu haben, um mir ihre
Anerkennung zu sichern. Denn wer könnte
es mir zur Schande anrechnen, daß ich mich
hierin — da ich es ja in anderer Hinsicht
nicht kann — nach unseren Vätern richte und
dieselbe Zeit, welche sich die anderen mit Unter-
haltung in ihren Zirkeln und Gesellschaften
vertreiben, mit Schreiben hinbringe, zumal
meine Arbeit nicht wertlos ist und den Lesern
einiges Vergnügen zu bereiten vermag. Ist es
doch etwas Gutes, fast möchte ich sagen Not-
wendiges — es entspricht ja auch den Anschau-
ungen der Philosophen — , unserem von verschie-
densten Gedanken und beständigen Sorgen be-
drückten Geiste von 2^it zu 2^it Erholung zu
gönnen und ihn durch allerlei Scherzhaftes
heiter zu stimmen und zu zerstreuen. Hohen
Stil in Kleinigkeiten suchen zu wollen, bei
denen es sich um witzige Wortspiele handelt,
oder darum, Äußerungen anderer wortgetreu
wiederzugeben, hieße allzu viel Wert darauf
legen. Es finden sich darunter Sachen, die es
nicht vertragen, stilistisch ausgeschmückt zu
werden, da man sie wiedergeben muB, wie sie
jene zum besten gaben, die darin als Erzäh-
lende angeführt sind*
Manche werden vielleicht glauben, es sei Mangel
an Geist, der mich veranlaßt, mich auf diese
Weise zu entschuldigen — ich stimme ihnen
sogar bei : nur fordere ich sie auf, dieselben Ge-
schichten selber vorzunehmen und sie auszu-
schmücken und zu verfeinern, sie werden da-
durch die lateinische Sprache unseres Zeitalters
auch in leichter geschürzten Sachen bereichem.
Denn die Übung, in dieser Art zu schreiben,
wird zur Erlernung eines beredten Stils von
Nutzen sein. Was mich betrifft, so habe ich
den Versuch machen wollen, ob man vieles, was
lateinisch auszudrücken für schwierig gilt,
wiedergeben kann, ohne absurd zu werden. Da
es nicht möglich ist, hierbei eine glänzende Fülle
der Worte spielen zu lassen, werde ich zu-
frieden sein, wenn man den Eindruck gewinnt,
daB ich nicht ganz ungeschickt zu Werke ge-
gangen bin.
Im übrigen mögen sich die allzu strengen Zen-
soren und scharfen Kritiker der Lektüre dieser
Plaudereien (denn so möchte ich sie nennen)
enthalten. Mein Wunsch ist, von geistreichen
und gemütvollen Menschen gelesen zu werden
(wie einst LUCILIUS von den Cosentinern und
Tarentinern). Wenn meine Leser zu ungebildet
sind, um an dem Folgenden Geschmack zu
finden, habe ich nichts dagegen, daß sie dar-
über denken, was sie wollen, nur mögen sie
den Herausgeber nicht verdammen, der es zu
seinem Vergnügen und zur Übung für den Geist
geschrieben hat.
I.
ERSTE GESCHICHTE.
VON EINEM ARMEN SCHIFFER AUS GAETA.
In Ga€ta suchen die Leute aus dem Volke ihren
Lebensunterhalt zumeist auf dem Meere. Einer
davon, ein sehr armer Schiffer, kehrte, nach-
dem er, um etwas zu verdienen. Fahrten nach
den verschiedensten Plätzen gemacht hatte und
fast fünf Jahre fortgeblieben war, in seine
Heimat zurück, wo er ein junges Weib und
einen ärmlichen Hausrat zurückgelassen hatte.
Kaum hatte er den FuB an Land gesetzt, als
er nach Hause zu. seiner Frau eilte (die unter-
dessen, an der Rückkehr ihres Gatten ver-
zweifelnd, mit einem andern Manne gelebt
hatte). Gleich beim Betreten des Hauses sah
er, daß es fast vollständig erneuert und
besser ausgestattet war, und fragte seine
Frau, wie es denn möglich gewesen sei, daB
jenes vorher so häßliche Häuschen sich so
habe verschönern können. Ohne sich zu be-
sinnen, antwortet sie, daß ihr Gottes Gnade,
der allen Hilfe bringt, zur Seite gestanden
sei. „Gelobt sei der Herr, der uns so große
Wohltat erwiesen hat'', rief da der Schiffer.
Als er ferner die Schlafkammer sah mit einem
schöneren Bett und auch sonst hübscheren
Möbeln, als es die Vermögenslage seiner Frau
erlaubte y und fragte, woher all das denn ge-
kommen sei, antwortete sie ihm, auch dies
habe ihr Gottes Barmherzigkeit verschafft; und
von neuem dankte er dem Herrn, daß er sich
so groBiiiütig ihm gegenüber gezeigt. Ebenso
machte er es, als er im Hause all die andern
neuen und unbekannten Dinge sah, die nach
Aussage seiner Frau von der Freigebigkeit Gottes
herrührten. Und als er staunend über eine
solche Fülle von Gnade dastand, kam ein hüb-
scher Knabe von über drei Jahren auf die
Mutter zugelaufen und liebkoste sie (wie es
Kinder tun). Betroffen fragte der Schiffer,
woher der Knabe gekommen sei, da er doch
so lange abwesend gewesen, und seine Frau
antwortete, daß sie auch ihn der Gnade Gottes
verdanke. Da rief er unwillig über diesen
ÜberfluB himmlischer Gnade, die so weit ging,
daB sie ihn ohne sein Zutun mit Kindern be-
schenkte: „Ja, ich muB Gott in der Tat dank-
bar sein, daB er sich soviel Mühe in meinem
Interesse gegeben hati'' Der arme Mann fand,
Gott habe sich etwas zu besorgt tun ihn ge-
zeigt, indem er in seiner Abwesenheit sich so-
gar mit Kinderzeugen beschäftigte.
2.
VON EINEM ARZT, DER NARREN UND
IRRSINNIGE HEILTE.
Mehrere von uns unterhielten sich einmal über
die überflüssige Sorge, um nicht zu sagen Ver-
rücktheit, mancher Leute, die sich Hunde und
Falken für die Vogeljagd halten, als Paolo aus
Florenz sagte: „Da spottete jener Narr aus
Mailand eigentlich mit Recht über sie/' Wir
baten ihn, uns die Geschichte zu erzählen, und
er begann: „Es gab einmal in Mailand einen
Arzt der Irren und Blödsinnigen, der es über-
nahm, die ihm anvertrauten Kranken iimer-
halb einer bestimmen Frist zu heilen. Sein Ver-
fahren aber war folgendes: Er hatte in seinem
Hause einen Hof und darin einen Tümpel voll
stinkenden und schmutzigen Wassers, in welchem
Pfähle standen, an die er die ihm zugeführten
Geisteskranken band; einige kamen bis an die
Knie hinein, andere bis zu den Hüften, ein-
zelne noch tiefer, je nach der Schwere des
Übels, und er weichte sie dort so lange durch
Wasser und Hunger ein, bis sie ihm wieder
gesund zu sein schienen. Unter anderen wurde
ihm einmal einer gebracht, den er bis zu den
Oberschenkeln ins Wasser tauchte, und der
nach vierzehn Tagen wieder zu Verstand zu
kommen begaim und den Arzt bat, ihn aus
dem Pfuhl herauszulassen. Dieser befreite ihn
von der Marter, doch unter der Bedingung,
daB er den Hof nicht verlasse. Und als er
einige Tage lang gehorcht hatte, erhielt er die Er-
laubnis, im ganzen Hause frei umherzugehen,
durfte jedoch nicht aus der Haustür heraus«
treten. Seine Leidensgenossen, und es war eine
größere Anzahl da, muBten im Wasser bleiben.
Er selbst aber beobachtete sorgfältig die Be-
fehle des Arztes.
Als er eines schönen Tages in der Häustür
stand und aus Furcht vor dem Wasserloch
nicht auf die StraBe hinauszutreten wagte, sah
er einen jungen Reiter mit einem Falken auf
der Faust und von zwei Spürhunden gefolgt
nahen und rief ihn, erstaunt über das Neu-
artige des Anblicks — denn er erinnerte sich
nicht mehr der Dinge, die er vorher, als er
noch geisteskrank war, gesehen hatte — heran.
„He dul'' rief er dem Reiter zu, als dieser sich
näherte, „hör, bitte, einen Augenblick und ant-
worte mir, wenn's dir gefällig ist: was ist
das für ein Ding, auf dem du sitzt, und zu
welchem Zweck hältst du dir's?'< „Das ist
ein Pferd," antwortete der Reiter, „und ich
brauche es zur Vogel jagd." „Und wie nennt
man das, was du auf der Hand trägst, und wo-
zu ist es gut?" fragte der Narr weiter. „Das
ist ein Falke, abgerichtet zur Jagd auf Wild-
8
enten und Rebhühner/' „Und deine Begleiter,
was ist mit denen, sag, und wozu dienen sie
dir?'' „Das sind Jagdhunde, und man stöbert
mit ihnen die Vögel auf." „Ja, und wieviel
sind diese Vögel, zu deren Jagd du soviel Dinge
bereit hältst, wert, wenn du die Beute eines
ganzen Jahres zusammenrechnest?" „Das kann
ich nicht recht sagen, aber ich glaube kaum
mehr als sechs Dukaten." „Und wieviel gibst
du für das Pferd, die Hunde und den Falken
aus?" „Fünfzig Dukaten." Da rief er er-
staunt über die Narrheit des 'jungen Reiters:
„Hol hol Mach, daB du schnell von hier weg-
kommst, bevor der Arzt nach Hause zurück-
kehrt; denn wenn er dich hier findet, wird er
dich als den närrischsten aller Menschen zu
den übrigen Verrückten in den Tümpel tun,
um dich zu heilen, aber noch tiefer als alle
anderen: bis ans Kinn ins Wasser stecken."
Er zeigte damit, daß die Jagdleidenschaft eine
große Narrheit ist, außer hie und da für die
Reichen, und wenn man ihrer zur Übung des
Körpers frönt."
3.
VON BONACCIO DE' GUASCI, DER SO
SPAT AUFSTAND.
Bonaccio, ein witziger junger Mann aus der
Familie der Guasci, erhob sich, während wir
in Konstanz waren, immer sehr spät von sei-
nem Lager. Und als seine Freunde ihm ein-
mal wegen dieser Faulheit Vorwürfe machten
und ihn fragten, was in aller Welt er denn so
lange im Bette mache, antwortete er lächelnd:
„Ich höre den Wortwechsel zweier Streitenden
an. Morgens gleich, weim ich aufwache, sehe
ich zwei Frauengestalten vor mir, nämlich die
Rührigkeit und die Faulheit; jene ermahnt
mich aufzustehen, mich zu timuneln und nicht
den ganzen Tag im Bett zu verbringen, diese
schilt auf sie 'und rät mir, ruhig liegen zu
bleiben, da es draußen kalt sei; die Wärme
des Bettes sei besser und man müsse dem Kör-
per Ruhe gönnen, man köime nicht immer
arbeiten. Die erste tritt darauf wieder für ihre
Gründe ein. Und während sie so längere Zeit
disputieren und sich hin und her zanken, neige
ich mich als gerechter Richter keiner der beiden
Parteien zu, sondern höre die Streitenden an,
in der Erwartung, daß sie zu einer Einigung
gelangen. Und so kommt es, daß ich so spät
aufstehe, ich warte eben, bis der Streit zu
Ende isf
10
4-
VON EINEM JUDEN, DER SICH HATTE
OBERREDEN LASSEN ZUM CHRISTEN-
TUM ÜBERZUTRETEN
Ein Jude wurde von vielen Leuten ermahnt,
sich taufen zu lassen, konnte sich aber nur
schwer von seinen Gütern trennen. Man ver-
sicherte ihn, er würde, wenn er sie den Armen
gäbe, laut dem zweifellos wahren Ausspruch des
Evangeliums das Hundertfache dafür wieder-
erhalten. Endlich überzeugt, bekehrte er sich
und verteilte seine Habe unter die Armen, Be-
dürftigen und Bettler. Darauf wurde er ungefähr
einen Monat lang mit vielen Ehren von verschie-
denen Christen aufgenommen und bewirtet,
und alle schmeichelten ihm und zollten ihm
Beifall für seine Tat. Während er so ab-
hängig von der Güte anderer lebte, erwartete
er jeden Tag das Hundertfache, das man
ihm verheißen hatte; und da viele es schon
müde wurden, ihm zu essen zu geben und er
nunmehr selten zu Gast geladen wurde, ver-
fiel er in eine solche Dürftigkeit, daß er sich
gezwungen sah, ein Hospital aufzusuchen.
Dort wurde er von der Blutruhr ergriffen und
kam an den Rand des Grabes. Schon verzwei-
felte er an seinem Leben und noch mehr an
dem versprochenen Hundertfachen, als er eines
II
Tages, von einem angstvollen Drang nach
frischer Luft getrieben, sein Bett verlieB und
um sich den Leib zu entleeren, auf eine be-
nachbarte Wiese ging. Und nachdem er dort
fertig war und nach Blättern suchte, um sich
abzuwischen, fand er ein Leinenbündel voll
von Edelsteinen. So wurde er reicher, als er
je gewesen war, zog Arzte zu Rate und ge-
sundete. Dann kaufte er ein Haus und Grund-
stücke und lebte fortan in größtem Überfluß.
Und als alle zu ihm sagten: „Siehst du nun,
daß wir die Wahrheit vorausgesagt haben, siehst
du, daß Gott dir das Hundertfache deiner Habe
gegeben hat! meinte er: „Allerdings hat er es
mir gegeben, aber er wollte, daß ich zuerst
bis nahe ans Sterben Blut scheißen sollte.''
Dies Wort geht auf jene, die sich spät ent-
schließen, eine Wohltat zu gewähren oder
zu erwidern.
5-
VON EINEM DUMMKOPF, DER GLAUBTE,
SEINE FRAU HABE ZWEI SCHEIDEN.
Ein Bauer aus unserer Gegend, ein dummer
Teufel, der namentlich in Sachen des Beischlafs
unerfahren war, verheiratete sich. Da geschah
es eines Nachts, daß seine Frau ihm im Bett
12
den Rücken zuwandte, so daß ihr Hinterer in
seinem SchoB zu ruhen kam. Er hatte seine
Waffe bereit, ging zum Angriff über und traf
zufällig ins Ziel. Verwundert über diesen Er-
folg fragte er seine Gattin, ob sie denn zwei
Scheiden hätte. Und als sie bejahte, rief er:
„Hohol Ich bin mit einer zufrieden, die an-
dere ist ganz überflüssig.'' Darauf meinte die
geriebene Frau, die es mit dem Pfarrer hatte:
„Dann können wir die zweite ja als Almosen
hergeben; schenken wir sie doch der Kirche
und unserm Pfarrer. Er wird sich sehr da-
rüber freuen und dir wird's nichts ausmachen,
da du ja an einer genug hast.'' Der Mann war
damit einverstanden, teils dem Pfarrer zuliebe,
teils um sich die unnötige Last vom Halse zu
schaffen. Man lud also den Seelsorger zur
Abendmahlzeit ein, setzte ihm die Sache aus*
einander, aß sich satt, und dann ging's zu dritt
ins Bett, und zwar so, daß die Frau in die
Mitte zu liegen kam, und der Mann sich vorn,
der Priester aber hinten seines Anteils erfreuen
konnte. Der Priester, ausgehungert und gierig
auf den ersehnten Leckerbissen, wie er war,
ging auf seiner Seite zuerst zum Angriff über,
den die Frau mit leisem Geflüster und einem
gewissen Geräusch beantwortete. „Hei alter
Freund!" rief da der Mann, besorgt, der
Pfarrer möchte ihm ins Gehege kommen.
13
„paB auf die Verträge! halt dich an deinen
Anteil und laß den meinen ungeschoren!" ^^Da
sei Gott vorl" antwortete der Priester, ,,ich
mache mir gar nichts aus deinem Besitz, stehen
mir doch die Güter der Kirche zur Ver-
fügung.'' *Durch diese Worte lieB sich der
dunune Bauer beruhigen und forderte den
Pfarrer auf, sich nach Gutdünken des Anteils
der Kirche zu bedienen.
6.
VON EINER WITWE, DIE HEFTIGES VER-
LANGEN NACH EINEM BETTELMÖNCH
HATTE.
Die Heuchler sind die schlimmste Sorte Men-
schen auf der Welt. Eines Tages kam in
meiner Gegenwart in einer Gesellschaft die
Rede auf dieses Gezücht, und es wurde ge-
sagt: ihnen fließe alles in reichem Maße zu;
denn wenn sie auch noch so sehr auf Würden
und Reichtum ausseien, suchten sie doch den
Anschein zu erwecken, als ob sie nur mit
Widerwillen und allein aus Gehorsam gegen
ihre Oberen Auszeichnungen annähmen. Da
bemerkte einer der Anwesenden: „Sie gleichen
einem heiligen Mann, namens Paolo, der zu
Pisa wohnte, einem von jenen, die man Apostel
nennt, und die vor den Haustüren zu hocken
14
pflegen» ohne um etwas zu bitten/' Und als
wir ihn aufforderten, uns zu erklären, was es
mit diesem Paolo für eine Bewandtnis habe, er-
zählte er: ,, Paolo, der wegen der Heiligkeit
seines Lebenswandels // Beato genannt wurde,
saB bisweilen vor der Tür einer Witwe, die
ihm Almosen in Gestalt von Speisen reichte.
Er war ein schöner Mann, und da sie ihn öfter
sah, verliebte sie sich in ihn und forderte ihn
jedesmal, wenn sie ihm zu essen gegeben
hatte, auf, doch am andern Tage wiederzu-
kommen, sie würde ihm ein gutes Mahl be-
reiten. Als er auf diese Weise häuflg vor das
Haus der Witwe gekommen war, bat diese ihn
eines Tages, doch hereinzukommen und im
Hause zu speisen. Paolo willigte gern ein
und schlug sich den Leib tüchtig voll mit
Speise und Wein. Als er fertig war, umarmte
und küBte ihn das Weib, das es vor Verlangen
katun mehr aushielt, und schwor, ihn nicht
eher ziehen zu lassen, bevor er sie nicht be-
friedigt hätte. Er aber tat, als wolle er von dem
Spiel nichts wissen, als erfülle ihn die Brunst
der Witwe sogar mit Abscheu, doch schlieB-
lich, als sie noch schamloser in ihn drang,
sagte er, gleich als weiche er nur der Gewalt:
„Da du nun einmal etwas so Übles tun willst,
rufe ich Gott zum Zeugen an, daB die Schuld
ganz auf deiner Seite ist, und ich keinen Teil
IS
daran habe. Ergreife selbst das verfluchte
Fleisch (denn schon stand das Glied) und be-
diene dich seiner nach Gefallen; es sei ferne
von mir, es auch nur anzurühren. Und so
befriedigte er das Weib gegen seinen Willen,
und da er so enthaltsam gewesen, sein Glied
^icht zu berühren, konnte er alle Schuld auf
die Verführerin schieben.
7.
VON EINEM BISCHOF ZU PFERD.
Ich ging eines Tages ziun Palast des Papstes.
Da ritt einer unserer Bischöfe vorbei und war
offenbar stark von seinen Gedanken in An-
spruch genommen, denn er wurde nicht ge-
wahr, daß ihn jemand entblößten Hauptes
grüßte. Dieser, der glaubte, er werde aus
Hochmut oder Dünkel nicht beachtet, sagte
darauf: „Der da hat nicht etwa die Hälfte
seines Esels zu Hause gelassen, sondern führt
ihn ganz mit sich.'* Er wollte damit sagen,
daß der ein Esel sei, der einen höflichen Gruß
nicht erwidere.
8.
EIN WORTSPIEL ZUCCAROS.
Einmal wandelten Zuccaro, der witzigste Mann
auf der Welt, und ich durch eine Stadt und
z6
kamen an einen Ort, wo eine Hochzeit gefeiert
wurde. Es war der Tag, nachdem die Braut
das Haus des Gatten betreten hatte, und wir
blieben einige Augenblicke stehen, um uns zu
ergötzen und den Tänzen der Männer und Frauen
zuzusehen. Da sagte Zuccaro lächelnd: „Die
da haben den Höhepunkt des Matrimoniums er-
reicht, ich dagegen bin mit meinem Patrimonium
schon auf dem Tiefpunkte angelangt.''* Er
scherzte damit auf seine Lage; denn er hatte seine
väterlichen Güter verkauft und sein ganzes Erbe
an der Tafel und beim Spiel durchgebracht.
9.
VON EINEM STADTHAUPTMANN.
Ein Stadthauptmann, der nach Florenz gesandt
worden war, hielt am Tage seines Einzugs in
die Stadt, wie der Brauch es verlangte, im Dom
in Gegenwart der Prioren eine Rede, die über-
aus lang und langweilig ausfiel. Denn er be-
gann diunit zu seiner Empfehlung zu erzählen,
wie er einmal Senator in Rom gewesen, was
* UnübersetztMures Wort^iel, bei dem es auf die Gegenüber-
stellung von matrimonium consummare (die Ehe vollziehen)
und Patrimonium consumere (sein väterliches Erbe verzehren)
ankommt. Die Stelle lautet vollständig: Jsti matrimonium
consummarunt, ego iam Patrimonium consumpsi,*
17
er dort getan, und was die andern ihm zu Lob
und Ehr getan und gesagt hätten; dann be-
schrieb er seinen Auszug aus der Stadt und das
Gefolge, das ihn begleitete. Weiter berichtete
er, daB er sich am ersten Tage nach Sutri
begeben, und was er dort alles besorgt hatte.
Darauf wies er nach, wo er an jedem Tage
gewesen, von wem er dort gastlich aufgenommen
worden war, und was er dort im Einzelnen
gemacht hatte. Es waren bereits mehrere
Stunden während dieser Erzählung verflossen,
und noch war er nicht einmal in Siena ange-
kommen. Aller Zuhörer bemächtigte sich Un-
wille über die Länge dieser abscheulich
öden Rede, deren Ende noch gar nicht ab-
zusehen war ; denn es schien wirklich, als sollte
der ganze Tag mit solchem Geschwätz hingehen.
Da näherte sich, als schon die Nacht heran-
kam, einer der Versammelten, ein witziger
Mann, dem Redner und sagte ihm ins Ohr:
„Es ist schon spät, Herr! es empfiehlt sich,
daB Ihr die Reise beschleunigt. Denn wenn
Ihr heute, an dem für Eure Ankunft festge-
setzten Tage, nicht in Florenz einzieht, verliert
Ihr Euer Amt.'' Als er dies hörte, beeilte
sich der einfältige und geschwätzige Mensch
tuid sagte endlich, daß er in Florenz an-
gekonmien sei.
z8
10.
VON EINER FRAU, DIE IHREN MANN
BETROG.
Mein Landsmann Pietro erzählte mir eines Tages
eine sehr lustige und für die Verschlagenheit
der Weiber sehr bezeichnende Geschichte. Er
hatte Beziehungen zu der Frau eines Bauern,
der nicht gerade schlau zu nennen war, und
sehr häufig, um seinen Gläubigern zu entgehen,
die Nacht draußen auf dem Felde verbrachte.
Eines Abends, als mein Freund gerade bei der
Frau war, kehrte ihr Mann unerwartet nach
Hause zurück. Nachdem sie ihren Liebhaber
schnell unter das Bett versteckt hatte, ging sie
ihrem Gatten entgegen und machte ihm heftige
Vorwürfe, daß er zurückgekehrt sei; er wolle
wohl mit Gewalt ins Gefängnis, eben seien die
Leute des Stadthauptmanns dagewesen, um ihn
zu ergreifen und ins Gefängnis abzuführen und
hätten das ganze Haus durchsucht. „Ich habe
ihnen gesagt, daß du für gewöhnlich die Nacht
außer dem Hause verbringst, und sie sind
mit der Drohung bald wiederzukommen fort»
gegangen/' Bestürzt suchte der arme Mann nach
einem Ausweg, um der drohenden Gefahr zu
entrinnen, aber die Tore der Stadt waren be-
reits geschlossen. „Was willst du jetzt tun,
Unglücklicher?'' fragte da die Frau. „Wenn
19
sie dich erwischen, ist's um dich geschehen.''
Und als er sie bebend um Rat f ragte, antwortete
sie, schnell mit einer List bei der Hand: „Steige
in diesen Taubenschlag hinauf; du wirst dort
diese Nacht verbringen, ich werde die Tür von
auBen verschlieBen und die Leiter fortnehmen^^
damit niemand argwöhnen kann, du seist dort.*^
Der Mann gehorchte dem Rate seiner Frau und
stieg hinauf. Sie verschloß darauf die Pforte,
damit er nicht mehr herauskonnte, beseitigte
die Leiter und zog dann ihren Liebhaber aus
seinem Versteck hervor. Dieser tat sofort, als ob
die Leute des Stadthauptmanns zurückgekehrt
seien, machte Lärm für zehn, während die Frau
für ihren Mann sprach, und so flößten sie
dem Verborgenen gewaltige Angst ein. Als es
dann endlich genug des Lärms war, legten
sie sich zusammen ins Bett und weihten die
Nacht der Venus. Den Mann aber ließen sie
zwischen Mist und Tauben sitzen.
II.
VON EINEM PFARRER, DER NICHT WUSSTE,
WANN PALMSONNTAG WAR.
Aello ist ein recht ländliches Nest in unserm
Apennin. Dort wohnte einmal ein Pfarrer, der
roher und ungebildeter war als die Bauern.
Und da er die Feste und Jahreszeiten nicht
20
kanntei kündigte er seiner Gemeinde auch nicht
einmal die Fasten an. Dieser Pfarrer kam ein-
mal nach Terranuova zum Markt, der dort am
Tage vor Palmsonntag abgehalten wird. Dort
sah er, wie die Priester die Ölzweige und Pal-
men für den folgenden Tag vorbereiteten und
wunderte sich zuerst darüber, dann merkte er
aber, worum es sich handelte, und daß die Fasten
vorübergegangen waren, ohne daß er und seine
Pfarrkinder sie eingehalten hätten. Nach seinem
Flecken zurückgekehrt, richtete er ebenfalls
Zweige und Palmen für den folgenden Tag her
und sagte dann am Sonntag zu den versammel-
ten Gläubigen: ,,Heute ist der Tag, da der Sitte
gemäß die Ölzweige und Palmen verteilt werden;
in acht Tagen ist Ostern, es bleibt uns also
nur diese Woche zur Buße, und wir haben daher
auch nur eine kurze Fastenzeit, und der Grund
dafür ist folgender: Der Karneval kam dieses
Jahr spät und langsam, weil er infolge der
Kälte und der beschwerlichen Wege nicht über
diese Berge hinüberkonnte, daher kamen auch
die Fasten so langsam und müde heran, daß
sie uns nur eine einzige Woche mitbringen
konnten und die andern auf dem Wege zurück-
lassen mußten: Kommt also zur Beichte in
dieser kurzen Spanne Zeit, die euch bleibt und
tut alle Bußel<<
21
Z2.
VON BAUERLICHEN ABGESANDTEN, DIE
VON EINEM BILDSCHNITZER, BEI DEM SIE
EINEN KRUZIFIXUS ZU KAUFEN GE-
DACHTEN, GEFRAGT WURDEN, OB SIE IHN
LEBEND ODER TOT WOLLTEN.
Aus eben diesem Flecken wurden einige nach
Arezzo gesandt, um einen hölzernen Kruzifixus
zu kaufen, der in ihrer Kirche aufgestellt werden
sollte. Und als sie sich zu einem Bildschnitzer
hatten weisen lassen, merkte dieser, nachdem
er sie angehört, daB er es mit ganz rohen Men-
schen, gleichsam Klötzen, zu tun hatte, und
fragte sie, um sich einen SpaB mit ihnen zu
machen, ob sie den Kruzifixus lebendig oder tot
haben wollten. Sie baten um etwas Zeit zur
Beratung, diskutierten leise untereinander und
kamen endlich zu dem Schlüsse, daB sie ihn
lieber lebendig haben wollten; denn wenn er
ihren Mitbürgern nicht gefiele, würden sie ihn
ja sofort töten können.
IS-
AUSSPRUCH EINES KOCHES GEGENÜBER
DEM HOCHBERÜHMTEN HERZOG VON MAI-
LAND.
Der alte Herzog von Mailand, ein Fürst
hervorragend in allen Dingen des Geschmacks,
22
hatte einen vorzüglichen Koch, den er bis nach
Frankreich geschickt hatte, damit er lerne Ra-
gouts zu machen. Während des großen Krieges,
den der Herzog gegen die Florentiner auszu-
fechten hatte, erhielt er eines Tages eine schlechte
Botschaft, die ihn in groBe Aufregung versetzte.
Und als ihm kurz darauf bei der Tafel Speisen
vorgesetzt wurden, deren Geschmack ihm irgend-
wie mißfiel, wies er sie als nicht ordnungs-
mäßig gewürzt zurück, ließ den Koch kommen
und fuhr ihn an, er verstehe nichts von seiner
Kunst. Aber dieser, der kein Blatt vor den
Mund nahm, erwiderte : „Wenn die Florentiner
Euch Geschmack und Appetit verdorben haben,
daran habe ich doch keine Schuld ! Meine Ge-
richte sind wohlschmeckend und mit größter
Kunst zubereitet; aber die Florentiner haben
Euch eben zu heiß gemacht und Euch die Lust am
Essen genommen.'' Und der Herzog, der sehr
leutselig war, mußte über die treffende und un-
erschrockene Antwort des Kochs lachen.
14.
ÄUSSERUNG DESSELBEN KOCHS ZU DEM
GLEICHEN BERÜHMTEN FÜRSTEN.
Während des obenerwähnten Krieges scherzte
derselbe Koch ein anderes Mal an der Tafel
23
des Herzogs, als er ihn eines Tages sorgenvoll
und niedergeschlagen sah. y,Ich wundere mich
nicht,'' sagte er, ,,ihn so besorgt zu sehen;
denn er geht auf zwei unmögliche Dinge aus:
einmal möchte er, daß sein Land grenzenlos
sei, und dann möchte er den Francesco Barba-
vara mästen, diesen so reichen und doch von
so unstillbarer Habgier glühenden Mann/' Da-
mit spottete der Koch sowohl über das maß-
lose Verlangen nach Herrschaft des Herzogs
wie über Francesco Barbavaras brennende Gier
nach Reichtümern und Ehren.
IS-
DERSELBE KOCH RICHTET EINE BITTE
AN DEN GLEICHEN FÜRSTEN.
Als derselbe Koch sah, daß viele den Herzog
um Gunstbeweise aller Art angingen, bat er
ihn eines Abends bei der Tafel inständig, doch
einen Esel aus ihm machen zu wollen. Als der
Herzog ihn über eine solche Bitte verwundert
fragte, warum er denn lieber ein Esel sein wolle
als ein Mensch, antwortete er: „Weil ich sehe,
daß alle, die Ihr erhöht habt, und denen Ihr
Ehren und Amter gabt, sich mit solch stolzer
Verachtung blähen und so unverschämt geworden
sind, daß sie sich in veritable Esel verwandelt
24
haben. Und darum wünsche auch ich von
Euch zu einem Esel gemacht zu werden.
i6.
VON GIANNOZZO VISCONTI.
Antonio Lusco, ein sehr witziger und gelehrter
Mann, sagte einmal einem Bekannten, der ihm
einen an den Papst gerichteten Brief zur Durch-
sicht brachte, er solle ihn in gewissen Punkten
verbessern und umarbeiten. Am folgenden
Tage aber brachte ihm jener das Schreiben un-
verändert wieder. Lusco sah hinein und sagte:
„Du hast wohl gemeint, ich sei Giannozzo
Visconti?'' Und als wir ihn fragten, was es
damit für eine Bewandtnis habe, erzählte er:
„Giannozzo, ein vortrefflicher, aber körperlich
und geistig schwerfälliger Mann, war einmal
unser Stadthauptmann von Vicenza. Er rief
häufig seinen Geheimschreiber und lieB ihn
Briefe an den alten Herzog von Mailand auf-
setzen. Er selbst diktierte nur einen kleinen
Teil, nämlich die Höflichkeitsformeln, das Weitere
überließ er dem Schreiber, der ihm nachher
den fertigen Brief zur Durchsicht übergab.
Kaum hatte ihn Giannozzo dann genonunen,
um ihn zu lesen, als er ihn auch schon un-
geschickt und unbrauchbar fand. „Der Brief
25
taugt nichts 1'' sagte er, ,,geh und verbessere
ihnl" — Der Schreiber, der die Art und Weise
und die Beschränktheit seines Herrn kannte,
kehrte bald darauf mit demselben Briefe zurück,
ohne irgend etwas daran geändert zu haben,
und sagte, er habe ihn verbessert und noch
einmal geschrieben. Hierauf nahm ihn Gian-
nozzo in die Hand, als wolle er ihn lesen,
blickte einen Augenblick hinein und sagte dann:
„So ist es gut; geh jetzt, setze das Siegel dar-
unter und sende ihn dem Herzog/' Und so
pflegte er es mit allen Briefen zu machen.
17.
EIN GEGENSTÜCK VON EINEM SCHNEIDER
DES VISCONTI.
Papst Martin hatte Antonio Lusco einmal be-
auftragt, einen Brief zu schreiben, und nach-
dem er ihn gelesen hatte, befahl er, ihn einem
unserer Freunde zu zeigen, auf den er groBe
Stücke hielt. Aber dieser, dem der Wein, den
er bei der Abendmahlzeit getrunken, etwas
heiB gemacht hatte, verwarf den Brief völlig
und sagte, er müsse umgeändert werden. Da
bemerkte Antonio Lusco zu Bartolomeo de'
Bardi, der zugegen war: „Ich werde meinen
Brief auf die gleiche Weise ändern wie der
26
Schneider von Gian Galeazzo Visconti diesem
die Hosen weiter machte: ich werde morgen,
bevor er gegessen und getrunken hat, wieder-
konunen, imd der Brief wird gut befunden
werden/^ Als Bartolomeo ihn darauf fragte,
was er damit meine, sagte Antonio : „Giovanni
Galeazzo Visconti, der Vater des alten Herzogs
von Mailand, war ein großer, dabei fetter Mann
mit einem starken Bauch. Er schlug sich den
Leib oft mit einer groBen Qtiantität Speise und
Trank voll, und wenn er sich dann nach der
Abendmahlzeit schlafen legte, lieB er seinen
Schneider rufen, fuhr ihn heftig an, er habe
ihm den Hosenbund viel zu eng gemacht, und
trug ihm auf, das Ding weiter zu machen,
damit es ihn nicht mehr belästige. „Ganz
nach Eurem Befehl,*' sagte der Schneider,
„morgen wird alles in bester Ordnung sein.''
Und er nahm das Kleidungsstück, warf es
über einen Kleiderständer und änderte nichts
daran. Als darauf die andern zu ihm sag-
ten: „Wanun machst du denn die Hosen
nicht weiter, die den Bauch unseres Herrn so
schnüren?" antwortete er: „Wenn er sich
morgen vom Lager erhebt, hat er verdaut, und
wenn er dann seinen Leib entleert hat, werden
ihm die Hosen reichlich weit genug sein." In
der Frühe brachte er sie dem Herzog wieder,
dieser zog sie an und sagte: „So, jetzt sind sie
27
recht, jetzt beengen sie mich nirgends/' —
,,EbensOy'' sagte Antonio» »»wird mein Brief
Beifall finden, wenn die Wirkung des Weines
▼erflogen ist/*
i8.
ES BEKLAGT SICH JEMAND BEI FACINO
CANE WEGEN EINES DIEBSTAHLS.
Vor Facino Cane, der ein grausamer Mann
und dabei einer der hervorragendsten Heer-
führer unserer Zeit war, führte jemand Klage,
einer seiner Soldaten habe ihm unterwegs den
Mantel geraubt. Facino, dem es nicht ent-
gangen war, daB der Beraubte ein [schönes
Wams anhatte, fragte ihn, ob er dieses Klei-
dimgsstück getragen habe, als er geplündert
wurde. Jener bejahte. „Dann mach, daB du
fortkonunst,'' rief Facino, „der dich ausgeraubt
haben soll, ist gewifi keiner von meinen Sol-
daten gewesen; denn keiner von denen hätte
dir je ein so schönes Wams gelassen I''
19*
ERMAHNUNGEN EINES KARDINALS AN
DIE PÄPSTLICHEN SOLDATEN.
Als eines Tages während des Krieges, den der
Kardinal von Spanien gegen die Feinde des
28
Papstes im Picener Gebiete angefangen hatte, die
beiden Heere sich gegenüberstanden und es zur
Entscheidungsschlacht kommen mußte, feuerte
der Kardinal die Soldaten in einer längeren An-
sprache zum Kampfe an und versicherte, daß
alle, welche in dieser Schlacht fielen, mit Gott
und den Engeln frühstücken würden. Und da-
mit sie sich desto lieber totschlagen ließen,
beteuerte er, daß den Gefallenen alle Sünden
vergeben seien. Hierauf zog er sich zurück,
um fem vom Schuß zu sein. Da fragte ihn
einer der umstehenden Soldaten: „Warum
willst du denn nicht mit uns zu diesem Früh-
stück kommen?'' „Ich bin nicht gewohnt, um
diese Zeit zu frühstücken, noch habe ich keinen
Appetit,'' antwortete der Kardinal.
20.
DER PATRIARCH BEKOMMT EINE GUTE
ANTWORT.
Der Patriarch von Jerusalem, dem die ganze
apostolische Kanzlei unterstand, hatte eines
Tages die Anwälte zur Besprechung einer ge-
wissen Angelegenheit versammelt und tadelte
einige von ihnen mit irgendwelchen bitteren
Worten. Und als Tomaso Biraco ihm im
Namen aller etwas freimütig geantwortet
hatte, fuhr ihn der Patriarch an: „Du hast
29
einenschlechtenKopfl'' UndBiraco, ein sehrwit-
ziger Mann, der sich nicht so leicht an den Wagen
fahren ließ, antwortete: ,|Ihr habt ganz recht,
und man könnte nicht sagen, was mehr der
Wahrheit entspräche: denn wenn ich einen
guten Kopf hätte, würde es lun unsere An-
gelegenheiten besser stehen, und wäre dieser
Streit nicht nötig gewesen.'' — „Du erklärst
dich also für schuldig?'' fragte der Patriarch.
Worauf Biraco: „Ich spreche nicht von mir,
sondern von dem Kopfe."* Er spielte damit
witzig auf den Patriarchen an, der das Haupt
der Anwälte war und der für etwas hart-
köpfig galt.
21.
VON PAPST URBAN VI.
Ein anderer verfuhr auf ähnliche Weise gegen-
über Urban, dem sechsten Papst dieses Namens.
Als er sich dem Pontifex, ich weiß nicht aus
welchem Grunde, ein wenig zu schroff in einer
gewissen Sache widersetzte, sagte Urban zu
ihm: „Du hast einen bösen Kopfl" „Dasselbe
sagen die Leute aus dem Volke von Euch, hei-
liger Vater", lautete seine Antwort.
* Lateinisch: capiä, mit der Bedeutung ,yKopf'^ und
,,Oberhaupt".
30
22.
VON EINEM PFARRER, DER DEM BISCHOF
ANSTATT DES ORNATS KAPAUNEN BRINGT.
Ein Bischof von Arezzo, namens Angdico, den
ich gekannt habe, berief einmal die Priester
seiner Diözese zu einer Synode zusammen und
schrieb vor, daB diejenigen, die irgend eine
Würde bekleideten, mit cappa und cotia (das
sind nämlich Priestergewänder) kommen sollten.
Ein Priester, dem diese Stücke fehlten, saB
daraufhin niedergeschlagen zu Hause und wuBte
nicht, woher sie sich verschaffen. Als seine
Haushälterin ihn so nachdenklich und be-
trübt sah, fragte sie ihn nach der Ursache
seines Kummers, und er antwortete, er
müsse dem bischöflichen Edikt zufolge mit
cappa und coita zur Synode gehen. „O, mein
lieber HerrI'' rief sie da, „Ihr habt den
Sinn dieses Befehls ja gar nicht verstanden:
nicht mit cappa und cotta sollt Ihr kommen,
sondern mit gekochten Kapaunen.''* Der
Pfarrer befolgte den Rat der Haushälterin und
wurde, als er diegekochten Kapaunen mitbrachte,
vom Bischof sehr wohl aufgenommen, und dieser
sagte lachend, er allein von allen Priestern habe
den Sinn des Edikts richtig verstanden.
Utteinisch: „caponts coaos*\ italienisch ,,capponi cotti^*.
31
23.
VON EINEM MEINER FREUNDE, DER SICH
GEKRÄNKT FÜHLTE, WEIL VIELE IHM
VORGEZOGEN WURDEN, DIE AN RECHT-
SCHÄFFNHEIT UND WISSEN UNTER IHM
STANDEN.
In der römischen Kurie herrscht fast allein
das Glück, und nur sehr selten finden dort der
Geist .und die Tugend ihren Platz; durch In-
trigen imd durch Ausnutzung günstiger Um-
stände aber — lun von dem Gelde zu schwei-
gen, das die ganze Welt zu beherrschen scheint
— ist alles zu erreichen. Ein Freund von mir,
der sich gekränkt fühlte, weil viele ihm vor-
gezogen wurden, die an Gelehrsamkeit und
Rechtschaffenheit unter ihm standen, beklagte
sich gegenüber Ängelotto, dem Kardinal von
St. Marco, daß seine Tugend keine Anerkennung
finde und daß er hinter denen zurückstehen
müsse, die ihm in keiner Hinsicht gleichkämen.
Außerdem sprach er von den Studien, die er
gemacht hatte, und von der Mühe, die er auf
das Studieren verwandt hatte. Da antwortete
ihm der Kardinal, der stets bereit war, die
Laster der Kurie zu geißeln: „Dein Wissen
und deine Gelehrsamkeit nützen hier gar nichts,
aber wenn du beim Papst gut angeschrieben
32
sein willst, so bemühe dich zu verlemeiii was
du weist, und die Laster zu erlernen , die
dir fremd!''
24.
VON EINER GEISTESKRANKEN FRAU.
Eine Frau aus meiner Heimat, die verrückt
zu sein schien, wurde von ihrem Mann und
den nächsten Verwandten zu einer Wahrsagerin
gebracht, durch deren Hilfe man sie zu heilen
hoffte. Als man sie beim Oberschreiten des
Arno rittlings auf die Schultern des kräftigsten
Mannes setzte, fing sie sofort an den Hintern
wie beim Beischlaf zu bewegen und laut zu
rufen: „Ich will befriedigt werden! Ich will
befriedigt werden!" Und mit diesen, Worten ent-
hüllte sie die Ursache ihrer Krankheit. Der Mann,
der sie trug, wurde daraufhin von einem derarti-
gen Lachanfall gepackt, daB er samt seiner Last
ins Wasser plumpste. Alle andern mußten eben- .
falls lachen und erkannten, daS zur Heilung
dieses Übels keine Zauberei nötig sei, sondern daß
die Kranke mit Hilfe des Koitus wieder gesund ge-
macht werden könne und sagten zum Gatten
gewandt : „Du bist der beste Arzt deiner Frau."
Und so kehrten sie wieder zurück, imd nachdem
der Gatte das Seinige getan, erhielt sie ihre
33
frühere Gesundheit wieder. — Das ist in der
Tat das beste Heümittel für die Verrücktheit
der Weiber.
25-
VON EINEN WEIBE, DAS AM UFER DES
PO STAND.
In einem kleinen Schiffe begaben sich, zusammen
mit einigen Mitgliedern der Kurie, zwei von
jenen Weibern, die zur Befriedigung gewisser
Bedürfnisse dienen, nach Ferrara. Da rief
eine Frau, die am Ufer des Po stand, als sie
der Weiber ansichtig wurde, den Männern zu:
„Ihr Dununköpfe, glaubt Ihr vielleicht, daß in
Ferrara Mangel an Konkubinen herrscht? Es
gibt dort gewiß mehr davon, als anständige
Frauen in Venedigl''
26.
VON DEM ABT VON SETTIMO.
Der Abt von Settimo, ein dicker Mann mit
einem starken Bauch, begab sich eines Abends
nach Florenz und fragte unterwegs einen
Bauern: „Was meinst du, komme ich durchs
Tor?" Er wollte damit sagen, ob er noch vor
Toresschluß in die Stadt käme. Der Bauer
34
aber antwortete mit scherzhafter Anspielung
auf den Umfang des Abtes: „Wenn ein Heu-
wagen durchs Tor kommt, wieviel mehr Ihr I ''
27.
VON DER SCHWANGEREN SCHWESTER
EINES BORGERS VON KONSTANZ.
Um zu zeigen, nach welcher Art von Freiheit
viele Mitglieder des Konzils zu Konstanz ver«
langten, erzählte ein vornehmer britannischer
Bischof in einer groBen Versammlung von
Prälaten folgende Tatsache: „Es lebte in Kon-
stanz ein Bürger, dessen ledige Schwester ge-
schwängert worden war. Als dieser die An-
schwellung ihres Leibes entdeckte, ergriff er
ein Schwert und fragte sie, indem er Miene
machte, sie zu durchbohren, was das zu be-
deuten habe, und woher das komme. Bestürzt
rief das Mädchen, das sei das Werk des Kon-
zils, das Konzil habe sie schwanger gemacht.
Als der Bruder dies hörte, nahm er, teils aus
Angst vor dem Konzil, teils aus Ehrfurcht vor
ihm, Abstand davon, seine Schwester zu be-
strafen. Während die übrigen nach Freiheit
in andern Dingen trachteten, stellte er die
Freiheit zum Koitus an die Spitze.^'
3* 35
28.
EIN WORT KAISER SIGISMUNDS.
Als sich jemand vor Kaiser Sigismund be-
klagte, daß man in Konstanz nicht genug Frei-
heit habe, sagte dieser: „Nun, wenn hier nicht
die gröBte Freiheit herrschte, würdest du ganz
gewiß nicht so frei reden!'' Wenn man frei
reden darf, so ist das ein Zeichen von
großer Freiheit.
29.
AUSSPRUCH DES LORENZO, EINES RÖMI-
SCHEN PRIESTERS.
An dem Tage, an welchem Papst Eugen den
Römer Angelotto zum Kardinal machte, kam
ein Stadtpfarrer, namens Lorenzo, höchst auf-
geräiunt nach Hause zurück. Und als die
Nachbarn den Freudestrahlenden fragten, was
ihm denn Angenehmes begegnet sei, rief er:
„Hurra ! Ich habe jetzt die größten Hoffnungen.
Nachdem jetzt schon die Dummen und Narren
Kardinäle werden, und Angelotto dümmer ist
als ich, so muß ich auch demnächst Kardinal
werden."
36
30.
SCHERZHAFTE BETRACHTUNG DES
NICCOLb D' ANAGNI.
Fast in der gleichen Weise scherzte auch Niccolö
d'Anagni über Papst Eugen, der, wie er sagte,
hauptsächlich die Dummen und Unwissenden
begünstigte. Als wir nämlich eines Tages zu
mehreren im apostolischen Palast waren und,
wie gewöhnlich, über verschiedene Dinge plau-
derten, beklagten sich einige über die Unge-
rechtigkeit des Schicksals, das ihren Interessen
so feindlich sei. Da sagte Niccolö, der ein sehr
gelehrter Mann, dabei aber ein unbeständiger
Geist war und eine böse Zunge hatte : „Es gibt
keinen Menschen auf der ganzen Welt, dem
das Glück weniger hold gewesen wäre als mir.
Denn heutzutage, wo die Dunmiheit regiert,
sehen wir die Narren und die Toren jeden Tag
zu hohen Würden und Ämtern erhoben werden,
und unter ihnen sogar Angelotto. Unter der
ganzen Zahl der Dummen hat man mich allein
übergangen, gegen mich allein konnte das Schick-
sal so boshaft verfahren.
31-
VON EINEM WUNDER.
In diesem Jahre hat die Natur mehrere Unge-
heuer an verschiedenen Orten hervorgebracht.
37
Im Gebiete von Senigallia im Picener Landstrich
hat eine Kuh einen Drachen von erstaunlicher
Größe geworfen. Er hatte einen Kopf, größer
als der eines Kalbes, einen Hals, lang wie ein
Arm, und einen Körper wie der eines Hundes,
aber gestreckter und länger. Als die Kuh ihn
geboren hatte, wandte sie den Kopf, und als
sie seiner ansichtig geworden war, brüllte sie
laut auf und wollte erschreckt fliehen, aber der
Drache richtete sich auf, umschlang ihr die
Hinterbeine mit dem Schwanz, brachte das
Xilaul an ihr Euter und sog alle Milch heraus.
Dann ließ er die Kuh los und machte sich in
den benachbarten Forst davon. Die Zitzen der
Kuh und jener Teil der Beine, der von dem
Drachen berührt worden war, blieben lange
Zeit schwarz, als seien sie verbrannt. Dies
haben die Hirten (die Kuh gehörte nämlich zu
einer Herde) bezeugt, imd sie sagten femer,
das Tier habe nachher auch noch ein Kalb
geworfen. Dies wurde in einem Briefe aus
Ferrara gemeldet.
32.
EIN ANDERES WUNDER.
Der berühmte Ugo da Siena, der hervorragendste
Arzt unserer Zeit, hat mir auch erzählt, daß
38
in Ferrara eine Katze mit zwei Köpfen ge-
worfen wurde, und daB er sie gesehen habe.
33-
EIN WEITERES WUNDER.
Es steht fest, daS auch im Gebiete von Padua
im Monat Juni ein Kalb mit zwei Köpfen ge-
worfen wurde. Es hatte nur einen Leib, aber
doppelte Hinter- und Vorderbeine, die jedoch zu-
sanunengewachsen waren. Mit diesem Mon-
strum zogen die Leute umher, um damit Geld
zu verdienen, und viele bezeugen, es gesehen
zu haben.
34.
VON EINEM ANDERN MONSTRUM.
Es ist auch Tatsache, daB nach Ferrara das
Bild eines Meerungeheuers gebracht wurde,
welches an der Dalmatiner Küste angetroffen
worden war. Es hatte bis zum Nabel einen
menschlichen Körper, weiterhin aber einen Fisch-
leib, der sich am Ende gabelte, femer einen
langen Bart, und oberhalb der Ohren ragten
ihm zwei hörnerartige Gebilde aus dem Kopfe.
Die Brüste waren ziemlich stark, das Maul war
breit, die Hände hatten nur vier Finger, imd von
ihnen bis zu den Achselhöhlen hinauf und imten
39
am Bauch war es mit Fischflossen versehen, mit
denen es schwamm. Und man erzählte, daß
dieses Monstrimi auf folgende Weise gefangen
worden sei: Mehrere Frauen waren dabei, am
Strande Leinenzeug zu waschen, als sich dieser
Fisch einer von ihnen, wohl um sie zu fressen,
näherte, sie mit den Händen ergriff, und sie
an sich zu ziehen versuchte. Diese wehrte sich
(das Wasser war dort nämlich seicht) mit allen
Kräften und rief, laut schreiend, die andern zu
Hilfe. Sie eilten zu fünft herbei und töteten
(es konnte nämlich nicht ins tiefe Wasser zu-
rück) das Ungeheuer mit Knütteln und Steinen.
Und als sie es dann ans Ufer gezogen hatten,
flöBte ihnen sein Anblick keinen geringen
Schrecken ein. Sein Körper war etwas länger
und stärker als der eines Mannes. Ich habe
jene hölzerne Nachbildimg von ihm, die man
uns nach Ferarra brachte, gesehen. Daß es
die Frau ergriffen hatte, um sie zu verzehren,
wird bewiesen durch die Tatsache, daß einige
Kinder, die zu verschiedenen Zeiten an den
Strand gekommen waren, um zu baden, nie
mehr zum Vorschein kamen. Nach diesem Er-
eignis glaubte man, daß sie von dem Ungeheuer
ergriffen und getötet worden seien.*
* Poggio erzählt hier ^^ein ganz wohl erhaltenes Stück an-
tiker Mythologie (cf. Pausanias IX, 20.)* Ein hölzernes
40
35.
HÜBSCHER WITZ EINES SPASSVOGELS
ÜBER PAPST BONIFAZ.
Bonifacius IX. war ein Neapolitaner und ent-
stammte der Familie Tomacelli. In der Vul-
gärsprache nennt man Jomacelli** ein Gericht
von wurstförmig in das innere Fett des Schweins
gewickelter feingehackter Schweinsleber. Im
zweiten Jahre seines Pontifikats begab sich Boni-
f az nach Perugia. Es begleiteten ihn seine Brüder
und sehr viele andere Mitglieder seiner Familie, die
sich ihm, wie das so zu geschehen pflegt, aus
Verlangen nach Gütern und Gewinn ange-
schlossen hatten. Bei seinem Einzüge in die
Stadt hatte der Papst ein groBes Gefolge von
hochstehenden Persönlichkeiten, unter denen
sich seine Brüder und die übrigen Mitglieder
der Familie Tomacelli befanden. Und als manche
unter den Zuschauem neugierig nach den Namen
der Leute des Gefolges fragten, hörte man bald
hier, bald dort: „Das ist Andrea Tomacello'S
„dieses ist Giovanni Tomacello^'; und so ver-
nahm man noch die Namen mancher anderen
Modell des Ungetüms, welches man in Ferrara zeigt,
macht ihm die Sache ▼ölUg glaublich." (Burkhardt,
pag. 423.) Vergleiche auch Dürers „Meerwunder", das
offenbar auf eine Venezianer Reminiszenz zurückgeht,
waren die Facezien in Venedig doch schon 1483 in itali-
enischer Übersetzung gedruckt worden.
4X
Mitglieder des Hauses Tomacelli. Da rief ein
Witzbold : ,,Wahrlich, das muß eine Riesenleber
gewesen sein, von der so viele und so gewal-
tige Tomacelli stanmienl"
36-
VON EINEM PFARRER, DER EINEN KLEINEN
HtTND BEERDIGTE.
Es lebte in der Toskana ein sehr reicher Land-
pfarrer. Als diesem ein kleiner Hund starb,
den er sehr lieb gehabt hatte, beerdigte er ihn
auf dem Kirchhofe. Das kam dem Bischof zu
Ohren, der nach dem Gelde des Pfarrers trach-
tete und ihn nun als des schlimmsten Verbrechens
schuldig vor sich rufen lieB, um ihn zu bestrafen.
Der Priester, der recht gut wuBte, woher der Wind
wehte, steckte fünfzig Dukaten zu sich und
erschien vor dem Bischof. Unwillig hielt ihm
dieser das Begräbnis des Hundes vor und be-
fahl ihn ins Gefängnis zu werfen. „Mein Vater,''
sagte da der verschlagene Pfarrer, „wenn du
eine Ahnung davon hättest, wie klug mein
Hündchen gewesen ist, würdest du nicht so
erstaunt sein, daB ihm ein Begräbnis unter den
Menschen zuteil geworden ist ; denn sowohl im
Leben wie namentlich im Augenblick seines
Todes hatte er viel mehr Verstand als ein
Mensch.'' „Inwiefern?" fragte der Bischof.
42
i,Er machte/' antwortete der Pfarrer, ,,in den
letzten Äugenblicken seines Lebens ein Testa-
ment, und da er von deiner Armut wuSte,
hinterließ er dir fünfzig Dukaten, die ich mit-
gebracht habe/' Diese Rechtfertigung genügte
dem Bischof, er genehmigte das Testament und
das Begräbnis, nahm das Geld in Empfang
und sprach den Priester frei.
37.
VON EINEM FORSTEN, DER EINEN REICHEN
MANN UNGERECHTERWEISE ANKLAGTE.
In einem Flecken des Picener Landstrichs, na-
mens Cingoli, lebte ein sehr reicher Mann.
Dies kam dem Gebieter des Ortes zu Ohren,
und alsbald trachtete er jenen seines Geldes zu
berauben und suchte zu diesem Zwecke nach
dem Vorwand eines Verbrechens, dessen er ihn
anklagen [könnte. Er ließ ihn vor sich rufen
und eröffnete ihm, daß er wegen Hochverrats
angeklagt sei. Der Reiche antwortete, er habe
nienoials irgend etwas gegen seine Herrschaft
und Würde unternommen; trotzdem bestand
der Fürst auf der Anklage und sagte, er sei
des Todes schuldig. Und als ihn der arme
Mann, der von nichts wußte, fragte, was er
denn eigentlich getan haben solle, antwortete
43
der Fürst: ,,Du hast meine Feinde und die
Rebellen, die eine Verschwörung gegen mich
angezettelt hatten, in deinem Hause versteckt
gehalten.'' Jener begriff endlich, daß man auf
sein Geld aus war, und da er lieber dieses als
sein Leben verlieren wollte, antwortete er : „Ja,
Herr, was Ihr sagt, ist wahr, gebt mir dariun
einige von Euren Leuten mit, damit ich Euch
alsbald diese Feinde und Rebellen in die Hände
liefere." Es wurden also einige Häscher in sein
Haus geschickt, und er führte sie zu der Truhe,
die seine Goldstücke enthielt, öffnete sie und
sagte: „Schnell, bemächtigt Euch ihrer; denn
das sind nicht nur unseres Herrn, sondern
auch meine schlimmsten Feinde und Rebellen I''
Und nachdem der Fürst das Geld empfangen,
hatte der Mann keinerlei Strafe mehr zu
befürchten.
38.
VON EINEM KLOSTERBRUDER, DER EINE
GANZ KURZE PREDIGT HIELT.
In einem Flecken unserer Berge waren aus ver-
schiedenen Orten viele Leute zum Fest des hei-
ligen Stephan zusammengeströmt. Ein Kloster-
bruder sollte die übliche Predigt ans Volk halten ;
es war aber schon spät, die Priester hatten
44
Hunger, und, besorgt, die Predigt möchte zu
lange dauern, flüsterte daher einer und gleich
darauf ein zweiter dem zur Kanzel hinauf-
steigenden Bruder die Bitte ins Ohr, es doch
möglichst kurz zu machen. Dieser ließ sich
leicht überreden und begann nach der üblichen
kurzen Einleitung : „Liebe Brüder! Als ich ver-
gangenes Jahr von dieser Stelle zu Euch von
der Heiligkeit des Lebens und den Wundem
dieses unseres Heiligen sprach, vergaB ich nichts
von alledem, was ich über ihn hatte erzählen
hören, oder was sich in den heiligen Büchern
aufgezeichnet findet, und ich glaube, daB Ihr
Euch alles dessen erinnert. Aber da ich nun
nicht erfahren habe, daß er seitdem etwas Neues
vollbracht hat, so macht denn das Zeichen des
Kreuzes und sagt das Confiteor und was sich
daran anschließt. Und damit verließ er die
Kanzel.
39-
SEHR WITZIGER RAT, DEN MINACCIO
EINEM BAUERN GAB.
Ein Bauer, der auf einen Kastanienbaum ge-
stiegen war, um die Früchte herabzuschütteln,
fiel und brach sich eine Rippe. Da näherte
sich ihm, um ihn zu trösten, ein gewisser Mi-
45
naccio, ein sehr witziger Mann, der sich im
Laufe des Gesprächs anheischig machte, ihm
ein Mittel anzugeben, dessen Befolgung ihn
davor bewahren würde, jemals wieder von einem
Baume zu fallen. „Hättest du mir den Rat
doch vorher gegeben!" sagte der Verletzte»
„immerhin wird er mir aber ein anderes Mal
nützen können". Darauf sagte Minaccio : „Sieh
immer zu, daß du nicht schneller hinunter- als
hinaufkommst, sondern beides gleich langsam
ausführst 1 Auf diese Weise wirst du niemals
hinabstürzen."
40.
ANTWORT DESSELBEN MINACCIO, DER
EIN SPIELER WAR.
Nachdem derselbe Minaccio einmal etliches
Kleingeld und sein Wams im Würfelspiel ver-
loren hatte (er war nämlich arm), saß er wei-
nend vor der Tür einer Schenke. Ein Freund,
der ihn so traurig in Tränen sitzen sah, fragte
ihn: „Was hast du?" „Nichts", antwortete
Minaccio. „Warum weinst du also, wenn du
nichts hast?" „Nur darum, weil ich nichts
habe," entgegnete Minaccio. „Ja aber," fragte
der andere verwundert, „warum weinst du dann,
wenn du nichts hast?" „Gerade aus diesem
46
Grunde/^ beharrte Minaccio, y>wejl ich nichts
habe, weine ich/' Jener meinte, Minaccio weine
um Nichts, dieser aber weinte, weil ihm in-
folge des Spiels nichts mehr übriggeblieben war.
41.
VON EINEM ARMEN EINÄUGIGEN, DER
GETREIDE KAUFEN WOLLTE.
Zur Zeit der größten Teuerung in Florenz kam
ein armer Einäugiger auf den Markt, um, wie
er sagte, einige Maß Getreide zu kaufen. Und
als er auf dem Markte nach dem Preise herum-
fragte, kam ein anderer und wollte von ihm
wissen, wieviel ein Maß Getreide koste: „Ein
Auge'', antwortete er, um damit den teuem
Preis des Korns anzudeuten. Ein Gassenjunge,
der dabei stand, hörte dies und sagte : „Warum
hast du denn einen so großen Sack mitge-
bracht, wenn du nicht mehr als ein Maß
kaufen kannst?"
42.
VON EINEM MANNE, DER SEINE KRANKE
FRAU UM VERZEIHUNG BAT.
Ein Mann tröstete seine sterbenskranke Frau
und erinnerte sie daran, daß er sich stets als
47
guter Gatte gezeigt, und bat sie um Verzeih-
ung, falls er ihr jemals etwas Übles zugefügt
haben sollte; er hob femer hervor, daß er
neben den anderen ehelichen Pflichten niemals
jene des Beilagers vernachlässigt habe, aufier
in den Zeiten, da sie krank war, tun sie da-
durch nicht zu ermüden. Da nahm die Frau,
so krank sie war, ihre letzte Kraft zusammen
und rief: „Wahrlich, das werde ich dir nie ver-
zeihen; denn niemals war ich so krank und
schwach, daB ich nicht bequem hätte auf dem
Rücken liegen können.*' Mögen sich die
Männer daher so verhalten, daß sie niemals
ihre Frauen für etwas Derartiges um Verzeihung
zu bitten brauchen, sie könnte ihnen — und
mit Recht — verweigert werden.
43.
VON EINER JUNGEN FRAU, DIE IHREN
MANN BESCHULDIGTE UNGENÜGEND
VERSEHEN ZU SEIN.
Ein vornehmer und sehr schöner Jüngling führte
die Tochter von Nereo de' Pazzi heim, eines
Florentiner Edelmannes, der durch seine Treff-
lichkeit unter seinen Zeitgenossen hervorstach.
Nach einigen Tagen kehrte die junge Frau der
48
Sitte gemäß in das väterliche Haus zurück,
aber nicht lustig und guter Dinge, wie es die
anderen zu sein pflegen, sondern traurig und
bleich und ließ den Kopf hängen. Von der
Mutter heimlich in eine abgelegene Kammer
gerufen und gefragt, ob alles gut gegangen
sei, antwortete das junge Ding weinend: „Wie
soll das wohl möglich sein! Ihr habt mich ja
nicht mit einem Mann verheiratet, sondern mit
einem, der kein Mann ist; denn er hat nichts
oder zu wenig von jenem Gewissen, um dessent-
willen man sich verheiratet/' Sehr nieder«-
geschlagen über das Mißgeschick ihrer Tochter,
teilte die Mutter ihrem Gemahl die Sache mit,
und kurz darauf wurde die Geschichte, wie es
so kommt, unter den Verwandten und den
Frauen, die sich zum Bankett eingefunden
hatten, bekannt, und bald war das ganze Haus
von Trauer und Schmerz erfüllt, weil, wie man
sagte, das schöne Mädchen nicht verheiratet,
sondern geopfert worden sei. Endlich traf der
Gatte ein, dem zu Ehren das Mahl angerichtet
war, und als er alle mit tränenvollen und
niedergeschlagenen Blicken sah, fragte er, er-
staunt über den unerwarteten Anblick, was
denn geschehen sei. Niemand wagte die Ur-
sache des Schmerzes zu bekennen, endlich aber
sagte einer, der freimütiger war, die junge
Frau habe berichtet, es sei mit seiner Männ-
49
lichkeit schlecht bestellt. Lebhaft rief da der
junge Mann: ,,Das kann nie und nimmer der
Grund sein, der Euch so niedergeschlagen
macht und das Mahl stört. Diese Anschul-
digung wird schnell widerlegt sein!'^ Alles,
Männer und Frauen, setzte sich an die Tafel,
und das Mahl war schon fast beendet, als der
jimge Mann sich erhob und sagte: „Ich höre,
daß man mich einer gewissen Sache anklagt,
und rufe Euch zu Richtern darüber an. Da-
mit zog er ein hervorragend schönes Glied
hervor (damals trug man nämlich kurze Kleider),
legte es auf die Tafel und fragte die An-
wesenden, die alle durch die Neuheit des Ver-
fahrens und die Größe des Gegenstandes be-
treten waren, ob sie sich darüber beklagen,
oder es zurückweisen würden. Der größere
Teil der Frauen wünschte, daß ihre Männer
so gut bei Sache wären, und sehr viele Männer
fühlten sich durch dieses umfängliche Werkzeug
besiegt, alle aber wandten sich gegen die junge
Frau und machten ihr Vorwürfe wegen ihrer
Dummheit. Doch sie rief: „Was schmäht und
tadelt Ihr mich denn! Unser Esel, den ich
neulich auf dem Lande sah, ist nur ein Tier
und hat ein so (dabei streckte sie den Arm
aus) langes Glied, und mein Mann hier, der
ein Mensch ist, hat nicht halb soviel.^' Das
einfältige Kind glaubte, die Menschen müßten
SO
reichlicher in dieser Beziehung ausgestattet
sein, als die Tiere.
44-
VON EINEM PREDIGER, DER SICH LIEBER
MIT ZEHN JUNGFRAUEN ALS MIT EINER
VERHEIRATETEN FRAU ABGEBEN
WOLLTE.
Zum Volk von Tivoli predigte einmal ein etwas
unvorsichtiger Mönch, der in langer Rede
gegen den Ehebruch wetterte und ihn ver-
wünschte. Unter anderm sagte er, der Ehe-
bruch sei eine so schwere Sünde, dafi er lieber
bei zehn Jungfrauen liegen würde, als bei einer
einzigen verheirateten Frau. — Viele, die zu^
gegen waren, würden dieselbe Wahl ge-
troffen haben.
45-
VON PAOLO, DER DIE LÜSTERNHEIT
EINIGER UNERFAHRENEN ERREGTE.
Ein anderer Prediger, namens Paolo, den ich
gekannt habe, sagte während einer Predigt, die
er in Secia, einer Stadt Kampaniens, hielt,
manche seien so unzüchtig und unmäßig, daß
sie zur Erhöhung des Geschlechtsgenusses ihrer
4* 51
Frau ein Kissen unter den Hintern packten.
Dadurch machte er einige, die das nicht kannten,
so lüstern, daß sie die Sache bei nächster Ge-
legenheit auf ihre Richtigkeit prüften.
46.
VON EINEM BEICHTVATER.
Ein junges Weib, das mir nachmals diese Ge-
schichte erzählte, ging einmal, wie es in der
Fastenzeit Vorschrift ist, seine Sünden beichten.
Als sie während des Bekennens sagte, dafi sie
ihrem Gatten die Treue nicht bewahrt habe,
holte der Beichtvater, es war ein Mönch, von
Begierde entflammt, unter dem sich bauschenden
Gewände ein aufgerichtetes Glied hervor und
drückte es der jungen Frau in die Hand mit der
Bitte, sich seiner zu erbarmen. Die aber eilte,
von Schamröte Übergossen, fort und erasählte
ihrer Mutter, die sich in der Nähe befand und
sie nach der Ursache ihres Rotseins fragte, wo-
rum der Beichtvater sie gebeten habe.
47.
WITZIGE ANTWORT EINER FRAU.
Frau, die einmal von einem Manne g^
fragt wurde, wanun, da die Wollust im ge-
schlechtlichen Verkehr bei Mann und Weib
doch gleich groß sei, es vielmehr die Männer
seien, welche den Frauen nachliefen und sie
um Gewährung angingen, statt umgekehrt,
antwortete: „Das ist eine sehr weise Einrich-
tung, daB dieser entscheidende Schritt immer
von den Männern ausgeht. Es steht nämlich
fest, dafi wir Frauen immer bereit und fertig zum
Beischlaf sind, ihr Männer dagegen nicht; die
Männer würden daher vergeblich von uns aufge-
fordert werden, wenn sie dazu gerade nicht in der
Lage wären.'' Eine kluge und witzige Antwort!
48.
VON EINEM BETTELMÖNCH, DER IN
KRIEGSZEIT ZU BERNARDO VOM FRIEDEN
SPRACH.
In dem Kriege, den die Florentiner jüngst mit
dem letzten Herzog von Mailand führten, war
das Gesetz ergangen, daß jeder, der davon
sprechen würde, man solle Frieden schließen,
mit dem Tode zu bestrafen sei. Bernardo Ma-
netti, ein sehr witziger Bürger, befand sich
eines Tages auf dem Mercato Vecchio, um dort
irgend etwas zu kaufen, als sich ihm einer
jener wandernden Bettelmönche näherte, die
an den Straßenecken stehen und um Almosen
53
für ihre Notdurft bitten, und, um eine Bettelei
einzuleiten, zu ihm sagte: „Fax tibi/** Worauf
Bernardo: „Was! Du sprichst das Wort
Frieden aus? Weißt du denn nicht, dafi es
den Kopf kostet, vom Frieden zu sprechen?
Ich gehe, auf daß mich niemand für deinen
Komplizen halte/' Und damit ging er seines
Weges und entzog sich so den Belästigungen
jenes Windbeutels.
49-
ETWAS VON FRANCESCO FILELFO.
Wir sprachen einmal unter Freunden darüber,
welche Strafe am besten über untreue Weiber
zu verhängen sei. Bonifazio Salutati y^ax für eine,
mit welcher ein Freund von ihm aus Bologna
seiner Frau drohte. Und als man ihn fragte,
was für eine das gewesen sei, erzählte er: „Ein
Bologneser, kein sehr ehrenwerter Mann, hatte
eine sehr zugängliche Frau, die auch mir
manchmal zu Willen war. Als ich eines Nachts
an sein Haus kam, hörte ich draußen, wie die
beiden Ehegatten sich heftig zankten; der Mann
machte seiner Frau Vorwürfe wegen ihrer Un-
keuschheit, diese aber verteidigte sich mit Leug-
nen, wie es ihre Art zu machen pflegt, worauf
der Mann ausrief: „Giovanna, Giovanna, ich
54
werde dich weder ohrfeigen, noch prügeln, aber
ich werde dir so zusetzen, daB das Haus voll
▼on Kindern wird, dann werde ich dich mit
diesen allein lassen und auf und davon gehen/^
Wir mußten alle über diese so vollkommene
Art der Strafe lachen, mit der jener Dumm-
kopf sich an seiner untreuen Frau zu rächen
glaubte.
SO.
DER KARDINAL VON BORDEAUX ERZÄHLT
VON EINEM GAUKLER.
Gregor XII. hatte, bevor er zum Papst ge-
wählt wurde, während des Konklaves und auch
nachher noch versprochen, alles Erdenkliche
zu tun, tun das Schisma, das damals in der
Kirche herrschte, aufzuheben, und einige Tage
hielt er an dem, was er zugesagt hatte, so fest,
daB er sogar gelobte, nötigenfalls auf den Pon-
tifikat zu verzichten. Später aber lieB er, ver-
leitet durch das Hochgefühl der Macht, seine
Schwüre und Versprechungen aufier acht und
hielt nichts von dem, was er vorher zugesagt
hatte. Der Kardinal von Bordeaux, ein ernster
und aufiergewöhnlich kluger Mann, war darüber
sehr empört, und als er eines Tages zu mir
darüber sprach, sagte er: „Gregor hat es mit
uns gemacht, wie jener Gaukler mit den Bo-
55
lognesern, der versichert hatte, er werde fliegen/'
Und als ich ihn bat, mir die Geschichte zu
erzählen, begann er: „Vor kurzem trat in Bo-
logna ein Gaukler auf, der durch eine öffent-
liche Ankündigung anzeigte, er werde von einem
Turm in der Nähe der St. Raphaelsbrücke mehr
ab eine Meile über die Stadt hinaus fliegen.
Am festgesetzten Tage versammelte sich fast
das ganze Volk von Bologna an jenem Orte,
und der Gaukler machte sich über alle lustig,
indem er sie bis gegen Abend hungrig in der
Sonne warten ließ. Alle waren höchst gespannt
und blickten unverwandt auf den Turm, in der
Erwartung, daB der Mann fliegen solle. Und
wenn er hier und da lauf dem Turme sich
zeigte und die Flügel bewegte, als stände er
im Begriffe zu fliegen, und sich den Anschein gab,
als wolle er sich abstoßen, erhob sich ein großer
Applaus unter der Menge, die mit offenem Maule
zum Turm hiaufstarrte. Nachdem die Sonne
endlich untergegangen war, drehte der Gaukler,
um wenigstens etwas zu tun, dem Volke den
Rücken und zeigte ihm den Hintern. So mußten
alle jene Angeführten, mürbe von Hunger und
Überdruß, nachts in die Stadt zurückkehren.
Ebenso hat es,'' schloß der Kardinal, „jetzt
der Papst gemacht, der uns nach soviel Ver-
sprechungen schließlich damit zufriedenstellte,
daß elf uns den Hintern zeigte."
56
51.
EINE ANTWORT, DIE RIDOLFO DEM
BERNABÖ GAB.
Man erzählt sich eine kluge Antwort Ridolfos
di Camerino. Die Stadt Bologna wurde von
Bernabd aus der Familie Visconti, der Herren
von Mailand, belagert. Ihre Verteidigung aber
leitete Ridolfo, ein im Kriege wie im Frieden
gleich hervorragender Mann, im Auftrage des
Papstes und hielt sich, um die Stadt besser
schützen zu können, innerhalb der Mauern.
Eines Tages wurde in einem Aufklärung^e-
fecht, bei dem Ridolfo nicht zugegen war, ein
bolognesischer Reiter gefangen genonunen und
vor Bernabd gebracht. Dieser fragte ihn unter
anderm, warum Ridolfo nicht zu einer Schlacht
außerhalb der Mauern ausrücke. Der Reiter
gab verschiedene Gründe dafür an, wurde
schließlich in Freiheit gesetzt und kehrte in
die Stadt zurück. Als Ridolfo auf seine Frage,
was man im feindlichen Lager mache, und was
Bernabd zu ihm gesagt habe, die Antwort des
Reiters vernahm, der sein in der Stadt Ver-
harren auf verschiedene Weise zu entschuldigen
suchte, sagte er : „Du hast schlecht und dunun
geantwortet. Kehre wieder zurück imd sage
Bernabd: Ridolfo geht nicht aus der Stadt her-
aus, um dich zu verhindern, hineinzukommen.
57
52.
EINE ÄNDERE WITZIGE ANTWORT DES
RIDOLFO.
Derselbe Ridolfo stand in dem Kriege, den die
Florentiner gegen Gregor X. führten, bald auf
der einen, bald auf der andern Seite. Und als
er einmal gefragt wurde, weshalb er so schwanke
und so häufig die Partei wechsle, antwortete
er : „Weil ich nicht längere Zeit auf derselben
Seite liegen kann/'
53-
WIE DERSELBE RIDOLFO VON DEN FLO-
RENTINERN ALS VERRÄTER KONTERFEIT
WURDE.
Danach wurde Ridolfo von den Florentinern
des Verrates schuldig erklärt und an die Mauern
der öffentlichen Gebäude der Stadt als Verräter
gemalt. Als er aber kurze Zeit darauf vernahm,
daß die Florentiner im Begriffe seien, Friedens-
boten zu ihm zu senden, suchte er an dem
Tage, an welchem diese eintreffen mußten, sein
Schlaf gemach auf, befahl, die Fenster zu
schließen, legte sich ins Bett und ließ Feuer
anzünden (es war aber im August), endlich
ließ er sich noch in Pelzgewänder hüllen. Dar-
58
auf erhielten die Gesandten Zutritt zu ihm.
Auf ihre Frage, an welcher Krankheit er leide,
antwortete er: ,,An Kalte, weil ich so lange
und sogar bei Nacht an Euem Mauern unbedeckt
der Luft ausgesetzt gewesen bin/' Hiermit
spielte er auf das Bild an, welches die Florentiner
von ihm gemacht hatten, und das nachher auf
den Friedensschluß hin getilgt wurde.
54-
VON EINEM, DER RIDOLFO BEIM BOGEN-
SCHIESSEN VERWUNDETE.
Einige Bürger von Camerino vertrieben sich
eines Tages die Zeit mit Bogenschießübungen
außerhalb der Stadt, als einer von ihnen so
unvorsichtig schoß, daß er den in der Feme
stehenden Ridolfo leicht verletzte. Er wurde
ergriffen, und unter den verschiedenen An-
sichten, welche über die zu verhängende Strafe
laut wurden — denn jeder glaubte sich die
Gunst des Fürsten in desto höherem Maße zu
verschaffen, je härter er urteilte — , schlug einer
vor, es müsse jenem die Hand abgeschlagen
werden, damit er nicht mehr zum Bogen greifen
könne. Ridolfo aher befahl den Mann frei zu
lassen, und sagte, dieser Rat und seine Aus-
führung seien gut gewesen, wenn sie erfolgt
59
wären, bevor er verwtindet worden sei. Eine
sehr kluge und menschliche Antwort! :/«
SS'
EINE GESCHICHTE VON MANCINI.
Mancini, ein Bauer aus meiner Heimat, beschäf-
tigte sich damit, Getreide auf Eseln, die er viel-
fach zu diesem Zwecke mietete, nach Figline
zu transportieren. Als er einmal auf dem Heim-
wege vom Markte war, stieg er, müde des Weges,
auf einen der besseren Esel, und als er sich
seinem Hause näherte, zählte er die Tiere, die
vor ihm gingen. Da er aber den nicht in
Rechnung zog, auf dem er saß, schien es ihm,
als fehlte ein Esel. Bestürzt darob übergab er
die übrigen seiner Frau mit der Weisung, sie
ihren Herren zurückzubringen. Er selbst kehrte
eilig, immer noch auf demselben Esel zum
Markte, der sieben Meilen entfernt war, zurück
und fragte die Begegnenden, ob sie nicht zu-
fällig einen verirrten Esel gesehen hätten. Und
als alle verneinten, kehrte er traurig und ver-
zweifelt über den Verlust des Esels nachts nach
Hause zurück. Aber als seine Frau ihn end-
lich aufforderte, abzusteigen, erkannte er, daß
er auf dem Esel gesessen hatte, den er so eifrig
und schmerzlich gesucht.
60
S6.
VON EINEM, DER SEINEN PFLUG AUF DER
SCHULTER TRUG.
Ein anderer Bauer, namens Piero, ein sehr un-
gebildeter Mensch, machte sich, nachdem er
bis Mittag gepflügt hatte, und seine Ochsen und
er selbst müde von der Arbeit waren, auf den
Heimweg ins Dorf. Er band den Pflug auf den
Esel, schickte die Ochsen voraus und bestieg
das Grautier. Aber diesem versagten die Kräfte
unter der allzu großen Last. Als Piero endlich
merkte, dafi der Esel nicht weiterkonnte, stieg
er ab. Er nahm nun den Pflug auf die
Schulter und bestieg wiederum das Tier, indem
er sagte : „Jetzt kannst du laufen ; denn nicht
du trägst den Pflug, sondern ich.''
57-
FEINE ANTWORT DES FLORENTINER
DICHTERS DANTE.
Dante Alighieri, unser Florentiner Dichter, war
eine Zeitlang in Verona Gast des alten Can
della Scala, eines sehr freigebigen Fürsten. Am
Hofe Canes war aber noch ein anderer Floren«
tiner, ein Mensch von niederer Herkunft, dumm
und unwissend, der zu nichts weiter gut war,
6i
als zu Possen und Narretei. Und an seinen
plumpen Späfien — Witzen wäre zuviel gesagt
— fand Cane solches Gefallen, daß er ihn reich
beschenkte. Als Dante, der ein sehr gelehrter
Mann und ebenso weise wie bescheiden war,
von jenem wie von einem dummen Tier mit
Recht keine Notiz nahm, wurde er eines Tages
von ihm gefragt: „Wie kommt es, daß du,
der als weise und hochgelehrt gilt, so bedürftig
und bettelarm bist, während ich dumm und
unwissend und dabei reich bin?'' Worauf Dante:
„Wenn ich einen Herrn finden würde, der mir
ähnlich ist und meine Neigungen teilt, wie du
einen solchen gefunden hast, so würde er mich
auch auf entsprechende Weise reich machen/'
— Eine ernste und weise Antwort I Denn inuner
finden die Herren Vergnügen an dem Umgang
mit Leuten, die ihnen ähnlich sind.
58.
SCHERZHAFTE ANTWORT DESSELBEN
DICHTERS.
Dante speiste eines Tages zwischen dem älteren
und dem jüngeren Cane della Scala. Deren
Diener warfen, um ihn zu kränken, absicht-
lich alle Knochen heimlich vor seine Füße.
Als die Tafel aufgehoben war, blickten alle
62
auf Dante, verwundert, allein vor seinem Platze
Knochen zu sehen. Aber der Dichter, der sehr
schlagfertig war, sagte: „Das ist doch die natür-
lichste Sache von der Welt, daB die Hunde
(Cani) ihre Knochen aufgefressen haben; ich
aber bin kein Hund (Carte).**
59.
VON EINER FRAU, DIE DABEI BLIEB, IHREN
MANN EINEN LAUSEKERL ZU NENNEN.
Wir unterhielten uns eines Tages über die Bock-
beinigkeit der Weiber, die manchmal so groß
ist, daß sie sich lieber umbringen lassen, als
daß sie nachgeben. Da erzählte einer: „Eine
Frau aus unserer Gegend widersprach ihrem
Manne stets und fand an allem, was er sagte,
etwas auszusetzen, sie versteifte sich auf das,
was sie einmal gesagt hatte, und wollte immer
das letzte Wort haben. Eines Tages hatte sie mit
ihrem Manne einen heftigen Streit und nannte
ihn einen verlausten Kerl. Und damit sie das
Wort zurücknehme, traktierte er sie mit Stock-
schlägen, Fußtritten und Püffen. Aber je mehr
er sie schlug, desto mehr nannte sie ihn Lause-
kerl. Als der Mann endlich müde war, sie zu
prügeln, ließ er sie, um ihre Bockbeinigkeit zu
brechen, an einem Strick in den Brunnen hinab
63
und drohte ihr, sie zu ersäufen, wenn sie nicht
aufhöre, ihn so zu beschimpfen. Aber die
Frau beharrte nur noch mehr dabei imd wieder-
holte jenes Wort sogar noch, als ihr das Wasser
bis zum Kinn reichte. Darauf ließ sie der
Mann, damit sie nicht mehr sprechen könne,
ganz im Wasser untertauchen, um zu sehen,
ob die Todesgefahr sie von ihrer Hartnäckigkeit
abbringen werde. Dem Ertrinken nahe drückte
sie jedoch, da ihr die Möglichkeit zu reden
genommen war, was sie nicht sagen konnte, mit
den Fingern aus: sie hob nämlich die Hände
über den Kopf, vereinigte die Nägel beider
Daumen imd warf wenigstens durch die Geste
ihrem Manne seine Verlaustheit vor : denn mit
den Nägeln dieser Finger pflegen die Weiber
die Läuse zu töten.''
60.
VON EINEM, DER SEINE IM FLUSS ER-
TRUNKENE FRAU SUCHTE.
Ein anderer Mann, dessen Frau in einem Flufi
ertrunken war, suchte gegen den Strom nach
dem Leichnam. Als ihm einer, der sich darob
verwunderte, empfahl, stromabwärts zu suchen,
sagte er: „Auf diese Weise wäre sie sicherlich
nicht aufzufinden; denn als sie noch lebte,
64
war sie so widerborstig und eigensinnig und
im Widerspruch mit den Gepflogenheiten aller
anderen, daB sie auch nach dem Tode nur
gegen den Strom geschwonunen sein kann.
6z.
VON EINEM BÄURISCHEN MENSCHEN, DER
GEADELT ZU WERDEN WÜNSCHTE.
Ein etwas bäurischer imd ungeschliffener Mensch,
der beim Herzog von Orl6ans Dienstleistungen
verrichtete, bat diesen, er möge ihn zum
Edlen machen. Dies geschieht in Frankreich
durch Ankauf von Grundbesitz, von dessen
Ertrag allein die Adligen auf dem Lande leben.
Der Herzog, der wohl wufite, wes Geistes Kind
der Mann war, sagte: „Reich könnte ich dich
sehr leicht machen, edel dagegen niemals.''
02.
VON GUGLIELMO, DER EINEN ANSEHN-
LICHEN PENIS HATTE.
In unserer Stadt Terranuova lebte ein Zinuner-
mann, namens Guglielmo, der mit einem sehr
lunfänglichen Zeugungswerkzeug ausgestattet
war. Diesen Umstand vertraute seine Frau
6s
ihren Nachbarinnen an. Als sie gestorben war,
führte der Zimmermann ein unschuldiges Mäd-
chen, namens Äntonia, heim, das nach der
Verlobung von den Nachbarinnen erfahren hatte,
welch mächtige Waffe ihr Mann besitze. Als
sie daher in der Brautnacht mit ihrem Gatten
zusammenlag, bebte sie am ganzen Leibe und
wollte seine Umarmung nicht dulden, geschweige
denn ihn gewähren lassen. Endlich erfuhr der
Mann, wovor das junge Ding Angst hatte; er
tröstete sie und sagte, was sie gehört habe, sei
wahr, er besitze aber deren zwei, einen kleinen
und einen großen. ,|Um dir nicht weh zu tun,
werde ich diese Nacht den kleinen benutzen,
er wird dich nicht im gerii^sten stören ; später
wollen wir's dann, wenn du Lust hast, mit dem
großen versuchen.'' Der jungen Frau war es
recht, und sie gab sich ohne Klage und
Schaden ihrem Manne hin. Nach Ablauf eines
Monats, nachdem sie freier und kühner ge-
worden war, bat sie ihren Mann unter Lieb-
kosungen: „Lieber! möchtest du es jetzt nicht
einmal mit dem großen Freund versuchen?''
Da mußte der Mann, der beinahe so gut wie
ein Esel ausgestattet war, über den guten Appetit
seiner Frau von Herzen lachen. Er selbst war
es, von dem ich diese Geschichte in einer
Gesellschaft erzählen hörte.
66
63.
ANTWORT EINER PISANERIN.
Sambacharia, eine Pisanerin, war sehr schlag-
fertig. Eines Tages näherte sich ihr ein Spaß-
vogel und sagte zu ihr, um sich über sie lustig
zu machen : ,,Die Vorhaut des Esels grüfit dich !''
Sofort erwiderte sie: ,, Schau! du gleichst aufs
Haar einem Abgesandten von ihr!'' Und da-
mit kehrte sie ihm den Rücken.
64.
AUSSPRUCH EINER MATRONE, WELCHE
DIE KLEIDER EINER DIRNE VOR DEREN
FENSTERN SAH.
Eine öffentliche Dirne hatte eines Morgens Kleider
verschiedener Art, die sie von ihrem Galan ge-
schenkt bekommen hatte, vors Fenster gehängt.
Eine vorbeigehende Matrone rief, als sie die vielen
Gewänder sah : „Wie die Spinne ihr Netz, so hat
die da ihre Kleider mit dem Hintern gemacht und
stellt das Werk ihrer Scham vor aller Augen aus ! ''
65.
EIN WINK.
Einer meiner Landsleute — ein witziger Mann
— wurde zur Zeit der Weinlese von jemand
5* 67
gebeten, ihm einige Weinfässer zu leihen, und
gab ihm folgende Antwort: ,yWenn ich meine
Frau das ganze Jahr über füttere, so will ich
mich ihrer in den Fasten bedienen/* Er gab
ihm damit zu verstehen, man dürfe von andern
nicht die Gegenstände verlangen, deren sie selbst
benötigen.
66.
BEMERKUNG EINES PERUGINERS ZU
SEINER FRAU.
Die Männer von Perugia stehen in dem Rufe
witzig tmd sehr gutmütig zu sein. Eine Peru-
ginerin, namens Petruccia, die am folgenden
Tage ein Fest besuchen wollte, bat einmal ihren
Mann, ihr ein Paar neue Schuhe zu kaufen.
Er tat es und trug ihr auf, am anderen Morgen,
bevor sie fortginge, ein Huhn für ihn zum
Mittagessen zu kochen. Nachdem die Frau die
Speise zubereitet hatte, trat sie unter die Haus-
tür imd sah gleichzeitig einen jungen Mann,
den sie sehr liebte. Alsbald trat sie ins Haus
zurück und machte ihm ein Zeichen, herein-
zukommen, da ihr Mann fort sei. Und um
keine Zeit zu verlieren, stieg sie die Treppe
hinauf und warf sich oben auf die Erde, so daß
sie von der Tür [aus gesehen werden konnte.
68
Der Liebhaber legte sich auf sie, und sie um-
schlang seinen Hintern mit den Schenkeln und
FüSen und gab sich ersehntem Werke hin.
Inzwischen lud ihr Mann, in der Meinung, seine
Frau sei bereits auf das Fest gegangen und
werde erst spät zurückkehren, einen Freund
zum Essen ein, mit der Bemerkung, daB seine
Frau dabei fehlen werde. Als sie das Haus
erreichten, trat er zuerst ein und sah, wie seine
Gattin bei der Treppe ihre Beine über dem
Rücken des Liebhabers bewegte. „Ohel Pet-
ruccia!'' rief er da, „beim Hintern des Esels!''
(wie sie zu fluchen pflegen). „Wenn du auf die
Art läufst, wirst du die Schuhe da niemals
durchlaufen!''
67.
SEHR WITZIGE BEMERKUNG EINES
JÜNGLINGS.
Es klagte eixmial eine Bäuerin, daß ihre Gänse
in schlechtem Zustande seien, sie müßten
durch die Worte einer Nachbarin verhext worden
sein, die sie gelobt hatte, ohne hinzuzufügen:
„Gott segne sie I", wie das Volk zu sagen pflegt.
Da sagte ein junger Mensch, der diese Klagen
hörte: „Nun begreife ich, warum es meinem
Piephähnchen schlecht geht, und warum es in
69
letzter Zeit so schwach geworden ist. Dieser
Tage hat man es gelobt, aber keinen derartigen
Segenswunsch hinzugefügt — ich glaube jetzt
bestimmt, dafi es verheact ist, weil es seitdem
den Kopf nicht mehr erhoben hat. Sprich also,
bitte, deinen Segen darüber, damit es seine
frühere Kraft wiedergewinne!''
68.
VON EINEM DUMMKOPF, DER EINEN, DER
SEINE STIMME NACHMACHTE, FÜR SICH
SELBST HIELT.
Der Vater eines meiner Freimde hatte intime
Beziehungen zu der Frau eines Mannes, der
sehr dumm war und noch dazu stotterte. Als
er eines Nachts zu ihr ging, klopfte er, im
Glauben, der Mann sei abwesend, ohne Scheu
an die Tür und bat, indem er die Stimme des
Gatten nachmachte, man möchte ihm auf-
machen. Der Dummkopf war aber zu Hause
und sagte, als er jene Stimme hörte: „Öffne,
Giovanna, öffne und laß ihn eintreten; denn
es kommt mir vor, als sei ich es, der klopft 1''
70
69«
VON EINEM LANDMANN, DER EINE GANS
ZU VERKAUFEN HATTE.
Ein junger Landmann brachte eine Gans nach
Florenz zum Verkauf. Eine Frau, die sich für
sehr witzig hielt, wurde seiner ansichtig imd
fragte ihn, um sich einen SpaB mit ihm zu
machen, wieviel die Gans kosten solle. „Ihr
könnt sie für eine Kleinigkeit haben,'' lautete
die Antwort. „Für wieviel denn?'' fragte die
Frau. „Für einen einzigen Koitus," sagte der
Landmann. „Das ist nicht dein Ernst," er-
widerte die Frau, „aber komm ins Haus, da-
mit wir über den Preis verhandeln können."
Er trat ein, und als er auf seinem Vorschlag
beharrte, willigte die Frau ein. Ak sie, die
zu Oberst gelegen hatte, nachher die Gans ver-
langte, verweigerte er sie ihr, ,,denn" — so
sagte er — „ich habe nicht Euch übermannt,
sondern Ihr seid über mich gekonunen." Und
als sie darauf den Kampf von neuem begannen,
besorgte der junge Mann das Geschäft des
Reiters. Als die Frau dann, gestützt auf den
Vertrag, zum zweitenmal die Gans forderte,
verweigerte sie der Bursche wieder, indem
er sagte, jetzt seien sie beide wieder quitt;
denn er habe noch keine Bezahlung erhalten,
sondern nur die ihm zugefügte Beleidigung
71
gesühnt: das erstemal habe sie ihn ja doch unter
sich gehabt. Der Streit dauerte bereits längere
Zeit, da kam der Gatte darüber zu und fragte
nach dem Grunde des Zanks. ,ylch wollte dir/'
antwortete die Frau, „ein köstliches Mahl be-
reiten, aber dieser yerdammte Kerl hat es
▼erhindert. Wir hatten ims auf zwanzig Soldi
für die Gans geeinigt, aber jetzt, nachdem er
ins Haus getreten ist, hat er seine Ansicht ge-
ändert und verlangt. noch zwei dazu.'' »»Eh!"
sagte der Gatte, „unser Essen soll doch nicht
wegen einer solchen Lappalie gestört werden!
Da hast du dein Geld!" So hatte der Bauer
das Geld und den Genuß.
70.
VON EINEM GEIZHALS, DER URIN ZU
TRINKEN^BEKAM.
Einer unserer Kollegen von der Kurie, der
durch seinen Geiz bekannt war, erschien häufig,
während seine Domestiken aBen, und trank
von ihrem Wein, um zu sehen, ob er auch
genug gewässert sei. Er sagte aber, er tue das,
um darüber zu wachen, dafi sie immer guten
Wein bekämen. Als einige von seinen Leuten
dahintergekommen waren, verabredeten sie sich
einmal und stellten um die Zeit, da sein
72
Kommen zu erwarten war, statt des Weines
frischen Urin auf den Tisch. Er kam, wie
gewöhnlich, trank richtig von dem Urin, worauf
ihm sofort übel wurde und er sich erbrechen
mußte, und machte sich, laut schimpfend und
mit vielen Drohungen gegen die Urheber des
Streiches wieder davon. Die Leute beendeten
ihre Mahlzeit tmter Gelächter, und der An-
stifter des Scherzes erzählte mir später die
Sache und lachte noch darüber.
71.
VON EINEM HIRTEN, DER NUR HALB
BEICHTETE.
Ein Schafhirt aus jener Gegend im Neapoli-
tanischen, wo einst der Brigantaggio herrschte,
kam einmal zu einem Beichtvater, um
seine Sünden zu bekennen. Er fiel dem
Priester zu Füßen und rief unter Tränen:
„Vergib mir meine schwere Sünde, Vater!''
Dieser forderte ihn auf, alles zu sagen, aber
statt dessen wiederholte er mehrmals jene
Worte, wie wenn es sich um eine imerhörte
Sünde handle. Von dem Priester ermahnt,
sagte er endlich, ihm seien, als er während
der Fasten Käse machte, beim Schlagen der
Milch einige Tropfen davon in den Mimd gefallen,
73
und er habe sie nicht ausgespuckt. Da lächelte
der Priester, der die Sitten der Heimat der
Hirten kannte, daß dieser sich einer schweren
Sünde anklagte, weil er die Fasten nicht inne-
gehalten, und fragte ihn, ob er nicht noch an-
dere Sünden auf dem Herzen habe. Und als
der Hirt es leugnete, fragte er ihn, ob er nie-
mals mit anderen Hirten, wie es in jener Ge-
gend gang und gäbe sei, einen Reisenden aus-
geraubt oder ermordet habe. „O ja,'' antwor-
tete der Beichtende, „beides habe ich mehrfach
mit meinen Genossen getan, aber das ist bei
uns etwas so Gewöhnliches, dafi es das Ge-
wissen gar nicht bedrückt.'' Der Priester hatte
gut reden, das seien schwere Verbrechen —
der Hirt blieb bei seiner Meinung, daB Raub
und Mord in seiner Heimat alltägliche Dinge
seien, die gar nicht ins Gewicht fielen, und
bat allein wegen der Milch um Absolution.
Es ist ein schlimmes Ding um die Gewohnheit
des Sündigens, die auch die schwersten Sünden
als leichte Vergehen betrachten läfit.
72.
VON EINEM SPIELER, DER INS GEFÄNGNIS
GEWORFEN WURDE.
In Terranuova ist bei Strafe verboten, Würfel
zu spielen. Ein Bekannter von mir wurde beim
74
Spiel erwischt und, der Strafe verfallen , ins
Gefängnis geworfen. Und als ihn jemand fragte,
aus welchem Grunde er eingesperrt sei, ant-
wortete er: ,, Unser Bürgermeister hat mich
gefangen gesetzt, weil ich mein Geld verspielt
habe. Was hätte er erst getan, wenn ich das
seine verspielt hätte.''
73.
VON EINEM VATER, DER SEINEN DEM
TRÜNKE ERGEBENEN SOHN BESSERN
WOLLTE.
Ein Vater hatte seinem Sohne häufig ob seiner
Trunkenheit vergebliche Vorwürfe gemacht.
Als er einmal einen Betrunkenen sah, der,
umgeben von einer Schar Gassenbuben, die über
ihn lachten und ihn verspotteten, mit aufgerich-
tetem Glied schimpflich auf der Straße lag, rief
er ihn herbei, damit er sich das häßliche Schau-
spiel ansehe, in der Hoffnung, ihn durch dieses
Beispiel von dem Laster der Trunkenheit ab-
bringen zu können. Als dieser aber den Be-
trunkenen erblickt hatte, rief er: „Sag mir,
bitte, Vater, wo schenkt man den Wein, an
dem der da sich berauscht hat, damit auch
ich seine Süßigkeit kosten kann,'' womit er
75
sich nicht durch die Häßlichkeit des Anblicks
angeekelt, sondern von der Begierde nach Wein
erfüllt zeigte.
74-
VON EINEM JÜNGLING AUS PERUGIA.J3
Auch Ispina von Perugia, ein junger Mann
aus vornehmem Hause, war so zügellos, daß
die übrigen Mitglieder seiner Familie sich seiner
schämten. Simone Ceccolo, ein bejahrter Mann
von großem Ansehen und hervorragender Klug-
heit, der mit ihm verwandt war, rief ihn eines
Tages zu sich und ermahnte ihn lange und
ernstlich, seinen Lebenswandel zu ändern, in-
dem er ihm ein häßliches Bild vom Laster
entwarf und die Tugend verherrlichte. Als er
geendigt hatte, sagte Ispina: „Simone, du hast
sehr elegant und schön gesprochen, wie es
einem beredten Manne geziemt. Aber ich habe
über dieses Kapitel wohl hundert noch schö-
nere Reden gehört und dennoch niemals irgend
etwas von dem tun wollen, was man sagte.''
So erreichte dieser durch seine Worte ebenso*
wenig, wie der oben Genannte durch das vor-
geführte Beispiel.
76
75.
VOM HERZOG VON ANJOU, DER RIDOLFO
EINEN KOSTBAREN SCHATZ ZEIGTE.
In einer Gesellschaft gelehrter Männer tadelte
man einmal im Laufe der Unterhaltung das
eitle Beginnen jener, die viel Eifer und Mühe
darauf verwenden, kostbare Steine aufzutreiben
und zu kaufen. Da sagte einer: »»Auf gute Art
bewies Ridolfo di Camerino dem Herzog von
AnjoUy der auf dem Wege nach dem König-
reich Neapel war, seine Torheit in dieser Hin-
sicht. Als er nämlich den Herzog in seinem
Lager besuchte, zeigte ihm dieser einen kost-
baren Schatz, darunter Perlen, Saphire, Kar-
funkel und alle jene andern Steine, die hoch-
geschätzt werden. Als Ridolfo sie sich ange-
sehen hatte, fragte er, wieviel diese kostbaren
Steine eigentlich wert und wozu sie gut seien.
Der Herzog antwortete, sie seien sehr wertvoll,
brächten aber keinen Nutzen. Hierauf bemerkte
Ridolfo: „Ich will dir zwei Steine zu zehn
Gulden zeigen, die mir jährlich zweihundert
Gulden einbringen,'' und er führte den Herzog,
der sich erstaunt zeigte, zu einer Mühle, die
er selbst hatte einrichten lassen, zeigte ihm
zwei Mahlsteine und s^e: „Das sind meine
Steine, und sie übertreffen deine kostbareren
an Nutzen und Brauchbarkeit.''
77
76.
NOCH ETWAS VON RIDOLFO-
Derselbe Ridolfo sagte zu jemand aus Came-
TinOf der reisen wollte, um die Welt kennen
zu lernen, er solle bis Macerata gehen. Und
als der Betreffende wieder zurückgekehrt war,
sagte er zu ihm: ,,Du hast die ganze Welt
gesehen; denn auf der Welt gibt es nur Hügel
und Täler, Berge und Ebenen, bebautes und
unbebautes Land, Gebüsche imd Wälder, und
all diese Dinge weist das Land zwischen Ca-
merino und Macerata auf.''
77-
WITZIGE BEMERKUNG EINES
PERUGINERS.
Ein Peruginer besaß ein Faß ausgezeichneten-
Weines, aber es war recht klein. Als jemand
einen Knaben mit einem umfangreichen Gefäß
zu ihm schickte, um Wein zu holen, nahm er
das Behältnis in die Hände, roch hinein und
rief: „Pfui Teufel, stinkt dieser Topf aber!
Nie und ninuner werde ich meinen Wein da
hineinschütten, geh und bring das Ding dem
zurück, der dich geschickt hat!''
78
78.
STREIT ZWEIER COURTISANEN UM EIN
STÜCK LEINWAND.
Zwei Weiber aus Rom, die ich kannte, ver-
schieden an Alter und Schönheit, gingen ein-
mal in die Wohnung eines unserer Kurialen
um seiner Lust zu dienen und um des Ver-
dienstes willen. Während dieser sich mit der
Schöneren von ihnen zweimal ergötzte, gab
er sich mit der anderen nur einmal ab,
und zwar nur, damit sie sich nicht verschmäht
fühle und ein anderes Mal mit ihrer Genossin
wiederkäme. Als sie fortgingen, schenkte er
ihnen ein Stück Leinwand, ohne anzugeben,
in welchem Verhältnis sie es teilen sollten.
Als nun die Teilung vorgenonunen werden
sollte, entstand zwischen den Weibsleuten ein
Streit, indem die eine zwei Drittel entsprechend
der geleisteten Arbeit, die andere die Hälfte des
Ganzen forderte nach Maßgabe der Personen-
zahl. Sie brachten beide mannigfache Gründe
und Gegengründe vor; die eine behauptete,
größere Beschwerden erduldet zu haben, die
andere widersprach, die Arbeit sei gleichwertig
gewesen. Von den Worten kam es zu Schlägen,
und sie fingen an sich in die Haare zu fahren
und sich mit den Nägeln zu bearbeiten. Zu-
erst kamen die Nachbarn herbeigeeilt, dann
79
die Ehemänner; niemand kannte den Grund
des Zwistes, und jede der beiden Dirnen ver-
sicherte, die andere habe sie mit Worten be-
leidigt. Und da die Männer die Sache der
Gattinnen zu der ihren machten, ging der
Kampf zwischen diesen auf sie über: man ging
mit Stöcken und Steinen aufeinander los, bis
sich Passanten ins Mittel legten und die Er-
bitterten auseinanderbrachten. In ihre Be-
hausungen zurückgekehrt, nährten die Männer,
inuner noch ohne den wahren Grund des Streites
zu kennen, wie es in Rom Sitte, Feindschaft
gegen einander im Herzen. Die Leinwand liegt
noch ungeteilt bei einem Dritten, weil die Ent-
scheidung noch nicht gefallen ist, aber insgeheim
unterhandeln die Weiber über ihre Teilung.
Wie würden die Rechtsgelehrten in diesem
Falle entscheiden?
79.
DER HAHN UND DER FUCHS.
Der Fuchs hatte einmal Hunger, und um die
Hennen zu überlisten, die unter Führung des
Hahns auf einen hohen Baum geflogen waren,
auf den er nicht hinaufkonnte, wandte er sich
mit höflichem Gruße schmeichlerisch an den
Hahn und fragte : „Was machst du dort oben,
80
lieber Freund, hast du noch nicht die neue uns
so beglückende Kunde vernommen ?'' ^yNein,''
erwiderte der Hahn, y,berichte mir davon!''
„Ich bin eigens hierher geeilt/' sagte der Fuchs,
,,um dir die frohe Botschaft zu verkünden.
Es hat eine Versammlung aller Tiere statt-
gefunden, auf der sie einen ewigen Frieden
untereinander geschlossen haben* Aller Grund
zur Furcht ist damit beseitigt, keinem kann
mehr Unrecht geschehen, noch können ihm
Fallstricke gelegt werden, sondern alle dürfen
nunmehr des Friedens und der Eintracht ge-
nießen. Jeder kann von jetzt ab sicher seines
Weges gehen, wohin er will, selbst allein.
Steigt also herab und lasset uns diesen Tag
gemeinsam feiern!'' Der Hahn, der den Be-
trug des Fuchses durchschaut hatte, sagte
hierauf : „Du bringst eine gute imd mir hoch-
willkommene Nachricht", zugleich aber reckte
er den Hals in die Höhe und hob sich auf
seinen Ständern wie einer, der weit ausschaut
und sich über etwas wundert. „Was erblickst
du denn?" fragte der Fuchs. „Ich sehe," ant-
wortete der Hahn, „zwei Hunde, die mit
offenem Rachen in großen Sprüngen auf ims
zugelaufen kommen." „Lebt wohl!" rief da
der Fuchs zitternd, „ich muß entwischen, bevor
sie hier sind", und schon machte er sich auf
die Flucht. nHel" rief ihm der Hahn nach,
6 8l
y^warum läufst du denn fort» wovor fürchtest
du dich denn? Da der Friede geschlossen ist,
brauchst du doch keine Furcht mehr zu haben 1^'
9,Ich bezweifle,^' antwortete der Fuchs, »»daß die
Hunde schon von dem Friedensschlufi wissen.''
Und so wurde List durch List vereitelt.
80.
BEISSENDE BEMERKUNG.
Ein Mann, der eine etwas ungezwungene Sprache
zu führen pflegte, redete im päpstlichen Palast
einmal mit einer gewissen Kühnheit und würzte
seine Worte mit SpäBen und bezeichnenden
Gebärden. Da rief ein Freund von ihm : „Was
sprichst du da, man wird dich für verrückt
halten!'' Er aber antwortete: „Das wäre für
mich wirklich ein großer Gewinn; denn niu*
so könnte ich die Gunst der jetzt Herrschenden
erlangen. Wir leben ja in einer Zeit der Narren,
imd diese allein haben die Macht in Händen."
81.
DISPUT ZWISCHEN EINEM FLORENTINER
UND EINEM VENEZIANER.
Die Venezianer hatten mit dem Herzog von
Mailand einen Friedensvertrag auf zehn Jahre
8a
geschlossen« Während dieser Zeit brach der
erste Krieg zwischen den Florentinern und dem
Herzog aus, und da es den Anschein hatte,
als würden jene den kürzeren ziehen, brachen
die Venezianer, während der Herzog nichts von
ihrer Seite besorgte, aus Furcht, er möchte
nach einem siegreichen Kriege seine ganzen
Streitkräfte gegen sie wenden, den Vertrag,
griffen ihn an und besetzten Brescia. Einige
Zeit darauf disputierten ein Venezianer und
ein Florentiner über diese Tatsache, als der
Venezianer äußerte: „Ihr verdankt uns die
Freiheit, sie ist unser Werk." Worauf der
Florentiner, um die Überhebung jener zurück»
zuweisen: „Das stimmt keineswegs; denn Ihr
habt uns nicht freigemacht, wohl aber wir
Euch zu Verrätern!"
82.
EIN VERGLEICH, DEN ANTONIO LUSCO
ANSTELLTE.
Ciriaco von Ancona, ein großer Schwätzer,
beklagte eines Tages in unserer Gegenwart den
Fall und die Vernichtung des römischen Reiches,
und es hatte den Anschein, als ginge ihm das
äußerst nahe. Da spottete Antonio Lusco, ein
sehr gelehrter Mann, der zugegen war, über
6* 83
den törichten Schmerz dieses Mannes und sagte:
,,Der Biedere erinnert mich ungemein an einen
Mailänder, der, als er an einem Festtage einen
jener StraBensänger hörte (die vor dem Volke
von den Taten der Helden singen), der den Tod
Rolands, der vor fast 700 Jahren in der Schlacht
gefallen ist, besang, heftig zu weinen anfing.
Und als er dann nach Hause kam und seine
Frau, die ihn so traurig sah und seufzen hörte,
ihn fragte, was ihm denn zugestoßen sei, sagte
er: „Ach, mein liebes Weib, ich bin tot!''
„Was für ein Mißgeschick hat dich denn ge-
troffen, lieber Mann,'' fragte die Frau, „tröste
dich doch und konun zum Essen!" Aber er
fuhr fort zu weinen und wollte keine Speise
zu sich nehmen; endlich gab er jedoch dem
Drängen seiner Frau nach und entdeckte ihr
die Ursache seines Schmerzes: „Weißt du
nicht, welche Kunde ich heute vernommen
habe ?" „Welche denn ?" fragte die Frau. „Ro-
land ist tot, der einzige Schützer der Christen!"
Die Frau suchte die törichte Ergriffenheit ihres
Mannes zu beruhigen und vermochte es end-
lich, ihn zum Essen zu bringen.
84
83.
VON EINEM SANGER, DER ANKÜNDIGTE,
ER WERDE DEN „TOD REKTORS"
BESINGEN.
Ein anderer wußte eine Geschichte von einer
ähnlichen Dummheit zu erzählen. „Einer meiner
Nachbarn," begann er, „ein einfältiger Mensch,
hörte einmal einem Sänger derselben Sorte zu,
der zum Schluß seines Singsangs, um das
zuhörende Publikum zu locken, ankündigte,
er werde am folgenden Tage den Tod Hektors
besingen. Bevor der Sänger weiterging, gab
unser Mann ihm Geld, damit er Hektor, einen
so tapferen Kriegshelden, nicht so schnell töte.
Und der Sänger verschob den Tod Hektors
auf den nächstfolgenden Tag. Und auch an
den folgenden Tagen gab er ihm noch mehr-
mals Geld, um das Leben des Helden zu ver-
längern. Als aber in seinem Geldbeutel Ebbe
eingetreten war, hörte er endlich unter vielen
Tränen und zu seinem großen Schmerz die
Erzählung von seinem Tode an."
84.
VON EINER FRAU, DIE SICH VOR IHREM
MANNE HALBTOT STELLTE.
Sarda ist ein Flecken in unseren Bergen. Dort
überraschte einmal ein guter dummer Kerl
85
seine Frau, wie sie sich mit einem andern
verlustierte. Sofort tat sie, als ob sie dem Tode
nahe sei, liefi sich zu Boden fallen und lag
da wie eine Tote. Der Gatte sprang herzu und
fing, da er glaubte, sie sei gestorben, weinend
an ihre Arme zu reiben. Da öffnete sie die
Augen ein wenig, als ob sie allmählich wieder
zu sich käme, und antwortete ihrem Mann auf
die Frage, was denn passiert sei, ein heftiger
Schreck habe sie durchfahren. Und nachdem
der Einfältige sie getröstet und aufgefordert
hatte, zu sagen, was er tun solle, rief sie:
„Ich will, daß du schwörst, nichts gesehen
zu haben.'' Und kaum hatte er es geschworen,
als sie wieder gesund war.
85.
WITZIGE BEMERKUNG EINES FLOREN-
TINER EDELMANNES.
Der Florentiner Edelmann Rosso de' Ricci ein
sehr kluger und ernster Mann, hatte eine alte
und sehr häßliche Frau namens Telda. Nun
geschah es einmal, daß er die Augen auf eine
Magd warf, die er im Hause hatte. Nachdem
er mehrmals vergeblich in sie gedrungen war,
hinterbrachte diese die Sache ihrer Herrin,
welche ihr riet, ihm ein Stelldichein zu einer
86
bestimmten Stunde an einem dunkeln Orte zu
geben. Dorthin begab sich dann Telda an Stelle
der Magd. Rosso kam dorthin und liebkoste
lange sein Weib, im Glauben, es sei die Magd,
kam aber schließlich, da sein Kleiner nicht
wollte, zu keinem Zieh Da schimpfte die Frau
los und rief: „Du Dreckritter! Wenn die Magd
hier gelegen hätte, würdest du deine Sache
ohne Mühe haben machen können !'' Worauf
Rosso: „Du bist's, Telda, mein Weib! Bei Gott,
mein kleiner Freund hat eine bessere Nase als
ich! Denn sofort, nachdem ich dich, im Glauben,
du seiest die Magd, berührt hatte, hat er be-
griffen, dafi du ein schlechter Braten und
hat sich zurückgezogen.'^
86.
VON EINEM FLORENTINER EDELMANNE,
DER EIN ZÄNKISCHES WEIB HATTE.
Ein sehr vornehmer Florentiner Edelmann hatte
ein zänkisches, böses Weib, das täglich zu seinem
Beichtvater oder, wie man sagt, zu seinem
Gewissensrat lief und diesem von den Lastern und
der Streitsucht ihres Mannes erzählte. Der Prie-
ster wies dann den Edelmann darob zurecht und
machte ihm Vorwürfe. Eines Tages lud er auf
Bitten der Frau, den Frieden zwischen ihnen bei-
87
den wiederherzustellen, den Mann zur Beichte ein.
Er zweifelte nicht, daß nach deren Ablegiuig die
Eintracht zwischen beiden wiederhergestellt
werden würde. Der Edelmann kam, und als
der Mönch ihn aufgefordert hatte, seine Sünden
aufzuzählen, antwortete, er: „Das ist gar nicht
nötig; denn meine Frau hat Euch oft genug
von jenen berichtet, die ich irgend begangen
habe, und von vielen anderen dazu.''
87.
VON EINEM KURPFUSCHER, DER ESEL
WIEDERVERSCHAFFTE.
Vor nicht langer Zeit lebte zu Florenz ein Mann
voll Selbstvertrauen und Unternehmungsgeist, der
keinerlei Profession ausübte. Als dieser einmal
in dem Buche eines Arztes von dem Namen
und der Wirkung gewisser Pillen las, die für
viele Übel gut sein sollten, kam er auf den
närrischen Gedanken, allein mit diesen Pillen
leichtlich den Arzt spielen zu können. Nach-
dem er sich eine große Anzahl davon her-
gestellt hatte, verließ er die Stadt und begann
Flecken und Dörfer als Arzt abzugrasen. Für
jede Krankheit verabreichte er diese Pillen,
und zufällig wurden einige dadurch wieder ge-
sund. Als der Ruf dieses Kurpfuschers sich
88
daraufhin bei den Dummen verbreitet hatte,
fragte ihn eines Tages einer, der seinen Esel
verloren hatte, ob er nicht ein Mittel zur Wieder-
erlangung des Tieres habe. Er bejahte und
gab ihm sechs Pillen zu schlucken. Am fol-
genden Tage zog dieser Mann aus, seinen Esel
zu suchen. Da mußte er infolge der Wirkung
der Pillen die Straße verlassen, um seinen Darm
zu entleeren, und geriet zufällig in ein Röh-
richt, wo er den Esel weidend fand. Da sang
er das Lob des Arztes und seiner Pillen in allen
Tonarten, woraufhin die Bauern in Scharen,
wie zu einem zweiten Äskulap, zu ihm pil-
gerten, dessen Medizinen sogar zum Wieder-
auffinden von Eseln gut waren.
88.
BEMERKUNG PIETROS DE EGHI.
Während eines Aufstandes zu Florenz, der um
der Regierungsform willen ausgebrochen war,
wurde ein Anführer der einen Partei bei einem
heftigen Zusammenstoß von den Gegnern ge-
tötet. Einer, der von ferne die blitzenden
Schwerter und die herbeieilenden Menschen sah,
fragte die Umstehenden, was dort im Gange
sei. Da antwortete ihm einer, namens Pietro
de Eghi: „Sie teilen dort die Regierung der
89
Stadt und die Amter unter sich.'' „Wenn sie
so teuer sind/' meinte hierauf der Präger,
„will ich nichts davon wissen" — sprach's imd
entfernte sich/
89.
VON EINEM ARZTE.
Einige meiner Genossen, die stets zu einem
Scherz bereit waren, speisten einmal bei mir,
und während des Essens wurde manches er-
zählt, was Stoff zum Lachen gab. Unter an-
derem erzählte einer, während sein Mund sich
zum Lachen verzog, folgendes: „Cecchino, ein
Arzt aus Arezzo, wiu'de einmal gerufen, um
einem schönen jungen Mädchen zu helfen,
das sich beim Tanzen das Knie verrenkt hatte.
Als er, um es einzurenken, das Bein imd den
äußerst weiBen und weichen Schenkel berühren
muBte, regte er sich dabei dermaßen auf, daß
ihm das Beinkleid zu eng wurde. Als er sich
dann seufzend erhoben hatte, und das Mädchen
ihn fragte, was er für seine Mühe bekäme,
antwortete er, sie sei ihm nichts schuldig. Auf
ihre Frage, warum? sagte er: „Wir sind quitt;
denn ich habe dir ein ausgerenktes Glied ein-
gerichtet, und ebenso hast du mir ein an-
deres aufgerichtet."
90
90.
VON EINEM VENEZIANER, DER SEIN PFERD
JSNICHT WIEDERERKANNTE.
Einige gelehrte Männer sprachen einmal über
die Einfältigkeit und Dummheit vieler Men-
schen. Da erzählte Antonio Lusco , ein
sehr witziger Mann: Als er einmal von Rom
nach Vicenza reiste, war sein Begleiter ein
Venezianer, der allem Anschein nach sehr selten
zu Pferde gesessen hatte. In Siena stiegen sie
in einer Herberge ab, wo sich noch viele an-
dere Reiter mit ihren Pferden befanden. Als
sich am andern Morgen alle zur Weiterreise
vorbereiteten, blieb allein der Venezianer, ob-
wohl gestiefelt und gespornt, müBig unter der
Tür sitzen. Lusco, der sich über die Lässig-
keit und Gemütsruhe des Mannes wunderte,
der, während die andern schon fast alle im
Sattel waren, allein tat, als ginge ihn die Sache
nichts an, mahnte ihn, aufzusteigen, wenn er
mit ihm weiter wolle, und fragte ihn nach dem
Grunde seines Zögerns. „Freilich will ich mit
Euch reiten,^^ antwortete der Venezianer, „aber
ich kann mein Pferd gar nicht unter den an-
deren herausfinden. Daher warte ich ab, bis
die anderen fort sind; dann weifi ich doch, daß
das allein im Stalle zurückbleibende Pferd das
meine ist.'' Als Antonio in der Beschränktheit
91
seines Begleiters den Grund seines Zögems er-
kannt hatte, wartete er eine Zeitlang, bis dieser
Dummkopf das einzige übrig gebliebene Pferd
als das seine in Besitz genommen hatte.
91-
EINE ENTGEGNUNG RAZELLOS^
DA BOLOGNA.
Will man jemand seine Verachtung bezeugen,
so pflegt man zu sagen: „Ich würde dich
hundertmal am Tage als Pfand in der Kneipe
zurücklassen!'' Jemand, der sich mit Razello
da Bologna, einem schlagfertigen Manne, stritt,
warf ihm vor einer Menge von Leuten diese
Redensart an den Kopf, in der Absicht, sich
damit den Anschein der Überlegenheit zu geben
und Razello verächtlich zu machen. Dieser
aber antwortete: „Dagegen habe ich gar nichts;
denn die wertvollen und guten Sachen kann
man leicht verpfänden, aber wenn einer so einen
gemeinen und feilen Nichtsnutz wie dich in
allen Kneipen und Beiseln herumböte, würde
keiner dich zum Pfände nehmen, auch nicht
für einen Heller/' Damit brachte Razello die
Lacher auf seine Seite und zahlte jenem mit
seiner eigenen Münze.
93
92.
VON EINEM ALTEN WUCHERER, DER SEIN
GEWERBE AUFGAB, AUS FURCHT DAS
GEWONNENE ZU VERLIEREN.
Ein Freund ermahnte einen schon bejahrten
Wucherer, sein Gewerbe aufzugeben, sich zur
Ruhe zu setzen und an das Heil seiner Seele
zu denken, und überredete ihn mit vielen
Gründen, die Last und Schmach seines bisherigen
Lebens von sich zu werfen. „Da du mir dazu
rätst," antwortete der Wucherer, „werde ich
auf dieses Gewerbe verzichten; meine Schuld-
forderungen kommen augenblicklich so schlecht
ein, daß ich bald, auch ohne es zu wollen,
mein Geschäft aufgeben müBte." Nicht im Be-
wußtsein der Sünde, sondern aus Furcht, das
Gewonnene zu verlieren, wollte er also dem
Wucher entsagen.
93.
VON EINER BETTELNDEN ALTEN
DIRNE.
Nachdem diese Geschichte in unserem Kreise
erzählt worden war, sagte einer meiner Freunde:
„Dieser Wucherer erinnert mich an eine ganz
alte Konkubine (und er nannte ihren Namen),
93
die, von der Last der Jahre schon ganz ge-
beugt, um Ahnosen für ihren Lebensimterhalt
bettelte. ,, Erbarmt Euch,*' sagte sie, „einer, die
der Sünde und dem Hurengewerbe entsagt hatl^'
Von einem wohlbekannten Mahne angefahren,
wanmi sie bettle, antwortete sie: „Was soll
ich tun? Niemand läBt sich mehr mit mir ein!''
„Gezwungen also,'' sagte jener, „und nicht aus
freiem Willen wendest du dich von der Sünde
ab, da du keine Möglichkeit mehr zur Sünde hast."
94.
VON EINEM DOKTOR UND EINEM IGNO-
KANTEN.
Als Papst Martin sich eines Tages mit seinen
Sekretären unterhielt, und das Gespräch auf
lustige Geschichten gekommen war, erzählte
er von einem Doktor aus Bologna, der von
einem Legaten, den er sehr dringend vm irgend
etwas bat, Narr und Verrückter genannt wurde.
Daraufhin fragte ihn der Doktor: „Und seit
wann seid Ihr inne geworden, dafi ich verrückt
bin?" „Just in diesem Augenblick", antwortete
der Legat. „Ihr seid auf dem Holzwege," sagte
der Doktor, „ich war damals ein Narr, als ich
Euch, der Ihr keine Ahnung von den Gesetzen
habt, zum Doktor des Zivilrechts machte." Der
94
Legat war nämlich Doktor, aber trotzdem sehr
unwissend. Mit diesen Worten enthüllte er die
Ignoranz des Legaten.
95.
DER BISCHOF VON ALETH ERZÄHLT VON
EINER GUTEN BEMERKUNG.
Ein anderer, nämlich der Bischof von Aleth,
erzählte von der Bemerkung eines römischen
Bürgers. Als dem Kardinal von Neapel, einem
dummen und unwissenden Manne, der von
einem Besuche beim Papste zurückkehrte, ein
römischer Bürger begegnete, lachte der Kar-
dinal, wie es seine Gewohnheit, in einem fort.
Da fragte jener seinen Begleiter, worüber er
wohl glaube, daß der Kardinal lache, und als
dieser antwortete, er wisse es nicht, sagte er:
9fDer lacht gewiB über die Torheit des Papstes,
der ihn so unverdienterweise zum Kardinal
machte.''
96.
GEISTREICHE BEMERKUNG EINES ABTES.
Ein anderer gab darauf zwei gute Bemerkun-
gen von Abgesandten des Konstanzer Konzils
(es waren zwei Benediktineräbte) zum besten.
95
Diese kamen im Namen des Konzils zu Pedro
de Luna, der vorher von den Spaniern und
Franzosen als Papst anerkannt worden war.
Als Pedro ihrer ansichtig wurde, sagte er:
,iSehty zwei Raben kommen zu mir.'' „Daran
ist nichts Seltsames,'' erwiderte der eine von
ihnen, „daß Raben sich einem Aas nähern."
Er deutete ihm damit an, daß er vom Konzil
verdammt und damit einem Leichnam gleich-
zuachten sei.
97-
SCHARFE BEMERKUNG.
Und als Pedro in dem Streit, den die beiden
Abte mit ihm über die Frage des Pontifikats
führten, sagte: „Hier ist die Arche Noahs",
womit er sagen wollte, daß das Recht des
Stuhles Petri bei ihm sei, antwortete derselbe
Abt: „In der Arche Noahs waren sehr viele
Tiere."
98.
WUNDERBARE DINGE, ERZAHLT VON
MEINEM KOPISTEN.
Mein Kopist Giovanni, der vor längerer Zeit
aus jener Gegend, die man Bretagne nennt,
96
zurückgekehrt ist, erzählte mir um die Mitte
des Oktober des vorletzten Jahres von Papst
Martins V. Pontifikat einige wunderbare Dinge»
die er, ein gelehrter und der Lüge unfä*
higer Mensch, gesehen zu haben versicherte.
Erstens, daß es zwischen Loire, Berry und
Poitou Blut geregnet habe, so daß die Steine
infolge dieses Regens wie mit Blut übergössen
schienen. Da dies, wie die Geschichte zeigt,
häufiger vorgekommen ist, erscheint es weniger
erstaunlich. Aber, was jetzt kommt, hätte ich
niemals geglaubt, wenn er es nicht durch einen
Eid bekräftigt hätte. Er sagte, daß am Feste
der Apostel Peter und Paul, das in den Juni
fällt, zwei Erntearbeiter in seiner Heimat, die
am Abend vorher etwas Heu auf dem Felde
zurückgelassen hatten, den Festtag verachteten
und, um das Heu nicht zu verlieren, zum Ern-
ten — was in einer Stunde geschehen sein
konnte — zurückgekehrt seien. Aber es war
Gottes Wille, daß sie viel länger auf dem Felde
blieben und Tag und Nacht unaufhörlich mäh-
ten, ohne Nahrung zu sich zu nehmen und
sich Ruhe zu gönnen. Und so verbrachten sie
mehrere Tage, ohne das Feld verlassen zu
können, und ohne daß die vielen anderen, die
stehen blieben und ihnen zusiJien und die sie
für verrückt hielten, sich ihnen nähern und
sie fragen konnten, was das zu bedeuten habe.
7 97
Mein Kopist hat versichert, daB er jene Emte-
arbeiter gesehen habe; aber was nachher aus
ihnen geworden war, wuBte er nicht zu sagen.
99-
WUNDERBARE BESTRAFUNG FÜR NICHT-
ACHTUNG DER HEILIGEN.
Ein anderer, einer meiner Kollegen von der
Kurie, namens Rollet, aus Ronen gebürtig,
versicherte mir ein ähnliches Wunder, hervor-
gerufen durch die Nichtachtung der Heiligen
Gottes, gesehen zu haben. In der Nähe des
Kastells von Ronen, so erzählte er, befindet
sich ein dem heiligen Gotthard geweihter Kirch-
sprengel. Als einmal sein Feiertag gekommen
war, begingen ihn alle Pfarrkinder wie üblich
durch ein groBes Fest mit feierlicher Pro-
zession. Einem jungen Mädchen aus einem
andern Sprengel fiel es aber bei, sich über die
Andächtigen lustig zu machen; sie lästerte
den Namen des Heiligen, zog die Zeremonien
ins Lächerliche und sagte, sie werde, um ihre
Nichtachtung auszudrücken, spinnen; und in
der Tat machte sie sich mit Rocken und
Spindel zu schaffen. Diese hefteten sich ihr
aber jdötzlich an die Hände und Finger, so
dafi man sie nicht mehr davon losreiBen konnte,
98
und das Mädchen wurde stumm. Als sie durch
Zeichen (denn durch die Stinune vermochte
sie es ja nicht) zu verstehen gab, daB sie
Schmerzen und warum sie sie litte, wurde sie
endlich von einer Schar von Leuten, die her-
beigeeilt waren, zum Altar des Heiligen ge-
führt, den sie verachtet hatte. Nachdem sie
dort ein Gelübde abgelegt hatte, erhielt sie
alsbald ihre Stimme wieder, und Rocken und
Spindel fielen ihr von den Händen. Rollet
sagte, dies sei in seiner Parochie geschehen,
und er behauptete es mit solcher Bestimmt-
heit, daß es mir trotz meiner Ungläubigkeit
nicht ganz unglaubwürdig erschien.
lOO.
SEHR HÜBSCHE GESCHICHTE VON EINEM
GREISE, DER SEINEN ESEL AUF DEN
SCHULTERN TRUG.
Im Kreise der päpstlichen Sekretäre wurde
einmal gesagt: sich nach der Meinung des
Publikums richten, heiBe sich der schlimmsten
Knechtschaft unterwerfen; denn es sei un-
möglich, es allen recht zu machen, da jeder
nach seiner Weise denke, und der eine dies,
der andere jenes für gut halte. Als Beleg für
diese Anschautmg erzählte einer eine Fabel,
99
die er vor längerer Zeit in Deutschland ge-
lesen und auch gemalt gesehen hatte. „^^^
Greis/^ berichtete er, »»hatte sich mit seinem
kleinen Sohne auf den Weg gemacht, um
seinen Esel, den er ohne Ladung vorauftraben
lieS, auf dem Markte zu verkaufen. Einige
Landleute, die auf den Feldern arbeiteten, ta-
delten, als die drei vorüberkamen, den Greis,
daß er den Esel unbeladen lasse, und weder
er selbst, der doch seines Alters wegen, noch
sein Sohn, der um seiner zarten Jugend willen
des Reittiers bedürfe, aufsteige. Da setzte der
Greis seinen Knaben auf den Esel und ging
selbst zu FuB weiter. Als andere das sahen,
schalten sie über die Diunmheit des Greises,
daß er seinen Sohn, der doch kräftiger sei,
auf den Esel gesetzt habe, während er selbst,
hinfällig vor Alter, zu Fuß folge. Der Alte
änderte seinen Entschluß, ließ den Knaben
absteigen und setzte sich selbst auf den Esel.
Aber schon nach wenigen Schritten hörte er
sich vorwerfen, daß er seinen kleinen Sohn,
ohne Rücksicht auf dessen Jugend, wie einen
Diener hinter sich herlaufen lasse, während er
selbst, der Vater, reite. Durch diese Worte ver-
anlaßt, ließ er den Sohn zu sich auf den Esel
steigen und setzte so den Weg fort. Schon
fragten ihn andere, ob der Esel ihm gehöre,
und als er bejaht hatte, wurde er getadelt,
100
daß er mit dem Tiere umgehe, als gehöre es
einem andern, der Esel sei nicht fähig, eine
solche Last zu tragen, es sei genug, wenn er
einen trage. Verwirrt durch soviel verschie-
dene Meinungen, und da er den Esel weder
ohne Last, noch mit ihnen beiden als Reitern,
noch mit einem allein ohne Schmähungen
laufen lassen konnte, verlor der Mann den
Kopf, band schlieSlich dem Esel die Beine zUr
sammen, hing ihn an einem Stock auf, dessen
Enden er und sein Sohn auf die Schultern
nahmen, und setzte so den Weg zum Markte
fort« Als sich nun alle, die ihnen begegneten,
ob der Neuheit des Schauspiels den Bauch vor
Lachen hielten und über die Dununheit der
beiden, hauptsächlich des Vaters, höhnten, ge-
riet dieser in Zorn, und da er am Ufer eines
Plusses angekommen war, warf er den ge-
bundenen Esel ins Wasser und kehrte, nach-
dem er ihn auf diese Weise verloren hatte,
nach Hause zurück. So stellte der gute Mann,
der es allen recht machen wollte, niemand zu-
frieden imd verlor seinen Esel.''
lOI.
DER GIPFEL DER UNWISSENHEIT.
Eines Tages wurde von den Prioren von Flo-
renz ein Brief verlesen, der von jemand han-
zox
delte, der bei der Republik nicht besonders
gut angeschrieben war. Da sein Name in dem
Briefe häufig erwähnt werden muBte, geschah
eS| daß ihm das Wort „beregt'' beigefügt
wurde, z. B. »»der beregte Paolo". Da fing
einer der Anwesenden, der über sehr wenig
Bildung verfügte, und glaubte, jenes Wort sei
ein ehrenvolles und in der Bezeichnung „be-
regf' sei ein groBes Lob enthalten, wie etwa
in „der überaus weise'' oder „der hervorragend
kluge", an zu eifern, es sei imwürdig, einen
unredlichen Menschen, einen Feind des Vater-
landes, „beregt" zu nennen.
102.
EINE ÄNDERE PROBE VON UNWISSENHEIT«
Auf ähnliche Weise brachte ein Landsmann
von mir, Matteozio, ein recht ungebildeter
Mensch, viele zum Lachen. Es war an einem
Festtage, bei einem Priestermahle, dessen Vor«-
bereitungen er mit einigen andern geleitet
hatte, als er zum Schluß des Banketts, wo es
sich darum handelte, den Geistlichen, von
denen viele aus weiter Feme herbeigekommen
waren, zu danken und ihm, als dem Ältesten,
diese Aufgabe zufiel, folgendes sagte: „Meine
Väter, verzeiht uns, wenn Euch etwas abging,
102
wir haben nicht getan, was wir Euch schuldig
waren, aber wir haben Euch, so gut wir es
eben vermochten, gemäB Eurer Ignoranz ge-
feiert.'' Der ungebildete Biedermann, der nach
irgend einem volltönenden Wort suchte, glaubte,
er habe ihnen damit eine groSe Schmeichelei
gesagt, gleich als wenn er gesagt hätte: ,Eurer
Klugheit'' oder „Eurer Weisheit."
103.
VON EINEM LANGBÄRTIGEN GREISE.
Antonio Lusco, der gelehrteste und liebens-
würdigste Mann auf der Welt, erzählte uns
einmal, als wir uns nach dem Essen unter-
hielten, eine lustige Geschichte. Wenn jemand
einen Wind streichen läfit, sagen die Umstehen-
den — es ist dies eine bekannte Redensart — :
„In den Bart dessen, der niemand etwas schuldig
ist." Ein alter Mann aus Vicenza, der einen
sehr langen Bart trug, wurde von einem Gläu-
biger vor den Richterstuhl des Stadthauptmanns
(es war dies Ugolotto Biancardo, ein gelehrter
und strenger Mann) zitiert. Als er laut tmd
wortreich in groBer Erregung protestierte: er
sei in keiner Hinsicht irgend jemandes Schuld-
ner und dieses Lied mehrmak wiederholte, rief
Ugolotto: „Mach, dafi du fortkommst mit deinem
stinkigen Bart da, der uns übel macht durch
103
seinen ekelhaften Geruch, schnell 1 '^ Und als der
Greis betreten fragte, inwiefern sein Bart so
sehr stinke, sagte Ugolotto: „Er ist voll von
all' den Blästerlingen, die jemals von den
Menschen gelassen wurden; denn alle werden
ja in den Bart dessen gesandt, der keine Schul-
den zu haben vorgibt/^ Mit diesen Worten
spottete er sehr witzig über die Prahlerei des
Mannes, und alle Anwesenden muBten lachen.
104.
GESCHICHTE VON EINEM NOTAR, ERZÄHLT
VON CARLO DA BOLOGNA.
Einige von uns, darunter auch päpstliche Se-
kretäre, speisten im Palaste des Papstes. Man
unterhielt sich über jene Leute, deren ganzes
Wissen und Erfahrung in aufgeschriebenen
Formeln besteht, und die nicht nach deren Sinn
fragen, sondern nur sagen, ihre Vorgänger
hätten es so aufgezeichnet. Da sagte Carlo da
Bologna, ein sehr fröhlicher Mann: „Diese
Leute haben eine groBe Ähnlichkeit mit
einem Notar (dessen Namen er nannte) aus
meiner Vaterstadt. Zu ihm kamen zwei Männer,
die einen Kaufvertrag aufsetzen lassen wollten.
Schon hatte er die Feder ergriffen und ange-
fangen zu schreiben, da fragte er sie nach
X04
ihren Namen. Und als der eine gesagt hatte,
er heiBe Giovanni und, der andere, er heiße
Filippo, antwortete der Notar sogleich, das In-
strument (wie man es nennt) könne für sie
nicht ausgefertigt werden. Und als die beiden
fri^;ten, warum nicht, erklärte er: „Wenn
der Verkäufer nicht Corrado und der Käufer
nicht Tizio heiSt (diese Namen hatte er näm-
lich allein in seinen Musterbeispielen gelernt),
kann der Vertrag nicht rechtsgültig abgeschlossen
werden. Und da sie sagten, sie könnten ihre
Namen nicht ändern, und der Notar bei seiner
Meinung blieb, weil es so in seinen Formu-
laren stehe, schickte er sie, die auf ihrer Wei-
gerung beharrten, endlich fort. Und sie ver-
ließen den Esel, der eine Fälschung zu begehen
meinte, wenn er die in seinen Paradigmen
angenommenen Namen durch andere ersetzte,
tuid suchten sich einen anderen Notar.*'
105.
VON EINEM DOKTOR AUS FLORENZ,
DER ZU EINER KÖNIGIN GESANDT WURDE
UND SIE BESCHLAFEN WOLLTE.
Als man so beim Schwankerzählen war, kam
die Rede auch auf die Dummheit mancher
Leute, die als Gesandte zu Fürsten geschickt
105
werden. Einige waren schon gexuuint worden,
als Antonio Lusco auflachte und fragte : »»Habt
Ihr schon von der Kühnheit jenes Florentiners
(und dabei sah er mich an) gehört, den das
Volk von Florenz einmal zur Königin Johanna
von Neapel sandte? Er hieS Francesco und
war Doktor der Rechte, obwohl er sehr un-
gelehrt war. Nachdem er sich seiner Mission
entledigt hatte, erhielt er Befehl, am folgenden
Tage wiederzukommen. Inzwischen erfuhr er,
daß die Königin Männern gegenüber keines-
wegs unzugänglich sei, besonders wenn sie von
schöner Gestalt. Als unser Gesandter nun wieder
vor der Königin erschien, redete er viel hin
und her und sagte endlich, er habe noch ge-
wisse geheime Dinge vorzubringen. Als ihn die
Königin hierauf, in der Meinung, es handle
sich um eine geheime Sendung, die nicht vor
anderen mitgeteilt werden könne, in ein abge-
legenes Gemach hatte kommen lassen, bat sie
dieser Narr, der sich viel auf sein Aussehen
einbildete, bei ihr li^en zu dürfen. Die Köni-
gin verzog keine Miene, sah sich ihren Mann
genau an und fragte dann: „Gehört diese Bitte
auch zu den Aufträgen, die Euch die Floren-
tiner gegeben?^' Als er errötete und nichts zu
sagen wußte, befahl sie ihm, ohne ein Zeichen
der Entrüstung, zu gehen und erst einmal diesen
Auftrag einzuholen.''
zo6
io6.
VON EINEM MANNE, DER DEN IHM IN
WEIBSGESTALT ERSCHEINENDEN TEUFEL
BESCHLIEF.
Cencio aus Rom, ein sehr gelehrter Mann, hat
mir des öfteren eine Geschichte erasählt, die
man nicht so leicht nehmen darf, und die ihm
sein Nachbar, der durchaus kein Dummkopf
war, als Erlebnis berichtete. Es ist folg^ides
Der Nachbar erhob sich einmal bei Mondschein
von seinem Lager, in der Meinung, der Morgen
graue schon — denn die Nacht war klar — um
in seinen Weinberg zu gehen. Die Römer sind
nämlich gewohnt, ihre Weinberge sorgfältig zu
pflegen. Als er aus dem OstienserTor heraus-
getreten war (er hatte es sich von den Wächtern
öffnen lassen müssen), wurde er eines weiblichen
Wesens ansichtig, das ihm vorausschritt. In
der Meinung, es sei eine Frau, die ihre An-
dacht in St. Paolo verrichten wolle, und da er
fleischliche Begierde verspürte, beschleunigte
er seinen Schritt, um sie zu erreichen, und er
glaubte leichter zu seinem Ziele kommen zu
können, weil sie allein war. Und als er ihr
schon nahe war, verließ sie die gerade StraSe
und schlug einen Fußsteig ein. Der Mann be-
eilte sich noch mehr, da er die gute Gelegen-
heit zu verlieren fürchtete. Wenige Augenblicke
107
darauf holte er die Unbekannte an einer
gung des Weges ein, zwang sie, was sie lautlos
geschehen lieS, auf den Boden und befriedigte
sein Verlangen. Als er fertig war, verschwand
das Weib plötzlich und lieS einen Schwefel-
gestank zurück. Der Mann, der sich auf
grasbewachsenem Boden fühlte, erhob sich
einigermaBen erschreckt und kehrte nach
Hause zurück. Alle waren der Meinung, daS
er das Opfer eines Blendwerks des Satans
gewesen sei.
107.
ANDERE GESCHICHTE, ERZÄHLT VON
ANGELOTTO.
Angelotto, Bischof von Anagni, war zugegen,
als Cencio dies erzählte, und gab darauf eine
andere, ganz ähnliche Geschichte zum besten.
„Ein Verwandter von mir,^* berichtete er (imd
nannte den Namen), „begegnete, als er nächt-
licherweile durch die verlassene Stadt wan-
derte, einer Frau, die ihm auch schön zu sein
schien, und befriedigte an ihr seine Begierde.
Darauf verwandelte sie sich plötzlich in die
Gestalt eines abschreckend häßlichen Mannes
tuid schrie ihn an: „Was hast du getan ? Dich
habe ich einmal schön angeführt, du Schafs-
Z08
kopfl" 9»Mag sein/^ antwortete mein Ver-
wandter unerschrocken, „aber ich habe dir den
Hintern naB gemachtes
io8.
VON EINEM ADVOKATEN,
DER VON SEINEM KLIENTEN FEIGEN UND
PFIRSICHE ERHALTEN HATTE.
Als einmal aus unserer Mitte Worte des Tadels
gegen den Undank jener fielen, die stets bereit
sind andere für sich arbeiten zu lassen, aber
lässig im Belohnen, ergriff Antonio Lusco,
ein sehr gebildeter und geistreicher Mann,
das Wort und sagte: „Einer meiner Freunde,
namens Vincenzo, war der Advokat eines sehr
reichen, aber geizigen Mannes. Nachdem er
viele Prozesse für ihn durchgefochten hatte,
ohne je eine Belohnung dafür erhalten zu
haben, wurde er schlieBlich einmal von seinem
Klienten gebeten, seine Verteidigung in einer
sehr schwierigen Sache zu übernehmen. Zum
angesetzten Termine (sein Klient hatte ihm
vorher Feigen und Pfirsiche als Geschenk über-
sandt), erschien der Anwalt vor Gericht. Aber
obwohl seine Gegner vieles gegen seinen Kli-
enten vorbrachten und ihn auf's Heftigste an-
griffen, stand er immer mit geschlossenem
Z09
Munde da und sprach kein Wort. Alle waren
erstaunt darüber, und sein Klient fragte ihn,
was sein Stillschweigen eigentlich zu bedeuten
habe. y,Die Pfirsiche/' sagte er da, ,,und
Feigen, die du mir geschickt hast, haben mir
den Mund so vereist, daß ich kein Wort
sprechen kann.''
109.
VON DER PFIFFIGKEIT EINES ARZTES
BEIM BESUCH VON KRANKEN.
Ein imwissender, aber pfiffiger Arzt pflegte
seine Kranken in Gesellschaft eines Schülers
zu besuchen. Er fühlte ihnen, wie es üblich
ist, den Puls, und wenn er merkte, daß es mit
einem schlimmer stand, als sonst, schob er die
Schuld auf den betreffenden Kranken und machte
ihm Vorwürfe, daS er eine Feige oder einen
Apfel oder sonst etwas, was er ihm verboten,
gegessen habe. Da die Kranken das sehr häufig
zugeben mußten, erschien er ihnen als ein gött-
licher Mann, der auch die geheimen Verfeh-
lungen seiner Patienten erriet. Hierüber geriet
der Schüler sehr oft in Erstaunen und fragte
eines Tages den Arzt, auf welche Weise er
dahinterkomme, ob durch den Puls, oder durch
die Berührung, oder durch welche andere höhere
zio
Wissenschaft. Zum Dank für seine hohe Meinung
enthüllte ihm der Arzt darauf sein Geheimnis.
y,Wenn ich in das Zimmer des Kranken trete/'
sagte er, ,,schaue ich mich zuerst sorgfältig um,
ob nicht der Rest irgend einer Frucht oder
eines anderen GenuBmittels auf dem Boden
liegen geblieben sei, ob nicht z. B. die Schalen
von Kastanien, Nüssen, Äpfeln, die Haut von
Feigen oder dergleichen zu sehen. Ist dies
der Fall, so nehme ich an, daB der Kranke
davon gegessen habe, und wälze bei Krank-
heiten, die sich verschlimmem, alle Schuld auf
dessen Unenthaltsamkeit, so daS man mich
nicht dafür verantwortlich machen kann, wenn
die Sache schief geht.^'
Kurze Zeit darauf machte es der Schüler, der
nunmehr selbst die Heilkunst ausübte, bei den
Kranken vielfach ebenso, indem er sagte, sie
hätten gegen seine Diätvorschriften verstoBen
und das und das gegessen, was er gerade aus
den Überresten schließen konnte. Einmal kam
er zu einem armen Bauern, dem er sehr schnelle
Heilung versprach, wenn er seine Anordnungen
befolge, schrieb ihm eine bestimmte Menge
Nahnmg vor und versprach am folgenden Tage
wiederzukehren. Als er aber wiederkam, fand
er den Zustand des Kranken verschlimmert.
Da lieB dieser törichte und ungebildete Mann,
der die Ursache der Verschlimmerung nicht
III
kannte, seine Augen hierhin und dorthin schwei-
fen , fand aber zu seiner Verwirrung keinerlei
verdächtige Reste. Endlich entdeckte er unter
dem Bette den Packsattel eines Esels. Da fing
er plötzlich an loszuwettem, er begriffe jetzt
endlich, warum es dem Kranken schlechter
gehe; er habe sich einen groben ExzeB zu
Schulden kommen lassen, und es sei ein Wimder,
daß er noch nicht gestorben sei, da er trotz
seiner Krankheit einen Esel verspeist habe. Er
meinte, der Sattel sei der Überrest eines ge^
kochten Esels, wie die Knochen die Über-
bleibsel des Fleisches. So in seiner ganzen
Dummheit entlarvt, machte sich dieser Tropf
bei allen, die davon erfuhren, unsterblich
lächerlich.
HO.
VON ZWEI LEUTEN, DIE IN GELDSACHEN
VOR GERICHT ERSCHIENEN.
Im Bolognesischen gibt es einen Ort, der Medi-
cina heifit. Dorthin wurde als Podesta, wie sie
es nennen, ein tuigebildeter tuid bescliränkter
Mensch gesetzt. Zu diesem kamen einmal zwei
Leute, die sich in Geldsachen stritten, und der
eine, der sich als Gläubiger vorstellte, behauptete,
der andere sei ihm aus den und den Gründen
IZ2
Geld schuldig. Da wandte sich der Bürgermeister
gegen den Schuldner und sagte: ^^Du tust un-
recht, daS du diesem Manne deine Schuld nicht
bezahlst/* Als dieser in Abrede stellte, jenem
irgend etwas schuldig zu sein, da er ihn bereits
befriedigt habe, fuhr der Richter sofort den
Gläubiger an, er fordere etwas, was man ihm
nicht schulde. Dieser verteidigte wieder seine
Sache und brachte Beweise vor, worauf der
Bürgermeister dem Schuldner abermals und
noch schärfere Vorhaltungen machte, weil er
etwas so Offensichtliches leugne. Als dieser
wiederum Gegenbeweise vorbrachte, warf der
Richter wieder dem Gläubiger vor, daß seine
Forderung tuiberechtigt sei. Und nachdeni er
so noch mehrmals seine Anschauung auf die
Behauptungen des einen oder des andern hin
geändert hatte, sagte der einfältige Mensch:
„Jede der beiden Parteien hat gewonnen und
ist unterlegen, sie mögen abtretenl'* So hob er
die Sitzung auf, ohne einen Spruch gefällt zu
haben. Diese Geschichte wurde in unserem
Kreise erzählt, nachdem ein Bekannter von
uns seine Ansicht über dieselbe Sache mehrmals
geändert hatte.
8
113
IZZ.
VON EINEM UNWISSENDEN ARZTE, DER
NACH PRÜFUNG DES URINS FESTSTELLTE,
DASS EINE FRAU DES BEISCHLAFS
BEDÜRFE.
Eine Frau aus unserer Stadt, namens Giovanna,
die ich gekannt habe, war krank. Der herbei-
gerufene Arzt, der ebenso gerieben wie un-
wissend war, verlangte, wie üblich, nach dem
Urin, dessen Aufbewahrung der jungen un-
verheirateten Tochter anvertraut worden war.
Das Mädchen hatte aber vergessen, ihn beiseite
zu stellen, imd zeigte daher dem Arzte ihren
eigenen Urin, anstatt den der Kranken. Sofort
erklärte der Arzt, die Frau bedürfe des Bei-
schlafs. Dies wurde ihrem Manne gemeldet,
und nachdem er sich den Magen beim Mahle
gehörig gefüllt hatte, legte er sich zu seiner
Gattin. Dieser war die Sache wegen ihrer
Schwäche jedoch höchst lästig (sie wuSte ja nicht
um den Rat des Arztes), und sie klagte wieder-
holt über dieses neue Verfahren. „Was tust
du, lieber BllannP' rief sie, „du wirst mich töten!*'
„Schweig!" antwortete der Gatte, „nach An-
sicht des Arztes ist dies das beste Mittel, dich
zu heilen, auf diese Weise wirst du von deinem
Übel befreit, und wird deine Gesundheit wieder-
hergestellt werden." Und er täuschte sich da-
«4
rin nicht; denn nachdem er sie viermal über-
mannt hatte, war am folgenden Tage das Fieber
vollständig gewichen. So wurde der Umstand,
daB der Arzt hintergangen worden war, die
Ursache der Genesung.
112.
VON EINEM MANNE, DER SEINE KRANKE
FRAU BESCHLIEF, DIE DARAUF GE-
SUNDETE.
Als wir so beim Plaudern waren, erzählte ein
anderer etwas Ahnliches, das einem seiner Lands-
leute in Valencia passiert war. Ein junges
Mädchen hatte einen ganz jungen Notar ge-
heiratet. Nicht lange nach der Hochzeit ver-
fiel sie in eine schwere Krankheit, so daS alle
glaubten, sie würde sterben; denn schon ähnelte
das junge Weib, das die Sprache verloren hatte
und mit geschlossenen Augen regungslos dalag,
einer Toten, und hatten die Arzte alle Hoffnung
auf ihre Wiederherstellung aufgegeben. Der
Notar war verzweifelt, daß sein Weib, das er
noch wenig genossen hatte und das er, wie
man sich denken kann, über die Mafien liebte,
ihm entrissen werden sollte. Er beschlofi daher,
seine Frau, bevor sie ihren Geist aufgebe, noch
einmal zu beschlafen. Und nachdem er alle
8»
"5.
Anwesenden, (unter dem Vorgeben ich weiS nicht
weichengeheimen Vorhabens) fortgeschickt hatte,
übermannte er sein Weib. Sofort begann sie,
gleich als wenn ihr Mann ihrem Körper neue
Kraft eingeflöBt hätte, wieder zu atmen und
bald darauf mit halb offenen Augen zu sprechen
und mit sanfter Stimme ihren Gatten beim
Namen zu rufen. Voll Freude fragte dieser,
was sie wolle. Sie begehrte zu trinken, und
nachdem man ihr dann noch Speise gereicht
hatte, wurde sie wieder gesund. Dieser Erfolg
war der Ausübung, der Gattenrechte auf Rech-
nung zu setzen. Daraus kann man schließen,
daB dieses Mittel bei den Krankheiten der Weiber
von höchstem Werte ist.
"3.
VON EINEM IN DEN WISSENSCHAFTEN
NICHT BEWANDERTEN MANNE, DER BEIM
ERZBISCHOF VON MAILAND UM DIE
WÜRDE EINES ERZPRIESTERS NACH-
SUCHTE.
Wir klagten einmal über die Ungunst der Zeit,
um nicht zu sagen über die Minderwertigkeit
der Menschen, in deren Händen die kirchliche
Macht liegt; denn die gelehrten und klugen
Leute werden übergangen, die ungebildeten und
zz6
untüchtigen dagegen kommen empor. Da be-
merkte Antonio Lusco: „Das ist nicht so sehr
die Schuld der Päpste, wie der anderen Fürsten,
die wir Narren und SpaSmacher in höchster
Gunst halten und die hervorragendsten Gelehrten
geringschätzen sehen« Folgendes als Beispiel:
Am Hofe des älteren Cane, Fürsten von Ve-
rona, lebte einmal ein sehr fideler Kauz, na-
mens Nobile, der zwar ungelehrt und ungebildet
war, aber um seiner Späfie willen bei Cane in
hoher Gunst stand imd darum (er war nämlich
Geistlicher) mehrere Pfründen erhalten hatte.
Als der Fürst einmal hervorragende Leute als
Gesandte zu dem früheren Erzbischof und Herrn
von Mailand schickte, schloB Nobile sich ihnen
an. Als die Gesandten ihre Mission ausgerichtet
hatten und zurückkehren wollten, lieB der Erz-
bischof Nobile, der ihn als der Witzbold, der
er war, zum Lachen gebracht hatte, sich etwas
wünschen. Dieser bat ihn um einen sehr wich-*
tigen Erzpriesterposten. Da lachte der Eras-
bischof über die Torheit des Mannes und sagte:
„Sieh zu, was du verlangsti Dieses Amt geht
über deine Kraft; denn du bist in den Wissen-
schaften nicht bewandert und vollkommen un-
wissend.'* Nobile antwortete ihm sofort frei-
mütig: „Ich folge hierin nur der Sitte meiner
Heimat. Denn zu Verona erhalten die gelehrten
Männer keine Amter, wohl aber die ungelehrten
117
und Unwissenden/' Wir lachten über die wit-
zige Bemerkung dieses Mannes, welcher meinte,
die Dununheiten, die in Verona gemacht würden,
müßten auch anderwärts begangen werden.
Z14.
VON EINER COURTISANE, DIE OB EINES
UNRECHTS KLAGTE, DAS IHR EIN BARBIER
ZUGEFÜGT HATTE.
Es besteht zu Florenz eine Behörde, die den
Namen Sittlichkeitsamt führt, und deren Haupt-
aufgabe es ist, in Sachen der öffentlichen
Mädchen Recht zu sprechen tuid dafür zu sorgen,
daB sie im ganzen Gemeinwesen unbelästigt
bleiben. Vor ihr erschien einmal eine Courtisane,
um Klage zu führen über Unrecht und Schaden,
die ihr von einem Barbier zugefügt worden
waren, den sie ins Bad hatte kommen lassen,
damit er ihr die unteren Partien rasiere. Er
hatte sie dabei mit dem Rasiermesser dort
unten so geschnitten, daB sie sich mehrere Tage
keinem Manne hatte hingeben können. Wegen
dieses ihr zugefügten Schadens verklagte sie
ihn nun und verlangte Ersatz des entgangenen
Gewinnes. Wie mag das Urteil gelautet haben?
zz8
VON EINEM MÖNCHE, DEM EINE WITWE
BEICHTETE.
Einer jener Mönche, von denen man sagt, daB
sie in der Observanz leben, hörte die Beichte
einer schönen Witwe aus Florenz« Während
des Sprechens drückte diese sich an ihn und
kam ihm, um leiser reden zu können, mit ihrem
Gesichte immer näher. Ihr jugendlicher Atem
machte dem Manne so heiB, daB schließlich
etwas, was sich bis dahin ruhig verhielt, den
Kopf erhob und ihm bald groBe Pein verur-
sachte. Der Mönch wand sich, von der Be-
gierde seines Fleisches gequält, und gab der
Frau zu verstehen, sie möge fortgehen. Sie
aber bat ihn, ihr eine BuBe aufzuerlegen.
„BuBel'^ rief er da, „die habt Ihr über mich
verhängt.^'
zz6
VON EINEM MANNE, DER SICH VOR
SEINER FRAU TOT STELLTE.
In Montevarchi, einem Orte in unserer Nähe,
kam ein Gärtner, den ich kenne, einmal aus
seinem Garten nach Hause, während sein junges
Weib zum Waschen des Leinenzeugs abwesend
X19
war. Da kam ihm der Wunsch, zu hören, was
seine Frau sagen und wie sie sich verhalten
würde, wenn *sie ihn tot ftode, und so streckte
er sich im Vorräume auf dem Rücken aus, als
sei er tot. Ate nun seine Frau, mit W&sche
beladen, nach Hause kam und ihren Gatten,
wie sie glaubte, tot fand, zögerte sie einen
Augenblick und überlegte, ob sie sofort über
sein Hinscheiden wehklagen, oder zuerst (sie
war nämlich den ganzen Vormittag über nüch-
tern geblieben) etwas essen sollte. Da sich der
Hunger ihr aber stark fühlbar machte, ent-
schloß sie sich, Speise zu sich zu nehmen,
briet sich ein Stück Speck, aß es hastig auf
und vergaß dabei in ihrer Eile zu trinken.
Ate sie darauf infolge der Salzigkeit des Flei-
sches heftigen Durst verspürte, ergriff sie einen
Fiasko und stieg die Treppe hinunter, um Wein
aus dem Keller zu holen. Gerade, ate sie in
Eile die Treppe wieder hinaufgestiegen war,
erschien unerwartet eine Nachbarin, die um
Feuer bitten wollte. Sofort ließ sie, trotz ihres
Durstes, den Fiasko fallen und fing an zu
schreien, ate ob ihr Mann eben erst gestorben
sei und janunerte in wortreichen Klagen über
seinen Tod. Auf ihr Jammern und Weinen
eilte die ganze Nachbarschaft, Männer und
Weiber herbei, betroffen über einen so plötz-
lichen Tod. Denn der Mann lag mit geschlos-
130
senen Augen da und hielt den Atem an, und
zwar so gut, daß er tatsächlich tot schien.
Endlich, als er meinte, das Spiel habe lange
genug gedauert, unterbrach er das Wehgeschrei
seiner Frau, die ein übers andremal ausrief:
„Mein lieber Mann, was werde ich jetzt be-
ginnen?" und sagte, indem er die Augen auf-
schlug: „Eine Dummheit, liebe Frau, wenn
du nicht sofort gehst und trinkst!'' Das Weinen
verwandelte sich bei allen in Lachen, zumal,
als sie die ganze Geschichte und die Ursache
des Durstes vernahmen«
117.
VON EINEM EINFALTIGEN JUNGEN WEIBE
AUS BOLOGNA.
Ein junges Weib aus Bologna, das erst seit
kurzer Zeit verheiratet war, beklagte sich bei
einer sehr vornehmen Matrone, daß ihr Gatte
sie stark und häufig mit Rutenschlägen trak-
tiere. Als diese fragte, warum er das tue, ant-
wortete sie: „Weil er es übel nimmt, daß ich
regungslos wie ein Klotz daliege, wenn er von
seinem ehelichen Recht Gebrauch macht.''
„Aber warum," fragte die Matrone, „gehorchst
du denn deinem Mann im Bett nicht imd tust
nicht, was er will?" „Ich weiß nicht, wie
121
man das macht, Signora,'' lautete die Antwort»
yydenn mir hat noch niemand gezeigt, wie ich
mich zu verhalten habe; wenn ich es wüßte,
brauchte ich mich von meinem Manne nicht
schlagen zu lassen.'' Wunderbare Einfalt dieses
Kindes, das nicht einmal wufite, was die Natur
sonst die Frauen lehrt 1 Diese Geschichte habe
ich später meiner Frau zur Erheiterung erzählt
zi8.
EIN BEICHTVATER ANTWORTET DEM
FÜRSTEN BERNABO IN BEZUG AUF EIN
WEIB.
Bemabö, Fürst von Mailand, war ein grofier
Freund des weiblichen Geschlechts. Eines Tages
war er fernab von allen Beobachtern allein
mit einem Weibe, das er liebte, in seinem
Park und opferte gerade der Venus, als un-
erwartet ein Mönch auftauchte, sein Beicht-
vater, dem wegen seiner Weisheit und seines
Ansehens stets alle Türen zum Fürsten offen
standen. Bemabö errötete und war zugleich
unwillig über das unverhoffte Erscheinen seines
Beichtvaters; einen Augenblick darauf aber
hatte er sich beruhigt und fragte den Priester,
um durch seine Antwort über das Peinliche
des Augenblicks hinwegzukonunen: „Gesetzt
122
den Fall, du lägest mit einem so schönen
Weibe wie dieses da im Bette, — was würdest
du tun?'' Worauf der Beichtvater: „Was ich
tun müBtei weiB ich, aber was ich tun würde,
weiB ich nicht 1'' Mit dieser Antwort dämpfte
er den Unwillen des Fürsten, indem er zugab,
daB auch er ein Mensch sei und fehlen könne.
119.
VON EINEM VERGESSLICHEN DIENER,
DER EINE GROSSE LAST SCHLEPPEN
MUSSTE.
Roberto degli Albizzi, ein gelehrter und sehr
humaner Mann, hatte einen dummen und ver-
geBlichen Diener, dessen Begriffsvermögen sehr
schwach war, und den er mehr aus Mensch-
lichkeit, als weil er Nutzen von ihm hatte,
fütterte. Diesen schickte er einmal mit ge-
wissen Aufträgen zu einem Freunde, namens
Dego, der in der Nähe des Ponte S. Trinitä
wohnte. Als er bei diesem angelangt war und
gefragt wurde, was für eine Nachricht er von
seinem Herrn bringe, hatte er seinen Auftrag
vergessen, stand mit dummem Gesicht nach-
denklich da und wuBte nicht, was er sagen
sollte. Als Dego sah, daB der gute Mann, den
er recht wohl kannte, schwieg, sagte er so-
123
gleich: y,Ich weiB, was du wiltef' und damit
zeigte er auf einen sehr grofien Steinmörser:
,,Nimm den und bringe ihn möglichst schnell
zu deinem Herrn, der ihn wünscht/* Als Ro-
berto ihn von weitem mit dem Mörser auf den
Schultern konunen sah, dachte er sich, daß er
ihn zur Strafe für seine Vergesslichkeit schlep-
pen müsse und rief ihm, als er näher ge-
kommen war, zu: „Dein Pech, du Esel, daB
du meine Worte nicht behalten hast, kehre
sofort um und bringe einen kleineren, einen so
grossen kann ich nicht brauchen I'' Schwitzend
und müde von seiner Last, gestand der Ver-
geßliche, er habe sich geirrt, kehrte um und
brachte auf seinem dritten Gange einen anderen
Mörser mit. So wurde seine Dununheit bestraft.
120.
VON EINEM MANNE, DER TAUSEND
GULDEN BEZAHLEN WOLLTE, UM BE-
KANNT ZU WERDEN, UND DIE ANTWORT,
DIE ER BEKAM.
Ein junger Florentiner, der über nicht viel
Verstand verfügte, erzählte einem Freunde, er
wolle tausend Gulden ausgeben, um die Welt
zu bereisen und sich bekannt zu machen.
Worauf ihm dieser, der ihn recht gut kannte,
124
antwortete: y,Gib lieber zweitausend ans, damit
man dich nicht kennen lerne P'
Z2I.
EIN SCHERZ DES HOCHBERÜHMTEN
DANTE.
Als unser Dichter Dante während seiner Ver-
bannung in Siena einmal in der Minoriten-
kirche mit auf den Altar gestützten Ellbogen
in tiefes Sinnen verloren stand, näherte sich
ihm jemand und belästigte ihn mit irgend
welchen Fragen. Darauf fragte ihn Dante:
yySage mir, welches ist das größte aller Tiere ?''
,yDer Elefant'', antwortete jener. ,,0, Elefant 1''
sagte hierauf Dante, ,,laB mich in Frieden, ich
habe an wichtigere Dinge zu denken, als an
deine Worte, belästige mich nicht!''
122.
JEMAND, DER EINE MATRONE FRAGT,
OB SEINE FRAU ZWÖLF MONATE LANG
SCHWANGER GEHEN KÖNNE, ERHÄLT
VON DIESER EINE SCHERZHAFTE
ANTWORT.
Ein Bürger von Florenz, der auBer Landes ge-
wesen war und nach Ablauf eines Jahres in
"5
sein Haus zurückkehrte, fand am Tage seiner
Heimkehr seine Frau in den Wehen liegen,
was ihn nicht wenig beunruhigte, weil er den
Verdacht hatte, seine Frau sei ihm untreu ge-
wesen. Da er aber seiner Sache nicht sicher
war, ging er, um sich zu vergewissern, zu
einer vornehmen und sehr klugen Matrone, die
in seiner Nähe wohnte, und fragte sie, ob es
möglich sei, daB seine Frau ein Kind von
zwölf Monaten zur Welt bringe. Diese durch-
schaute sofort die Dummheit des Mannes und
sagte: „GewiB, wenn deine Frau am Tage der
Empfängnis zufällig einen Esel gesehen hat,
hat sie wie die Eselinnen ein ganzes Jahr
schwanger gehen müssen.'' Der Mann beruhigte
sich bei diesen Worten der Matrone und dankte
Gott, daß er ihn von keinem kleinen Verdacht
befreite und seine Frau vor einem groflen Skan^
dal bewahrte. Den neugeborenen Knaben aber
erkannte er als sein Kind an.
123.
VERFÄNGLICHE FRAGE EINES PRIESTERS.
Außerhalb des Peruginer Tores liegt die St. Mar-
kuskirche. Dort sagte der Priester Cicero, als
er an einem Feiertage, zu dem alles Volk her-
beigeströmt war, die übliche Predigt hielt, zum
Schluß unter anderm: „Liebe Brüder, ich
126
möchte, daB Ihr mich von einer groBen Un^
gewifiheit befreitet. Als ich in diesen Fasten
die Beichte Eurer Frauen hörte, fand ich keine,
die nicht gesagt hätte, daB sie ihrem Gatten
die Treue unverletzt gehalten hätte; Ihr aber
habt fast alle bekannt, daB Ihr mit den Frauen
anderer verbotenen Umgang gepflogen habt.
Um nun diesbezüglich nicht länger im Zweifel
zu verharren, wünsche ich von Euch zu wissen,
wer eigentlich diese Frauen waren und wo sie
hingekommen sind.''
134.
WITZIGE BEMERKUNG IN BEZUG AUF
EINEN GESANDTEN VON PERUGIA.
Zur Zeit, da die Florentiner mit Papst Gregor
Krieg führten, kamen Gesandte von Perugiai
das vom Papste abgefallen war, nach Florenz,
um Hilfe zu erbitten. Einer von ihnen, der
Doktor war, begann eine lange Rede, die er
mit den Worten einleitete: „Gebt uns von
Eurem ÖV* — da fiel ihm ein anderer, der
ein SpaBmacher war und Umschreibungen nicht
leiden konnte, ins Wort und sagte: „Wieso
Ol ? Du forderst Ol, während wir doch Soldaten
brauchen. Hast du vergessen, daB wir ge-
kommen sind. Bewaffnete imd nicht Ol zu er-
127
bitten?'' Und als jener antwortete^ das seien
die Worte der Heiligen Schrift, sagte er weiter:
y,Das ist gediegen! Wir sind Feinde der Kirche,
und du beruf st dich auf die Heilige Schrift 1'' Alle
lachten über den Witz dieses Mannes, der auf
solche Weise den Doktor verspottete, der sich in
überflüssiger Weitschweifigkeit ergehen wollte,
statt gleich zur Hauptsache überzugehen.
125.
VON DEN GESANDTEN VON PERUGIA
BEI PAPST URBAN.
Auch nach Avignon, zu Papst Urban V.,
schickten die Peruginer drei Gesandte. Als
sie eintrafen, lag aber der Papst schwer
krank danieder. Trotzdem befahl er, tun die
Leute nicht zu lange im ungewissen zu lassen,
sie vorzuführen, sie jedoch vorher zu ermahnen,
wenig zu reden. Einer von ihnen, ein Doktor,
der während der Reise eine längere Rede, die
er dem Papste halten wollte, auswendig gelernt
hatte, nahm keine Rücksicht auf seine Krank-
heit, noch darauf, daB er im Bette lag und redete
so weitschweifig, daß der Papst des öfteren
merken lieB, wie lästig ihm das Anhören sei.
Als dieser Esel endlich fertig geworden war,
fragte der Papst in seiner gewohnten Liebens-
128
Würdigkeit die andern, ob sie noch etwas am
sagen hätten. Da sagte einer von ihnen, der
sowohl die Taktlosigkeit des Wortführers, wie
die Verstimmung des Papstes bemerkt hatte:
„Heiligster Vater I In unserer Sendung ist vor^
gesehen, daß, wenn Ihr nicht sogleich unsere
Forderungen erfüllt, dieser mein Kollege, bevor
wir Euch verlassen, seine Rede noch einmal
hält/' Diese witzige Bemerkimg nötigte dem
Papste ein Lächeln ab, und er befahl, die Ge-
sandten sogleich zu befriedigen.
126.
EINFALT FLORENTINER GESANDTER.
Als unsere Florentiner Gesandten, die nach
Frankreich gingen, in Mailand eintrafen, be-
suchten sie den Herzog Bemabö, um ihn zu
ehren. Als sie vor ihm erschienen, fragte er sie,
wer sie seien, und sie antworteten: „Wir sind
Bürger und Gesandte von Florenz, wenn es
Euch gefällt,'' wie man zu sagen pflegt. Und
sie wurden von ihm ebenso höflich entlassen,
wie sie empfangen worden waren. Sie waren
schon bis Vercelli gekommen und überdachten
dort, was sie bisher getan; da kamen ihnen
die Worte wieder in den Sinn, die sie Bemabö
gegenüber gebraucht hatten, und einer meinte.
129
es sei nicht richtig von ihnen gewesen, zu sagen
,,wenn es Euch gefällt'S denn wenn es ihm
auch nicht gefallen hätte, wären sie dennoch
sowohl Bürger wie Gesandte von Florenz. Da
pflichteten ihm alle bei und sagten, es sei un-
recht gewesen und nicht mit ihrer Würde verein-
bar, diese Worte auszusprechen. Sie beschlossen
daher einmütig, nach Mailand zurückzu-
kehren, tun ihre Worte zurückzunehmen, und
kamen wieder zum Herzog. Da begann der
älteste, der auch als der gelehrteste galt:
„Mein Fürst, als wir in Vercelli waren, fiel
uns ein, daß wir zu Euch sagten: wir sind
Bürger und Gesandte von Florenz, wenn es
Euch gefällt — das war unüberlegt und töricht
gesprochen; denn, mochte es Euch gefallen
oder nicht, wir sind sowohl Bürger als auch
Gesandte von Florenz.'* Der Fürst, der für
gewöhnlich sehr ernst war, lachte über die
törichte Besorgnis der guten Leute und ver-
sicherte, es freue ihn sehr, daß sie seien, wo-
für er sie gehalten habe.
137.
WITZIGE BEMERKUNG EINES GEWISSEN
GIAN PIETRO AUS SIENA.
Gian Pietro, Bürger von Siena, ein stets zu
Witz und Scherz aufgelegter Mann, war ein-
X30
mal von Bartolomeo de Bardi in Rom zum
Trinken (es war an einem Sommermorgen)
eingeladen worden. Eine größere Anzahl von
uns hatte sich dort getroffen, sowohl um zu
trinken, als um Bartolomeo aufzuziehen, und
jeder erhielt, wie es Sitte ist, vor dem Trinken
ein Stückchen Brot; doch während die andern
das Brot nahmen und aufaßen, behielt Gian
Pietro allein es in der Hand. Gefragt, warum er
allein es nicht esse, antwortete er lachend:
„Bartolomeo, dein Brot hier ist das unter-
würfigste und bescheidenste von allen, die ich
gesehen; denn so oft ich es meinem Munde
näherte, konnte ich es doch unter keiner Be-
dingimg dazu bringen, vor dem Weine hinein-
zugehen." Wir lachten alle über diese witzige
Bemerkung Gian Pietros, der der Ansicht war,
daß die Speise nicht immer, vor allem nicht,
wenn der Durst groß, dem Trünke voraus-
gehen müsse.
128.
VON EINEM MANNE,
DER SEINER FRAU EIN TEURES KLEID
HATTE MACHEN LASSEN.
Ein Mann, der seiner Frau ein teures Kleid
hatte machen lassen, klagte, daß er niemals
9* 131
von seinen ehelichen Rechten Gebrauch mache,
ohne daB es ihm mindestens einen Dukaten
koste. Darauf sagte seine Gattin: f^DBS ist
deine Schuld, warum liegst du nicht so oft
bei mir, daB es dich nur einen Groschen kostet?'^
129.
HÜBSCHES ERLEBNIS EINES ARZTES.
Der Kardinal von Bordeaux erzählte mir, ein
Landsmann von ihm habe, als er eines Abends
nach Hause gekommen sei, angefangen zu
schreien, er verspüre heftige Schmerzen im
Bein. Seine Frau salbte ihm das Bein mit
Rosenöl, bedeckte es mit Werg und Wolle
und wickelte eine Leinenbinde darum. Der
Mann klagte aber, daß die Schmerzen an-
dauerten, und verlangte ächzend nach einem
Arzte. Dieser kam, und nachdem er ganz all-
mählich und sacht (denn der Kranke äußerte
heftige Schmerzen) das Bein entblößt und ab-
getastet hatte, erklärte er, daß alles in Ord-
nung sei, worauf der Bauer sagte: „Also habe
ich an dem da (womit er das andere Bein hin-
streckte) Schmerzen.'' Sehr belustigende Dumm-
heit, von meinem Arzte darüber aufgeklärt
werden zu wollen, wo man Schmerzen fühlt I
132
130.
VON EINEM MANNE^ DER IM SCHLAFE
GOLD FAND.
Einer unserer Freunde erzählte einmal in un-
serem Kreise, daB er eines Nachts im Traume
Gold gefunden habe. Da rief ihm einer zu:
,,Sieh dich vor, daB es dir nicht gehe, wie
meinem Nachbar, dem das Gold zu Unrat
wurde!'' Wir baten ihn, den Traiun zu
erzählen, und er begann: „Unser Nachbar
träumte, der Teufel führe ihn auf einen Acker,
damit er dort nach Gold grabe, und als er
einen groBen Schatz davon gefunden, sagte
der Teufel : „Du darfst es jetzt nicht mitnehmen,
aber bezeichne den Ort, so daB er nur von dir
allein gefunden werden kann.'' Und als er ihn
fragte, was für eines Zeichens er sich bedienen
solle, sagte der Teufel: „Hofiere hin, dann
wird gewiB niemand auf den Gedanken kommen,
daB hier Gold zu finden sei, und die Sache
wird dir allein bekannt bleiben." Der Mann
tat, wie ihm geheißen. In diesem Augenblicke
erwachte er und merkte, daB er sein Bett
gründlich voUgemacht^hatte. Er erhob sich aus
dem stinkenden Unrat und setzte sich, um aus
dem Hause herauszugehen, zuguterletzt eine
Mütze auf den Kopf, in welche sich die Katze
in der gleichen Nacht verewigt hatte. Krank
133
▼on dem scheuBlichen Gestank, wusch er sich
seinen beschmutzten Kopf und die Haare. So
hatte sich ihm der goldene Traum in Kot ver-
wandelt/*
131.
VON EINEM SEKRETÄR KAISER
FRIEDRICHS IL
Petrus de Vineis, ein gelehrter und kluger
Mann, war Geheimschreiber Kaiser Friedrichs.
Als der Kaiser, der ein Feind Papst Alex-
anders III. war, den Kirchenstaat mit Krieg
überzog, wurde er von seiner deutschen Um-
gebung, die auf Petrus (der ein Italiener)
neidisch war, gegen ihn mißtrauisch gemacht
und lieB ihn blenden. Später bereute er seine
Ungerechtigkeit imd berief ihn in seinen ge-
heimen Rat. Als der Kaiser in grofler Geldnot
war, riet ihm Petrus, die Macht der Kirche
mit Hilfe ihrer eigenen Mittel zu brechen und
zur Fortführung des Krieges den goldenen und
silbernen Schmuck der Kirchen zu nehmen
und einzuschmelzen, darunter (er weilte gerade
in Pisa) die berühmten Ketten, die um den
Dom gelegt waren. Der Rat fand den Beifall
Friedrichs, und er verwendete die Schätze der
Kirche zur Ausrüstung seines Heeres. Als dies
geschehen, sagte Petrus zu ihm: „Kaiser, für
134
das Unrecht, das du mir zugefügt, habe ich
mich gerächt. Den HaB der Menschen hast
du dir schon zugezogen, durch die Kirchen-
schändung aber habe ich dir Gott zum Feinde
gemacht. Von nun ab wird sich dir alles ziun
Bösen wenden.^' Dennoch war Friedrich später
noch siegreich, endlich aber brach Alexander
den Obermut des Kaisers. Durch diese Worte
gab Petrus zu verstehen, daB man geheiligte Dinge
nicht zu profanen Zwecken verwenden dürfe,
und daß Gott jene bestrafe, die anders handeln.
132.
VON EINEM FLORENTINER,
DER, OHNE ES ZU WISSEN, VON EINEM
TOTEN JUDEN ASS.
Als zwei Juden sich von Venedig, wo sie wohnten,
nach Bologna begaben, geschah es, daB einer
von ihnen von einer Krankheit ergriffen wurde
und starb. Der Oberlebende wünschte den
Leichnam des andern nach Venedig zu über-
führen; da es aber verboten war, dies öffent-
lich zu tun, schnitt er ihn in kleine Stücke,
tat diese in ein Faß und fügte noch verschie-
dene Gewürze und Honig hinzu, so daß dem
Fasse ein wunderbar angenehmer Duft entstieg»
Dieses vertraute er einem andern Juden an,
13s
der nach Venedig ging. Als jener auf dem
Kanal das Fäßchen in der Gondel mit sich nach
Ferrara führte, traf es sich (es hatten nämlich
mehrere das Boot bestiegen), daß ein Floren-
tiner in der Nähe zu sitzen kam. Als es nun
Nacht geworden war, öffnete dieser, durch den
Geruch des Fasses aufmerksam gemacht und
vermutend, daß etwas Eßbares darin aufbewahrt
werde, heimlich den Deckel und fing ah den
Inhalt zu kosten. Und da es ihm eine sehr
gewürzige Speise zu sein schien, verzehrte er,
inunerfort essend, im Laufe der Nacht all-
mählich den ganzen Inhalt des Fasses, in der
Meinung, etwas Ausgezeichnetes zu verspeisen.
Als aber der Jude in Ferrara das Schiff ver-
lassen wollte und das Faß aufhob, merkte er
an seinem leichten Gewichte, daß es leer war.
Und als er daraufhin ein Geschrei erhob, man
habe ihm den Leichnam gestohlen, erkannte
der Florentiner endlich, daß der Jude in ihm
sein Grab gefunden habe.
133.
VISION DES FRANCESCO FILELFO.
Francesco Filelfo war eifersüchtig auf seine
Frau und lebte in steter Sorge, sie möchte
sich mit einem andern einlassen, so daß er
136
Tag und Nacht bedacht war, sie zu bewachen.
Als er einmal schlief, erschien ihm im Traume
(es geschieht nämlich oft, daB uns das, womit
wir uns im Wachen lebhaft beschäftigen, im
Traume zu schaffen macht) ein Geist, der ihm
Sicherheit in bezug auf seine Frau versprach,
wenn er tun wolle, was er ihm empfehlen
würde. Und nachdem Francesco sich im Traimie
einverstanden erklärt und gesagt hatte, daß
ihm das äuBerst lieb sein würde und zugleich
eine Belohnung versprochen hatte, sagte der
Geist: „Nimm diesen Ring und behalte ihn
sorgsam am Finger. Denn, solange du ihn
trägst, wird deine Frau sich niemals ohne dein
Wissen einem anderen hingeben.^' Von der
Freude aus dem Schlafe geweckt, fühlte er, daB
er den Finger in der Scheide seiner Frau hatte.
Das ist wahrlich das beste Mittel für die Eifer-
süchtigen, weil die Frauen auf diese Art nicht
ohne Wissen ihrer Männer untreu sein können.
134.
VON EINEM TRINKER
Ein bekannter Weintrinker ward vom Fieber
gepackt, wodurch sein Durst noch viel gröBer
als gewöhnlich wurde. Als nun die herbeige-
rufenen Ärzte über die Beseitigung des Fiebers
137
und auch des heftigen Durstes verhandelten,
sagte der Kranke: ,|Ich will, daB Ihr Euch
nur damit beschäftigt, das Fieber zu brechen, für
die Heilung des Durstes laBt nur mich sorgen!''
135-
WITZ EVERARDOS, EINES APOSTOLISCHEN
SEKRETÄRS, DER EINEM KARDINAL INS
GESICHT FURZTE.
Als der Kardinal de' Conti, ein fetter und be-
leibter Maxm, eines Tages auf die Jagd ge-
gangen war, verspürte er um Mittag herum
Hunger und stieg ab, um Mahlzeit zu halten.
In Schweiß gebadet, setzte er sich zum Essen
nieder und befahl, daB ihm jemand Wind mit
dem Fächer mache. Da die Diener mit ver-
schiedenen Verrichtungen beschäftigt tmd nicht
zugegen waren, befahl er einem gewissen
Everardo Lupi, apostolischem Sekretär, ihm
Wind zu machen. „Ich weiß nicht, wie Ihr
es haben wollt,'' antwortete dieser. „Mach es
auf deine Weise, wie du es verstehst,'' sagte
der Kardinal. „Sehr gern, bei Gott!" rief Ever-
ardo, hob das rechte Bein und ließ einen Riesen-
furz fahren mit dem Hinzufügen, daß er sich auf
diese Weise hie und da ein Windchen zu
machen pflege. Hierüber brachen die An-
138
wesenden — und es waren ihrer viele — in
ein schallendes Gelächter aus.
136.
. SEHR LUSTIGER WITZ GLEICHER ART
(REINES KARDINALS.
Mit demselben Instrument antwortete der Kar-
dinal di Tricarico auf die Ermahnungen Altos
de' Conti. Denn da der Kardinal ein recht aus-
schweifendes Leben führte, ermahnte ihn Alto
einmal auf der Jagd in langer Rede, ein wür-
digeres Leben zu führen. Der Kardinal hörte
ihm ruhig zu, sah ihn darauf einige Augen-
blicke an, beugte sich dann schnell auf sein
Pferd nieder und ließ einen gewaltigen Furz
fahren mit den Worten: „In deinen Bart!''
Mit dieser einzigen Antwort ritt er davon und
zeigte so, wieviel er sich aus den Ermah-
nungen Altos de' Conti mache.
137.
VON EINEM WEIBE, DAS DEN HINTERN
ENTBLÖSSTE, INDEM ES DEN KOPF
BEDECKEN WOLLTE.
Eine Frau, die sich den Kopf wegen einer
Hautkrankheit hatte rasieren lassen, wurde von
139
einer Nachbarin wegen einer dringenden An-
gelegenheit aus dem Hause gerufen und trat
auf die Straße, ohne in der Eile daran zu
denken, das Haupt zu bedecken. Als die Nach-
barin sie so erblickte, schalt sie, daß sie sich
mit einem so nackten und häßlichen Kopfe
öffentlich sehen lasse* Da hob sie geschwind,
um den Kopf zu bedecken, ihr Kleid hinten
hoch bis zu den Lenden und entblößte so, in-
dem sie das Haupt verhüllen wollte, den Hin-
tern. Die Umstehenden brachen in ein Ge-
lächter aus über das Weib, das, um sich eine
kleine Scham zu ersparen, sich einer größeren
aussetzte. Dies geht auf solche, die um ein
kleines Vergehen zu verbergen, ein schwereres
begehen.
138.
SEHR SCHERZHAFTE GESCHICHTE VON
JEMAND, DER BRIEFE AN SEINE FRAU
UND AN EINEN KAUFMANN SANDTE.
Francesco di Ortano, ein neapolitanischer Ade-
liger, den König Ladislaus über die Stadt Pe-
rugia gesetzt hatte, erhielt einmal zu gleicher
Zeit Briefe von seiner Frau und von einem
Genueser Kaufmann, dem er eine Summe
Geldes, die ihm dieser geliehen, schuldete. Der
140
Brief seiner Frau bat ihn, nach Hause zurück-
zukehren und erinnerte ihn an seine ehelichen
Pflichten und an das Versprechen der Treue
mit der wiederholten Aufforderung, sobald als
möglich zurückzukehren. Der andere Brief
forderte die Rückgabe der geschuldeten Summe*
Dem Kaufmann antwortete er» wie sichs ge-
hörty er werde ihn bald zufriedenstellen und
bat ihn um einen kurzen Aufschub; die Sehn-
sucht seiner Frau aber versuchte er durch
viele Zärtlichkeiten und Versprechungen zu
lindem. Er schrieb unter anderm, er würde so-
fort heimkehren und alles tun, lun sie für die
verlorenen Ehefreuden zu entschädigen, wobei
er (da er eben solches Verlangen hatte, wie
seine Frau) etwas freie Worte brauchte, z. B.
daß er sie auf vielerlei Art beschlafen oder
(um mich seiner Worte zu bedienen) den rit-
terlichen Streit im rauhen Büschlein ausfechten
werde. Als er die Briefe mit Aufschriften ver-
sah, adressierte er den für seine Frau bestimm-
ten an den Kaufmann und den für diesen an
seine Frau. Als nun die Frau den Brief emp-
fangen hatte, wunderte sie sich sehr, daB sie
keine Antwort auf das erhielt, was sie ge-
schrieben hatte, und als der Genueser seinen
Brief durchlas und nur scherzhafte Dinge, die
sich auf ein Weib bezogen, fand, darunter als
Hauptsächlichstes, daB Francesco zurückkehren
141
und sie oft beschlafen — oder wie er sich sonst
noch unanständiger ausdrückte — werde, glaubte
er sich verhöhnt, ging ziun Könige, wies den
Brief vor und klagte, daB man ihm statt des
geschuldeten Geldes den Koitus verspreche.
„Ich bin,'* rief er aus, „an jenem Tage wahr-
haftig genügend zugeritten worden, an dem
ich diesem Menschen Geld geliehen habe/^
Alle lachten, aber noch mehr, als die Ver-
wechslung der beiden Briefe bekannt wurde.
139-
GESCHICHTE VON EINEM GEWISSEN
DANTE, DER ÖFTER SEINE FRAU SCHALT.
Ein Landsmann von mir, namens Dante, dessen
Frau in dem Rufe stand, wenig keusch zu
sein, machte ihr, nachdem er oftmals von
seinen Freunden ermahnt worden war, sein
Haus vor Schimpf zu bewahren, eine heftige
Szene. Diese aber verteidigte unter vielen Trä-
nen und Schwüren ihre Ehre und sagte, jene
Beschuldigungen seien von Übelwollenden er-
funden, die sie um ihr ruhiges Leben benei-
deten. Der Mann ließ sich durch die Beteue-
rungen seiner Frau überzeugen, und als die
Freunde fortfuhren, seine Frau zu verdächtigen,
sagte er: „Genug! Liegt mir mit dergleidien
142
nicht weiter in den Ohren! Könnt ihr denn
bessere Kenntnis von ihren Sünden haben, als
sie selbst ?'' Und als sie dieses verneinten, sagte
er: „Nun gut^ sie behauptet, daß Ihr alle lügt
und ich schenke ihr mehr Glauben, als Euch!''
Z40.
TESTAMENT EINES GREISES, SEINE FRAU
BETREFFEND.
Unser Mitbürger Pietro Massini war für seine
bissigen Äußerungen bekannt. Als er alt und
dem Tode nahe war, machte er sein Testament
und testierte darin seiner Frau nichts, außer
ihrer Mitgift. Die Frau empfand es als eine
große Kränkung, von ihrem Manne so zurück-
gesetzt worden zu sein und klagte sehr, daß
er ihr nichts vermacht habe. Und als sie unter
vielen Tränen in ihn drang, ihr doch etwas
für ihre alten Tage zu hinterlassen, rief der
Sterbende: „Holt den Notar und die Zeugen,
damit ich meiner Frau etwas hinterlassen kann ! ''
Und als diese schnell zur Stelle waren, sagte
Pietro, zu ihnen gewandt, in Gegenwart seiner
Frau: „Die da quält mich, ich solle ihr etwas
hinterlassen. Um ihr nun den Willen zu tun,
rufe ich Euch Anwesende zu Zeugen, daß ich
ihr die übelriechendste und weiteste Vulva von
143
allen Weibern in dieser Stadt hinterlasse/^
Auf diese Worte hin gingen alle lachend fort
und ließen die verhöhnte Frau in Trauer über
die Antwort ihres Mannes zurück.
141.
ERZÄHLUNG ZUCCAROS VON EINER FRAU,
DIE EINEN PRIESTER UM EIN HEILMITTEL
FRAGTE.
Zuccaro, der liebenswürdigste Mensch, den man
sich denken kann, erzählte gern eine Ge-
schichte von seiner Nachbarin, einer recht an-
nehmbar aussehenden Frau, welche, da sie
unfruchtbar war, den Geistlichen, den sie zimi
Beichtvater hatte, mehrfach fragte, ob er nicht
ein Mittel wüßte, durch dessen Hilfe sie Kinder
bekonunen könne. Dieser sagte schließlich ja
und trug ihr auf, am Donnerstag, der zu der-
gleichen besonders geeignet sei, zu ihm zu
kommen. Als nun das kinderbedürftige Weib
in die Wohnung des Priesters kam, sagte dieser:
„Ich werde mich eines Zaubermittels bedienen,
das viele und verschiedenartige Illusionen her-
vorruft, so daß zu geschehen scheint, was in
Wirklichkeit nicht geschieht. Damit sich Er-
folg einstellt, ist also Standhaftigkeit und Mut
vonnöten. Es wird dir vorkonunen, als ob ich
144
dich berührte, küßte und umarmte, ja sogar
jene intimeren Dinge ausführte, die sonst nur
dein Gatte zu tun pflegt — und dennoch wird
nichts davon geschehen; es wird dir nur in-
folge der Kraft der Zauberworte, die ich ge-
brauchen muB, so scheinen, die so mächtig
ist, daB zu sein scheint, was gar nicht statt-
findet/' Die Frau willigte im Vertrauen auf
die Worte des Paters ein tmd sagte, sie werde
sich durch diese Zauberei nicht aus der Fassung
bringen lassen. Nachdem der Priester dann
viele Zeichen gemacht und ihr geheimnisvolle
Worte ins Ohr geraunt hatte, fing er an, die
Frau zu küssen und legte sie aufs Bett Und
als sie zitternd fragte, was er tue, antwortete
er: „Sagte ich dir nicht im voraus, daB du für
wahr halten würdest, was in der Tat nicht ge-
schieht ?'' Damit schwächte er das leichtgläubige
Weibzweimal hintereinander, immerversichernd,
daB ihr das nur so scheine. Als er fertig war,
kehrte sie dann, überzeugt, durch ein Trugbild
getäuscht worden zu sein, nach Hause zurück.
142.
VON EINEM EREMITEN, DER SICH VIELER
FRAUEN BEDIENT HATTE.
Zur Zeit Francescos VIL, Herzogs von Padua,
lebte in Padua ein Eremit mit Namen Ansi-
10 X4S
mirio. Dieser, der für einen heiligen Mann
galt, hatte unter dem Vorwande der Beichte
▼iele Frauen, darunter sehr vornehme, zu ver-
^wv^/ führen gewußt. Endlich wurden seine Schand-
' "^ taten ruchbar (denn die Heuchelei läßt sich
nicht lange verhüllen), Ansimirio wiu'de durch
den Profoß gefangen genommen und, nachdem
er ein umfangreiches Geständnis abgelegt hatte,
dem Herzog vorgeführt. Francesco hatte einen
seiner Schreiber zugezogen und gedachte an
den Geständnissen des Eremiten seinen Spaß
zu haben. Er fragte ihn darum nach Einzel-
heiten und nach den Namen der Frauen, die
er beschlafen hatte. Ansimirio nannte eine
Menge, darunter auch Frauen von Leuten aus
der nächsten Umgebung des Herzogs, und der
Sekretär schrieb die Namen auf, um sich an
der Liste zu ergötzen. Als der Eremit endlich
mit seiner Aufzählung zu Ende zu sein schien,
fragte ihn Francesco, ob er nicht noch einige
ausgelassen habe, er stellte es aber entschieden
in Abrede. Der Schreiber drang jedoch streng
in ihn und drohte ihm mit Anwendung von
Gewalt, wenn er nicht alle Namen nennen
würde. Da seufzte jener und sagte: „Schreib
auch deine Frau in die Liste!'' Auf diese
Worte entfiel dem Schreiber vor Schmerz die
Feder, der Herzog dagegen mußte laut lachen
und sagte: „Es ist nur gerecht, daß, wer mit
146
so viel Vergnügen die Schande der anderen
registrierte, jetzt selbst davon betroffen wird/'
143.
VON EINEM JUNGEN FLORENTINER, DER
SEINE STIEFMUTTER BESCHLIEF.
Ein junger Mann zu Florenz beschlief einmal
seine Stiefmutter und wurde dabei von seinem
Vater, der unversehens heimkam, überrascht.
Außer sich über das Unerhörte und das Un-
würdige der Tat, fing dieser an, den Sohn auf
das heftigste zu beschimpfen, und machte einen
gewaltigen Lärm. Jener versuchte stotternd
sein Vergehen zu entschuldigen. Sie stritten
schon geraiune Zeit hin und her, als, herbei-
gelockt durch den Lärm, ein Nachbar, der keine
Ahnung von dem Vorgefallenen hatte, erschien
und den Streit schlichten wollte. Als er nach
dem Gnmde des Zwistes fragte, schwiegen die
beiden. wegen der häuslichen Schande, worauf
der Nachbar, um der Sache auf den Gnmd zu
konunen, dringender forschte. Als endlich der
Vater dem Sohne alle Schuld zuschob, rückte
dieser zuerst mit der Sprache heraus. „Mein
Vater da,'' sagte er, ist sehr unbescheiden, „er
hat meine Mutter tausendmal beschlafen, ohne
daB ich ein Wort dazu gesagt habe, nun, da
10* 147
ich einmal seine Frau übermannt habe» un-
erfahren und unüberlegt, wie ich bin, schlägt
er einen Lärm, als ob er verrückt sei/' Der
Nachbar lachte hellauf über die witzige Ant-
wort des Sohnes und verabschiedete sich, nach-
dem er den Vater so gut er konnte getröstet hatte.
144.
MEINUNGSVERSCHIEDENHEITEN
ZWISCHEN MINORITENBRODERN OBER
DIE ANFERTIGUNG EINES BILDES DES
HEILIGEN FRANZ.
Brüder des Minoritenordens hatten einen Maler
kommen lassen, damit er ihnen ein Bild des
heiligen Franz male. Sie waren aber uneinig
über die Art der Auffassung, denn die einen
wollten ihn mit den Wundmalen, andere dem
Volke predigend, wieder andere noch anders.
Mit diesem Streiten ging der ganze Tag hin,
ohne daB ein endgültiger Beschluß gefaßt
worden wäre, und die Mönche gingen schlafen,
ohne daß der Maler wußte, was er tun solle.
Argerlich über die Torheit der Mönche und im
Glauben, man wolle sich über ihn lustig machen,
malte er den Heiligen, die Flöte blasend —
andere sagen am Halse aufgehängt — und
machte sich dann schnell davon. Als die Brüder
148
am anderen Morgen das Bild entdeckten, suchten
sie nach dem Maler, um über ihn herzufallen;
dexm sie waren der Meinung, daß er der Re-
ligion einen unerhörten Schimpf angetan habe,
der die schwerste Strafe verdiene, — aber er
war schon über alle Berge.
145-
VON EINEM FLORENTINER PRIESTER, DER
NACH UNGARN GING.
Es ist im Königreich Ungarn üblich, daB sich
nach der Messe alle diejenigen unter den An-
wesenden, die an den Augen leiden, zum Altar
begeben und sich dort vom Priester die Augen
mit Wasser aus dem Kelche besprengen lassen,
wobei dieser mit Worten aus der Heiligen Schrift
Heiltmg herabfleht. Da kam einmal mit Filippo,
genannt Spagnuolo, ein Priester aus Florenz
nach Ungarn. Nachdem dieser eines Tages in
Gegenwart König Sigismunds die Messe ge-
lesen hatte, traten mehrere Augenleidende zu
ihm, damit er ihnen der Sitte gemäß die Augen
benetze. Aber der Priester, in der Meinung,
das Leiden sei eine Folge des Saufens tmd
Schlemmens, nahm den Kelch, besprengte die
Umstehenden, wie er es hatte tun sehen, und
sagte in italienischer Sprache: ,,Andatemene,
Z49
che State morti, a ghiado**, das heißt „Schert
euch forty ihr seid des Todes durch das Schwert
schuldigl'' Ab der König und Kaiser dies
hörte, konnte er sich nicht enthalten, zu lachen,
und als er am folgenden Tage .beim Mahle die
Worte des Priesters zum Spafi erzählte, erhob
sich ein groBes Gelächter unter den Anwesenden,
mit Ausnahme der Augenleidenden, die sich
ärgerten.
146.
ANTWORT, DIE EIN BAUER SEINEM
: GRUNDHERRN GAB.
Einer unserer Bauern antwortete seinem Grund-
herrn auf die Frage, zu welcher Zeit die Arbeit
am größten sei: „Im Mai.'' Und als dieser,
dem die Antwort sonderbar schien, da um diese
Zeit die Landarbeit zu ruhen scheint, nach
dem Grunde fragte, antwortete der Bauer:
Weil wir da sowohl unsere wie Eure Frauen
tf
befriedigen müssen.''
147.
REDE EINES NARREN.
Ein Mann aus Rom, den ich kannte, stieg ein-
mal auf eine Mauer, die sich aus einem Röhricht
150
erhob I und begann, als rede er zu einer
Volksversanunlungy zum Rohr zu sprechen
und sich über die Geschäfte der Stadt aus-
zulassen. Und während er so sprach , fingen
die Büschel des Schilfs an sich unter einem
leichten Luftzuge zu neigen. Der Narr, der
sich einbildete, die Schilfrohre seien Menschen,
die ihm für seine Rede Beifall spendeten, sagte
da: „Zuviel der Gunst, Ihr Herren Römer, ich
bin der geringste unter Euchl'^ Dieses Wort
wurde von da ab sprichwörtlich.
148.
WIE EIN MANN, DER EIN SCHWEIN
SCHLACHTEN WOLLTE, ZUM BESTEN GE*
HALTEN WURDE.
In einem Dorfe des Picener Gebietes war es
Sitte, daS, wer im Winter ein Schwein schlach-
tete, die Nachbarschaft zum Mahle lud. Einer,
der diese Ausgabe vermeiden wollte, fragte
seinen Gevatter tun Rat. „Sage morgen,'^ ant-
wortete ihm jener, „das Schwein sei dir in
dieser Nacht gestohlen worden.^' Und während
der Biedermann nichts Derartiges befürchtete,
raubte er ihm in der Nacht heimlich das Schwein.
Als der nun am andern Morgen entdeckte, daß
sein Schwein fort war, eilte er zum Gevatter
und klagte laut, daß ihm das Schwein gestohlen
worden sei. ,|Recht so!'' antwortete ihm dieser,
yydu sprichst, wie ich's dich gelehrt habe.'' Und
als der Bestohlene wiederholt und bei allen
Göttern schwor, es sei tatsächlich wahr, sagte
der Gevatter: „Ausgezeichnet, du befolgst meinen
Rat vortrefflich!" Und als der andere fortfuhr
zvL schwören, sagte er: „Just so müßtest du reden,
habe ich dir gesagt/' Endlich rannte der Ge-
foppte zornig fort.
149.
AUSSPRUCH DES FACINO CANE.
Facino Cane, Heerführer im Dienste der Ghi-
bellinen, zog in Pavia ein und plünderte, wie
verabredet, nur den Besitz der Guelfen. Als
er damit fertig war, begann er auch die Häuser
der Ghibellinen ausräumen zu lassen, unter
dem Vorwande, sie seien mit guelfischen
Schätzen angefüllt. Als nun jene bei ihm Klage
führten, daS sie, obwohl Ghibellinen, auf so
unwürdige Weise geplündert würden, sagte
Facino: „Wahr ist, was ihr sagt, meine Kinder,
„ihr seid alle Ghibellinen, aber eure Güter sind
Guelfen." Auf diese Weise wurden die Güter
aller ohne Unterschied der Partei geraubt.
152
ISO.
VON EINEM JUNGEN MANNE, DER AUS
UNERFAHRENHEIT SEINE GATTIN IN DER
BRAUTNACHT NICHT BESCHLIEF.
Ein junger Mann aus Bologna, der sehr ein-
fältig war, führte ein sehr schönes Mädchen
als Gattin heim. In der ersten Nacht gelangte
er nicht dazu, sein Gattenrecht auszuüben, da
er noch niemals bei einem Weibe geschlafen
hatte und nicht wufite, wie er sich zu ver-
halten habe. Als er am andern Morgen von
einem Freunde gefragt wurde, wie es denn in
der Nacht gegangen sei,^antwortete er seufzend:
„Schlecht! Denn nach mehrfachen Versuchen,
meine Frau zu beschlafen, habe ich gefunden,
daB sie nicht im Besitze der Öffnung ist, die
sich, wie man sagt, bei den Weibern befindet!"
„Pst!^' sagte darauf d^ Freund, „lass ja nichts
davon verlauten, ich beschwöre dich ! Das würde
dich in große Schande bringen, und du kämst
in eine sehr peinliche][Lage, wenn die Sache
ruchbar würde.^^ Und nachdem ihn"* der Ein-
fältige um Rat und Hilfe gebeten hatte, sagte
er: „Ich will die Arbeit für dich tun und die
öflfnung herstellen, wenn du mir ein leckeres
Mahl spendierst — aber ich brauche dazu acht
Tage Zeit, denn die Sache ist sehr schwierig aus-
zuführen." Der Dummkopf war einverstanden
153
und brachte den hilfreichen Freund insgeheim
in der Nacht zu seiner Frau; er selbst legte
sich in ein anderes Bett schlafen. Als die Zeit
um und der Weg dank der Arbeit des Freundes
weit offen war, so daB kein Hindernis mehr
zu befürchten stand, rief dieser den jungen
Gatten herbei und sagte zu ihm: y^Ich babe dir
zuliebe geschwitzt wie ein Bär, aber jetzt ist
die Öffnung, die du gesucht hast, endlich fertig/'
Das geriebene Weibchen beglückwünschte ihren
Mann und zollte den Bemühungen seines
Freundes alles Lob. Und nachdem sich der
einfältige Gatte überzeugt hatte, daß seine Frau
zugänglich geworden war, dankte er dem Helfer
▼oller Freude tmd bezahlte ihm das ver-
sprochene Mahl.
X5X.
VON DER FRAU EINES HIRTEN, DIE VON
EINEM PRIESTER EIN KIND HATTE.
Die Frau eines Hirten in Rivo, einem kalten
Bergnest, pflegte einen intimen Verkehr mit
dem Pfarrer und wurde durch ihn Mutter eines
Knaben, den sie im Hause des Hirten aufzog.
Als der Junge sieben Jahre alt war, sprach
der Pfarrer den Hirten mit gütigen Worten an
und sagte ihm endlich, daß der Knabe sein
154
Sohn sei, und bat ihn, einzuwilligen , daB er
ihn nunmehr zu sich nehme. ^^Nichts davon!''
antwortete der Hirt, »»ich will den Knaben, der
in meinem Hause geboren wurde, für mich
haben. Das wäre ein schlechtes Geschäft für
mich und meinen Herrn, wenn ich alle Lämmer,
deren Mütter von einem fremden Widder be»
Sprüngen wurden, dem Besitzer des Widders
überlassen würde.''
152.
VON EINEM BAUERN, DER MIT KORN
BELADENE ESEL HERZUTRIEB.
Als ein Bauer in Perugia in einer Magistrats-
▼ersammlung um eine gewisse Vergünstigung
bat, redete ein Bürger dagegen und bezeichnete
die Bitte als unziemlich. Am folgenden Tage
brachte unser Mann, der ein geriebener Kunde
war, drei mit Korn beladene Esel in das Haus
der Opponenten« Vier Tage darauf vertrat dieser,
der inzwischen seine Ansicht geändert hatte,
in langer Rede die Sache des Bauern. Während
er so redete, sagte sein Nachbar zu seinen
Freunden: „Hört Ihr, wie die Esel schreien?"
— womit er auf das geschenkte Korn anspielte.
ISS
153-
EIN ARMER MANN GIBT EINEM REICHEN,
DER FRIERT, EINE SCHERZHAFTE
ANTWORT.
Ein Reicher, der, gut in warme Kleider ge-
hüllt, w&hrend des Winters nach Bologna reiste,
begegnete in den Bergen einem Bauer, der nur
ein Hemd, und noch dazu ein zerrissenes, an-
hatte. Verwundert über dessen Bedürfnislosig-
keit bei solcher Kälte — es schneite und wehte
nämlich — , fragte er ihn, ob er denn nicht
friere. „Nicht im geringsten'', antwortete jener
▼ergnügt. Da rief der Reiche, erstaunt über diese
Antwort: „Wie, ich friere ja und habe einen
Pelz an, und du, der du halbnackt bist, spürst
die Kälte nicht?'' „Wenn du," erwiderte der
Bauer, „alle deine Kleider tragen würdest, wie
ich es tue, würdest du nichts mehr von der
Kälte merken."
154-
VON EINEM BERGBEWOHNER, DER EIN
JUNGES MÄDCHEN HEIRATEN WOLLTE.
Ein Bergbewohner aus Pergola wollte die junge
Tochter eines seiner Nachbarn heiraten. Als er sie
sich angesehen hatte, fand er, daß sie zu zart
256
und zu jung für ihn sei, und wollte verzichten.
Da sagte der etwas beschränkte Vater: „Oh,
sie ist reifer, als du glaubst; sie hat nämlich
schon drei Kinder yom Kooperator/'
ISS-
VON EINEM PRIESTER, DER VON EINER
JUNGEN FRAU DEN ZEHNTEN FORDERTE.
Zu Brügge, einer berühmten Stadt des Abend-
landes, beichtete eine junge und noch recht
imerfahrene Frau dem Pfarrer ihrer Parochie
ihre Sünden. Dieser fragte sie unter anderem,
ob sie dem Priester auch den schuldigen Zehnten
bezahle, und machte ihr klar, daB sie sogar
den Zehnten vom Koitus bezahlen müsse. Die
junge Frau, die niemand etwas schuldig bleiben
wollte, tat das sofort. Als sie später als gewöhn-
lich nach Hause kam, und ihr Mann sich
darüber wunderte, erklärte sie ihm ohne irgend
welche Furcht den Grund der Verspätung. Der
Mann tat, als hätte er es nicht gehört, lud
aber vier Tage darauf den Priester zum Essen
und dazu noch einige Freunde, damit die Sache
bekannter werde. Als man bei Tische saß,
erzählte er zuerst den Vorfall und sagte dann
zu dem Pfarrer gewandt: „Da Euch von allen
Sachen meiner Frau der Zehnte zukommt,
XS7
sollt Ihr ihn auch hiervon haben !'^ Und damit
stellte er ihm einen Topf voll von Kot imd
Urin seiner Frau vor die Nase tmd zwang ihn,
seinen Inhalt zu verzehren.
156.
VON EINEM ARZTE, DER DIE KRANKE
FRAU EINES SCHNEIDERS VER-
GEWALTIGTE.
Ein Schneider in Florenz bat einen ihm be»
kannten Arzt, zu seiner kranken Frau zu
kommen. Dieser kam, w&hrend der Schneider
fort war, in dessen Haus und vergewaltigte,
so sehr sie sich auch wehrte, die im Bette
liegende Frau. Als der Mann heimkehrte, traf
er den Arzt, der gerade fortging und ihm sagte,,
daß er seine Frau wieder gesund gemacht habe.
Doch er traf diese in Tränen aufgelöst und
ganz aufier Fassung. Als er die Treulosigkeit
des Arztes erfahren hatte, schwieg er. Acht
Tage später aber versah er sich mit einem
Stück wertvollen Stoffes, suchte die Frau des
Arztes auf und sagte ihr, er sei von ihrem
Manne geschickt, um ihr ein Untergewand
(es führt den Namen cotta) zu machen. Damit
die MaBe ihres Körpers zur Anfertigung des
IS«
besagten Kleidungsstückes besser genommen
werden konnten, war es nötig, daß sich die
Frau, die sehr schön gewachsen war, fast ganz
entkleidete« Als sie nun ausgezogen imd nie-
mand in der Nähe war, vergewaltigte sie der
Schneider, dem Arzte Gleiches mit Gleichem
vergeltend, und verfehlte nicht, es ihm später
zu erzählen.
157-
VON EINEM FLORENTINER,
DER MIT DER TOCHTER EINER WITWE
VERLOBT WAR.
Ein Florentiner, der sich für sehr pfiffig hielt,
hatte sich mit der Tochter einer Witwe ver-
lobt. Er kam, wie es so geschieht, öfters in
die Wohnung seiner Zukünftigen imd raubte
dem Mädchen einmal in Abwesenheit der Mutter
seine Unschuld. Die Mutter las auf dem Ant-
litze des Mädchens, was geschehen war, und
machte ihm die bittersten Vorwürfe, weil es
das Haus entehrt, und erklärte schließlich, daß
die künftige Heirat durchaus nicht sicher sei,
und daß sie alles aufbieten würde, um die
Verlobung aufzulösen. Als er seine künftige
Schwiegermutter wieder hatte fortgehen sehen,
kehrte der junge Mann zurück, traf das Mäd-
159
chen niedergeschlagen und erfuhr auf seine
Frage nach der Ursache von dem Beschlüsse
der Mutter, das Verhältnis zu lösen. y,Was willst
du tun ?'' fragte er. y,Meiner Mutter gehorchen'^
antwortete die Kleine. y,Das liegt ganz bei dir'S
sagte er darauf, und als sie fragte, auf welche
Weise die Lösung bewerkstelligt werden könne,
setzte er hinzu: „Das erste Mal hast du
zu imterst gelegen, jetzt mußt du dich auf
mich legen, damit das Verhältnis durch den
gegenseitigen Akt gelöst werde.'' Das Mädchen
stimmte zu und löste das Verhältnis. Einige
Zeit < darauf nahm sie einen andern Mann,
und auch er verheiratete sich. Als er Hoch-
zeit machte, war seine frühere Braut zugegen,
und als beide in Erinnerung an das Vorher-
gegangene einander zulächelten, sah das die
junge Frau und fragte, etwas Schlimmes arg-
wöhnend, in der Nacht ihren Mann, was das
Lächeln zu bedeuten gehabt habe. Er wollte
nicht mit der Sprache heraus, , aber sie drang
so lange in ihn, bis er die Geschichte erzählte
und damit die Dummheit des Mädchens offen-
barte. „Gott strafe siel" rief sie aus, „die so
dumm war, das der Mutter zu gestehen l War
es denn nötig, daß das dunune Ding seiner
Mutter von Eurer geheimen Lust erzählte!
Unser Diener hat mehr denn hundertmal bei
mir geschlafen, aber niemals habe ich meiner
i6o
Mutter auch nur ein Wort gesagt/' Der Mann
schwieg; denn er fühlte, daß er den verdienten
Lohn erhalten hatte.
158-
VON EINEM WUCHERER AUS VICENZA.
Ein Wucherer aus Vicenza forderte oftmals einen
Mönch, der in hohem Ansehen stand und
häufig Predigten über die Moral an das Volk
hielt, auf, er möge scharf gegen die Wucherer
losziehen und mit möglichstem Abscheu von
diesem Laster sprechen, das hauptsächlich in
dieser Stadt blühe. Er blieb so beharrlich bei
dieser Aufforderung, daß er dem Mönch lästig
wurde. Jemand, der sich wunderte, daB er sich
so hartnäckig für die Verurteilung einer Sache
einsetze, die ihn doch ernähre, fragte ihn, was
er eigentlich mit seinem fortwährenden Drängen
bezwecke. „Es gibt hier in Vicenza,'' antwortete
ihm da der Wucherer, „so viele, die das
Wuchergewerbe betreiben, daB nur sehr wenige
Darlehnsbedürftige zu mir kommen, und ich
nichts verdiene. Aber wenn man den anderen
vom Wucher abrät, werden sie davon ablassen,
und der Gewinn aller übrigen wird mir zu-
fliefien." Diese Geschichte erzählte mir später
der Mönch und lachte.
xz
161
159.
DER KOCH GIANNINO ERZÄHLT EINE
SEHR WITZIGE GESCHICHTE.
GianninOy der Koch von Baronto von Pistoja,
der auch in Venedig seine Kunst ausgeübt
hatte, erzählte bei einem Mahle der Sekretäre
eine sehr lustige Geschichte. Ein ziemlich be-
schränkter Venezianer hatte ungerechterweise
Prügel bekonunen. Da er Söhne zu haben be-
gehrte, welche die erlittene Schmach rächen
sollten, seine Frau aber unfruchtbar war, bat
er einen Freund, der sich rühmte, ein großer
Künstler im Hervorbringen von Kindern zu sein,
es zu übernehmen, ihm solche zu verschaffen.
Dieser versprach, sein Bestes zu tun tmd ver-
trat den Gatten bei seiner Frau. Als dieser
eines Tages, während sein Feld von dem Freunde
besät wurde, um das Werk nicht zu stören,
in der Stadt spazieren ging und seinem Feinde,
der ihm mit noch derberen Prügeln drohte,
begegnete, rief er ihm zu tmd nickte dabei
höhnisch mit dem Kopfe: „Sei nur ganz still,
du Schafskopf. Du weißt nicht, was in meinem
Hause gegen dich vorbereitet wird. Wenn du
es wüßtest, würdest du nicht nur mit deinen
Drohungen zurückhalten, sondern auch auf
deiner Hut sein. Es wird, glaub's nur, etwas ge-
macht, was es übernehmen wird, michzurächen.'*
x62
i6o.
VON EINEM DUMMEN VENEZIANER,
DER BEIM REITEN DIE SPOREN IN DER
TASCHE TRUG.
Weiter erzählte der Koch von der Dummheit
eines anderen Venezianers, der zu Pferde ge-
stiegen war, um aufs Land zu reiten und die
Sporen in der Tasche mit sich trug. Als sein
Gaul träge war und langsam ging, stieß er ihn
öfters mit den Hacken in die Seiten und sagte:
„Willst du dich nicht tununeln, he?I wenn du
wüßtest, was ich in der Tasche habe, würdest
du eine andere Gangart einschlagen.''
i6i.
VON EINEM DUMMEN VENEZIANER, DER
VON EINEM QUACKSALBER ANGEFÜHRT
WURDE.
Er erzählte auch noch eine andere Geschichte,
über die wir sehr gelacht haben. Es kam ein-
mal ein Quacksalber nach Venedig, auf dessen
Reklameplakat ein männliches Glied gemalt
war, das durch Bändchen in mehrere Teile ge-
teilt wurde. Da näherte sich ihm ein Bürger
und fragte ihn, was jene Einteilung zu be-
deuten habe Zimi Scherz antwortete ihm der
Quac k salber, sein Glied sei so beschaffen, daß,
"• 163
wenn er ein Weib nur mit dem ersten Viertel
begatte, er Kaufleute erzeuge, wenn mit dem
zweiten, Soldaten, mit dem dritten Heerführer
und mit dem vierten Päpste. Für jede dieser
Stufen forderte er einen bestimmten Preis.
Der dumme Venezianer glaubte dies, besprach
sich mit seiner Frau, ließ dann den Mann in
sein Haus kommen und setzte mit ihm den
Preis für einen Soldaten fest. Als der Char-
latan sich zu dem Weibe gelegt hatte, tat der
Venezianer, als ob er fortginge, versteckte sich
aber heimlich hinter dem Bette.. Und während
die beiden damit beschäftigt waren, einen Sol-
daten zu erzeugen, sprang der Narr plötzlich
hervor und drückte mit den Worten: „Bei den
heiligen Evangelien Gottes, das wird ein Papst!''
den Hintern des Liegenden heftig nach unten,
um auch des Vorteils teilhaftig zu werden,
den das letzte Viertel in sich barg. Und er
glaubte, den Quacksalber übertölpelt zu haben.
162.
VON EINEM VENEZIANER, DER AUF DEM
RITT NACH TREVISO VON SEINEM DIENER
EINEN STEINWURF IN DEN HINTERN
BEKAM.
Ein Venezianer, der auf dem Wege nach Tre-
▼iso war, ritt auf einem Mietsgaul, während
Z64
sein Diener zu FuB folgte. Als dieser unter-
wegs von einem Hufschlage des Pferdes am
Schenkel getroffen wurde, ergriff er, vom
Schmerz getrieben, einen Stein, um sich an
dem Pferde zu rächen, traf damit aber zu-
fällig den Hintern seines Herrn* Dieser aber,
der ein dummer Mensch war, glaubte, sein
Pferd habe dies getan. Als nun der Diener,
der infolge seiner Wunde langsamer lief, von
ihm gescholten wurde und sagte: „Ich kann
nicht schneller gehen, das Pferd hat mich ge-
schlagen und ich habe Schmerzen,'' rief er:
„LaB dichs nicht verdrießen, das Biest hat das
so an sich, wie mir scheint; denn auch mir
hat es einen heftigen Hufschlag in's GesäB
gegeben.''
163.
VON EINEM FUCHS, DER AUF DER FLUCHT
VOR DEN HUNDEN WAR UND VON EINEM
BAUERN UNTERM STROH VERSTECKT
WURDE.
Der Fuchs flüchtete einmal vor den Himden,
die hinter ihm her waren, zu einem Bauern,
der auf seiner Tenne Weizen drasch und bat
ihn, er möchte ihn vor den Hunden schützen;
zugleich versprach er, sich niemals mehr an
X6S
seinen jungen Hühnern zu vergreifen. Der
Bauer war einverstanden, nahm mit seiner
Heugabel Stroh auf und bedeckte damit den
Fuchs. Bald darauf erschien einer der Jäger
und dann noch einer, die den Fuchs suchten,
und sie fragten den Bauer, ob er ihn nicht
habe vorbeikommen sehen und welchen Weg
er genommen habe. Dieser sagte, der Fuchs
habe den und den Weg genommen, deutete
aber durch Winke und Blicke an, dafi er
unter dem Stroh versteckt liege. Die Jäger
hatten aber mehr auf seine Worte acht, als
auf seinen Wink und zogen ab. Darauf deckte
der Bauer den Fuchs auf und sagte: „Nun
halte auch dein Versprechen; denn dank meinen
Worten bist du der Gefahr entronnen; ich
habe gesagt, du seist geflohen.'' Der Fuchs
aber, der für sein Leben gefürchtet und zwi-
schen den Halmen hindurch den Bauer scharf
beobachtet hatte, sagte: „Deine Worte waren
gut, deine Taten jedoch sehr schlecht.'' Das
geht auf jene, die anders tun, als sie reden.
164.
VON EINEM FLORENTINER, DER EIN
PFERD KAUFTE.
Ein mir bekannter Florentiner sah sich in
Rom gezwungen, ein Pferd zu kaufen und
166
kam mit dem Verkäufer, der 25 Golddukaten,
was für den Gaul ein zu hoher Preis war,
verlangte, überein, er werde ihm 15 Dukaten
gleich geben und den Rest schuldig bleiben.
Der Verkäufer war damit einverstanden. Als
er aber am folgenden Tage den Rest verlangte,
verweigerte der Käufer die Bezahlung mit dem
Bemerken: „Halte an unserer Abmachung festl
Wir haben ausgemacht, daB ich dein Schuldner
bleiben soll ; wenn ich dich aber bezahlen würde,
könnte ich es doch nicht mehr sein."
165.
SEHR GUTER WITZ DES GAUKLERS
GONNELLA.
Gonnella, ein sehr witziger Gaukler, versprach
einem Ferraresen, der dies brennend wünschte,
er werde aus ihm gegen eine geringe Ent-
schädigung einen Wahrsager machen. Er legte
sich mit ihm in ein Bett schlafen und lieB
einen leisen Wind streichen, worauf er ihm
befahl, mit dem Kopfe unter die Decke zu
kriechen. Der Ferrarese tat es, fuhr aber so-
gleich, von dem Gestank gezwungen, wieder
hervor. „Du hast gefurzt, wie mir scheint,'^
rief er — worauf Gonnella: „Gib das Geld;
denn du hast richtig gewahrsagt I"
X67
i66.
ANDERE SCHERZHAFTE GESCHICHTE
VON EINEM, DER WAHRSAGER WERDEN
WOLLTE.
Zu einem andern, der Wahrsager zu werden
wünschte, sagte Gonnella: „Vermittelst einer
einzigen Pille werde ich dich dazu machen.'^
Der war einverstanden, und Gonella steckte
ihm eine aus Kot gedrehte Pille in den Mund.
Alsbald aber spuckte jener sie wieder aus, weil
sie so stank und sagte: „Das schmeckt ja nach
Kot!'' „Richtig geraten!'' sagte da der Gauk-
ler und forderte den bedungenen Lohn.
167.
VON WUNDERN, DIE DEM PAPSTE EUGEN
GEMELDET WURDEN.
Im Monat Oktober dieses Jahres, als der Papst
wiederum in Florenz war, wurde von mehreren
Wundem berichtet imd zwar von so sicheren
Gewährsleuten, daß es Dummheit gewesen wäre,
ihnen keinen Glauben zu schenken. Aus Como
eingetroffene Briefe von sehr ehrenwerten Leu-
ten, die versicherten, die Nachrichten seien
ihnen von vielen Augenzeugen übermittelt
worden, bezeugten, daB eines Abends, um die
z68
21. Stunde, von einer gewissen Stelle, die fünf
Meilen außerhalb von Como liegt, eine unge-
heuere Menge von Hunden — es mochten
gegen 4000 gewesen — gesehen worden sei,
die von roter Farbe zu sein schienen und in
der Richtung nach Deutschland zogen. Dieser
Schar, die gewissermaßen die Vorhut bildete,
folgte eine gewaltige Anzahl von Rindern und
Kleinvieh, hierauf iReiter und Fußvolk, in Ba-
taillone und Kompagnien geteilt, viele darunter
mit Schilden versehen, in so großer Menge,
daß sie ein ganzes Heer ausmachten. Ein Teil
von ihnen schien kaum Köpfe zu haben, die
andern hatten überhaupt keine. Die Nachhut
bestand aus einem sehr großen Manne, der
aussah wie ein Gigant und auf einem mäch^
tigen Gaule saß und einen großen Troß von
Lasttieren verschiedener Art einhertrieb. Der
ungeheuere Zug brauchte fast drei Stimden
ziun Vorüberziehen, so daß er an verschiedenen
Orten gleichzeitig wahrgenommen werden konnte«
Daher sind viele Zeugen davon geworden, Männer
wie Frauen, und sie hatten sich sogar ge-
nähert, um besser sehen zu können. Nach
Sonnenuntergang sah man, gleich, als wenn er
in andere Gegenden hinübergezogen wäre, diesen
Zug nirgends mehr.
X69
i68.
EIN ANDERES WUNDER.
Einige Tage darauf wurden auch aus der Stadt
Rom wunderbare Dinge berichtet, die un-
zweifelhaft wahr sind, da die Spuren davon
noch deutlich zu sehen sind. Am 20. September
wurden durch einen Wirbelsturm die Mauern
eines verlassenen Kastells, namens Borghetto,
sechs Meilen von der Stadt, und ebenso eine
uralte Kirche, die der Stelle benachbart stand,
in Trümmer gelegt und die Steine in einer
Weise auseinandergerissen, als ob sie von
Menschenhänden verstreut worden wären. Von
einer kleinen Herberge, in der sich verschiedene
Reisende befanden — es hatten sich nämlich
viele dorthin geflüchtet — , wurde das ganze
Dach abgehoben und weit fort auf die StraBe
verweht, ohne daB ein Mensch dabei zu Schaden
kam. Auch der Turm der Kirche der heiligen
Ruffina, die zehn Meilen von der Stadt ent-
fernt auf der andern Seite des Tibers liegt,
nach dem Meere zu, an einem Orte, der Ca-
sale heiBt, wurde aufgehoben und zu Boden
geschleudert. Und denen, die sich über diese
Dinge wunderten und Nachforschungen darüber
anstellten, erzählten zwei Rinderhirten, die der
Landwirtschaft wegen in Casale wohnten und
veranlaBtdurchdieseEreignisse nach Romkamen,
170
daB sie mehrmals in den benachbarten Ge-
hölzen jenen Kardinal, den man den Patri-
archen nannte, und der unlängst im Mausoleum
des Hadrian an einer Wunde verstarb, hätten
wandeln sehen. Er trug ein Oberkleid von
Leinen, wie es bei den Kardinälen üblich ist,
und auf dem Kopfe das Barett, wie er
es zu tragen pflegte, war voll Trauer und
jammerte und klagte. In jenem Augenblicke
aber, als der Sturm am heftigsten tobte, sahen
sie ihn in der Luft inmitten des Wirbels jenen
Turm umarmen, ihn weit von seinem Stand-
orte fortführen und auf die Erde schleudern.
Außerdem wurden mehrere Eichen und Stein-
eichen von gewaltiger Dicke ausgerissen und
fortgeweht. Diesen Berichten wurde wenig
Glauben geschenkt, aber viele überzeugten sich
durch den Augenschein von der Zerstörung und
bestätigten sie dann als Tatsache.
169.
VON EINEM BETRÜGERISCHEN FLOREN-
TINER NOTAR.
Ein Notar in Florenz, der mit seinem Geschäft
wenig Seide spann, hatte sich eine Spitzbüberei
ausgesonnen, die ihm Gewinn versprach, und
wandte sich darum an einen jungen Mann
171
mit der Frage, ob er die 500 Gulden zurück-
erhalten habe, die sein Vater einer Person, die
jetzt nicht mehr am Leben war, geliehen hatte.
Jener, der nichts davon wußte, stellte in Ab-
rede, daB sich eine solche Schuldverschreibung
unter den Papieren seines Vaters befinde. Der
Notar versicherte, daß die Schuld aus einem
Instrumente, das er selbst aufgesetzt, hervor-
gehe und veranlaßte den jungen Mann ihm
die betreffende Abschrift abzukaufen undjsich
an den Bürgermeister zur Beitreibung fder
Schuld zu wenden. Der Sohn des angeblichen
Schuldners wurde vorgeladen und leugnete,
daß sein Vater jemals irgend etwas von dem
andern geliehen habe, da nichts darüber —
wie es sonst bei Kauf leuten Sitte ist — in den
Büchern stehe. Darauf suchte er sofort den
Notar auf und zieh ihn des Betruges, da er
ein Aktenstück geschrieben, dem kein tatsäch-
liches Übereinkommen zugrunde liege. Der
Notar aber antwortete ihm: „Mein Sohn, die
Ereignisse jener Zeit sind dir unbekannt, da
du noch nicht geboren warst; dein Vater hat
damals jene Summe entliehen, sie aber nach
wenigen Monaten wieder ziuitckerstattet, und
ich habe selbst die Quittung für deinen Vater
aufgesetzt.^' Der Sohn brachte diese Quitttmg
durch 2^ahlung eines gewissen Betrages an
sich und befreite sich dadurch von weiteren
172
Belästigungen« So bezog der Notar durch diesen
hübschen Betrug Geld von beiden Parteien.
170.
VON EINEM MÖNCHE, DER SEIN GLIED
DURCH DAS LOCH EINES BRETTCHENS
EINFÜHRTE.
Im Picener Gebiete liegt eine Stadt namens Jesi.
Dort lebte ein Mönch, der Lupo genannt wurde
und in ein junges Mädchen verliebt war, das
noch Jungfrau war. Nachdem er es oftmals
zu gemeinsamer Lust aufgefordert hatte, gab
es endlich nach. Da es aber aus Furcht vor
zu großen Schmerzen etwas Widerstreben zeigte,
sagte der Mönch, er wolle ein Holzbrettchen
mit einem Loche suchen, durch das die Lanze
gestoßen werden solle, und es zwischen sie
beide legen. Er suchte also ein ganz dünnes
Tannenbrettchen und durchlöcherte es ein
wenig, dann kam er in aller Heimlichkeit zu
dem jungen Mädchen, steckte sein Glied, das
noch ruhig war, durch die öfinimg, streifte
der Kleinen die Röcke empor und trachtete,
während er anfing, sie abzuküssen, nach dem
ersehnten Leckerbissen. Aber, aufgeweckt durch
die Wonne des geküßten Mundes imd die Be-
173
rührung der unteren Teile, fing sein Glied an
schnell und über das Maß des Loches im Brett
hinaus zu schwellen, so daß es schmerzhaft
festsaß. Es war nun derart eingeklemmt, daß
es weder vorwärts noch rückwärts konnte,
ohne heftige Schmerzen. Als die Wollust sich
so in Pein verwandelt hatte, fing der Mönch,
für den diese Folter zu stark war, an zu ächzen
und zu schreien. Das erschreckte Mädchen ver-
suchte ihn durch Küsse zu trösten und das
Ersehnte zu vollenden, vergrößerte aber nur
seine Qual, anstatt ihm Linderung zu schaffen;
denn da das Glied dadurch noch stärker an-
schwoll, wurde es noch mehr eingezwängt.
Der unglückliche Mönch, der die größten Qualen
litt, bat nun um Wasser, um sein Glied damit
zu besprengen und zu beruhigen. Die Jung-
frau aber hatte Furcht vor den Leuten im Hause
und wagte nicht, Wasser zu holen. Endlich
jedoch brachte sie, erschüttert durch den
Schmerz und das Stöhnen des Mannes, solches
herbei, goß es ihm auf den Unterleib und den
in die Tafel eingeschlossenen Teil, und allmählich
wich die Schwellung. Der Mönch zog, da er schon
einiges Geräusch im Hause hörte, und nur noch den
Wunsch hatte f ortzukcmimen, seinstarkzerschun-
denes Glied ausdem Brettchen und machte sich da-
von. Und da er einen Arzt zu Rate ziehen
mußte, wurde die Geschichte ruchbar. — Wenn
174
jeden seine Begierden so teuer zu stehen kämen,
würden viele enthaltsamer sein.
171.
SCHRECKLICHE GESCHICHTE VON EINEM
KNABEN, DER KLEINE KINDER FRASS.
Ich will unseren Plaudereien auch eine Ge-
schichte einfügen, verrucht und schrecklich,
wie man sie niemals zuvor vernonunen hat,
und die ich für erfunden hielt, bis ich durch
den Brief eines Sekretärs des Königs überzeugt
wurde, dafi es damit seine Richtigkeit habe.
Folgendes war es also, worüber ein Teil des
Briefes handelte: „Eine ungeheuerliche Tat ist
zehn Meilen von Neapel am Monte Somma bei
dem Dorfe gleichen Namens geschehen. Ein
dreizehnjähriger Knabe aus der Lombardei wurde
ergriffen und vor den Bürgermeister geführt,
weil er bereits zwei Kinder von drei Jahren
verzehrt hatte. Er lockte sie durch Liebkosimgen
in eine Höhle, hing sie dort auf und zerstückelte
sie; zum Teil aß er das noch warme Fleisch
roh, zum Teil kochte er es auf dem Feuer.
Er gestand, daß er noch mehrere andere ver-
zehrt habe, imd daß er das tue, weil ihm das
Kinderfleisch schmackhafter als alles andere
erscheine; wenn er könne, werde er wieder
175
solches essen. Man war im Zweifel , ob man
es mit einem Irrsinnigen zu tun habe, aber er
antwortete auf alles übrige so verständig, daß
es offensichtlich war, dafi er das alles aus
Wildheit und nicht aus Geisteskrankheit
getan habe/'
172.
VON EINEM FLORENTINER EDELMANN,
DER TAT, ALS OB ER AUSGEHE, SICH
ABER OHNE WISSEN SEINER FRAU IM
SCHLAFZIMMER VERSTECKTE.
Ein Florentiner Edelmann, der am Podagra litt
— seinen Namen verschweige ich um seiner
Ehre willen — , hatte eine Frau, die ihre Augen
auf den Verwalter des Hauses geworfen hatte.
Er war dahintergekommen, und an einem Fest-
tage tat er, als ginge er aus, versteckte sich
aber, ohne daß seine Frau etwas davon ahnte,
im Schlaf gemach. Im Glauben, ihr Mann sei
fort, rief diese sogleich in aller Heimlichkeit
den Verwalter und sagte ihm nach einigen
Worten des Willkonunens: „Wir wollen irgend
ein Spiel zusanunen spielen.'' Er war ein-
verstanden, und sie fuhr fort: „Wir wollen
Krieg spielen und nachher Frieden schließen."
Und als der Verwalter fragte, wie sie das
176
meine, sagte sie: »yWir wollen ein wenig mit-
einander kämpfen, und wenn du mich zu Boden
genmgen hast, sollst du mit deiner Lanze in
meine Wunde fahren, und schließlich wollen
wir Frieden schließen, indem wir Küsse wechseln.''
Es behagte dem guten Manne, der den Frieden
immer von allen hatte preisen hören, dafi
er einen so angenehmen Frieden schließen
sollte. Als sie aber beieinander lagen und sich
zum Frieden vorbereiteten, trat der Edelmann aus
seinem Versteck hervor und rief: „Hundertmal
habe ich in meinem Leben Frieden geschlossen,
diesen einen jedoch werde ich gegen meine Ge-
wohnheit Vereiteini '' So mußten sie auseinander-
gehen, ohne Frieden geschlossen zu haben.
173.
VON EINEM, DER FÜR SEHR KEUSCH
GELTEN WOLLTE UND BEIM EHEBRUCH
ERWISCHT WURDE.
Einer unserer Mitbürger, der für sehr keusch
und fronun gelten wollte, wurde einmal von
einem Freunde bei einer Dirne auf der Tat er-
tappt imd heftig getadelt, daß er, der die Keusch-
heit predige, in ein solches Laster verfalle.
Darauf erwiderte der Biedermann: „Ho, hol
Du glaubst doch nicht etwa, daß ich dies aus
la 177
Lasterhaftigkeit tue — nein, ich tue es, um
dieses elende Fleisch zu bezwingen und zu quälen
und um mir die Lenden zu reinigen/' So
machen es jene schlimmen Heuchler, die sich
alles erlauben, aber ihre Begierden und laster-
haftenXaten immermiteinem Tugendmanteichen
bedecken wollen.
174.
EINE AHNLICHE GESCHICHTE.
Ein Eremit, der zur Zeit Pietro Gambacortas
in Pisa wohnte, führte eines Nachts eine Dirne
in seine Zelle und bediente sich ihrer an die
zwanzigmal. Und jedesmal, wenn er den Hintern
bewegte, sagte er, um das Verbrechen der Aus-
schweifung zu umgehen: „Domatt\ carne catti-
velia/'\ d.h. Quäle dich, erbärmliches Fleisch!''
Die Dirne erzählte das weiter, und er wurde
dafür aus der Stadt gejagt.
175-
VON EINEM ARMEN MANNE, DER SEINEN
LEBENSUNTERHALT MIT EINER BARKE
VERDIENTE.
Ein armer Mann, der seinen Lebensunterhalt
verdiente, indem er Leute in einer Barke über
178
einen Flufi setzte, war eines Abends, nachdem
er den ganzen Tag niemand übergesetzt hatte,
gerade dabei, nach Hause zu gehen, als in der
Feme jemand auftauchte und ihm zurief, ihn
.hinüberzufahren; Der Fährmann kehrte in der
Hoffnung auf einen kleinen Verdienst um und
setzte guter Dinge den Mann über. Als er
aber sein Geld verlangte, schwor jener Stein
und Bein, keinen Heller zu besitzen und wollte
ihm statt dessen weise Ratschläge geben. „Was 1 ''
rief der Schiffer, „kann ich denn meine hungernde
Familie mit guten Ratschlägen, statt mit Brot
ernähren?'' „Ich kann dich aber nur mit solchen
zufrieden stellen'', antwortete der andere. Zornig
verlangte der Schiffer nun die Ratschläge zu
hören. „Höre!" sagte der Fremde: „Setze
künftighin niemals mehr irgend jemand über,
bevor du dein Geld erhalten hast, und dann:
sage niemals deiner Frau, daß irgend jemand
ein größeres Glied habe, als du!" Nachdem er
dies gehört hatte, ging der Schiffer traurig nach
Hause. Als seine Frau ihn um das verdiente
Geld bat, um Brot dafür zu kaufen, sagte er,
daß er statt des Fahrlohnes gute Ratschläge
mit heimbekommen habe, und er erzählte die
Geschichte ausführlich und teilte die erhaltenen
Ratschläge mit. Bei der Erwähnung des Gliedes
spitzte das Weib die Ohren und fragte: „Wie
denn, lieber Mann, sind die denn bei Euch nicht
"• X79
alle gleich groB?'' „O nein/' antwortete ^.w«^.,
yyes herrscht unter uns darin eine groBe Ver-
schiedenheit* Unser Pfarrer z. B. übertrifft uns
alle beinahe um die Hälfte,'^ und er bezeichnete
dabei an seinem ausgestreckten Arme das MaB.
Das Weib wurde sogleich von Begierde nach
dem Priester erfaßt und ruhte nicht eher, bis
es sich davon überzeugt hatte, dafi der Mann
die Wahrheit gesagt« So verkehrte sich der
gute Rat ins Gegenteil, und der Schiffer lernte,
daß man verschweigen mufi, was einem
schaden kann.
176,
VON EINEM DUMMKOPF AUS MAILAND,
DER SEINEM BEICHTVATER DAS GE-
SCHRIEBENE VERZEICHNIS SEINER SÜN-
DEN BRACHTE.
Ein Mailänder hatte, sei es aus Dummheit,
oder aus Heuchelei, oder weil er vergeßlich
war, ein dickes Buch mit seinen Sünden voll
geschrieben und ging damit zu Antonio Rauda-
nense von Mailand, einem sehr gelehrten und
mit dergleichen sehr vertrauten Minoriten, um
ihm seine Sünden zu beichten. Er überreichte
ihm das Buch und bat ihn, es zu lesen, es
enthalte seine Beichte. Der erfahrene und Iduge
180
Mann sah, daB diese Lektüre viel Zeit in An-
spruch nehmen würde, fragte daher den um-
ständlichen Sonderling, dessen Beschränktheit
ihm nicht verborgen geblieben war, kurz nach
diesem und jenem und sagte dann: „Ich ab-
solviere dich von allen Sünden, die sich in
diesem Buche aufgezeichnet finden." Und als
jener ihn fragte, welche Bufie er ihm auferlege,
antwortete der Geistliche: „Du sollst dein Buch
da einen Monat lang täglich siebenmal durch-
lesen/' Und als er einwandte, das sei nicht
möglich, beharrte der Beichtvater trotzdem auf
seinem Spruche. Auf diese Weise wurde die
Weitschweifigkeit des Narren bestraft.
177.
VON JEMAND, DER WAHREND EINES BE-
SUCHES BEI DEN VERWANDTEN SEINER
FRAU VON SEINEM FREUNDE GELOBT
WERDEN WOLLTE.
Einer, der sich keiner festen Gesimdheit er-
freute und ziemlich unbemittelt war, nahm
eine Frau. Einmal war er im Sommer bei den
Eltern seiner Gattin zum Essen eingeladen und
nahm einen Freund mit sich, den er bat, alles,
was er von sich sagen werde, in seinem Inter-
esse noch zu übertrumpfen. Als nun die
i8z
Schwiegermutter ihren Beifall über den Rock,
den er anhatte, aussprach, sagte der Schwieger-
sohn, er habe noch einen anderen, viel schö-
neren. Darauf sagte der Freund, er besitze
aufier jenem sogar noch einen doppelt so kost-
baren. Als darauf der Schwiegervater fragte,
was für Liegenschaften er sein nenne, sagte
er, er besitze außerhalb der Stadt ein Gut,
dessen Ertrag für seinen Lebensimterhalt aus-
reiche. „Vergiss nicht,'' sagte da sein Freund,
„das andere Landgut, das noch viel schöner ist
und dir soviel Geld einbringt!'' Und auch
ferner fügte der Freund zu allem, wessen jener
sich rülmite, das Doppelte hinzu. Als der
Schwiegervater ihn nun, da er wenig aß, er-
munterte, doch zuzugreifen, sagte er: „Ich be-
finde mich im Sommer* nicht gut." Worauf
der Freund, der seine Rolle durchführen wollte:
„Es steht noch schlimmer, als er sagt; denn
er befindet sich im Sommer schlecht, im Winter
aber noch viel schlechter." Durch diese Worte
brachte er alle zimi Lachen. So trug die Eitel-
keit des einfältigen Menschen, der in dem fal-
schen Lobe eine Genugtuung gesucht hatte,
den Lohn davon, welcher der Dimmiheit
gebührt.
182
178.
VON PASQUINO DA SIENA, DER ZU EINEM
MITGLIEDE DES STAATSKÖRPERS SAGTE,
DIESER MÖGE IHN AUSFURZEN.
Als Pasquino da Siena, ein Mann ToUbeiBen^
den Witzes, welcher stets zum Scherzen aufgelegt
war, infolge eines Umsturzes in seiner Vater-
stadt sich-als Verbannter von dort nach Ferrara
begeben hatte, suchte ihn ein Bürger von Siena
auf, mit dem nicht gerade viel los war, und
der sich auf dem Rückwege von Venedig nach
Siena befand. Höflich von Pasquino aufge-
nonmien, fragte er ihn im Laufe der Unter-
haltung, ob er nicht irgend etwas für ihn tun
könne, und versprach ihm seine guten Dienste
in Siena, indem er prahlerisch hinzufügte, er
vermöge viel, denn er gehöre dem gegenwärtigen
Staatskörper an. Darauf erwiderte Pasquino:
„Wenn doch dieser Körper geschwind einen
Furz lieBe, damit du und deinesgleichen so
schnell wie möglich hinausflögen !'' Mit dieser
beißenden Bemerkung bestrafte er die Ober-
hebimg des Mannes.
183
179-
VON EINEM'DUMMEN DOKTOR, DER BEIM
VOGELFANG LATEINISCH SPRACH.
Ein Doktor aus Mailand, der ziemlich unwissend
und einfältig war, bat einen Mann, der mit
einem Käuzchen auf die Vogeljagd ging, er
möge ihn mitnehmen, da er sehen wolle, wie
man Vögel fängt. Der Vogelfänger willigte ein
und postierte ihn hinter eine Laubdeckung
neben dem Käuzchen, unter der Bedingung,
daB er kein Wort spreche, da sonst die Vögel
▼erscheucht würden. Als sich nun eine Menge
kleiner Vögel eingefunden hatte, rief der Dumm-
kopf sofort, es seien viele Vögel da, der Jäger
möge das Netz zuziehen. Als die Vögel die
Stimme hörten, flogen sie davon. Heftig von
dem Vogelsteller angefahren, versprach er, ruhig
zu sein ; als sich die Vögel aber wiederum ein-
gefunden hatten, rief er sofort auf lateinisch:
,,Aues permuliae sunt/*\ überzeugt, daB, wenn
er lateinisch rede, er von ihnen sicher nicht
würde verstanden werden. Abermals flogen die
Vögel davon, und der Fänger, der die Hoffnung
auf Beute vereitelt sah, machte ihm heftige
Vorwürfe, dafi er wieder gesprochen jiabe. „Ja,
verstehen die Vögel denn Latein ?'' fragte der
Doktor darauf. Der kluge Mann meinte, die
Vögel seien nicht infolge des Tones der Stimme,
184
sondern weil sie den Sinn der Worte verstan-
den hätten, daTongeflogen.
i8o.
VON EINER FRAU, DIE SICH GELOBT
GLAUBTE, ALS MAN IHR SAGTE, SIE HABE
EINE SEHR WEITE ÖFFNUNG.
Eine verheiratete Frau aus Siena lag mit einem
Liebhaber im Bette. Als dieser nach dem Akte,
um ihr einen Tort anzutun, sagte, er habe
niemals bei einer andern eine so weite Scheide
gefunden, glaubte sie das als Lob auffassen zu
müssen und erwiderte: „Zu liebenswürdig von
dir, das zu sagen, ich verdiene es aber gär
nicht. O, wenn es doch so wäre, wie du ge-
sagt hast, ich würde mich dann für viel schöner
und liebenswerter halten dürfen!''
i8i.
KOMISCHE BEMERKUNG EINER JUNGEN
FRAU, DIE IN DEN WEHEN LAG.
Eine junge Frau in Florenz, die nicht zu den
klügsten gehörte, lag in den Wehen und hatte
groBe Schmerzen auszuhalten. Als die Qualen
schon längere Zeit andauerten und die Hebanune
das Licht nahm und unten nachsah,
i8S
ob sich das Kind nicht schon zeige» sagte die
Gebärende, sie solle doch auch hinten nach-
sehen, ob das Kind dort vielleicht komme;
denn ihr Mann habe manchmal auch diesen
Weg genonunen.
182.
VON JEMAND, DER EINEN RÖMISCHEN
JÜNGLING AUFS HÖCHSTE LOBTE.
Einer von uns lobte einen Jüngling aus Rom,
der sehr schön, dabei aber auch sehr anständig
und wissenschaftlich gebildet war, über die
Maßen und hob seine Schönheit und seine
Sitten bis in den Himmel. Endlich sagte er
als höchstes Lob : „Ich glaube, daß unser Herr
Jesus Christus, als er in diesem Alter stand,
ebenso ausgesehen haben muß, wie er.'' Für-
wahr ein ungeheures Lob der Schönheit, wie
es weder Demosthenes noch Cicero größer hätten
erfinden können!
183.
VON MEHREREN PERSONEN, DIE VER-
SCHIEDENE WÜNSCHE HATTEN.
In Florenz unterhielten sich einmal mehrere
Leute und wünschten sich, wie es manchmal
186
geschieht, verschiedene Glücksgüter. Nachdem
einer gesagt hatte, er möchte Papst, ein an-
derer, er möchte König, ein dritter, ich weiB
nicht was, sein, sagte ein vorlauter Knabe, der
zugegen war: „Und ich möchte eine Melone
sein/' Und als man ihn fragte, warum? ant-
wortete er: „Weil mir dann alle den Hintern
beriechen würden/' Es ist nämlich eine ver-
breitete Sitte, daß der Käufer einer Melone sie
unten beriecht.
184.
VON EINEM KAUFMANN, DER UNTER DEN
LOBENSWERTEN EIGENSCHAFTEN SEINER
FRAU ANFÜHRTE, DASS SIE NIEMALS
EINEN STREICHEN LIESS.
Es lobte einmal ein Kaufmann seinem Patron
gegenüber seine Frau und hob unter anderem
hervor, daß sie noch nie einen Wind habe
streichen lassen. Der Patron wunderte sich
darüber und behauptete, das sei unmöglich und
wettete um eine leckere Mahlzeit, daB die Frau
vor Ablauf dreier Monate mehrere Winde von
sich geben würde. Am folgenden Tage bat er
den Kaufmann, ihm 500 Dukaten auf acht
Tage vorzustrecken. Es fiel diesem nicht leicht,
eine so groBe Summe herzuleihen, aber schlieS-
187
lieh bequemte er sich dazu und gab das Geld.
Nachdem er sorgenvoll den Verfalltag ab-
gewartet hatte, gii^: er zu seinem Patron, um
das Geld zurückzufordern. Dieser tat, als be-
finde er sich in einer groBen Klemme, und bat
den Kaufmann, er möge ihm für eine sehr
dringende Sache weitere 500 Dukaten leihen,
die er mit den vorigen innerhalb eines Monats
zurückerstatten würde. Der aber weigerte sich
längereZeit, indem erseine engen Verhältnisse vor-
schützte, gab aber endlich, aus Furcht, die ersten
fünfhundert zu verlieren, unter vielen Seufzern
das Geld her. Nach Hause zurückgekehrt, be-
mächtigte sich seiner grofie Niedergeschlagenheit,
und er hatte den Kopf voller Sorgen, schwerer Ge-
danken und schlimmer Zweifel — kein Wunder,
dafi er seine Nächte schlaflos verbrachte. Als
er so wach lag, hörte er häufig, wie seine Frau
im Schlafe furzte. Nach Ablauf des Monats
lieB der Patron ihn zu sich rufen und fragte
ihn, ob er während dieser Zeit nicht irgend
einmal eines der bewußten Geräusche bei seiner
Frau gehört habe. Da gestand der Kaufmann
seinen Irrtum ein und sagte: „Ja, so oft, dafi
ich nicht nur eine Mahlzeit, sondern mein
ganzes Vermögen drauf gehen lassen müßte/'
Daraufhin erhielt er sein Geld zurück und be-
zahlte das MahL — Viele Dinge entgehen denen,
die fest schlafen.
188
i85.
EIN VERLEUMDER ERHÄLT EINE SEHR
WEISE ANTWORT.
Luigi Marsili Tom Augustinerorden, der vor
nicht langer Zeit in Florenz lebte, war ein
Mann von ausgezeichnetem Verstände und großer
Gelehrsamkeit. Dieser alte Mann hatte einen
armen Knaben, namens Giovanni, einen Lands-
mann von mir — ich habe ihn gekannt — ,
erzogen und in den Wissenschaften unterrichtet,
so dafi später ein sehr gelehrter Mann aus ihm
wurde. Ein Mitschüler von ihm aus Florenz —
der Alte hatte nämlich mehrere Schüler —
fing, neidisch auf ihn, an, ihn heimlich bei
seinem Lehrer anzuschwärzen, indem er be-
hauptete, er sei undankbar und denke und
spreche schlecht von seinem Wohltäter. Nach-
dem er dies mehrmals getan hatte, fragte ihn
der Alte, der sehr klug war, einmal : „Seit wie
lange kennst du den Giovanni?'' Und als der
Verleumder geantwortet hatte: „Ich kenne
ihn nicht länger als ein Jahr'', sagte Luigi:
„Ich wundere mich, daß du dich für so weise
hältst und mich für so dumm, dafi du glaubst,
den Charakter und die Sitten des Giovanni
nach einem Jahre besser zu kennen, als ich
nach zehn Jahren." Eine sehr weise Antwort,
welche die Bosheit des Verleumders strafte und
189
die Treue des Jünglings anerkannte. Wenn
mehr Leute es so machten, wurden der Neid
und die Verleumdung weniger Erfolg haben.
i86.
WITZIGE ANTWORT, DIE AUF VIELE
BISCHÖFE PASST.
Derselbe Luigi Marsili antwortete auf die Frage
eines Freundes, was die beiden Spitzen der
Bischofe-Mitren zu bedeuten hätten, die vor-
dere bedeute das Neue, die hintere das Alte
Testament, die sie im Kop e haben müfiten. Und
als der Freund weiter fragte, was die beiden
bandartigen Anhängsel bedeuteten, die von der
Mitra hinten auf den Rücken herabhängen,
sagte er : „Sie bedeuten, daß die Bischöfe weder
das eine noch das andere kennen." Witzige
Antwort, die bei vielen Bischöfen zutrifft.
187.
WITZIGE BEMERKUNG ÜBER FRANCESCO
FILELFO.
Einmal kam im apostolischen Palast, im Kreise
der Sekretäre, der gewöhnlich von vielen ge-
lehrten Leuten aufgesucht wurde, die Rede auf
ISK>
das unreine und schimpfliche Leben des ver-
brecherischsten aller Menschen — Francesco
Filelfo. Und nachdem viele eine Menge seiner
Schandtaten erzählt hatten^ fragte einer, ob
Filelfo aus edlem Stamme sei. ,,Allerdings/^
sagte da einer seiner Landsleute, ein vortreff-
licher und sehr witziger Mann mit ernsthafter
Miene, „er ist sogar aus glänzendem Stanune ;
denn sein Vater zog morgens immer seidene
Kleider an.'' Er wollte damit sagen, daB Filelfo
der Sohn eines Priesters sei. Die Gewänder, deren
sich die Geistlichen bei ihren Funktionen be-
dienen, bestehen nämlich meistens aus Seide.
i88.
WITZIGE ANSPIELUNG AUF DENSELBEN.
Darauf sagte ein anderer, der auch gerne einen
Witz vom Stapel liefi: „Es ist nicht wunder-
bar, wenn er als Enkel des Jupiter den Taten
seiner Vorfahren nacheiferte und eine zweite
Europa und einen zweiten Ganymed raubte.
Er spielte damit darauf an, daß Filelfo eine
griechische Jungfrau, die Tochter des Jo-
hannes Chrysoloras, nachdem er sie entehrt,
nach Italien gebracht und einen Knaben aus
Padua wegen seiner Schönheit mit nach Griechen-
land genommen hatte.
191
189.
VON EINEM NOTAR, DER HURENWIRT
WURDE.
In Avignon lebte ein französischer Notar, der
bei der römischen Kurie sehr bekannt war.
Dieser hatte sich in ein öffentliches Mädchen
▼erliebt, hing sein Metier an den Nagel und
▼erdiente sich seinen Lebensunterhalt als Huren-
wirt. Zu Beginn des Jahres zog er ein neues
Gewand an und schrieb mit silbernen Buch-
staben in französischer Sprache auf den Ärmel:
„Vom Guten zum Besseren.*' Das Geschäft
eines Hurenwirts schien er seinem früheren
Stande ▼orzuziehen.
190.
LUSTIGE'GESCHICHTE VON EINEM
GEWISSEN PETRILLO, DER EIN SPITAL VON
DEN BRESTHAFTEN BEFREITE.
Der Kardinal ▼on Bari, ein Neapolitaner, besaß
zu Vercelli, in der Gallia ciierior^ ein Hospital,
das ihm infolge der Ausgaben, die dort für die
Armen gemacht wurden, wenig einbrachte.
Er schickte daher einen seiner Leute, namens
Petrillo, hin, damit dieser die Sache gewinn^
bringender gestalte. Nachdem Petrillo das Spital,
192
angefüllt mit Terschiedenen Kranken und faulem
Volke, das seine Einkünfte verzehrte, gefunden
hatte, verkleidete er sich als Arzt, erschien im
Spital und rief, nachdem er sich die verschieden-
artigen Wunden angesehen hatte, alle zusammen
und sagte: „Es gibt kein Heilmittel, das ge-
eigneter wäre. Eure Wunden zu heilen, als eine
Salbe aus Menschenfett. Darum werde ich
heute einen unter Euch auslosen, der zum Heile
der übrigen lebendig ins Wasser gesteckt und
gekocht werden soll/' Und siehe da, jeder, der
irgend laufen konnte, machte sich, entsetzt über
diese Worte, davon, damit das Todeslos nicht
auf ihn falle. Auf diese Weise befreite Petrillo
das Spital von den Ausgaben für die Bresthaften.
191.
LUSTIGE GESCHICHTE VON EINEM JUNGEN
MANNE, DER SICH EINER GANZEN FAMILIE
BEDIENTE.
Ein Florentiner hatte in seinem Hause einen
jungen Mann, der seine Söhne in den Wissen-
schaften unterrichten sollte. Dieser wurde dort
auf die Dauer so heimisch, daB er sich zuerst
mit der Magd einließ, dann mit der Amme,
dann mit der Herrin und endlich sogar mit
seinen Schülern. Als der Vater, der ein witziger
»3 193
Mann war, dies erfahren hatte, rief er den
Jüngling in ein abgelegenes Zimmer und sagte
zu ihm: „Da du mein ganzes Haus deiner
Lust dienstbar gemacht hast, was dir gut be-
konunen möge, will ich, auf daß keiner davon
eine Ausnahme mache, daß du dasselbe auch
an mir vollbringest."
192.
VOM KLÄNGE.
Zur Zeit Bonifaz' IX. unterhielten sich einige
über die Frage, welcher von allen Klängen der
angenehmste und lieblichste wäre. Der eine
war für diesen, der andere für jenen, als Lito
da Imola, Sekretär des Kardinals von Florenz,
der ein wirklicher Kardinal war, sagte, es
scheine ihm für einen Hungrigen keinen an-
genehmeren Klang zu geben, als den der
Klingel. Es ist nämlich in den Häusern der
Kardinäle üblich, daß die Hausgenossen zum
Mittag- und Abendessen durch den Ton der
Klingel gerufen werden, der manchmal später
erschallt, als es der Appetit mancher wünscht,
tmd der dem Hungrigen, wenn er ihn endlich
hl>rt, die größte Freude bereitet. Und alle
stimmten ihm bei, besonders aber jene, die
öfter diese Erfahrung gemacht hatten.
194
193.
VON DEM SOHNE EINES FÜRSTEN,
DER AUF BEFEHL SEINES VATERS WEGEN
SEINER LASTERZIWGE DEN STUMMEN
SPIELEN MUSSTE.
Ein spanischer Fürst hatte einst einen er-
wachsenen Sohn, dessen schändliche Läster-
zunge ihm schon den Hass vieler zugezogen
hatte. Daher befahl er ihm, nie mehr ein
Wort zu sprechen, tmd der Sohn gehorchte.
Bald darauf geschah es, daS beide bei einem
feierlichen Gastmahle des Königs, bei dem auch
die Königin zugegen war, anwesend waren.
Der junge Mann bediente seinen Vater sehr
aufmerksam und spielte die Rolle eines Stununen.
Die Königin, ein unzüchtiges Weib, hielt ihn
für wirklich stumm und taub, und da sie glaubte,
daraus Nutzen ziehen zu können, bat sie seinen
Vater, er möge ihn ihr überlassen. Als sie
seine Einwilligung erlangt hatte, lieB sie ihn
bei ihren geheimsten Handlungen zugegen sein,
so daß er häufig 2^uge ihrer Unzucht wurde.
Zwei Jahre später war sein Vater bei einem
ähnlichen Gastmahle zugegen. Der König hatte
inzwischen häufig den jungen Mann, den alle
für stumm hielten, gesehen. Während er nun
die Königin bediente, fragte der König seinen
Vater, ob er aus Zufall oder von Natur stumm
13* 195
sei. Der alte Fürst antwortete, keines von
beiden sei der Fall, er sei es auf seinen Befehl
wegen seiner Lästerzunge. Da bat ihn der
König, er möge ihm die Erlaubnis zum Reden
geben. Nachdem der Fürst sich längere Zeit
dagegen gesperrt und gesagt hatte, ein Skan-
dal würde die Folge sein, erlaubte er auf Drängen
des Königs seinem Sohne endlich, zu sprechen,
wenn er wolle. Alsbald sagte dieser, zum Könige
gewandt: „Du hast eine Frau, die schamloser
imd liederlicher ist als eine Hure/' Verwirrt
▼erbot ihm der König, weiterzusprechen. Es
ist Gewohnheit mancher Menschen, daB sie,
wenn sie auch selten sprechen, doch immer
beschimpfen.
194.
GESCHICHTE VON EINEM VORMUNDE.
Daccono degli Ardinghelli, Bürger von Florenz,
der zum Vormunde einer Waise berufen war,
▼erwaltete längere Zeit deren Vermögen, aber
in der Weise, daB er es ▼ollständig für Essen
und Trinken aufbrauchte. Als er endlich auf-
gefordert wurde, Rechnung abzulegen, und der
Magistrat ihm befahl, die Bücher über Ein-
kommen und Ausgaben ▼orzuzeigen, deutete
er auf seinen Mund und seinen Hintern mit
196
dem Bemerken, er habe außer diesen keine
Bücher über Einnahme und Ausgabe.
195-
VON EINEM MÖNCHE, DER EIN WEIB
MIT HILFE EINER HÜBSCHEN LIST
BESCHLIEF.
Ein Bettehnönch hatte seine Augen auf ein
junges, schönes Weib geworfen und wurde von
heftiger Liebe zu ihm heftig gepeinigt. Da er sich
schämte, von der Trauten etwas Unanständiges
zu verlangen, sann er darauf, sie durch eine List
zu täuschen. Er trug mehrere Tage den 2^ige-
finger verbunden und tat, als litte er heftige
Schmerzen. Endlich, als er schon längere Zeit
darüber geklagt hatte, fragte ihn das Weib, ob
er denn schon irgend ein Heilmittel versucht
habe. „Massenhaft,'* luitwortete er, „aber nichts
hat genutzt, es gibt nur ein Mittel, und das
hat mir der Arzt geraten, aber das ist derart,
daß ich keinen Gebrauch davon machen kann
und erröten müßte, wollte ich es nennen.*'
Das Weib ermahnte ihn, er solle sich doch
nicht scheuen, etwas zu nennen, was die
Heilung eines solchen Übels herbeiführen könne,
worauf er mit gut geheuchelter Schamhaf tigkeit
sagte, der Finger müsse entweder abgenommen
X97
oder eine Zeitlang in die Scheide eines Weibes
gesteckt werden, damit das Geschwür infolge
der Wärme zur Reife käme. Aber er wage
aus Gründen des Anstandes nicht, ein solches
Ansinnen zu stellen, Von Mitleid ergriffen,
▼ersprach das Weib seine Hilfe. Verschämt
sagte der Mönch, das könne nur an einem
dunkeln Orte geschehen, er würde nicht wagen,
von einer solchen Gunst bei Tageslicht Gebrauch
zu machen. Das Weib, das nichts Schlimmes
befürchtete, willigte ein. Als sie ins Dunkle
gekommen waren, legte die barmherzige Sama-
riterin sich hin, und der Mönch steckte zuerst
den Finger und dann sein Glied in ihre Scheide.
Als er fertig war, sagte er, das Geschwür, habe
sich geöffnet, und der Eiter sei ausgeflossen.
So wurde der Zeigefinger geheilt.
196.
WITZIGE BEMERKUNG ANGELOTTOS
OBER EINEN BÄRTIGEN GRIECHISCHEN
KARDINAL.
Als einmal ein griechischer Kardinal mit einem
nach der Sitte seines Landes langen Barte in
die Kurie kam, und viele sich wunderten,
daB er nicht dem Brauche der übrigen folge
und ihn abnehmen lasse, sagte der römische
Z98
Kardinal Angdotto, der nicht selten einen
beißenden Witz machte: ^Bs ist gut so; denn
unter so viel Ziegen hat ein Bock sehr bequem
Platz."
197.
VON EINEM BELEIBTEN REITER.
Als ein sehr beleibter Reiter in die Stadt Perugia
einritt, verspotteten ihn viele — die Bewohner
von Perugia sind nämlich von Natur stark
zum Scherzen veranlagt — und sagten, er führe
seinen Koffer entg^en der Sitte vorne auf
dem Gaule mit sich, statt hinten. Scherzend
antwortete darauf der Reiter : ,,Das hat seinen
guten Grund in einer Stadt, die voll ist von
Dieben und Räubern."
Z98.
UNFREIWILLIG WITZIGE BEMERKUNG
EINES RICHTERS ZU EINEM ADVOKATEN,
DER DIE „CLEMENTINA" UND DIE
„NOVELLA" ZITIERTE.
Zu Venedig wurde einmal vor einem weltlichen
Gerichte eine Testamentssache verhandelt. Die
Advokaten der beiden Parteien waren zugegen,
X99
und jeder trat für das Recht seines Klienten
ein* Der eine, ein Priester, zitierte in seiner
Verteidigung die Clementina und die Novella und
las gewisse Stellen daraus vor. Da fuhr einer
von den Richtern, ein sehr alter Mann, der
aber sehr wenig Beziehungen zu Salomo hatte,
und dem diese Namen unbekannt waren, den
Advokaten mit zorniger Miene an : „Wie, zum
Teufel! Du errötest nicht, schamlose Huren-
weiber vor Männern wie wir zu nennen und
zu glauben, wir würden ihre Worte als Wahr-
spruch annehmen ?*' Dieser unwissende Mensch
glaubte, Clementina tmd Novella seien nicht
Namen von Gesetzen, sondern von Frauen, die
jener als Konkubinen im Hause habe.
199.
MITTEL, DIE KÄLTE ZU VERMEIDEN.
Ich fragte einmal, auf welche Weise man das
Kaltwerden im Bette vermeiden könne. „Durch
ein Mitteles sagte einer von den Anwesenden, „das
einer meiner Freunde, während er sich mit Stu-
dieren beschäftigte, anwandte. Während er sonst
nämlich immer nach dem Abendessen seinen
Leib zu entleeren pflegte, unterließ er es
da manchmal und versicherte, daß die zurück-
gehaltene Materie in der Nacht den Körper
200
wänne/' Ein Mittel gegen die Kälte, das nicht
mehr gebräuchlich ist^
200.
VON EINEM PREDIGER.
Ein Prediger feierte am Feste des heiligen
Christophorus vor der Gemeinde den Heiligen
in langer Rede, weil er Christus auf den Schul-
tern getragen hatte, und fragte immer wieder :
yyUnd wer hatte je auf Erden den Vorzug, den
Retter der Welt zu tragen?'' Und als der
langweilige Mensch die Frage: „Wer, sage ich,
ward einer ähnlichen Gnade teilhaftig ?'' inuner
wiederholte, rief ein Witzbold unter den An-
wesenden, müde der ewigen Frage : „Der Esel,
der d^n Sohn und die Mutter getragen hat!''
^[201.
VON EINER JUNGEN FRAU,
DIE VON IHREM GATTEN GETRENNT
WORDEN WAR.
Ein schöner junger Mann aus Verona heira-
tete ein junges Mädchen, und da er sich den
Ehefreuden mehr, als ihm zuträglich, hingab,
waren Blässe des Antlitzes, Magerkeit und
201
Körperschwäche die Folge. Die Mutter, besorgt
um ihren Sohn und befürchtend, er möchte in
eine schlimme Krankheit verfallen, brachte ihn
aufs Land, weit weg von der jungen Gattin.
Als diese sehnsüchtig nach dem Gatten trauerte,
sah sie einmal zwei Spatzen, die zusanunen
heckten. „Schnell fort!'' rief sie ihnen zu,
„damit euch die Schwiegermutter nicht sieht
und euch trennt !''
202.
VON ZWEIEN, DIE SICH WEGEN DES
GLEICHEN WAPPENS STREITEN.
Ein Genuese, Kapitän eines Transportschiffes,
das für Rechnung des Königs von Frankreich
gegen die Engländer segelte, führte einen Schild,
der einen Ochsenkopf zeigte. Als ein fran-
zösischer Edelmann dieses Wappen sah und
das Recht es zu führen für sich allein in Anspruch
nahm, entstand zwischen beiden ein Streit, und
der Franzose forderte den Genuesen zum Zwei-
kampfe heraus. Der Genuese nahm die Heraus-
forderung an und erschien auf dem Kampf-
platze ohne jeden Apparat, während der andere
in prunkvollstem Aufzuge daherkam. Da fragte
der Genuese: „Weswegen wollen wir heute
eigentlich miteinander kämpfen ?'' „Weil'S ant-
202
wertete der Franzose , »ydas Wappen, das du
führst) das meine ist und von den Meinigen
früher geführt worden ist als von deiner
Familie/^ Darauf fragte der Genuese weiter,
was sein Wappen eigentlich darstelle. ,yEinen
Ochsenkopf'S antwortete der Franzose. Worauf
der Genuese: „Dann brauchen wir nicht mit-
einander zu kämpfen; denn das Wappen, das
ich führe, zeigt nicht den Kopf eines Ochsen,
sondern einer Kuh.'' Mit dieser witzigen Be-
merkung verspottete er die eitle Oberhebung
des Franzosen.
203*
MERKWÜRDIGE REDENSART EINES
ARZTES, DER SEINE HEILMITTEL VER-
ABREICHTE, WIE ES DER ZUFALL FÜGTE.
Es ist in Rom Sitte, daß die Kranken dem
Arzte den Urin senden und dazu eine oder zwei
Silbermünzen, auf daß er ihnen etwas ver-
schreibe. Ein Arzt, den ich selbst gekannt habe,
schrieb abends verschiedene Medizinen für
Krankheiten auf Zettel (die man Rezepte nennt)
und tat sie alle in einen Beutel. Wenn ihm
nun am andern Morgen die Urinproben gebracht
und Heilmittel verlangt wurden, fuhr er mit
der Hand in den Beutel, nahm den Zettel, der
203
ihm gerade in die Finger kam, und sagte dabei
zu dem Patienten auf italienisch: ,tPrega Dio
is la mandi buona*\ d. h., y^bitte Gott^ daB du
den richtigen erwischst 1'' Schlimm ist dran,
wem nicht die Vernunft, sondern der Zufall
helfen soU.
204.
^ EIN MANN, DER OB SEINER SCHULDEN
TRAURIG IST, ERHÄLT EINEN RAT,
Ein Peruginer wandelte nachdenklich und traurig
durch die Gassen, als ihm jemand begegnete
und ihn fragte, was ihn denn quäle. „Ich kann
meine Schulden nicht bezahlen'', antwortete er.
„Pah, du Narr!" rief da der andere, „überlaB
diese Sorgen deinem Gläubiger!''
205.
VON DER STRAFE, DIE GRIECHISCHEN
UND GENUESISCHEN MÖRDERN AUFER^
LEGT WURDE.
Einige in Pera (das ist eine Stadt der Genueser
bei Konstantinopel) ansässige Genueser waren,
um Handel zu treiben, nach Konstantinopel
g^angen. Da geschah es, daS einige von ihnen
204
in einem Streite, den sie mit Griechen hatten,
getötet und andere verwundet wurden. Der
Kaiser wiu-de um Bestrafung der Mörder an-
gerufen und versprach sofortige Sühne* Er be-
fahl, den schuldigen Griechen zur Strafe den
Bart abzurasieren, was bei ihnen als ent-
ehrende Strafe gilt. Der Stadthauptmann der
Genueser in Pera, der sich verhöhnt glaubte,
versprach darauf den Verwandten der Erschla-
genen, er werde selbst das ihnen zugefügte
Unrecht rächen. Nachdem eine kurze Zeit ver-
strichen war, ließ er die Genueser nach Kon-
stantinopel ziehen, die dort einige Griechen
töteten und andere verwundeten. Der Kaiser
führte sofort heftige Klage beim Präfekten und
verlangte die Bestrafung der Übeltäter. Dieser
versprach, sie gehörig zu bestrafen und ließ an
dem für die Exekution festgesetzten Tage die
Mörder und die übrigen Beteiligten gefesselt
öffentlich vorführen, gleich als wenn sie ge-
köpft werden sollten. Auf das Gerücht von der
Hinrichtung waren Scharen von Griechen und
das ganze Volk von Pera zusammengeströmt
und erwarteten die Exekution; auch die Priester
waren da mit ihren Kreuzen, wie um die
Leichen der Gerichteten mit fortzunehmen.
Darauf ließ der Präfekt, nachdem er durch
den Herold hatte Ruhe gebieten lassen, allen
Delinquenten den Hintern rasieren, indem er
205
versicherte^ daS die Genueser den Bart nicht
im Gesicht^ sondern in der Gegend des Ge-
säßes trügen. Indem man so den einen das
Gesicht, den andern den Hintern rasierte, wurde
dem gleichen Unrecht die gleiche Strafe.
206.
WITZIGE BEMERKUNG OBER DIE RÖMER,
DIE „VIRTU'' ESSEN.
Am I. Mai kochen und essen die Römer mor-
gens verschiedene Arten von Kräutern, die sie
„uiriü** nennen. Francesco Lavegni aus Mai-
land sagte, als diese Sitte unter Freunden er-
wähnt wurde, im Scherze; ^,Es ist wirklich
nicht zu verwundern, daß die Römer im Ver-
gleich zu ihren Vorfahren degeneriert sind,
wenn sie jedes Jahr ihre Tugenden („virtü**)
▼erbrauchen, indem sie sie aufessen.
207.
VON EINEM, DER DER JUNGFRAU MARIA
EINE KERZE GELOBTE.
Während ich in England war, erzählte man
mir eine lustige Bemerkung eines irischen
Transportschiffkapitäns. Sein Schiff hatte ein-
206
mal einen heftigen Sturm zu bestehen und
wurde von mächtigen Wogen hin und her ge-
schleudert, so dafi alle an ihrer Rettung ver-
zweifelten. Da gelobte der Kapitän für den
Fall, dafi das Schiff heil aus dem Sturme her-
vorginge, einer der Mutter Gottes, Jungfrau
Maria, geweihten Kirche, die für derartige
Wunder einst berühmt war, eine Kerze von
der Größe des Hauptmastes. Als darauf ein
Freund das Gelöbnis beanstandete, weil es
äußerst schwer auszuführen sei, da in ganz
England, wie er behauptete, nicht genug Wachs
vorhanden, um eine solche Kerze herzustellen,
rief der Kapitän: „Pah! Sei nur ruhig und lafi
mich der Mutter Gottes versprechen, was mir
gefällt — wenn wir nur gerettet werden. Denn
wenn wir geborgen sind, wird sie auch mit
einem Groschenlicht zufrieden sein!^^
208.
AHNLICHE GESCHICHTE VON JEMAND,
DER DEM HEILIGEN KYRIAKUS ETWAS
GELOBTE.
Auf ähnliche Weise verfuhr ein Kaufmann
aus Ancona mit St Kyriakus, dem Patron der
Stadt, der mit einem langen Barte dargestellt
wird. Als sein Schiff einmal heftig von den
207
Fluten hin und hergeworfen wurde, gelobte er
in seiner Todesangst, dem heiligen Kyriakus
innerhalb einer gewissen Zeit ein Haus zu
weihen. Nachdem er der Gefahr glücklich en1>-
rönnen war, beichtete er die Sache dem Pfarrer
seiner Parochie. Der Priester, für den dabei
ein Vorteil herausgesprungen wäre, ermahnte
ihn, sein Gelöbnis einzulösen. Der Kaufmann
▼ersprach, er wolle diese groBe Last von seinem
Gewissen wälzen, mußte aber, weil er die Aus-
führung seines Versprechens immer wieder
hinausschob, immer wieder ermahnt werden,
wobei es nicht ohne Vorwürfe abging. Eines
Tages aber fiel er, sei es, weil ihm der Priester
durch seine ewigen Ermahnungen lästig wurde,
sei es aus Gottlosigkeit, diesem ins Wort und
rief: „Ahl Öde mich nicht länger mit dieser
Sache an; ich habe schon Leute betrogen, die
einen noch viel längeren Bart hatten, als Ky-
riakus!''
209.
VON EINER WITWE, DIE EINEN MANN
VORGERÜCKTEN ALTERS HABEN WOLLTE.
Eine Witwe sagte zu ihrer Nachbarin, obwohl
sie sich aus dem Leben auf dieser Welt nicht
mehr viel mache, wünsche sie doch noch -einen
208
ruhigen Mann vorgerückten Alters, mehr zur
Gesellschaft und zur gegenseitigen Hilfe im
täglichen Leben, als um einer anderen Sache
willen; denn man müsse mehr an das Heil
der Seele denken, als an die Lust des Leibes.
Die Nachbarin versprach, sich auf die Suche
nach einem solchen Manne zu machen und
kam schon am nächsten Tage wieder zu der
Witwe und sagte, sie habe einen Mann ge-
funden, der alle Tugenden, die sie begehre, in
sich vereinige, und der vor allem, wie sie es
zu wünschen scheine, kein männliches Glied
besitze. Da rief die Witwe: „Diesen Mann will
ich unter keiner Bedingung! Denn wenn der
Friedensstifter fehlt (denn so nannte sie den
Erzeuger der Menschen), welcher Vermittler
(man muB mit seinem Manne doch in Frieden
leben) könnte denn dann den Frieden zwischen
uns wiederherstellen, wenn es unter uns, wie
es doch vorkommt, zu einem heftigen Streite
oder zu Zwietracht kommt ?*'
210.
VON EINEM MÖNCHE, DER EINE ÄBTISSIN
SCHWANGERTE.
Die mir wohlbekannte Äbtissin eines gewissen
Klosters in Rom erfreute sich der Liebe eines
Minoritenmönchs, der häufig in sie drang, sie
14 209
möge ihn ihr Bett teilen lassen. Sie weigerte
sich aber, aus Furcht, schwanger zu werden
und der Strafe zu verfallen. Der Mönch je-
doch versprach ihr ein Breve, wie man es
pennt, das, an einem seidenen Faden um den
Hals getragen, die Empfängnis verhüte, so dafi
sie auf diese Weise ohne Gefahr sich jedem,
den sie wolle, zum Beischlafe würde hingeben
können. Die Äbtissin glaubte es, weil sie es
wünschte, und der Mönch kühlte oft seine
Lust an ihr. Nach drei Monaten aber merkte
d'e Frau, daß sie schwanger war. Als der
Mönch davon Wind bekam, machte er sich
davon. Nachdem die Äbtissin sich also be-
trogen sah, löste sie das Breve vom Hals, öff-
nete es und sah nach, was darin geschrieben
stand. Sie fand dort die in Vulgärlatein ge-
schriebenen Worte: „Asca imbarasca, non facias
te supponi, et non implebis tascam" (LaB niemand
über dich kommen, dann wirst du nicht
schwanger werden). Gewiß der beste Zauber
zur Verhinderung der Schwangerschaft.
211.
ERSTAUNLICHE ANTWORT, DIE EIN
KNABE DEM KARDINAL ANGELOTTO GAB.
Der römische Kardinal Angelotto, ein bissiger
und stets zu einer Bosheit bereiter Mann, war
2IO
V
schnell fertig mit dem Wort, ließ aber oft
die Klugheit vermissen. Als Papst Eugen in
Florenz weilte, kam ein sehr aufgeweckter
zehnjähriger Knabe Angelotto besuchen und
stellte sich mit wenigen, aber recht klaren
Worten vor. Der Kardinal, der sich über den
Ernst des Knaben und die Anmut seiner Rede
wimderte, richtete verschiedene Fragen an ihn,
die er klug beantwortete, worauf Angelotto zu
den Anwesenden gewandt sagte: „Die Leute,
die als Kinder so klug und gebildet sind, ver-
lieren mit zunehmendem Alter an Verstand
und werden im Alter Dummköpfe.'* Worauf
der Knabe sofort erwiderte: „Da müßt Ihr in
Eurer Kindheit wahrlich der Weiseste von
allen gewesen seinl'' Der Kardinal aber sperrte
Mund und Nase auf über die schlagfertige und
witzige Antwort, mit der ein Kind seine Tor-
heit bestraft hatte.
212.
VON EINEM SCHUSTERLEHRLING, DER
BEI DER FRAU SEINES MEISTERS LAG.
Der Lehrling eines Schusters von Arezzo ging
öfter aus der Werkstatt ins Haus imter dem
Vorgeben, daß er dort die Schuhe bequemer
nähen könne. Diese häufigen Gänge flößten
X4* 211
dem Meister Verdacht ein, und er kam einmal
unversehens nach Hause und fand den Lehr-
ling bei seiner Frau im Bette. ,,Für diese Art
Näherei/' rief er zornig, „werde ich dir gewifi
nichts bezahlen, dafür soll dir ein böser Lohn
werden!"
213,
HÜBSCHE GESCHICHTE VON EINER JUNGEN
FRAU, DIE WINDE STREICHEN LIESS.
Eine jugendliche Frau kam, als sie ihre Eltern
besuchen ging, mit ihrem Manne durch einen
Wald tmd sah dort einige Schafe, die von
den Widdern besonders umworben wurden.
„Warum," fragte sie ihren Mann, „bespringen
die Böcke lieber diese, als die andern." Dieser
antwortete: „Dasjenige Schaf, das hinten ein
Geräusch hören läßt, wird sofort von einem
Widder besprungen." Darauf fragte sie weiter,
ob das auch bei den Menschen Sitte sei. „Jal"
antwortete er, und sogleich ließ sie einen Wind
gehen, und der beim Wort genommene Mann
stellte sie zufrieden. Als sie dann eine Zeitlang
weitergegangen waren, ließ sich die junge Frau
wieder hören, und der Mann kam von neuem
über sie. Und als sie endlich an das Ende des
Gehölzes gekommen waren, ließ die Frau, die
212
an diesem Spiel Vergnügen fand, zum dritten
Male einen Wind streichen. Da rief der Mann,
müde von der Liebesarbeit und dem Wege:
yylJnd wenn du dir die Seele aus dem Leibe
furzen würdest, würde ich dir doch nicht mehr
zu Willen seinl^'
214.
WAS HAT GOTT LIEBER: WORTE ODER
WERKE?
Ein Witzbold aus meiner Bekanntschaft fragte
einmal einen Mönch, was Gott lieber sei,
Worte oder Werke. Als dieser sagte: „Werke,'^
meinte der andere: „Also hat der ein größeres
Verdienst, der Rosenkränze macht, als der
sie herbetet."
2x5.
VON EINEM ÄGYPTER, DER AUFGEFOR^
DERT WURDE, SICH ZU BEKEHREN.
Ein Christ forderte einen ungläubigen Agjrpter,
mit dem er lange Zeit zusanunen gelebt hatte,
als dieser nach Italien kam, auf, einmal zu»
gegen zu sein, wenn in der Kirche die Missa
sal^mnis zelebriert würde. Der Ägjrpter willigte
2x3
ein und wohnte der Messe in Gesellschaft der
Christen bei. Bald darauf fragte man ihn bei
einem Zusammensein, was er für einen Eindruck
▼on den Zeremonien und der Feierlichkeit der
Messe gehabt habe. „Alles/' antwortete er,
,,schien mir gut und in Ordnung zu sein, ausge-
nommen eines: in dieser Messe ist nämlich die
Barmherzigkeit ganz außer acht gelassen worden,
da, während die übrigen hungrig blieben, nur ein
einziger gegessen und getrunken hat, ohne den
andern ein Stückchen Brot und einen Schluck
Wein übrig zu lassen.'*
216.
VON EINEM SPANISCHEN BISCHOF, DER
REBHÜHNER FÜR FISCHE ASS.
Ein spanischer Bischof, der an einem Freitag
reiste, stieg in einer Herberge ab und schickte
seinen Diener aus, um Fische zu besorgen.
Der fand aber keine und brachte zwei Reb-
hühner mit. Der Bischof gab ihm Geld, sie
zu bezahlen, und befahl, sie zuzubereiten und
aufzutragen. Der Diener, der glaubte, die Reb-
hühner seien für den Sonntag bestimmt, wun-
derte sich und fragte seinen Herrn, ob er sie
wirklich heute, wo doch das Fleisch verboten
sei, essen wolle. „Ich werde sie essen,'' ant-
214
wertete dieser, „gleich als ob es Fische wären/^
Und als der Diener darüber in noch größeres
Erstaunen gerieti sagte er: y^Weißt du denn
nicht, daß ich ein Priester bin? ^Was ist
schwerer: aus Brot Christi Leib zu machen,
oder aus Rebhühnern Fische ?'^ Und er machte
das Zeichen des Kreuzes, befahl ihnen, zu Fischen
zu werden, und aß sie dann für Fische.
217.
VON EINEM NARREN, DER MIT DEM ERZ-
BISCHOF VON KÖLN ZUSAMMEN SCHLIEF
UND SAGTE, DIESER SEI EIN VIERFOSSLER.
Der verstorbene Erzbischof von Köln liebte
einen Narren, der sein Bett teilen mußte. Als
einmal eine Nonne in diesem Bette lag, fühlte
der Narr, der am unteren Ende schlief, daß
mehr Beine wie gewöhnlich im Bette seien.
Er berührte einen Fuß und fragte, wem er ge-
höre. Der Erzbischof antwortete, es sei seiner,
und als er den zweiten und dann den dritten
und vierten berührte, erklärte der Erzbischof
alle für seine eigenen. Da erhob sich der Narr
hastig, stürzte ans Fenster und schrie mit lauter
Stimme hinaus: „Kommt alle herbei, um das
neue und seltsame Ungeheuer anzuschauen.
Unser Erzbischof ist ein Vierfüßler geworden.'^
215
So enthüllte er das schimpfliche Verhalten seines
Herrn. Verrückter noch als ein Narr ist gewiß,
der seine Freude an Narren findet.
218.
AUSFLUCHT PAPST MARTINS EINEM
LASTIGEN GESANDTEN GEGENOBER.
Ein Gesandter des Herzogs von Mailand bat
Papst Martin V. dringend um irgend etwas, was
dieser nicht gewähren wollte, und bestand so
beharrlich auf seiner Bitte, daß der Papst sich
peinlich berührt fühlte. Ja er folgte ihm sogar
bis zur Tür seines Schlafgemachs. Da faßte
sich dieser, um sich vor dem Zudringlichen zu
retten, an die Backen und sagte: „Oh, was
habe ich für Zahnschmerzenl'S ^^^ ^ ^^
Schlafgemach und ließ den Gesandten stehen.
219.
VON EINEM, DER DAS LEBEN DES KAR-
: DINALS ANGELOTTO VERURTEILTE.
Es verdammte jemand den Lebenswandel und
die Gepflogenheiten des verstorbenen Kardinals
Angelotto. Dieser war nämlich ein habgieriger
und gewalttätiger Mensch, ohne jedes Gewissem
2x6
Da sagte einer der Anwesenden: yylch glaube,
dafi der Teufel ihn wegen seiner Übeltaten be-
reits mehrmals gefressen und wieder aus-
geschissen hat/^ Ein anderer, ein sehr witziger
Mann, meinte darauf: „Sein Fleisch war so
schlecht, daß kein Teufel, möchte er auch einen
noch so guten Magen haben, wagen würde, es
am fressen, aus Furcht, sich übergebenzumüssen.^*
220.
VON EINEM NARREN, DER EINEN FLOREN-
TINER EDELMANN VERSPOTTETE
Es lebte einst in Florenz ein Edelmann, den
ich gekannt habe, imd der von sehr kleiner
Statur war, aber einen ziemlich langen Bart
trug. Einem Narren gefiel es, ihn * zu ver-
spotten und über seine Figur imd seinen Bart
Witze zu machen, so oft er ihm begegnete,
tmd zwar machte er das auf eine Weise, daß
er ihm beschwerlich fiel. Als die Frau des
Edelmanns dies vernahm, ließ sie den Narren
zu sich kommen, gab ihm sehr gut zu essen
und schenkte ihm ein Gewand mit der Bitte,
ihren Gemahl nicht mehr zu verspotten« Er
versprach es, und wenn es sich traf, daß er
dem Edelmanne begegnete, ging er vorüber,
ohne ein Wort zu sagen. Leute, die das sahen,
2x7
wunderten sich darüber und forschten ihn aus,
warum er den Edehnann nicht mehr, wie es
sonst seine Gewohnheit, anrede. Darauf ant-
wortete der Narr, indem er den Finger an den
Mund legte: „Er hat meinen Mund verstopft,
so daß ich nicht mehr reden kann/^ Das beste
Mittel, um sich Wohlwollen zu verschaffen, ist
den Leuten das Maul mit Futter zu stopfen»
221.
WIE EINE TOCHTER DEM VÄTER GEGEN-
OBER IHRE UNFRUCHTBARKEIT ENT-
SCHULDIGT.
Die Frau eines Edelmanns wurde von ihrem
Manne nach einigen Jahren wegen ihrer Un-
fruchtbarkeit verschmäht und verstoßen. Als
sie in das elterliche Haus zurückgekehrt war,
machte ihr der Vater im geheimen Vorwürfe,
weil sie nicht alles dran gesetzt, um Kinder zu
bekommen, und sei es mit Hilfe anderer Männer.
„Mein Vater,^^ antwortete sie darauf, „ich trage
gar keine Schuld an dieser Sache; denn ich
habe sämtliche Diener und sogar die Stallknechte
ausprobiert, um zu empfangen, aber es hat
alles nichts genutzt.*' Da beklagte der Vater
das Unglück seiner Tochter, die gänzlich schuld-
los an ihrer Unfruchtbarkeit war.
218
222.
GIOVANNI ANDREA WIRD BEIM EHE-
1 BRUCH^ ERTAPPT.
Giovanni Andrea, Doktor in Bologna, dessen
Ruf weitverbreitet ist, wurde von seiner Frau
erwischt, wie er bei seiner Dienstmagd lag.
Höchst erstaunt über das Unerwartete, rief sie
ihrem Manne zu: „Wo ist denn jetzt deine be-
rühmte Weisheit, Giovanni?'' „In diesem Loche
da,'' erwiderte er lakonisch, „einem Orte, der
für sie wie geschaffen^istJ
ti
223.
VON EINEM MINORITENMÖNCHE, DURCH
DESSEN HILFE EIN KIND ZU SEINER
NASE KANU.
Ein sehr geistreicher Mann aus Rom, mit dem
ich mich in unserem Kreise unterhielt, erzählte
mir eine sehr lustige Geschichte, deren Heldin
eine Nachbarin von ihm war: „Ein Minoriten-
mönch namens Lorenzo hatte ein Auge auf
die schöne junge Frau eines Nachbarn von mir
(und er nannte seinen Namen) geworfen. In
dem Wunsche, Fortschritte bei ihr zu machen,
bat er ihren Mann, ihn als Paten bei seinem
Erstgeborenen anzunehmen. Als der Mönch,
219
der das junge Weib auf Schritt und Tritt be-
obachtete , merkte, daß sie schwanger war,
kam er, während der Mann dabei war, zu ihr
und sagte wie einer, der die Zukunft voraus-
sieht, sie sei schwanger und werde etwas ge-
bären, was ihr groSen Kummer bereiten würde«
Im Glauben, er meine, sie würde ein Mädchen
bekommen, sagte die junge Frau: „Auch wenn
es ein Mädchen wird, soll es mir sehr wiU*
kommen sein.^' Aber der Mönch sagte mit be-
trübter Miene, es sei etwas weit Schlimmeres,
und weckte damit in ihr die Begierde, zu er-
fahren, was ihr drohe« Aber so sehr sie auch
in ihn drang, ihr das Kommende zu verkünden,
weigerte er sich doch beharrlich, es ihr zu
sagen« Schließlich ließ sie ihn, um endlich ihr
Unglück zu erfahren, ohne Wissen ihres Mannes
kommen tmd erreichte durch vieles Bitten, daß
er ihr sagte, was für eine Mißgeburt sie zu
fürchten habe. Nachdem er ihr strengstes Still-
schweigen auferlegt hatte, sagte der Mönch
endlich, sie werde einem Knaben das Leben
schenken, der keine Nase haben würde, was für
das Gesicht eines Mannes das AUerhäßlichste
sei. Als die junge Frau erschrocken fragte,
ob es denn gar kein Mittel dagegen gebe, sagte
er: „Ja, aber wir müssen einen Tag verabreden,
an dem ich bei dir liegen kann, um das, was
dein Mann versäumt hat, nachzuholen und
320
dem Knaben eine Nase zu schaffen/^ So hart
dies der jungen Frau schien, gab sie sich doch,
damit das Kind nicht mißgestaltet auf die
Welt komme, an dem verabredeten Tage dem
Mönche hin. Und als er nachher erklärte, die
Nase sei noch nicht fertig, litt sie, daß er noch
öfter bei ihr lag. Als sie vor Scham regungs-
los dalag, sagte er, sie müsse sich auf und
nieder bewegen, damit infolge der Reibung die
Nase fester wachse. Endlich gebar sie einen
Knaben, der zufällig eine sehr große Nase hatte.
Als sie sich darüber wunderte, sagte der Mönch,
er habe etwas zu viel gearbeitet, um sie her-
zustellen. Sie erzählte die Sache nachher selbst
ihrem Gatten und sagte, sie habe gemeint, es
sei ein häßlich Ding, einen durch den Mangel
einer Nase venmstalteten Sohn zu bekommen.
Und ihr Mann lobte sie dafür und billigte die
Arbeit des Paten.
224.
VON EINEM SEHR VERLOGENEN FLOREN-
TINER.
Es lebte jemand zu Florenz, der so an das
Lügen gewöhnt war, daß niemals ein wahres
Wort aus seinem Munde herauskam. Einer,
mit dem er viel verkehrte, und den er häufig
221
angeführt hatte, rief, als ihm der Lügner ein-
mal begegnete: „Du lügst 1*'^ „Wieso lüge ich,^'
sagte dieser, „ich habe ja noch gar nichts
gesagt 1*' „Wenn du den Mund aufmachst,
meine ich'\ sagte der andere»
225.
VON EINEM EIFERSÜCHTIGEN, DER SICH
KASTRIERTE, UM ZU ERKENNEN, OB
SEINE FRAU IHM TREU SEI.
Ein Mann aus Gubbio, namens Giovanni, war
sehr eifersüchtig und wußte nicht, auf welche
Weise er ganz sicher dahinter käme, ob seine
Frau sich mit einem andern einlasse. Endlich
verfiel er auf eine List, die eines Eifersüchtigen
würdig ist und kastrierte sich selbst. „Wenn
meine Frau in Zukunft schwanger wird,'^ sagte
er sich, „kann ich überzeugt sein, daß sie Ehe-
bruch begangen hat.'*
226.
ANTWORT, DIE EIN PRIESTER AUF DIE
WORTE ERHIELT, DIE ER ZU DEN
OPFERNDEN SPRACH.
Ein Priester in Florenz empfing an einem Fest-
tage während des Opfergebets wie gewöhnlich
die Gaben der Frommen und sprach zu den
Opfernden die üblichen Worte: y,Cenium pro um
accipietis, et vitam aeternam possidebitis/* („Für
eines werdet ihr hundert empfangen und das
ewige Leben besitzen/') Da sagte ein alter
Edelmann, der einen Bajocco gab: ,,Ich wäre
sehon zufrieden, wenn ich nur das Kapital
(wie man sagt) erhielte."
227«
VON EINEM PRIESTER, DER SICH BEI
DER PREDIGT IRRTE, INDEM ER STATT
TAUSEND HUNDERT SAGTE.
Eine Geschichte derselben Gattung: Ein Priester
erzählte, als er seiner Gemeinde das Evangelium
predigte, daß unser Herr mit fünf Broten fünf-
tausend Menschen gesättigt habe, sagte aber
statt fünftausend fünfhundert. Als ihm da sein
Ministrant zuraunte, er habe sich in der Zahl
geirrt, im Evangelium sei von fünftausend die
Rede, — sagte er: „Schweig, Dununkopf, die
glauben ja kaum an die fünfhundert!"
223
228.
DER KARDINAL VON AVIGNON GIBT DEM
KÖNIGE VON FRANKREICH EINE TREP-
FENDE ANTWORT.
Gerne gebe ich unter diesen Plaudereien auch
die beißende Antwort des Kardinals von Avignon,
eines sehr klugen Mannes, wieder: Als die
Päpste in Avignon weilten, und wenn sie sich
öffentlich zeigten, zur Erhöhung des Glanzes
eine Anzahl Pferde, gesattelt und mit Brust-
und Stirnschmuck versehen, aber ohne Reiter,
vorauftraben. Auf die unwillige Frage des
Königs von Frankreich, ob sich denn die Apostel
mit solchem Pomp umgeben hätten, sagte er:
„Gewiß nicht, aber die Apostel lebten zu einer
Zeit, da auch die Könige andere Sitten hatten,
indem sie Hirten und Viehzüchter waren.^'
229.
SCHRECKLICHES EREIGNIS IN DER
LATERANENSISCHEN KIRCHE.
Nicht um zu plaudern, sondern um von Ver-
brechen abzuschrecken, erzähle ich folgende im-
geheuerliche Geschichte. Als ein römischer
Augustinermönch im Laufe dieser Pasten in
224
meiner Gegenwart zum Volke predigte und es
zum Bekennen seiner Sünden ermahnte, erzählte
er ein Wunder, das ihm sechs Jahre zuvor
widerfahren war. Als er sich nämlich eines
Nachts nach Mitternacht erhoben hatte, um in
der Laterans-Basilika mit den anderen die Früh-
mette zu singen, sei dort aus einem Grabe,
in dem achtzehn Tage vorher ein römischer
Bürger beigesetzt worden war, eine Stimme ge-
kommen und habe mehrmals gerufen, sie möch-
ten hinkommen. Als sie die Stimme zum ersten
Male hörten, seien sie von Schrecken erfaßt
worden, dann aber hätten sie sich allmählich
beruhigt und seien dem Rufe der Stimme ge-
folgt. Da habe ihnen der Tote entgegengerufen,
sie sollten keine Furcht haben, sondern den
Kelch holen und den Stein wegrücken. Als
dies geschehen, habe sich der Tote erhoben und
die geweihte Hostie, die er vor dem Hinscheiden
genommen hatte, in den Kelch gespuckt und
darauf gesagt, er sei zu den schrecklichsten
Strafen verdammt, weil er seine Mutter und
seine Tochter beschlafen, Verbrechen, die er
niemals gebeichtet habe. Nach diesen Worten sei
der Leichnam zurückgefallen.
15 225
230.
WIE EIN PREDIGER, DER LAUT ZU
SCHREIEN PFLEGTE, IN VERLEGENHEIT
GESETZT WURDE.
Ein Mönch, der oft in der Kirche predigte,
pflegte, wie die Dummen es tun, mit lauter
Stimme zu schreien, und jedesmal brach eine
der anwesenden Frauen bei diesen gebrüllartigen
Tönen in Tränen aus. Der Mönch hatte dies
öfter bemerkt, und in der Meinung, die Frau
weine infolge seiner Worte, aus frommer Rüh-
rung oder aus Gewissenspein, ließ er sie ein-
mal zu sich rufen und fragte sie nach dem
Grunde ihres Schluchzens, und ob sie, wie er
glaubte, durch seine Worte so im Innersten be-
wegt worden sei, dafi sie diese frommen Tränen
vergoß. Sie antwortete, daß sie in der Tat durch
seine Stimme und seine lauten Rufe aufs tiefste
erregt und mit Schmerzen erfüllt worden sei.
„Ich bin Witwe,'' sagte sie, „und mein Gatte
hat mir seinerzeit einen Esel hinterlassen, der
mir meinen Lebensunterhalt verdienen half und
öfter, wie Ihr es zu tun pflegt, Tag und Nacht
brüllte. Dieser Esel ist gestorben und hat mich
Unglückliche ohne jedes Hilfsmittel zurück-
gelassen. Wenn ich Euch daher mit so durch-
dringender Stimme predigen höre, werde ich
durch Eure Stinune derart an meinen Esel
236
erinnert, dafi ich, mag ich wollen öder nicht,
infolge der wehmütigen Erinnerung zum Weinen
gezwungen werde/' Der Dununkopf, der mehr
Schreihals als Prediger war, wurde durch diese
Worte in keine geringe Verlegenheit gesetzt.
231.
VON EINER JUNGEN FRAU,
DIE VON IHREM ALTEN GATTEN
VERSPOTTET WURDE.
Ein schon recht bejahrter Florentiner führte
ein junges Mädchen heim, das von älteren
Frauen belehrt worden war, es müsse in der
Brautnacht den ersten Angriffen des Mannes
Widerstand entgegensetzen und die Festung
nicht nach dem ersten Sturme übergeben. In
Befolgung dieses Rates weigerte sich die junge
Frau also, sich näher mit ihm einzulassen.
Als der Mann, der alle Kraft zusammen ge-
nommen hatte und mit vollen Segeln daherkam,
merkte, dafi sie gänzlich abgeneigt sei, fragte
er, warum sie ihm nicht zu Willen sein wolle.
Die Jungfrau schützte Kopfschmerzen vor,
und der Mann drehte sich mit Gewehr in Ruh
auf die andere Seite und schlief bis zum Morgen-
grauen. Als nun das junge Weiblein erkannte,
dafi es nicht weiter würde gedrängt werden,
IS* 227
bereute sie es, den Rat der Tanten befolgt und
dem Begehren ihres Mannes nicht nachgegeben
zu haben ; sie weckte ihn daher auf und sagte,
der Kopf tue ihr nicht mehr weh. Doch er
luitwortete: »yMir tut jetzt aber der Schwanz
weh!'' und lieB seine Gattin Jungfrau, wie sie
war. Daher ist es gut, das Angenehme zu
nehmen, wenn es angeboten wird.
232.
VON DEN HOSEN EINES MINORITEN-
MÖNCHES, DIE ZU RELIQUIEN WURDEN.
Eine sehr lustige Geschichte, die unter diese
Plaudereien aufgenommen zu werden verdient,
passierte unlängst in Amelia. Eine verheiratete
Frau ging, wie ich glaube, im Bestreben, ihre
Pflicht zu erfüllen, hin und beichtete einem
Minoritenmönche ihre Sünden. Dieser fühlte
während der Beichte fleischliche Gelüste er-
wachen, und nachdem er so lange auf die Frau
eingeredet, dafi er sie endlich bestimmt hatte,
ihm zu Willen zu sein, sannen sie über eine
Gelegenheit und einen Ort zur Vollbringung
der Sache nach. Man kam überein, daß die Frau
sich krank stellen und den Mönch als Beicht-
vater rufen lassen solle; solche Leute pflegen
nämlich allein gelassen zu werden, damit sie
228
in Abwesenheit von Zeugen ungescheut von
den Geheimnissen der Seele sprechen können«
Die Frau tat also, als ob sie krank sei, legte
sich ins Bett, heuchelte heftigste Schmerzen
und verlangte nach dem Beichtvater. Und
dieser kam und bediente sich ihrer, nachdem
die übrigen das Zimmer verlassen hatten, zu
wiederholten Malen. Dies dauerte eine ganze
Zeit; endlich traten einige ins Zimmer. Der
Mönch empfahl sich und sagte, er werde am
folgenden Tage wiederkommen, da er mit der
Beichte noch nicht zu Ende sei. Und er kam
wieder, legte seine Hosen auf das Bett der
Frau und setzte die Beichte in derselben Weise
wie am Tage zuvor fort. Plötzlich trat der
Mann, der trotz der so langen Dauer der
Beichte nichts Schlinunes ahnte, in das Schlaf-
zinuner, und der Mönch ging, erschreckt durch
die unerwartete Dasswischenkunft, fort und
vergaB seine Hosen. Als der Mann der Hosen
ansichtig wurde, schrie er los, das sei kein
Mönch, sondern ein Buhler, und das ganze
Haus, durch den Lärm herbeigerufen, ereiferte
sich beim Anblicke der Hosen ebenfalls über
den schimpflichen Frevel. Der betrogene Gatte
lief sofort zum Prior des Klosters und führte
bittere Klage über die unwürdige Tat und
bedrohte den Übeltäter mit dem ^Tode. Der
Prior, ein Greis, suchte seinen Zorn zu be->
229
sänftigen und sagte ihm, er solle die Sache
doch nicht zu seiner und der Seinen Schande
an die große Glocke hängen, man müsse Still-
schweigen bewahren und die Geschichte zu ver-
tuschen suchen. Der aber sagte, durch die
Auffindung der Hosen sei die Sache so offen-
bar geworden, daB sie nicht mehr verheimlicht
werden könne. Aber der Greis hatte hierfür
gleich einen Ausweg: er wolle versichern, dafi
es die Hosen des heiligen Franziskus seien,
die der Mönch zur Heilung der Frau mit-
gebracht habe, und er selbst wolle in feier-
licher Prozession kommen und die Hosen vor
aller Öffentlichkeit zurückbringen. Dieser Vor-
schlag wurde angenommen, und der Prior
berief die Mönche zusammen, und unter Voran-
tragung des Kreuzes schritt man in den ge-
weihten Gewändern zum Hause des Betrogenen.
Dort nahm der Prior die Hosen ehrfürchtig auf,
trug sie mit erhobenen Händen wie heilige
Reliquien auf einem seidenen Tuch und ließ
sie von dem Manne, von der Frau imd von
allen Begegnenden küssen. So brachte er sie
unter großen Zeremonien und Gesängen ins
Kloster und legte sie im Allerheiligsten zu
den übrigen Reliquien. Als die List später
bekannt wurde, führten Beamte der Stadt über
diesen Frevel Klage.
230
233-
VON EINEM UM DEN HALS ZU TRAGEN-
DEN BREVE GEGEN DIE PEST.
Als ich neulich nach Tivoli ging, um meine
Kinder, die ich wegen der Pest aus Rom fort-
geschickt hatte, zu sehen, hörte ich eine lustige
Geschichte, die wert ist, hier aufgenommen zu
werden. Einige Tage zuvor hatte ein Wander-
mönch, der in den benachbarten Kastellen den
Bauern predigte, versprochen (man fürchtete
nämlich bereits das Nahen der Pest), er werde
ihnen ein sicheres Breve, wie man es nennt,
geben. Wenn sie das lun den Hals trügen,
würden sie niemals an der Pest sterben können.
Das dumme Volk legte voller Hoffnimg das
ganze Geld, das es übrig hatte, in solchen Breves
an und hing sie sich an einem Jungfemhaar
um den Hals. Der Mönch hatte aber verboten,
die Breves vor Ablauf von viera^ehn Tagen zu
öffnen, da sie sonst ihre Kraft verlieren würden«
Nachdem er viel Geld gesammelt hatte, veri-
schwand er. Da die Neugier die Menschen
nicht ruhen läßt, wurden die Breves bald darauf
gelesen, und man fand folgende italienisch
geschriebenen Worte :
,,Donna, se fili, e cadeti io fuso,
Quando te fletti. Wen io culo chiuso/*
231
D. h.:
„Wenn du spinnst.
Und die Spindel dir entglitt, halt du,
Weib, beim Bücken stets den Hintern zul"*
Das ist freilich mehr wert als alle Vorschriften
und Mittel der Arzte.
234.
VON DEM MUNDE DES KARDINALS
ANGELOTTO, DEN MAN ÖFFNETE, STATT
IHN LIEBER ZU SCHLIESSEN.
Angelotto in Rom war ein redseliger und bissiger
Mann, der niemand schonte. Als er infolge
der Schuld der Zeit, um nicht zu sagen, infolge
der Dummheit der Menschen, zum Kardinal
gemacht worden war, schwieg er im geheimen
Konsistorium der Kardinäle eine Zeitlang, wie
die Sitte es erfordert. (Die neuen Kardinäle halten
nämlich, wie man sagt, den Mund geschlossen,
bis der Papst ihnen erlaubt, zu reden.) An
einem solchen Tage sagte der Kardinal von
San Marcello auf die Frage, was sie im Kon-
sistorium getan hätten: „Wir haben dem Ange-
lotto den Mund geöffnet.'' Da rief ich: „Oh!
* „Feste" ist nämlich sowohl die Pest wie der (Pest-)
Gestank.
232
es wäre besser gewesen, ihm den Mund mit
einem starken Riegel zu verschließen/'
235-
WIE RIDOLFO EINEM, DER EIN PFERD
OHNE TADEL VON IHM ERBAT, EIN
SOLCHES GAB.
Von Ridolfo di Camerino, den wir oben schon
erwähnt haben, erbat ein Edelmann aus dem
Picener Lande ein Pferd zum Geschenk, das
in jeder Hinsicht so schön und vollkommen
sein sollte, daß kein anderes Pferd in Ridolfos
M€trstall ihm irgendwie gleichkäme. Um seinen
Willen zu erfüllen, wählte der Fürst eine Stute
und einen Hengst aus seinem Stalle aus und
schickte sie ihm mit dem Bescheide, er sende
ihm die Werkzeuge, vermittelst derer er das
Pferd, das ihm vorschwebe, machen möge;
denn er besitze keines von der Art, wie er es
wünsche. Diese Worte gemahnen, daß man
nicht Dinge begehren soll, die entweder uner-
füllbar sind oder mit Recht verweigert werden
können.
233
336.
IN EINEM STREITE ZWISCHEN WEIBERN
KOllSMT ES ZU EINEM HÖCHST SPASS-
HAFTEN AUSSPRUCHE.
Eine Frau aus Rom, die ich gekannt habe
und die ihren Lebensunterhalt vermittelst ihres
Unterleibs gewann, hatte eine schon erwachsene
sehr schöne Tochter, die sie ebenfalls der
Venus geweiht hatte. Einmal entstand zwischen
dieser Frau und einer Nachbarin, die dasselbe
Gewerbe trieb, ein Streit, und es kam zu Grob-
heiten und Beschimpfungen. Als die Nachbarin,
die auf die Hilfe irgend welcher hochgestellter
Personen pochte, gegen Mutter und Tochter
heftige Drohungen ausstieß, berührte diese den
Unterleib ihrer Tochter und sagte: „Möge Gott
mir dies da schützen und bewahren, dann
kann ich alle deine Worte und Drohungen ruhig
▼erachten I" Eine sehr gute Antwort; denn es
war ein vorzüglicher Fürsprecher, auf den sie
vertraute, und an dem viele ihre Freude hatten.
237-
VON EINEM PFAFFEN UND EINEM LAIEN,
DER IHN OBERRASCHEN WOLLTE.
Ein Pfaffe lag am hellen Tage bei der Frau
eines Bauers im Bette, unter dem der Bauer
»34
versteckt lag, um ihn auf der Tat zu ertappen.
Als nun der Pfaffe, vielleicht infolge zu ange-
strengter Arbeit, in eine Art von Ekstase ver-
fiel und ohne zu ahnen, daß der Bauer unter
dem Bette verborgen lag, ausrief: „0hl mir
ist, als sähe ich die ganze Welt vor mir auf-
gerollt I" ließ sich der Bauer, der tags zuvor
seinen Esel verloren hatte und den Schimpf
plötzlich vergaß, vernehmen: „Ol schau dich
bitte um, ob du nicht vielleicht irgendwo meinen
Esel entdeckst I^^
238.
EINEM ENGLISCHEN WALKER PASSIERT
EINE MERKWÜRDIGE SACHE MIT SEINER
FRAU.
Als ich mich in England aufhielt, begegnete
einem Tuchwalker eine lustige Geschichte, die
wert ist, in unsere Sammlung aufgenommen
zu werden. Dieser Mann, der verheiratet war
und außerdem in seinem Hause viele Knechte
und Mägde hatte, verliebte sich in eine der
letzteren, die ihm die schönste und anmutigste
zu sein schien, und drang wiederholt in sie,
sie möchte ihm zu Willen sein. Sie aber hinter-
brachte die Sache ihrer Herrin. Auf deren Rat
gab sie dem Walker ihre Einwilligung zu er-
235
kennen. Am verabredeten Tage aber verbarg
sich zur bestimmten Stunde statt der Magd die
Herrin an einem abgelegenen und sehr dunkehi
Orte« Der Walker erschien und legte sich zu
ihr, ohne zu ahnen, dafi es seine Frau sei.
Als er fertig war, verließ er das Zimmer, er-
zählte einem seiner Arbeiter, was er gemacht
und forderte ihn auf, ebenfalls die Magd —
wie er meinte — zu beschlafen« Dieser ging
hin, und in der Meinung, es sei ihr Mann,
verhielt sich die Frau ganz ruhig. Und als
nach diesem noch ein anderer von ihrem
Manne gesandt wurde, hielt sie, imniier in der
Meinung, ihr Gatte sei es, auch den dritten
Angriff aus, während die Arbeiter sie für die
Magd hielten. Nachdem sie den Ort endlich
ungesehen hatte verlassen können, machte sie
in der darauffolgenden Nacht ihrem Manne
Vorwürfe, dafi er gegen sie so zurückhaltend
und der Magd gegenüber so geil sei, daß er
sie, die er für die Magd hielt, dreimal an
einem Tage übermannt habe. Der Walker
konnte nichts anderes tun, als über seinen Irr-
tum und die Sünde der Frau, die er verursacht
hatte, schweigen.
236
239.
TOSKANISCHE UND NACHHER OFFENE
BEICHTE.
Einer, der sogar die Scham seiner Schwester
nicht geschont hatte, kam nach Rom, um sein
Verbrechen zu beichten und suchte einen tos-
kanischen Beichtvater. Man wies ihm einen,
und er ging zu ihm und fragte ihn zunächst,
ob er toskanisch verstände. Als jener bejaht
hatte, sagte er, nachdem er andere Sünden
aufgezählt hatte, als er einmal im Schlaf-
zimmer mit seiner Schwester allein gewesen
und den Bogen gespannt gehabt habe, habe
er sie mit einem Pfeile angeschossen. „Welch
ein Frevel!'' rief der Beichtvater. „Hast du
deine Schwester getötet?" „Durchaus nicht,"
lautete die Antwort, „aber du verstehst ja gar
nicht Toskanisch." „Ich verstehe es sehr gut,"
erwiderte der Priester; „denn ich bin dorther
gebürtig; hast du nicht gesagt, du habest,
nachdem du den Bogen gespannt, deine
Schwester mit einem Pfeile getroffen?" „Ich
verstehe es nicht so," erwiderte der andere,
„sondern ich sage, dafi ich den Bogen ge-
spannt, einen Pfeil daraufgelegt und auf meine
Schwester abgedrückt habe." „Hast du sie ver-
wundet," fragte der Beichtvater, „verletztest
du sie im Gesicht oder an irgend einem Glied ?"
237
yyOh/' antwortete der Beichtende, „du verstehst
wirklich nicht Toskanisch I'' Worauf der Priester :
yylch verstehe deine Worte recht wohl, aber
es könnte sein, dafi du nicht toskanisch reden
kannst.*^ „Ich sage nicht/' entgegnete wiederum
der Beichtende, „daß ich meine Schwester ver-
wundet, sondern daß ich einen Pfeil vom ge-
spannten Bogen abgedrückt habe/' Der Beicht-
vater sagte, er wisse wahrhaftig nicht, was er
sagen wolle, und der Beichtende behauptete,
er verstehe in der Tat kein Toskanisch und
wiederholte die Geschichte mit dem Bogen und
dem Pfeile. Endlich rief der Priester: „Wenn
du dich nicht anders ausdrückst, kann ich
nicht wissen, was du meinst/' Nachdem er
lange aus Scham gezögert hatte, sagte der
Beichtende schließlich offen und mit klaren
Worten, daß er seine Schwester mißbraucht
habe. „Jetzt sprichst du Toskanisch zu einem
Toskaner," rief da der Beichtvater aus, „und
ich verstehe dich vorzüglich." Und er ver-
hängte eine Buße über ihn und ging fort. Es
ist ein Zeichen schlechten Charakters, in Worten
Scham zu zeigen, wenn man in seinen Taten
schamlos und verbrecherisch war.
238
240.
VON EINER SCHLACHT ZWISCHEN
ELSTERN UND DOHLEN.
Im April des Jahres 1451 ereignete sich etwas
Unheimliches im Grenzgebiete von Gallien und
dem heute Bretagne genannten Lande. Elstern
und Dohlen kämpften » nachdem sie in der
Luft Schlachtreihen gebildet hatten, unter un-
geheuerem Lärm den ganzen Tag aufs heftigste
miteinander. Den Sieg errangen die Dohlen;
von ihnen wurden gegen 2000, von den Elstern
aber gegen 4000 tot auf dem Boden gefunden.
Die Zeit wird lehren, was diese seltsame Er-
scheinung zu bedeuten hat«
241.
WITZIGE BEMERKUNG FRANCESCOS ÜBER
DIE SÖHNE DER GENUESER.
Francesco Quartente, ein Florentiner Kauf-
mann, weilte mit Frau und Familie in Genua.
Seine Kinder waren mager und zierlich von
Gestalt; die Kinder der Genueser sind aber
gewöhnlich gut bei Sache und kräftig. Ein
Bürger von Genua fragte einmal den Fran-
cesco, warum seine Söhne so schwächlich und
dünn seien, die der Genueser aber nicht« „Das
239
ist sehr einfach/' antwortete er, „ich mache
nämlich meine Söhne selbst, Ihr dagegen habt
zur Kinderzeugung die Hilfe vieler nötig/'
Denn nachdem sich die Genueser verheiratet
haben, gehen sie bald darauf in See und über-
lassen ihre Frau auf mehrere Jahre dem Schutze
anderer, wie sie sagen.
242.
VON DER ZWECKENTSPRECHENDEN
ABER BRUTALEN HANDLUNGSWEISE
EINES FLORENTINERS.
Einer meiner Freunde erzählte mir, als wir
in einer Gresellschaft zusammen waren, von
einem ihm bekannten Florentiner, der eine
schöne, von vielen Verehrern umschwärmte
Frau hatte. Einige von diesen brachten ihr öfter
auf der Straße vor dem Hause Serenaden (wie
man es nennt) mit brennenden Fackeln, wie
es Sitte ist. Als der Florentiner, der ein sehr
witziger Mann war, wieder einmal durch den
Klang der Trompeten aufgeweckt wurde, stand
er auf und trat mit seiner Frau ans Fenster.
Und als er den Haufen lärmender Verliebter
sah, bat er die Versammelten mit lauter Stinmie,
sie möchten einen Augenblick herschauen. Als
alle ihre Blicke auf ihn gerichtet hatten, zog
240
er ein mächtiges Glied hervor^ streckte es zum
Fenster hinaus und sagte: ihre Mühe sei eitel
luid nutzlos; denn, wie sie sähen, sei er noch
besser als sie alle in der Lage, seine Gattin
zu befriedigen, er rate ihnen daher, ihn nicht
mehr unnütz zu belästigen. — Diese witzige
Rede hatte den Erfolg, daß sie von da ab von
ihrem überflüssigen Beginnen ablieSen.
243.
BERECHTIGTE BITTE EINES IMPOTENTEN
GREISES.
Ein anderer erzählte uns eine ähnliche Ge-
schichte von seinem Nachbar in Florenz, der,
obgleich schon recht bejahrt, eine junge Frau
genommen hatte. In diese hatte sich Riccardo
degli Alberti, ein vornehmer und schöner Jüng-
ling, verliebt und brachte ihr, ebenfalls mit
anderen zusammen, nachts mit Musik und
Gesang ein Ständchen vor dem Hause, wo-
durch er regelmäßig ihren Mann aus dem
Schlafe weckte. Dieser ging endlich zu Bene-
detto, dem Vater des Jünglings, berief sich
auf seine Jugendfreundschaft mit ihm, erinnerte
ihn an die Dienste, die sie sich gegenseitig ge-
leistet hatten, und sagte nach vielen Klagen
endlich, er habe es nicht verdient,, daß sein
x6 341
Sohn ihm nach dem Leben trachte. Bestürzt
und empört darüber, rief Benedetto, er werde
dies Verbrechen zu verhindern wissen und bat
zugleich den Freund, ihm die Sache zu erzählen,
damit er seinen Sohn besser im Zatune halten
könne. „Also/^ antwortete dieser, „dein Sohn
ist zum Sterben in meine Frau verliebt und
weckt mich und sie nachts häufig durch Flöten-
spiel und Gesang auf, imd, einmal wach, muß
ich sie öfter, als meine Kräfte es erlauben, be-
friedigen, damit sie nicht nach einem andern
Verlangen bekonunt. Da sich dies nun sehr
oft ereignet, beginnen mir schon die Kräfte
zur Liebesarbeit zu mangeln. Und so muB ich,
wenn dein Sohn nicht von seinem Beginnen
abläßt, in kurzer Zeit an diesen Nachtwachen
zu Grunde gehen.^^ Von seinem Vater ermahnt,
ließ Riccardo von dieser Art der Bewerbung ab
und fiel dem Alten nicht mehr beschwerlich.
244.
EINE COURTISANE VERSPOTTET DIE
VENEZIANER.
Als ich mich in den Bädern von Petriolo auf-
hielt, erzählte mir ein imterrichteter Mann von
der witzigen Anspielimg einer Konkubine, die
nicht unwert ist, in unsere Sanmdung auf-
343
genommen 2U werden: Es lebte in Venedig
eine öffentliche Dirne, bei der Männer von den
verschiedensten Nationen verkehrten. Diese
wurde einmal von jemand gefragt, welchen
Volkes Männer ihr mit dem größten männ-
lichen Gliede versehen schienen. Ohne sich zu
besinnen, sagte das Weib: „Die Venezianer^^
Und als sie gefragt wurde, wanmi : „Weil das
Glied bei ihnen so lang ist, daB sie, wenn sie
auch in fernen Ländern und selbst jenseits
des Meeres sich aufhalten, damit dennoch bis
zu ihren Frauen gelangen imd Kinder mit
ihnen zeugen/' Sie scherzte damit über die
Frauen der Venezianer, die von ihren nach
entfernten Gregenden fahrenden Männern ^der
Fürsorge anderer überlassen bleiben.]
245.
SCHERZ EINES UNGELEHRTEN, DER DIE
GELEHRTEREN IN VERLEGENHEIT SETZTE.
Mehrere Mönche disputierten über das Alter
und die Werke unseres Heilands, und es wurde
gesagt, daß er nach seinem dreißigsten Jahre
mit Predigen begonnen habe. Da fragte sie
einer der Anwesenden, der in den Wissenschaften
nicht so beschlagen war wie sie, was Jesus
gleich nach Vollendimg seines dreißigsten Lebens-
i6* 343
Jahres getan habe. Als die einen nichts zu
sagen wußten, die andern verschiedene Mei-
nungen aussprachen, sagte er : ,,Bei aller Eurer
Weisheit wiBt Ihr etwas nicht, was doch so
leicht zu erkennen ist.** Und als sie nun fragten,
was Jesus denn zuerst getan habe, antwortete
er: „Er trat in sein einunddreiBigstes Lebens-
jahr/' Alle mußten lachen und fanden den
Witz gut.
246.
EIN KAUFMANN, DER ANDERE
BESCHULDIGT, ERHÄLT EINE ABFUHR.
Carlo Gerio, ein Florentiner Kaufmann, war
einer jener Bankiers, die der römischen Kurie
folgen, und kam, wie viele Kaufleute, die in
verschiedenen Ländern Handel treiben, nach
Avignon. Als er später wieder nach Rom
zurückgekehrt war, wurde er bei einem Freundes-
mahle während der Unterhaltung gefragt, wie
die Florentiner in Avignon lebten und wie sie
sich aufführten. „Sie sind lustig und aus-
gelassen," antwortete er ; „denn jeder, der sich
dort ein Jahr lang aufhält, schnappt über."
Darauf fragte ihn ein sehr witziger Mann
unter den Gästen, namens Aldigherio, wie
lange er denn in Avignon gelebt habe. Als
244
er antwortete: »»Nur sechs Monate'' » sagte
jener: ,»Du hast demnach einen ausgezeichneten
Verstand» Carlo» da du das» wozu andere ein
Jahr brauchen» in einem halben fertig gebracht
hast.'' Wir muBten alle über diese scharfe
Antwort lachen.
247.
EINE FRAU GIBT EINEM IN SIE
VERLIEBTEN JÜNGLINGE EINE HÜBSCHE
ANTWORT.
Ein Florentiner Jüngling glühte in heiSer Liebe
für eine vornehme und ehrbare Frau» und er
folgte ihr häufig in die Kirchen» und wohin
sie immer ging. Er sagte zu seinen Freunden»
er wünsche sich einen günstigen Augenblick
imd eine gute Grelegenheit» um die Dame seines
Herzens mit einigen Worten» die er sich schon
überlegt und zusammengestellt hatte» anreden
zu können. Als nun die Dame an einem Fest-
tage in die Kirche der heiligen Lucia kam»
sagte einer seiner Freunde zu ihm» jetzt sei
es Zeit zum Handeln» da sie allein am Weih^
Wasserbecken stehe. Doch er hatte alle Geistes-
gegenwart verloren und näherte sich ihr erst»
als der Freund ihn drängte imd anstieB. Aber
er hatte alles vergessen was er sich zurecht*
»45
gelegt hattey und wagte nicht ein Wort zu
sagen. Sein Freund jedoch ermunterte ihn,
doch wenigstens ein paar Worte zu reden.
Endlich brachte er heraus: ,|Herrin, ich bin
Euer Diener.'' Worauf die Dame lächelnd ant-
wortete: „Ich habe zu Hause genug, ja über-
genug Diener, die es ausfegen und das Geschirr
waschen und bedarf keiner weiteren mehr.''
— Und die Freimde lachten über die Dunun-
heit ihres Genossen und die hübsche Antwort
der Dame.
248.
VON EINEM EDELMANNE ZU KAISER
FRIEDRICHS ZEITEN, DER SICH ALS
TAPFERER KÄMPFER AUFSPIELTE, ABER
NICHT KÄMPFTE.
Zur Zeit, als^ Kaiser Friedrich (der zu Buon-
convento, einer Stadt im Sienesischen, starb)
zwei Meilen von Florenz als Feind sein Lager
aufschlug, eilten viele Edelleute, um ihr Vater-
land zu schützen, zu den Waffen und griffen
die Stellung der Feinde an. Ein Prahlhans
aus vornehmer Familie stieg auch bewaffnet
zu Pferde und ritt in gestrecktem Galopp zum
Tore hinaus, indem er die übrigen wegen ihrer
Langsamkeit tadelte und rief, sie zögen hinter-
246
her, als wenn sie Furcht hätten, er werde
nötigenfalls allein gegen die Feinde kämpfen.
Als er eine Meile weit vorwärts gesprengt war,
und seine Kräfte in Prahlereien verausgabt
hatte, sah er einige mit Wunden bedeckte
Kämpfer aus der Schlacht zurückkehren und
begann allmählich langsamer zu reiten und
lieB schlieBlich sein Pferd im Schritt gehen.
Als er aber den Lärm der Feinde, die mit den
Bürgern kämpften, hörte und von weitem das
Schlachtgewühl erblickte, hielt er an und rührte
sich nicht von der Stelle. Als ihn mm einige, die
seine großen Worte vernommen hatten, fragten,
warum er nicht weiter imd in die Schlacht
hineinreite, antwortete er nach längerem Schwei-
gen : „Ich fühle mich nicht so stark imd Waffen-
geübt, wie ich mir eingebildet hatte.^' Man
muB die Kräfte der Seele und des Körpers
wägen und nicht mehr versprechen, als man
leisten kann.
349.
VON EINEM MANNE, DER ZWEI JAHRE
LANG WEDER SPEISE NOCH TRANK ZU
SICH NAHM.
Ich fürchte, daß das, was ich jetzt unter unsere
Plaudereien aufnehme, noch fabelhafter er-
347
scheint, als manche der übrigen , denn es ist
gegen die Natur und scheint leicht widerlegbar.
Ein Mann, namens Giacomo, der zur Zeit
Papst Eugens zu den Angestellten an .der rö-
mischen Kurie gehörte, die man Kopisten
nennt, verfiel, als er nach seiner Vaterstadt
Noyon in Frankreich zurückgekehrt war, in
eine schwere imd langwierige Krankheit. Meine
Erzählung würde zu lang werden, wollte ich
alles wiederholen, was ihm nach seiner Angabe
während der Krankheit zustieB. Nach vielen
Jahren, im 6. Jahre des Pontifikats NikolausjV.,
kehrte er endlich zur Kurie zurück. Er kam
aber arm und von allem entblöBt an; denn
auf der Reise war er Räubern in die Hände
gefallen und wandte sich an Mitglieder der
Kurie, Nachbarn von mir, sehr ehrenwerte
Männer, die ihn von früher her kannten, und
erzählte ihnen, daB er seit zwei Jahren nach
seiner Krankheit weder gegessen noch ge-
trunken habe, obgleich er es mehrfach ver-
suchte. Er ist ein sehr magerer Mensch, Priester
und besitzt einen gesunden Verstand, sagt das
Gebet lückenlos her und hat die Messe in
meiner Gegenwart gehört. Viele Theologen und
Arzte haben mit ihm ernsthaft geredet; sie
sagen, es handle sich lun etwas Widernatür-
liches aber so Unzweifelhaftes, daB es hart-
näckig wäre, nicht daran zu glauben. Jeden
248
Tag kommt eine Menge von Leuten zu ihm,
tun ihn auszufragen. Die Ansichten über ihn
sind ganz verschieden: manche glauben, sein
Leib sei von einem Dämon besessen, aber es
deutet kein Zeichen darauf hin; er erscheint
durchaus als ein kluger, rechtschaffener und
fronuner Mann, der auch heute noch sein
Schreibergeschäft betreibt; andere sagen, daB
Sein melancholisches Temperament ihn ernähre.
Ich selbst habe mich öfter mit ihm unter-
halten und bin überzeugt, daß alles, was über
ihn geredet wurde, falsch ist. Er sagt, daB er
sich ebenso über seinen Zustand wundere, wie
die andern, er sei jedoch nicht plötzlich, son-
dern allmählich dazu gelangt. Ich würde mich
noch mehr über diesen Fall wundern, wenn
ich nicht unlängst gewisse Annalen, die ich
einst in Frankreich abgeschrieben hatte, durch-
geblättert und darin gelesen hätte, daß zu
Zeiten Kaiser Lothars und Papst Paschalis',
im Jahre 822, sich dasselbe ereignet hat. Ein
zwölfjähriges Mädchen im Gebiete von Toul,
in der Stadt Commercy, enthielt sich, nachdem
es Ostern die heilige Kommunion genommen,
zuerst zehn Monate lang des Brotes, dann drei
Jahre lang der Speise und des Tranks und
kehrte darauf zu seiner früheren Lebensgewohn-
heit zurück. Auch er hofft, daß dasselbe bei
ihm der Fall sein werde.
249
/
2SO.
WITZIGE BEMERKUNG EINES MANNES,
DER VERSPROCHEN HATTE EINEN ESEL
ZU UNTERRICHTEN.
Ein Fürst befahl einem Untertanen, dessen
Güter er an sich bringen wollte, und der da^
mit prahlte, ihm seien viele Dinge möglich,
bei schwerer Strafe einen Esel lesen zu lehren.
Dieser erklärte, das sei unmöglich, wenn ihm
nicht eine lange Frist für den Unterricht ge-
währt werde. Als er zur Antwort erhielt, er
solle lun so viel Zeit bitten, wie er für erfor-
derlich halte, bat er um zehn Jahre. Alle
lachten ihn aus und sagten, er habe etwas
Unmögliches unternommen. Er beruhigte seine
Freunde aber mit den Worten: „Ich hege
keine Besorgnis; denn entweder sterbe ich in-
zwischen, oder der Esel oder der Fürst.'' Damit
zeigte er, daß es heilsam ist, eine schwierige
Sache in die Länge zu ziehen und aufzuschieben.
251.
VON EINEM PRIESTER, DER NICHT
WUSSTE, OB EPIPHANIA EIN MANN SEI
ODER EIN WEIB.
Ein Freund erzählte mir am Epiphaniafeste
▼on der lächerlichen Dummheit eines Priesters
350
aus seiner Heimat. Dieser verkündete seiner
Gemeinde die bevorstehende Epiphaniafeier mit
den Worten: ^^Morgen werdet Ihr in tiefster
Frömmigkeit Epiphania feiern; es ist ein sehr
groBeSi ja ein Hauptfest; ich weiB nicht, ob
es ein Mann war, oder eine Frau, aber wer
es auch immer gewesen sein mag, wir müssen
diesen Tag in höchster Demut begehen!*^
252. ^
VON EINEM WUCHERER, DER REUE ~^i
HEUCHELTE UND ES SCHLIMMER MACHTE
ALS ZUVOR.
Zu einem alten Wucherer, der vorgab, sein
Gewerbe aufgegeben zu haben, kam ein lAann,
der Geld gegen Wucherzinsen leihen wollte,
und als Pfand ein silbernes Kreuz brachte, in
dem ein Splitter vom Kreuze unseres Heilands
eingeschlossen war. Als er den Alten bat, ihm
darauf Geld zu leihen, sagte dieser: „Ich habe
mich von der Sünde des Wuchers bereits ab-
gewandt, aber geh zu meinem Sohne (und er
nannte dessen Namen), der seine Seele ver-
lieren will, imd laB dir von ihm leihen 1^^ Und
er schickte einen Diener mit ihm, der ihm
das Haus des Sohnes zeigen sollte. Als sie
schon ziemlich weit entfernt waren, rief der
251
Alte dem Diener nach: »»He, du! sag meinem
Sohne, daB er nicht vergißt, das Gewicht des
Holzes vom Werte abzuziehen!'^ Dieser Mann,
der sein Vorleben bereut zu haben schien,
wollte nicht, daB sein Sohn das Holz des
Kreuzes gleich dem Silber schätzen solle und
hielt es für geringerwertig als Silber. Die
Natur des Menschen verleugnet sich nie*
253.
FABEL VON DEN VÖGELN, DIE SICH]
TÄUSCHTEN.
Jemand nahm aus einem Kaiige, in dem Vögel
eingeschlossen waren, einen nach dem andern
heraus und tötete sie, indem er ihnen den
Kopf eindrückte. Während dieser Hantienmg
kamen ihm zufällig Tränen in die Augen. Da
sagte einer von den Eingesperrten zu den
andern: „Seid guten Mutes! Ich sehe ihn
weinen, er hat Mitleid mit luis.^' Aber der
älteste unter den Vögeln erwiderte darauf:
„Mein Sohn, schau nicht auf die Augen, son-
dern auf die Hände !^' — Er deutete damit an,
daB man nicht auf die Worte, sondern auf die
Taten achten müsse.
254.
EINER, DER SICH VERSCHIEDENE KETTEN
UM DEN HALS SCHLINGT, WIRD ALS
DÜMMER ALS ANDERE GEKENNZEICHNET.
Ein mailändischer Ritter, der ein Maulheld
war, kam als Gesandter nach Florenz und trug
prahlerisch jeden Tag andere Schmuckketten
verschiedener Art lun den Hals. Als Niccold
Niccoli, ein sehr gelehrter und witziger Mann,
diese eitle Großtuerei bemerkte, sagte er: „Die
andern Narren haben an einer einzigen Kette
zu schleppen — die Verrücktheit von dem da
aber ist so groB, daß er mit einer Kette nicht
zufrieden istJ*
255-
RIDOLFO, HERR VON CAMERINO, FÜHRT
EINEN GESANDTEN AB, DER GEGEN DIE
FÜRSTEN LOSZOG.
In dem Kriege, der zwischen Papst Gregor XI.
und den Florentinern geführt wurde, fielen das
Picener Land und fast alle Provinzen der rö-
mischen Kirche vom Papste ab. Der Gesandte
von Recanati, der nach Florenz geschickt
worden war, dankte den Prioren für die Frei-
heit, die seiner Stadt durch die Hilfe der Flo-
253
rentiner wiedergegeben wurde und 20g in langer
Rede gegen den Papst und seine Minister und
besonders gegen alle Fürsten und Tyrannen
I0S9 verwünschte ihre schlechte Herrschaft und
ihre Verbrechen, ohne Rücksicht zu nehmen
auf Ridolfo, Herrn von Camerino, der damals
als Feldherr der Florentiner zugegen war, wenn
solche Gesandte empfangen wurden, und die
Invektiven mit anhörte. Als der Gesandte fertig
war, fragte ihn Ridolfo, was er studiert habe
und welches Gewerbe er treibe, und als jener
sagte, er sei Doktor des Zivilrechts, fragte er
ihn, seit wie lange er sich mit den Gesetzen
beschäftige. Und als jener antwortete: „Seit
länger als zehn Jahren,^^ sagte Ridolfo: „0,
ich wünschte, du hättest nur ein Jahr lang
gesellschaftlichen Takt studiert 1^^ Er gab da-
mit zu erkennen, daß der Gesandte ein Dumm-
kopf sei, da er in seiner Gegenwart soviel
Schmähungen gegen die Fürsten ausstieß.
256.
VON EINEM RICHTER, IN DESSEN HAUSE
EIN SCHWEIN EIN GEFASS MIT ÖL
UMSTIESS.
Ein Richter, der zwischen zwei Streitenden zu
entscheiden hatte, erhielt von dem einen, der
»54
sich der Hoffnung hingab, das Urteil werde
günstig für ihn ausfallen, einen Krug öl tuid
▼ersprach, an ihn zu denken. Der andere er-
fuhr davon und schickte dem Richter ein fettes
Schwein mit der Bitte, ihn zu begünstigen.
Das Urteil wurde zugunsten des Schweines ge-
sprochen. Darauf beklagte sich der Unterlegene
bei dem Richter und erinnerte ihn an das ge-
gebene Versprechen und an das geschenkte öl.
Da sagte dieser: „Ein Schwein kam in mein
Haus, fand das öl, zerbrach das Gefäß und
▼erschüttete das öl — so kam es, daß ich
deiner ganz vergaß.'' Ausgezeichnete Antwort
eines käuflichen Richters!
257.
EIN KAHLKOPF GIBT ZWEI MÄDCHEN
EINE WITZIGE ANTWORT.
Zwei Mädchen lagen im Fenster eines Hauses,
das auf einen Garten hinausging, als der Gärtner,
ein alter Kahlkopf, diesen verließ, um seine
Mahlzeit einzunehmen. Als sie seine Glatze
erblickten, fragten die beiden, ob er nicht ein
Mittel wissen wolle, wodurch die Haare wieder-
kämen. Als er bejahte, sagten sie spottend,
er müsse sich den Kopf hier und da mit dem
Urin seiner Frau waschen. Da antwortete der
^55
Gärtner lachend: „Euer Mittel taugt gar nichts;
Beweis dafür die Tatsache, daB meine Frau
diesen meinen kleinen Gesellen da (und er
deutete mit der Hand auf sein Glied) schon
dreißig Jahre lang wäscht, ohne daß auf seinem
Kopfe irgend welche Haare gewachsen wären.'*
258.
VON „MESSER PERDE IL P1AT0'\
Enrico da Monteleone, Advokat der römischen
Kurie, war ein alter Mann, der von seinem
Geschäft recht wenig verstand und aus diesem
Grunde den Beinamen: „Messer perde il piato**,
d. h.: „Der Herr, der seine Prozesse verliert'^
führte. Als er einmal gefragt wurde, warum
er immer seine Prozesse verliere, sagte er:
„Weil alle, die meinen Rechtsschutz begehren,
ungerechte Dinge wollen, und weil meine Sachen
inuner unbillig sind, muB ich eben unterliegen.'*
Eine witzige Antwort für einen schlechten
Advokaten!
259.
VON EINEM LIEDE, DAS DIE WIRTE GERN
HABEN.
Ein hungriger Reisender machte in einer Schenke
Rast und füllte sich den Leib mit Speise und
256
Trank. Als der Wirt Bezahlung verlangte,
sagte er, er besitze keinen Pfennig, wolle ihn
aber durch Lieder befriedigen. Doch der Wirt
antwortete, er mache sich nichts aus Liedern
und wolle sein Geld haben. Darauf fragte ihn
der Wanderer: „Wenn ich dir ein Lied singe,
das dir gefällt, willst du es an Zahlungs statt
annehmen?'' Der Wirt sagte ja, und der Wan-
derer fing an zu singen und fragte dann, ob
ihm die Weise gefalle. Als der Wirt verneinte,
sang er noch ein Lied und darauf ein drittes,
aber der Wirt war mit keinem zufrieden. Da
sagte der Wanderer: „Nun werde ich aber eins
singen, das dir gewiB gefallen wird!'' und indem
er seinen Geldbeutel hervorzog, als ob er zahlen
wolle, begann er das Lied der Wandernden:
,,Metti mano alla borsa e paga Posie", d* h.: „Tu
die Hand in deinen Beutel und bezahl den
Wirt!'' „Gefällt dir dieses?" fragte er, als er
fertig war. „Ja", antwortete der Wirt, worauf
der Wanderer: „Unserer Obereinkunft gemäfi
bist du also zufrieden gestellt, da dieses Lied
dir gefallen hat." Damit zog er weiter, ohne
bezahlt zu haben.
»7 «57
26o.
HOBSCHER SCHERZ IN BEZUG AUF EINEN
MAGEREN.
Einer meiner Mitbürger, mit dem ich sehr be-
freundet bin, ist außerordentlich schlank und
mager. Als sich einmal jemand darüber wun-
derte und nach der Ursache fragte, sagte ein
Witzbold: „Dabei ist nichts zu verwundern.
Er sitzt nur eine halbe Stunde beim Essen,
dagegen zwei Stunden, um seinen Leib zu ent-
leeren.' ' Er hatte nämlich die Gewohnheit,
sehr lange 2^it auf die Erleichterung seines
Körpers zu verwenden.
261.
WITZIGE ANTWORT EINER FRAU, DIE
DAS TINTENFASS LEER HATTE.
Ein Bote fragte eine sehr ehrenwerte Dame
meiner Bekanntschaft, ob sie ihm nicht Briefe für
ihren Gemahl mitgeben wolle, der schon längere
Zeit als Gesandter der Republik in der Ferne
weilte. ,|Wie sollte ich schreiben können,"
sagte sie, „da mein Mann die Feder mit-
genommen und das Tintenfaß leer gelassen
hat?'' Eine witzige und ehrbare Antwort.
«s«
262.
HÜBSCHE BEMERKUNG OBER DIE GE-
RINGE ANZAHL DER FREUNDE GOTTES.
Zu einem sehr witzigen Mitbürger von mir,
der seit längerer Zeit von einem schweren
Leiden gequält wurde, kam ein Mönch, um
ihn aufzurichten. Als er unter anderen Trö-
stungen zu ihm sagte, Gott pflege gerade die,
so er liebe, auf diese Weise zu züchtigen und
ihnen Schmerzen aufzuerlegen, bemerkte der
Kranke: „Dann wundere ich mich nicht, daB
er so wenig Freunde hat; und wenn er sie so
wie mich behandelt, dann wird er deren noch
weniger zählen.^'
263.
VON EINEM ANTONITERMÖNCHE, EINEM
LAIEN UND EINEM WOLF.
Einer jener Bettelmönche, die im Namen St.
Antons um Almosen bitten, überredete einen
Bauern, ihm eine gewisse Menge Korn zu
geben unter dem Versprechen, daß seine Wirt-
schaft und besonders seine Schafe während
des laufenden Jahres vor jedem Schaden würden
bewahrt bleiben. Als aber der Bauer im Ver-
trauen auf diese Versprechungen seine Schafe
17* 259
ungehindert weiden lieB, frafi der Wolf mehrere
davon. Unwillig hierüber weigerte sich der
Bauer, als der Mönch das nächste Jahr wieder-
kam und um Korn bettelte , ihm etwas zu
geben und beklagte sich, daß seineVersprechungen
nichtig gewesen seien. Als der Mönch fragte:
„Wieso?" erwiderte der Bauer, der Wolf habe
einige von seinen Schafen geraubt. „Der Wolf,"
rief da der Mönch, „ho! ho! das ist eine
schlimme und falsche Bestie, hüte dich vor
ihr; «^denn sie würde nicht nur St. Anton, son-
dern sogar Christus selbst täuschen, wenn sie
könnte!" Es ist töricht, sein Vertrauen auf
Leute zu setzen, deren Gewerbe es ist, andere
zu betrügen.
264.
WUNDERBARE KOMPENSIERUNG
ZWISCHEN EINEM BEICHTVATER UND
EINEM BEICHTENDEN.
Es kam jemand zu einem Priester, sei es in
ernsthafter Absicht, sei es, um ihn zum besten
zu haben, und sagte, er wolle seine Sünden be-
kennen. Aufgefordert, alles zu gestehen, dessen
er sich erinnere, sagte er, er habe einem andern
irgend etwas gestohlen, aber jener habe ihm
viel mehr genommen. Darauf der Priester:
„Das eine hebt das andere auf, ihr seid daher
260
quitt.'' Der Beichtende fuhr fort, er habe einen
andern geprügelt , sei aber auch von ihm ge-
schlagen worden. Auch hier sagte der Priester,
daß Schuld und Strafe gleich seien. Nachdem
er auf diese Art noch mehrere Vergehen ge-
beichtet und der Priester immer gesagt hatte,
das eine sei durch das andere wettgemacht,
sagte er endlich noch: „Es bleibt nun noch
eine ungeheure Sünde übrig, die ich zu be-
kennen fürchte, und die mich erröten macht,
namentlich dir gegenüber; denn sie geht dich
besonders an.'' Ms ihn der Priester ermahnte,
die Scham abzulegen und sein Verbrechen frei
zu bekennen, zögerte er noch eine Weile, dann
aber, wiederholt aufgemuntert, sagte er: „Ich
habe bei deiner Schwester gelegen." Worauf
der Priester: „Und ich habe deine Mutter sehr
oft beschlafen, und so wird, wie in den übrigen
Fällen, die Schuld des einen durch die des andern
gesühnt." So absolvierte die Gegenseitigkeit
der Vergehen den Sünder.
265.
ZWEI FLORENTINER KNABEN BE-
SCHIMPFEN SICH.
Ein florentiner Knabe trug eines von jenen
Netzen, in denen die Wolle gewaschen wird,
26z
an das Ufer des Arno. Ihm begegnete ein anderer,
der gern mit dem Munde vorneweg war und, um
ihn zu necken, fragte: »»Was für Vögel willst du
mit deinem Netze fangen?'^ „Ich gehe/' er-
hielt er zur Antwort, ,,zum Ausgang des Bor-
dells, um es dort aufzuspannen und deine Mutter
zu fangen/* Prompt antwortete der Fragesteller:
„Hollal klopfe den Ort ordentlich ab, dann wirst
du auch deine Mutter dort finden 1'* Wie es in den
Wald hineinschallt, so hallt es wieder heraus.
266.
VERLEGENHEIT EINES JUNGEN MANNES,
DER BEI EINEM GASTMAHLE AUF DIE
TAFEL PINKELTE.
Ein Tomehmer junger Ungar war von einem
Mitgliede des hohen Adels, mit dem er ver-
wandt war, zum Mahle geladen worden und
kam, da die Entfernung groB war, zu Pferde
an, gefolgt von seinen Dienern. Als er aus
dem Sattel stieg, kamen ihm die Herren und
Damen des Hauses entgegen und führten ihn,
da es schon spät war, gleich an den gedeckten
Tisch. Nachdem er sich die Hände gewaschen,
wiurde er an die Tafel zwischen zwei schöne
Mädchen, die Töchter des Wirtes, gesetzt. Ge-
peinigt von dem Bedürfnis, auszutreten, das er
262
aus Scham verschwiegen hatte, und ohne eine
Möglichkeit zu sehen, auf einen Augenblick zu
verschwinden, litt er während des Essens der-
artige Qualen, daB er nicht imstande war, einen
Bissen zu sich zu nehmen. Alle bemerkten,
dafi er sich bedrückt fühlte und keine Speisen
zu sich nahm, und man forderte ihn auf, doch
zuzugreifen. Endlich lieB er, von Schmerz
getrieben, seine Rechte unter den Tisch
verschwinden, zog heimlich sein Glied heraus
und lieB in einen seiner Stiefel laufen, was da
laufen wollte. Da rief das Mädchen zu seiner
Rechten: „He! iß doch!'' und faBte dabei
plötzlich seinen Arm und zog die Hand samt
dem, was sie hielt, in die Höhe, so daB der
Tisch überflutet wurde. Dieses imerwartete
Schauspiel erregte allgemeine Heiterkeit, und
der junge Mann wurde purpurrot.
267.
EINE FLORENTINERIN, DIE AUF DER TAT
ERTAPPT WIRD, FINDET EINE LISTIGE
AUSKUNFT.
Ein Weib aus der Umgebung von Florenz, die
sehr zugängliche Frau eines Gastwirts, lag ein-
mal mit einem Liebhaber im Bette. Da kam
unerwartet ein anderer, der dasselbe tun wollte,
263
wie dieser. Als die Frau ihn die Treppe herauf-
kommen hörte, lief sie ihm entgegen, machte
ihm heftige Vorwürfe ob seiner Unvorsichtig-
keit und verbot ihm, weiter vorzudringen: sie
könne ihn in diesem Augenblicke nicht zu-
friedenstellen, und sie bat ihn, sofort wegzu-
gehen. Der aber bestand auf seinem Vorhaben
und so stritten sie sich eine ganze Weile herum,
bis der Mann darüber hinzukam und fragte,
was der Lärm zu bedeuten habe. Schnell fertig
mit einer Lüge, antwortete die Firau: „Der da
ist in der Wut und will hinauf, um einen zu
verwunden, der sich hier ins Haus geflüchtet
hat, und den ich hier oben versteckt habe, da^
mit es bei uns zu keinem Verbrechen komme.'*
Als der Versteckte diese Worte hörte, faßte er
Mut und fing an zu drohen, er werde Rache
nehmen für das ihm zugefügte Unrecht. Der
andere tat seinerseits, als drohe er dem Ver-
borgenen wieder und wolle ihm mit Gewalt zu
Leibe. Der Gastwirt, ein einfältiger Kerl, fragte
nach dem Grunde des Zwistes und nahm es
auf sich, ihn zu schlichten. Er verhandelte
mit beiden und stellte den Frieden wieder her,
ja, er gab ihnen sogar noch von seinem Weine
zu trinken, so daB er zum Ehebruche seiner
Frau noch den Schaden an seinem Weine fügte.
Frauen, die auf der Tat ertappt werden, sind
wahrlich nie um einen guten Ausweg verlegen.
264
268.
VON EINEM TOTEN, DER LEBENDIG WAR
UND AUF DEM WEGE ZUM GRABE SPRACH
UND LACHEN MACHTE.
Es lebte zu Florenz ein Narr, doch einer von
der harmloseren Sorte, dazu ein ganz fideler
Kauz, genannt Nigniaca. Einige junge Witz-
bolde wollten sich einen SpaB mit ihm machen
und ihm einreden, daß er schwer krank sei
und verabredeten sich in diesem Sinne. Als er
morgens sein Haus verlieB, kam ihm einer
entgegen und fragte ihn, was ihm eigentlich
fehle, er sehe ja ganz verändert und bleich im
Gesichte aus. ^Gar nichts^S antwortete der
Narr. Als er einige Schritte weitergegangen
war, fragte ihn ein anderer Verschworener, ob
er das Fieber habe, sein Gesicht sei so mager
und deute auf Krankheit. Der Narr fing an,
bedenklich zu werden und zu glauben, was
man ihm sagte. Als er ängstlich und lang-
samen Schrittes weiterging, sagte ein dritter,
als er seiner ansichtig wurde, laut Verabredimg
zu ihm: „Dein Gesicht verrät, daB ein heftiges
Fieber dich erfaBt hat und daB du sehr krank
bist. Der Narr wurde noch besorgter, blieb
stehen tmd überlegte, ob er wirklich fiebere.
Da kam ein Vierter hinzu, der ihm bestätigte,
daB er wirklich schwer krank sei und sich
265
wunderte, daB er nicht im Bette sei und ihm
riet, sofort nach Hause zurückzukehren. Er
bot ihm seine Freundesdienste an und ver-
sprach, wie ein Bruder für ihn zu sorgen. Der
Narr kehrte um, wie wenn er in der Tat von
einer schweren Krankheit befallen sei und
legte sich in sein Bett, einem Sterbenden
gleich. Sofort erschienen auch die andern Ver-
schworenen im Hause und erklärten, ihr Ge-
nosse habe recht getan, ihn ins Bett zu brin-
gen. Bald darauf kam einer, der sich für einen
Arzt ausgab, befühlte den Puls des Narren
und erklärte, der Kranke werde in wenigen
Augenblicken an seiner Krankheit sterben«
Alsbald sagten die das Bett Umstehenden zu-
einander: „Schon beginnt der Todeskampf, die
FüBe werden kalt, die Zunge stammelt, die
Augen trüben sich," und endlich: „Er ist tot,
wir wollen ihm die Augen zudrücken, seine
Hände ineinanderlegen und ihn fortbringen,
auf dafi er begraben werde!" Und dann: „O,
welche Lücke ist durch seinen Tod gerissen!
Er war ein guter Mensch imd unser Freund."
Und sie trösteten sich gegenseitig.
Inzwischen war der Narr, der, wie es einem
Toten geziemt, kein Wort sagte, überzeugt,
daB er gestorben sei. Er wurde auf eine Toten-
bahre gelegt und von den Jünglingen durch
die Stadt getragen. Und als diese gefragt
266
wurden, wen sie da trügen, sagten sie, sie
führten den toten Nigniaca zu Grabe. Viele von
den Fragenden schlössen sich ihnen, um sich
an dem Scherze zu beteiligen, an, und immer
wieder hieß es: „Wir geleiten den toten Nig-
niaca zu Grabe.'' Ein Schenkwirt, an dem sie
vorbeizogen, rief: „O, das war eine böse Bestie,
ein schlimmer Dieb, wert, daB man ihn an
einem Stricke aufhinge!" Als der Narr das
hörte, erhob er den Kopf und rief: „Wenn
ich so lebendig wäre, wie ich jetzt tot bin,
würde ich dir sagen, daB du ein Lügenmaul
bist, du Hundsfott!" Da brachen die Träger
in ein schallendes Gelächter aus und lieBen
ihn samt seiner Bahre liegen.
269.
VON EINER SCHWER ZU ENTSCHEIDENDEN
FRAGE.
Zwei Freunde disputierten im Spazierengehen,
was gröBere Wollust bereite, der Geschlechts-
genuB oder die Entleerung des Leibes. Als sie
eines Weibes ansichtig wurden, das den inti-
men Verkehr mit Männern nie Terschmäht
hatte, rief der eine: „Fragen wir die da —
die ist ja in beidem bewandert." „O nein!"
sagte der andere, „das ist nicht die richtige,
267
um in dieser Sache zu entscheiden; denn
sie hat sich viel öfter hingelegt , als hin-
gehockt/'
270.
VDN EINEM MOLLER, DER VON SEINER
FRAU ANGEFÜHRT WURDE UND VON IHR
FÜNF EIER ZU TRINKEN BEKAM.
Den übrigen Geschichten möge auch folgende
angereiht werden, die in Mantua allgemein
bekannt ist. Neben der Brücke von Mantua
steht eine Mühle, deren Besitzer Comicula ge-
nannt wurde. Dieser saS an einem Sommer-
tage nach dem Abendessen auf der Brücke, als
ein voll entwickeltes Bauernmädchen, das keine
Herberge zu haben schien, vorbeischlenderte.
Der Müller, der auf sie aufmerksam wurde,
forderte sie auf, zu seiner Frau zu gehen;
denn es sei schon spät, und die Sonne neige
sich zum Untergange. Sie willigte ein, und
er rief einen Knecht und befahl ihm, sie zu
seiner Frau zu geleiten, die ihr zu essen geben
und sie in einer bestimmten Schlafkammer
unterbringen solle. Die Frau schickte den
Knecht wieder zurück und legte, da sie be-
griff, daB ihr Mann Absichten auf das Mäd-
chen habe, dieses in ihr eigenes Bett und be-
268
gab sich selbst in das andere Schlafzimmer
zur Ruhe. Nachdem der Müller mit Absicht
bis tief in die Nacht hinein aufgeblieben war,
kehrte er, im Glauben, seine Gattin schliefe,
verstohlen nach Hause zurück, schlich in
die bewußte Schlafkammer und legte sich,
ohne die List seiner Frau zu ahnen und
ohne ein Wort zu sagen, zu der still Da-
liegenden. Als er fertig war, verließ er die
Kammer und sagte einem Knechte, was er
gemacht hatte, und forderte ihn auf, ein glei-
ches zu tun ; so beschlief dieser die Frau seines
Herrn. Cornicula aber suchte sein gewohntes
Schlafgemach auf und stieg lautlos ins Bett,
damit seine Frau — wie er meinte — nicht
erwache. Am Morgen erhob er sich als erster
und ging still davon, im Glauben, bei dem
Mädchen gelegen haben. Als er dann zur
Stunde des Frühstücks wieder heimkam, über-
reichte ihm seine Frau sofort fünf frische Eier
zum Trinken. Erstaunt über diese Neuerung,
fragte er, was das zu bedeuten habe. Vergnügt
antwortete sie, sie gebe ihm so viel Eier, wie
er in dieser Nacht Meilen geritten sei. Da merkte
er, daB er sich in seiner eigenen Schlinge ge-
fangen habe, und trank die Eier aus, indem
er tat, als sei er allein in der Nacht bei ihr
gewesen. — Wer andern eine Grube gräbt,
fällt oft selbst hinein.
269
271.
EINE ANERKENNUNG WIRD AUF HÜBSCHE
ART ZURÜCKGENOMMEN.
In einer StraBe von Florenz gingen zwei Freunde
spazieren und unterhielten sich. Der eine von
ihnen, ein langer und dabei beleibter Kerl von
sehr dunkler Gesichtsfarbe, sah ein junges Mäd-
chen, das mit seiner Mutter daherkam. „Schau,''
sagte er scherzend, „was das für ein reizendes
und anmutiges junges Ding istl'' »»Von Euch
könnte man das gewiß nicht behaupten'', ant-
wortete das Mädchen, durch diese Worte zur
Ungezogenheit verleitet. „0 dochl" erwiderte
der Lange, „wenn man lügen wollte, wie ich
es getan habe."
272.
WITZIGE, ABER WENIG ANSTÄNDIGE
ANTWORT EINER FRAU.
Ein mir befreundeter Spanier erzählte mir
eine witzige Bemerkung einer Frau, die mir
in diese Sammlung zu passen scheint. Ein
Mann in reiferen Jahren führte eine Witwe
heim und sagte in der ersten Nacht, als er
von seinem ehelichen Rechte Gebrauch machte
und entdeckte, dafi der Eingang zu seiner
270
Gattin geräumiger war, als er gedacht hatte:
yyLiebe Frau, dein Stall hier ist zu groß für
meine Herde/' Darauf antwortete sie: ^Das
ist deine Schuld ; denn mein verstorbener Mann
(Gott erbarme sich seiner Seele 1) füllte ihn
derart aus, daß die Böcke sehr oft gezwungen
waren, wegen Raummangels an der Pforte zu
springen.'' Anmutige und sehr witzige Antwortl
273.
OBSZÖNER VERGLEICH MIT ZAHNEN,
DIE AUSZUFALLEN DROHEN.
Ein alter Bischof, den ich kannte, klagte, er
habe schon einige Zähne verloren, und andere
wackelten so stark, daß er sie auch zu ver-
lieren fürchte. Da sagte einer aus seiner Um-
gebung : „Habt keine Angst, daß Euch die Zähne
ausfallen!" Und als der Bischof fragte: „Warum
nicht ?" : „Weil meine Testikeln schon seit vierzig
Jahren locker hängen, als wollten sie verloren
gehen, und doch niemals abgefallen sind."
SCHLUSSWORT.
Es scheint mir angebracht, zum Schluß noch
den Ort zu nennen, der gleichsam die Bühne
für die Erzählung der meisten dieser Plaude-
271
reien darstellte. Es ist dies unser Bugiale,
eine Art Lügenschmiede, die von den päpst-
lichen Sekretären einst zur Kurzweil gegründet
wurde. Seit den Tagen Papst Martins pflegten
wir nämlich an einem etwas abgelegenen Orte
des päpstlichen Hofes zusammenzukommen,
wo die Neuigkeiten ausgetauscht wurden, und
wo wir uns über verschiedene Dinge unterhielten.
Meist geschah dies, um uns zu zerstreuen, manch-
mal war aber auch von ernsten Dingen die
Rede. Dort wurde niemand geschont, dort
griffen wir alles an, was uns miBflel, und sehr
oft war es der Papst selbst, mit dessen Kriti-
sierung wir die Sitzung eröffneten ; so kam es,
daß viele uns aufsuchten, um nicht zuerst an
die Reihe zu kommen. Der Haupterzähler war
Razello da Bologna, von dem ich allerlei in
diese Sammlung aufgenommen habe. Dann
kommt Antonio Lusco, ein sehr witziger Kopf,
von dem auch des öfteren die Rede ist, und
Cencio aus Rom, der ebenfalls ein Freimd des
Scherzens war. Vieles und nicht das Schlechteste
ist von mir selbst beigesteuert worden. Heute
sind meine Freunde dahin, und das Bugiale
besteht nicht mehr — die Zeiten wie die
Menschen sind daran Schuld: hat ja doch
auch die Gewohnheit, sich mit Scherzen und
Schwankerzählen zu unterhalten, ganz aufgehört.
27a
Anmerkungen zu den Facezien.
Fac. 3. Bonacdo de' Guasd: lateinisch: Bonacius
ex familia Guascorum. Des Brandes tritt für die
Übersetzung: ^^vom Volksstamm der Gascogner^^ ein,
m. £. mit Unrecht. Zwar heißt der Gascogner auf
italienisch Guascone (poet. Form: Guasco), lateinisch
jedoch Vasco oder Vasconius. Poggio hätte also schreiben
müssen: Bonacius quidam Vasco, Die Geschichte geht
übrigens auf Äsop zurück: Juvenis somniciäosiis.
(Aesopus, Camerarii, Nr. 183.)
Fac. 13. Giammaria Visconti: Herzog von Mailand,
Sohn von Gian Galeazzo, ermordet 141 2. (Des Brandes,
p. 26.)
Fac. 14. Francesco Barbavara: Günstling von Filippo
Maria Visconti, Herzog von Mailand. (Liseux II, 238.)
Fac. 16. Antonio Lusco: Päpstlicher Sekretär, be-
rühmt für seine Kenntnisse im bürgerlichen Recht.
Francesco Barbaro ließ ihn aus Rom kommen, damit er
die Gesetze der Stadt Vicenza einer Revision unterziehe.
(Shepherd, p. 349, Anm. 3.)
Fac. 1 7. Gian Galeazzo Visconti : Sohn von GaleazzoII.
Starb 1402. Erster Herzog von Mailand, (d. B. 32.)
Fac. 18. Fadno (Bonifado) Cane, Herr von Ales-
sandria imd Gouverneur von Mailand, berühmter Con-
dottiere, starb 14 12. (Reumont, Tavole cronologiche,
ad, ann. 141 2.)
Fac. 21. Urban VI. (Prignani), 1378 — 1389. Poggio
führt in einem Briefe an Angelotto seine Gewalttätigkeit
x8 273
auf eine Gehimstörung zurück, die ihm die Freude über
seine unerwartete Erwählung zum Papst verursacht
haben soll. (Shepherd: 12.) So kann man das: mala
capiie es auch mit ,,du bist verrückt'' übersetzen.
Fac. 22. Angelo de' Fiebindaccii e Ricasoli (später
nannte er sich de' Seraphini), Bischof von Sora, Aversa,
Florenz, Faenza und schließlich (1391) von Arezzo.
Starb 1403. (d. B. 38.)
Fac. 23. Angelotto Fusco aus Rom, Bischof von Cava,
1431 Kardinal von S. Marco. £r war so habgierig, daß
er nachts den Hafer für seine Pferde in der Nachbar-
schaft stehlen ging, wobei ein Stallknecht ihn einmal
beinahe mit Stockschlägen getötet hätte. Er ist wahr-
scheinlich auch mit dem geizigen Kurialen in Fac. 70
gemeint. (L. II. 237.)
Fac. 39. Diese äsopische Fabel (Aesopus Camer. Nr. 187)
findet sich auch unter den Facezien des Arlotto: Nr. 70.
(Ed. Ristelhuber, Paris 1873.)
Fac. 49. Francesco FilelfOy Humanist, geboren 1398
zu Tolentino, war achtzehnjährig Professor der Bered-
samkeit in Padua, unterrichtete dann vornehme junge
Venezianer in der Literatur, wurde Sekretär der vene-
zianischen Gesandtschaft in Konstantinopel, trat darauf
in den Dienst des Kaisers Johannes Pälaeologus, hei-
ratete Theodora, die Tochter von Chrysoloras und kehrte
1427 mit einer Unzahl kostbarer griechischer Hand-
sciiriften zurück. Er hielt in Florenz Vorlesungen über
die griechischen und römischen Klassiker und war ein
Feind der Mediceer und von Niccolö Niccoli und Poggio,
von denen er annahm, daß sie nach seinen Manuskript«
schätzen trachteten. Später versöhnte er sich mit Poggio
und den Medid (ca. 1455). Starb 148 1 zu Florenz.
(Shepherd: 217 u. 415 f. u. Reumont, ad ann. 1481.)
Vgl. Einleitung, S. XIX, femer Anmerkung und Anhang-
notiz zu Fac. 187 u. 188.
374
Fac. 5 1 . Ridolf o da Camerino : Messer Ridolf o Varano,
berühmter Condottiere^ bemächtigte sich der Herrschaft
von Camerino, nachdem er seinen Oheim ermordet hatte,
verteidigte 1376 Florenz gegen die Truppen des Kardi-
nals von Genf. (d. B. 73. Reumont.)
Bemabd Visconti, Herr von Mailand, Onkel von Gian
GaleazjEO, der ihn 1385 gefangen setzen liefi. Starb 1385.
(d. B. 73.)
Fac. 52. Gregor X.: Es muß natürlich heißen:
Gregor XI. (Pierre Roger). Regierungszeit: 30. XII. 1370
bis 27. III. 1378. (d. B. 74.)
Fac. 57. Cane della Scala: Can Grande della Scala
nahm I>Buit 13 17 auf. (d. B. 79.) Can Francesco, ge-
nannt Can Grande I. (1312 — 1329). Eroberer Vicenzas
und Pftduas. (Reumont.)
Can Grande IL» Nachfolger von Mastino II., regierte
von 1351 — 1359. Großneffe des Can Francesco, wird von
seinem Bruder Can Signorio ermordet.
Fac. 58. Herzog von Orleans : Louis I. von Frank-
reich, jüngerer Bruder Karls VI., geboren 1371, Gemahl
von Vsdentina Visconti, Tochter des Herzogs von Mai-
land; ermordet am 23. November 1407. (d. B. 86.)
Fac. 70. Siehe Anmerkung zu Fac. 23.
Fac. 75. Herzog von Anjou: Louis m. von Anjou,
geboren 1403, zog 1423 in Neapel ein und starb 1434.
Er war von Papst Martin V. herbeigerufen worden,
(d. B. 102.)
Fac. 81. Herzog von Bfailand: Filippo Maria Visconti,
zweiter Sohn von Gian Galeazzo, geboren 1391, gestorben
1447. Mit ihm hörte die Herrschaft des Hauses Visconti
auf. (d. B. iio.)
Fac. 82. Griaco d' Ancona, geboren um 1 393, gestorben
gegen Ende des 15. Jahrh., bekannt durch seine Reisen.
Er war dreimal im Orient. Seine Orientreise wurde 1664
in Rom von Moroni publiziert, sein Itinerar, d. h. die
Beschreibung seiner Reise in Italien zvan. Studium der
Altertümer wurde 1742 in Florenz durch Mehus publiziert.
Er war ein Freund Papst Eugens IV. (d. B. iii.)
Fac. 83. Razello da Bologna, päpstlicher Sekretär,
Mitglied des Bugiale. VgL das Schlußwort Poggios zu
den Facezien.
Fac. 95. Bischof von Aleth: Pierre Assablit aus
Limoges, Augustiner, wurde 1421 Bischof von Aleth
(oder Alet) am Nordabhange der Pyrenäen. Starb 1440.
(d. B. 126.)
Kardinal von Neapel: Tommaso Brancacdo, Nefie
Johanns XXIU. (d. B. 126.)
Fac. 96. Zwei Benediktineräbte: Lambert von Stock
und Bemard de la Planche, (d. B. 127.)
Pedro de Lima: Benedikt XIII., Gegenpapst, damals
in Peniscola in Valencia (heute Benicarlö).
Fac. 98. Im vorletzten Jahre von Papst Martins V.
Pontifikat: also 1430.
Fac. 105. Johanna II., Königin von Neapel, geboren
1370, gestorben 1435, folgte 141 4 ihrem Bruder Ladislaus.
(d.B. 137.)
Fac. iö6. Cendo: Cencio Rustico, aus einer alten rö-
mischen Familie, apostolischer Sekretär. (L. II, 238.) Mit-
glied des Bugiale. Vgl. Poggios Schlußwort.
Fac. 113. Erzbischof und Herr von Mailand: ver-
mutlich Giovanni Visconti, der 1342 Erzbischof und 1349
Alleinherrscher von Mailand wird und 1354 stirbt. Es
muß sich um den jüngeren Can Grande handeln.
Fac. 124. Papst Gregor: Gregor XI.
Fac. 125. Urban V. (de Grimoard de Grissac), .1362
bis 1370.
Fac. 129. KardinalvonBordeaux: Francesco de' Aguzzoni
aus Urbino, 54. Erzbischof von Bordeaux (seit 1389),
wurde 1405 von Innozenz VIII. zum Kardinal gemacht
und starb 141 2 zu Florenz. (d.B. 168.)
276
Fac. 131. Petrus de Vineis: Pier delle Vigne, geboren
um 1190, gestorben 1249, wax von 1225 — 1247 Richter
am Großen Gerichtshof, dann Protonotar oder erster
Geheimschreiber Friedrichs II. (d. B. 170.)
Papst Alezander III. (1153—1181), Irrtum Poggios.
Die Friedrich II. feindlichen Päpste waren Gregor IX.
(1227 — 1 241) und Innozenz IV. (1243 — 1254). Alexanderlll.
war der Feind Friedrichs I., Barbarossa (1152 — 1190).
Fac. 135 u. 136. Der Kardinal de' Conti und Alto de'
Conti waren römische Adlige aus einer sehr alten Fa-
milie, die der Kirche zahlreiche Prälaten geschenkt hat.
(d. B. 176.)
Fac. 145. Vergl. Arlotto : Facezien, Nr. 2. (Ed.Ristelhuber.)
Fac. 164. Vgl. Äsop (AesopiiS Camerariif Nr. 458),
wo die beiden vor Gericht gehen.
Fac. 165 u. 166. Gonnella war Hofnarr des Markgrafen
Niccold d'Este (1441) und seines Sohnes Bosco, Herzogs
von Ferrara. (d. B. 212.) Er und der Pfarrer Arlotto
(der in der Umgebung von Florenz hauste), waren die
beiden berühmtesten Spaßmacher um die Mitte des
15. Jahrh. (vgl. Burckhardt: 125.)
Fac. 167. Papst Eugen: Eugen IV. ( 143 1— 1447). Es
handelt sich um das Jahr 1439.
Fac. 174. Pietro Gambacorta, Herr von Pisa, übte
die absolute Gewalt aus unter dem Titel eines General-
kapitäns von 1369 bis 1392. (L. II, 239.)
Fac. 185. Luigi Marsili: Superior eines Augustiner-
klosters in der Provinz Pisa, war vorher Professor der
Literatur und Lehrer von Niccold Niccoli, dem Freunde
und Gönner Poggios. Er unterhielt eine rege Korrespon-
denz mit Petrarca. In Florenz hochgeachtet, gehörte er
zu den Unterhändlern, die 1382 von der Regierung der
Republik beauftragt wurden, den Frieden zwischen Karl
von Ungarn und dem Herzog von Anjou zu vermitteln.
(L. II, 241 ; d, B. 235.)
277
Fac. 187 u. 188. Wie schon in der Einleitung erwähnt,
schrieb Poggio, um den Mißdeutungen entgegenzutreten,
denen seine, des 55jährigen, Verheiratung mit einem
jungen Mädchen ausgesetzt war, den Dialog: „Steht es
dem Greise zu, sich zu verheiraten?" und widmete ihn
dem Cosimo de' Medici „Die gefillige, oft witzige Dar-
stellung, die musterhafte Sprache — so schreibt Ghiberti
— erfüllten Kosmus mit Bewunderung, und um die
Freuden des Genusses mit anderen zu teilen, übersandte
.'/ p^7^ er die Schrift dem einsam brütenden Filelfo. Dieser ver-
kannte nicht ihren Wert, aber nicht Herr seiner satiri-
schen Laune, schrieb er auf den Titel, gleichsam als An-
merkung zum Namen des Verfassers:
Geistlicher bist du imd Greis. Sieh, Amor zupft an
des Weisen
Bart — wo ist, Priester, dein Eid? Weiser, wo ist
dein Verstand?
Poggio hörte von den Versen und dachte ihm die Ant-
wort nicht schuldig zu bleiben. Er hatte damals eben
V ' sein Buch der Spaße (Liber faceÜarum) geschrieben.
Spaße waren es, wie man sie nur in Burchiellos Barbier-
stube hören sollte. Poggio schenkte dem Filelfo eine
Abschrift, in der er zu An&mg in lateinischen Versen
sich spöttischerweise entschuldigte, daß er dergleichen
unzüchtige Dinge einem so züchtigen Manne wie ihm
darböte. Von der Züchtigkeit Filelfos, da er jung war,
war nun eben nicht mehr Rühmens als von seiner Her-
kunft zu machen. Jedermann wußte darum, daß er von
einem Mönch mit einer Wäscherin gezeugt war. Daher
las man in der Zueignung folgendes:
Rein bist du, weise und keusch, ein Spiegel von Vater
und Mutter:
Sie hat die Reinlichkeit dich, jener die Keuschheit
gelehrt.
278
>»<
»Filelfo schäumte vor Wut, als er diese Stelle las'S Tis^»
(Hagen II, S. 32 f.) Was diese Stelle aus Ghibertis Chro-
nik doppelt interessant macht, ist, daß wir erfeihren,
daß Poggio wenigstens einen Teil der Facezien schon um
dfts Jahr 1435 zum mindesten für einen engeren Freun-
deskreis veröffentlicht hatte.
Fac. 190. Der Kardinal von Bari: Ludolfo Maramori,
Erzbischof und Kardinal von Bari, Teilnehmer an den
Konzilien zu Pisa und Konstanz. Starb in letzterer
Stadt 141 5. Am Tage seines Begräbnisses hielt der
Bischof von Lodi eine Rede, in der er kein Wort über
den Kardinal sagte, sondern sich über die Fehler der
Geistlichen verbreitete. Poggio stand in seinen Diensten,
bevor er in die päpstliche Kanzlei trat. (L. II. 238;
d. B. 239.)
Vercelli in der Gallia dterior : an der Sesia in Piemont.
Fac. 192. Kardinal von Florenz: Francesco Zabarella
aus Padua, wo er Professor der Jurisprudenz war. Sehr
gebildeter Mann. Kardinal von SS. Cosma e Damiano
(Rom, am Forum), bekannt unter dem Namen: Kardinal
von Florenz. Er war einer der sympathischesten Geist-
lichen seiner Zeit und Protektor Poggios. Starb am
26, September 141 7 in Konstanz. Poggio hielt seine
Leichenrede, die auch unter seinen Werken Aufnahme
gefunden hat. (Vgl. Shepherd: 108 f.)
Fac. 196. Ein griechischer Kardinal: Bessarion, ge-
boren 1403 zu Trapezunt, Bischof von Nicäa. Trat zur
römischen Kirche über, wurde 1439 von Eugen IV. zum
Kardinal von SS. Apostoli in Rom gemacht, wo sich sein
Grabmal befindet; 1463 wurde er Patriarch von Kon-
stantinopel. Starb 1472 zu Ravenna. Sein Haus war
der Sammelpunkt aller Literaturfreunde. Wenn er aus-
ging, sah man in seiner Begleitung Poggio, Lorenzo
VaUa u. a. (d. B. 247 u. a.)
379
Fac. 2IO. Asca imbarasca : offenbar eine Zauberformel
ohne besonderen Sinn.
Fac. 217. Der Narr im Bette des Erzbischofs: nach
der Sitte der damaligen Zeit der höchste Grad d«r
Freundschaft. Pietro Aretino hatte z. B. einen Platz sn
Bette Giovannis de' Medici. Lettere, t. III, p. if2.
(d. B. 268.)
Fac. 248. Buonconvento: Friedrich II. starb bekannt-
lich zu Fiorentino in Apulien.
Fac. 249. Im 6. Jahre von Papst Nikolaus* V. Ponti-
ükat: Nikolaus V. regierte vom 6. März 1447— 1455,
also handelt es sich um das Jahr 1552.
Fac. 254. Niccolö Niccoli: Niccold de'Niccoli, Humanist,
geboren 1363 zu Florenz, gestorben ebenda 1437. Freund
Poggios, der für ihn wertvolle Handschriften sammelte.
Er kopierte und korrigierte seltene Werke und besaß
eine große Bibhothek. Er war es, der Manuel Chrysoloras
und Guarino da Verona Lehrstühle der griechischen
Sprache in Florenz verschaffte. Man hat ihn den Vater
der Textkritik genannt. (Shepherd: 37! u. 251 f.)
Schlußwort: Martin V.: 141 7 — 143 1. Da Poggio erst
Anfang 1421 aus England zurück und wieder, in Rom
war, ist das Geburtsjahr des Bugiale oder wenigstens
Poggios Teilnahme an demselben nicht vor diesem Jahre
anzusetzen.
x
280
ANHANG.
,,Vater der Schwanke'' wird POGGIO in einem
am Schlüsse dieses Anhangs mitgeteilten Ge-
dichte genannt, und wohl selten wurde mit
einem rasch geprägten Worte so richtig die Be-
deutung eines Mannes dargestellt. Wenn man
von BOCCACCIO absieht, wirkte wohl kein an-
derer Schriftsteller jener ruhnu-eichen Epoche
befruchtender auf die Nachwelt, denn POGGIO.
Freilich schöpfte er, ohne es zu wissen, meist
aus alten Oberlieferungen, deren Quelle einst
in den Wiegengärten des Menschengeschlechts
sprudelte, freilich waren die Worte der alten
Schriftsteller ihm so geläufig wie wenigen Men-
schen jenes Zeitalters, aber es war auch seine
bürgerliche Stellimg von der Art, daB ihm
Neuigkeiten nur zufliegen mußten, die durch
eine geschickte Überarbeitung zu ergötzlichen
Schnurren wurden. So entstand das Buch der
Facezien, u^ die lebendige Kraft desselben
muBte bef ruoitend wirken. Alle abendländischen
Nationen brachen daraus Stücke für den eiser-
281
nen Bestand ihrer Literaturen, sogar in der
Türkei wurde der Florentiner gelesen und er-
stattete so das Entlehnte mit Zinseszinsen
zurück.
Es ist nun in hohem Grade genußvoll, mit
den schier unentwirrbar verknüpften Fäden zu
spielen, und groB die Freude, wenn sich ein
unscheinbarer Knoten endlich löst. Wie lang
und vielfach verschlungen ist z. B. das Band
zwischen POGGIO und HANS SACHS, LESSING
und SCHELLING? Viele Zusanunenhänge sind
bereits aufgedeckt, noch mehr aber bleibt zu
tun übrig. Der Literarhistoriker wird zum
Chemiker, der die Grundstoffe der Verbindungen
aufsucht. Und wenn auch nur ein scheinbar
unbedeutendes Glied der unendlichen Reihen
sich sichtbar herausbildet, so glaube ich, daß
die darauf verwendete Zeit und Arbeit nicht
verschwendet ist. Auch wenn die Hand des
Spenders eine unberufene ist, dürfte seine Gabe
nicht zurückzuweisen sein. Und von diesem
Standpunkte aus möchte ich das im nachfol-
genden Gebotene beurteilt wissen; ich gehöre
nicht zur Gilde, welche die vergleichende Lite-
raturforschung zum Lebensberufe hat, und die
wenigen neuen Nachweise, die ich bringen zu
können glaube, sind nur die Früchte der ein-
samen Mußestunden eines Bücherfreimdes, dem
der Beruf ganz andere Wege weist.
282
Der Umstand, daß der gröfite Teil der Fa-
cezden in deutsche Schwanksammlungen über-
ging, war der AnlaB, daß man sich sowohl
mit den Quellen , als auch mit den Nach-
ahmungen der einzelnen Ersahlungen bereits
in hervorragender Weise beschäftigt hat. Die
Neuausgaben der verschiedenen Werke von
PAULI, MONTANUS, FREY usw., heraus-
gegeben vom literarischen Verein in Stuttgart,
bringen von kimdiger und berufener Seite eine
solche Fülle von Literaturangaben, daß es bei-
nahe unmöglich erscheint, sie noch zu ver-
mehren. Vieles trug schon Ndlii in seiner
Ausgabe der Facezien Poggios (Londini 1798)
zusammen, vieles LIEBRECHT, hauptsächlich
in der deutschen Bearbeitung der Hisiory of
fiäion von DUNLOF, vieles OSTERLEY, das
meiste aber haben REINHOLD KÖHLER und
JOHANNES BOLTE geleistet. Auch einige
Nachweise von DES BRANDES in seiner fran-
zösischen Übersetzung der Facezien konnte
ich benutzen. Ich muß mich darauf beschrän-
ken, die betreffenden Stellen einfach anzuführen,
und überlasse dem Leser das Nachschlagen.
Ein Ausschreiben der Arbeiten anderer erschien
mir tmtunlich, ziunal auch der verfügbare Raum
dazu nicht ausreichte.
Der gelehrte Leser möge das bescheiden Dar-
gebotene gütig aufnehmen.
283
Schließlich obliegt mir noch eine angenehme
Pflicht. Obwohl das Manuskript H. D. Floerkes
schon im Drucke war, bevor er tmd der Herr
Verleger Tom Vorhandensein meiner Lesefrüchte
auch nur eine Ahnung hatten, und obwohl
die Herstellungskosten verteuert wurden, gönnten
mir doch die Herren in zuvorkommendster
Weise einen Platz in diesem Buche, wofür ich
beiden den geziemenden Dank abstatte.
Graz, im Februar 1906.
Albert WesselskL
284
Abkürzungen der Literaturnachweise.
des Brandes, Pierre. Les FaUfies de Pogge Floren-
Hn. Paris, Garnier (1900).
Burckhardt, Jakob. Die Kultur der Renaissance in
Italien. 9. Auflage von Ludwig Geiger. 2 VoL
Leipzig, 1904.
De varietate und De varietate epist.: Poggii Historiae
de varietate fortunae. Lihri quatuor ed. Dominico
Georgia. Accedunt eiusdem Poggii Epistolae LVII.
Lutet. Paris, 1723.
Dunlop-Liebrecht. John Dunlops Geschichte der Prosa-
dichtungen, übersetzt von Felix Liebrecht. Berlin, 1 85 1.
Frey-Bolte. Jakob Freys Gartengesellschaft. Heraus-
gegeben von Johannes Bolte. Tübingen 1896.
Hist Flor. Poggii Historia Florentina nunc primum
in liAcem edita ab J. B. Recanato. Venetiis 171 5.
Keller, H. A. Les Romans des sept sages. Tübingen 1836.
Kirchhof-Österley. Wendunmuth von Hans V^lhelm
Kirchhof. Herausgegeben von Hermann österley.
I— V. Stuttgart 1869.
Köhler, Reinhold. Kleinere Schriften, herausgegeben
von J. Bolte. Weimar und Berlin, 1898 — 1900.
Kryptadia. KQvmddia; Recueil des documents pour
servir ä l'Stude des'traditionspopulaires. Vol. I — IV.
Heilbronn, 1883— 1888. Vol. V—IX. Paris 1898— 1905.
Lambel. Erzählungen und Schwanke. Herausgegeben
von Hans Lambel. Stuttgart 1872.
Montanus-Bolte. Martin Montanus Schwankbücher.
Herausgegeben von Johannes Bolte. Tübingen 1899.
285
NoÜ. Poggii Fhr0nHni FauHarum libellus unicus,
nohfiis imitatores indicaniüms. Tom, prior. Tom.
posterior. Londini, 1798. (Der zweite Teil enthält nur
Ixtexarische Nachweise.)
Pauli-Osterley. Schimpf and Ernst vcm Johannes Pauli.
Herausgegeben von Hermann österley. Stuttgart 1866.
Poggiana. (Lenfant) Poggiana, ou la vie, le caroMre,
les senUnces et les bons mots de Pogge Florenün.
Amsterdam 1720.
Poggii Opera« Poggii Florentini oratoris clarissimi,
ac sedis apo. secretarii operum primae et secundae
partis contenta. A rgentinae 1513.
PontanuSy Opera. Joannis Joviani Pontani opera,
quae soluta oratione composuit, omnia: in Tomos
tres digesta. Basüeae 1538.
Schumann*Bolte. Valentin Schumanns Nachtbüchlein
(1559). Herausgegeben von Johannes Bolte. Tü-
bingen, 1893.
Shepherd-Tonelli. Shepherd, Vita di Poggio Braccio*
Uni tradotta da Tomm. ToneUi con note et aggiunte.
Tom. I. II. Firenu, 1825.
Steinhöwel - Osterley. Steinhöwels Äsop. Heraus-
gegeben von Hermann österley. Stuttgart 1873.
Tonelli Epist. Poggii Epistolae, editas collegit et emen*
davit Equ. Thomas de Toneilis. Vol. I. Florentiae
1832. (Die beiden anderen Bände konnte ich nur
nidit verschaffen. Auch die k. k. Hofbibliothek in
Wien besitzt nur den ersten Band.)
Valla. Laurentii Vallae^ viri clarissimi, in Pogium
Fhrentinum antidoti libri quatuor. Coloniae 1527.
Wickram - Bolte. Georg V^ckrams Werke. Dritter
Band (Rollwagenbüchlein. Die sieben Hauptlaster.)
Herausgegeben von Johannes Bolte. Tübingen, 1903.
386
Vorrede Poggios (S. 3.) ,,wie Lucüius von den Taren-
tinem und Consentinem^.
Cicero de finibus bonorum et nuUorumy lib. I,
cap. 3: Nee vero, ui noster Ludlius, rectisabo, quo-
minus omnes mea legant Utinam esset ille Persius,
Scipio vero et Rutilius multo etiam magis/ Quorum
üle indicium reformidans^ Tarentinis ait se et
Consentinis et Siculis seribere.
Die Muttersprache der Tarentiner usw. war näm-
lich griechisch. Siehe auch Tonelli Bpist., p. 137 u.
263, letztere Stelle auch De varietate epist., p. 177.
Fac I. No^l, II, p. 3 ; Frey-Bolte, S. 257, Nr. 1 12, S. 270,
Nr. 39.
Fac 2. Dunlqp- Liebrecht, S. 284 u. 497; Kirchhof-
österley» i> 425 und V. Bd., S. 63.
Poggios Ansicht und wohl die aller Humanisten
seiner Zeit über die Jagd findet sich in seiner Schrift
De nobilitatet Poggio Opera, fol. 27: Sunt, qui
acceptum ut aiunt, a maioribus nobilitatem aucupio
venatuque conservari putent, seque nuUo negotio et
rerum vacatione nobiles dicant, maiorum tarnen nobi'
litatem et generis insignia commemorantes. Sed
haec otiosorum atque inertium studia aves aut feras
sectandi non magis nobilitatem redolent, quam bene
oleant ferarum, quibus oblectantur, cubilia. Praestaret
certe, opus rusticum facere more priscorum, quam
velut insanos ac fanaticos discurrere per nemora et
saltus ferarum ritu. Non sunt haec vituperanda
nobüibus, si laxandi animi causa, non dissolvendi
fiant. Sed in eis ut piures videmus curam omnem
vitamque consumere, quae non nobilitatis indida
exisHmantur, sed signa oppressa demenüae. Vgl.
hierzu Burcldiardt, II, S. 79.
Nach J. A« Muling (Margarita facetiarum. Arg.
1509« /o/. II) ist der Jäger una bestia, sedens super
287
bestiatn, portans bestiatn supra manum, Habens bestias
se sequentes et insequitur bestias.
Fac. 3. Noil, II, p. 4; Brandes zitiert noch: L. Garon»
Le chasse-ennuy, cent IV, yy.
Fac. 4. Frey-Bolte, S. 219, Nr. 11.
Fac. 5. Noäl, II, p. 4; zu den dort gegebenen Nach-
weisimgen nach Valla, p, 230, sequ,, femer Ctntio
dei Fabrizii» Libro delV Origine dei volgavi
Proverbii. Vinegia 1526, Nr. 41.
Fac. 6. No€lyII,p.7. DazunochSteinhöwel-österleyyS.338.
Fac \3J Noel, II, p. 9.
Dieses ins Deutsche unübersetzbare Wortspiel findet
sich schon in einem Briefe des Lionardo Bnini (Lio-
nardo Aretino), den er anläßlich seiner Hochzeit an
Poggio gerichtet. Zuccaro verübte wirklich das Witz-
wort : primutn igitur, quod Zucharum nostrum, virwn
omnium siMvissimuvn, facete, ut solet, dictitare scribis,
me quidenty ut matrimonium consummarem, äbiisse,
se vero remansisse ad Patrimonium consumendam,
id aperte scis, verum non esse, Ego enim non matri-
monium duntaxat, sed Patrimonium insuper unis
nuptiis consumpsi, Incredibile est, quam multa impen-
datur iis novis et iam ad fastidium deductis moribus.
Epist. Leon, Ar et. libri octo. Basileae 1535» p* 126.
Über den liebenswürdigen Leichtfuß Zuccaro, vergl.
Tonilli Epist, p, 194 u. öfter.
Pontanus erzählt folgende Schnurre in de sermone,
Opera II, p. 405 : Paulus Marchesius Neapolitanus,
clari nominis jurisconsultus, cum audiret, notum
sibi hominem, quique brevi Patrimonium omne
dissipasset, ad divortium ab uxore compelli, quod is
(ut erat rei venereae inhabilis) post aliquot annos
matrimonium non consummasset: Mirum, inquit, cur
matrimonium non consummarit, qui Patrimonium
tam cito consumpserit?
288
Dieselbe Geschichte steht bei Domenichi, Facette,
motH et burle. Venetia 1581, p,2o.
Fäc.(io^ NoiUy II, p. 9; Dunlop-Liebrechty S. 297 (293);
Braiides, p. 21; Steinhöwel-Österley» S. 335;
Kirchhof -österley, 3> 246, V. Bd.» S. 103«
wo die orientalischen Quellen angegeben sind.
Femer Domenichi» Facette f p, iS^.
Fac. II. No€l, II, p. 11; Dunlop-Uehrecht, S. 297 (an
beiden Stellen ist der Titel der 89. Novelle der
Cent nouvelles nouvelles falsch angegeben);
Kirchhof-Österley» 2, 82, V. Bd., S. 79; Frey-
Bolte, S. 221, Nr. 14.
Fac. 12. No€ly II, p. 12; Dunlop- Liebrecht y S. 497;
Pauli-Österley, S. 519, Nr. 409; Frey-Bolte,
S. 216, Nr. 2; BrandeSi p. 24 u. 419.
Fac 13. NoSl, II, p. 15.
Fac. 15. No^, II, p. 15. Pauli-Österley, S. 514, Nr. 363;
Frey-Bolte, S. 22 1 , Nr. 1 5 ; Köhler, III,S.68,Nr.92.
Fac. 18. Noel, II, p. 16; Pauli-Österley, S. 530, Nr. 490;
Frey-Bolte, S. 221, Nr. 16.
Fac. 19. No€l, n, p. 17; Frey-Bolte, S. 260, Nr. 126;
Brandes, p. 35.
Fac. 20. NoSl, II, p. 2a
Fac. 21. Auf Urban VI. ist Poggio überhaupt sehr
schlecht £u sprechen. De varietate, p. 79 :
Notum est tibi Urbani VI Pontificis nomen infimo
genere orti, cuius vesania tetneritasque (motum
enim mente, quo pnmum die Pantifex designatus
est, prae gaudio tradunt) schistna in Ecclesia Dei
exdtavit, Nant elattts animo, impotens atque asper^
stto innixus consüio, prae nimio fastidio contemptU"
que multos ad defectionem necessariam compulit.
Vgl. ferner: De varietete, p* 57, De varietate episU,
p, 199 = Tonern Epist., />. 363, Shepherd-Tonelli, p.21.
Wegen des Stoffes siehe Frey-Bolte, S. 222, Nr. 17.
19 289
Poggtana^ II, p. i6o: vous verrez que noire S.Pire
na sera pas Urt>ain, mais Turhain.
Fac. 22. Eine weitere Homorprobe des Bischöfe Angelo
in Poggius, Hist.discept.secunda, Opera, fol, i8.
Fac 24. Noä, II, p. 20. Siehe femer die Anmerkungen
zu den Facezien iii n. 112. Außerdem noch
Valla, p. 229 sequ.
Fac. 26. NoiU, II, p. 20.
Fac. 27. No€ly II, p. 21; Frey-Bolte, S. 218, Nr. 6.
Fac. 28. No^, II, p. 23. Diese Erzählung fehlt in der
italienischen Ausgabe (Rom 1884, 2. Aufl. 1885),
daher schließen dort die Facezien mit Nr. 272 ab.
In allen mir bekannten lateinischen Ausgaben
ist sie enthalten.
Fac. 29. Castiglione» Cortegiano, Hb. II, cap, 72.
Fac. 31 — 34. Steinhöwel-Österley, S. 3460. Ähnliche
Geschichten bei Petrarca, De rebus memorandis,
Hb, IV, cap. 1 19 sequ.
Zu Fac. 32 seziell siehe Epistolario di C, ScUutaH
a cura di F. NovaH. Roma 1891 — 1896. in, p. 368.
Zu Fac 34. Nach Burckhardt II, S. 251 ff. wäre
Pausanias IX, 20, 21 die Quelle dieses Märchens. Jedoch
stimmt die Stelle des Pausanias nur teilweise in der Be-
schreibung desTritonen mitPoggio überein. Besser paßt
higher eine Erzählung des Alezander ab Alezandria,
welche Meada mitteilt und durch Petrus Gellius bekräf-
tigen läßt. (Mexia, Suva de vavia leccion^ Sevilla 1540,
deutsche Übersetzung Mexia, Historischer Geschieht-,
Natur- und Wunder-Wald. Nürnberg 1669. I. S. 85 f.)
Fac. 35. De Varietate, p. 80 sequ.: Bonifacius PonH-
fex . . . nonquidem adeo insanivit in fratribusy
sed tarnen omnes provincias Romanae Eccle-
siae eis subiecit, potestate rerum omniuni tri-
buta. Hi ianquam paiernam haereditatem nacti,
arbitrio agendi pro voluptate assumpta, de-
290
cemebant omnia; Pontificetn eüam recusanUm,
qtiod placitutn erat, cogebant ... 5« quando
de rdms dubiis constdtandum esseU nihil,
iÜis abnuentibuSf concedebatur, nihil negabatur
petentibus; duo hi pro uno PanHfices habe-
bantur etc. etc.
Vgl. lerner Shepher-Tonelli, I, p. 33.
Fac. 36. No€l, n, p. 23; Dunlop-Liebrecht, S. 297; Stein-
höwd-österley, S. 349; Pauli*österley, &4S1,
Nr. 72; Brandes, p. 52 n. 420; Krjfptadia, IV,
p. 219.
Fac. 37. No€l, II, p. 28.
Fac. 38. No^, II, p. 28; Brandes, p. 55-
Fac. 39. No€l, II, p. 29; Frcy-Bolte, S. 222, Nr. 18.
Fac. 40. No€ly II, p. 29 ; Brandes, p. 58. Dazu noch
Bebel, Facetiarum Hb., II: De pigra muliere.
Fac.(^i.> Domenichi, p. 130 {Motto vtdgato).
Fac. 42. No^l, II, p. 29; dazu noch Malespini, Dttc.
Nov., II, Nr. 3; femer Gesamtabenteuer von
Hagen. Stuttgart 1850, II, S. 349 f. : „Die Beichte"
und Erzählungen aus altdeutschen Handschrif-
ten. Ges. durch KeUer. Stuttgart 1855, S. 383 f.:
„Von dem Man, der beicht den Frawen."
Fac. 43. No€l, II, p. 30; Steinhöwel-Österley, S. 340;
Kirchhof -österley, i, 339^ V. Bd., S. 58; Mon-
tanus-Bolte, S. 515 u. 607, Nr. 58.
Fac. 44. No€l, II, p. 38. In Bebel» Facetiarum Hb. II,
De virgine quadatn ist es eine Nonne, welche
sagt, non posse amare religiosos et tnaUe cum
decem saecularibus, quam uno religioso rem
habere.
Fac. 45. No€l, II, p. 40; Brandes, p. 65.
Fac. 46. NoiU, II, p. 40.
Fac. 47. No€l, II, p. 41. Die Anregung zu diesem Scherz-
wort dürfte eine Bemerkung der Kupplerin bei
19^ 391
/
Boccaccio y Decanterone, giomo V, nav, lo,
gegeben haben.
Fac. 48. N06I, II, p. 43-
Burckhardty I, S. 14 f.: Als im Mai 1409 während
des noch andauernden Krieges das verhungerte VcXk.
ihm (Giovan Maria Visconti) auf der StraBe zurief:
Pacet Pacet Ueß er seine Söldner einhauen, die
SOG Menschen töteten; darauf war bei Galgenstrafe
verboten, die Worte Pa<;« und Guefta auszusprechen.
Und selbst die Priester (wurden) angewiesen, statt dona
nobis pacem zu sagen (dona nobis) tranquiUiiatem!
Der Witz in vorliegendem Sch¥ranke steckt darin,
daß Bemardo das Mailänder Verbot in Florenz be*
achtet wissen will.
Fac. 49. No6ly II, p. 44-
Fac. 50. Frey-Bolte, S.. 222, Nr. 19; Montanus-Bolte,
S. 647, Nr. 22.
Vgl. Leon, Aret. Epist., p. 49 sequ. und Poggius,
De varietaUy p. 60 sequ.
Fac. 51. Noöl, II. p. 47-
HisL Flor, p. 66 : Grave videbatur Legato, sua con-
silia incassum verti; per caduceatorem igitur Redol-
phum interrogavit, cur tarn diu otiosus portas non
egrederetur, Cui Redolphus suo nomine renuntiari
iussit, ideo eum non egredi urbem^ ne ipse in-
grediatur,
Fac. 53. Noel, II, p. 49; Pauli-Österley, S. 535, Nr. 542.
HisU Flor, p. 70: Qua ex re^ ut moris est eorum,
qui fidem franguni^ capiie inverso Florentiae publicis
in locis (Redolphus) depictus est,
Fac. 54. Keller, Einleitung, S. CLIV : Beherkerd.
Fac. 55. Noel, II, p.47; Schumaim-Bolte, S.402, Nr. 24;
Frey-Bolte, S. 282, Nr. 24; Köhler, I, S« 506.
Fac. 56. No^l, II, p. 49; Kirchhof -österley, 2, 195,
V. Bd., S. 86.
292
Fac. 57. NoiU» 11^ p. 50; ferner Bebel» Faeetiarum über
III: Ex favore benefida canferuntur, Petrarca
de rebus memorandis. Hb. II, cap. 81; Poggius,
Devarietatej p.66; Papantt, Dante secondo la
tradizione, Livomo 1873, p. SK>; Köhler, n,
S. 630 u. 642.
Bei Poggius, De infelicitate principum, Opera,
fol, 152, heißt es: Prior Dantes eluxit ingenio sin^
gularif cuius extat poima praeclarum, neque, si
liiteris latinis constaret, tüla ex parte poetis superiori^
bus pastponendum, Is patria ob civiles factiones
pulsus, cum nihil secum praeter virtutem asportasset,
contulit se ad Canem, veterem principem Veronensem,
cuius cum liberalitas prae caeteris ferebatur. Sus-
ceptus est ab eo Dant^s^ et victum ut reliquis ex
familia tribuit. Vacabat vir doctissimus ingenio
quoUdianus scribendi curae intentus: nulla in eum
dignitas, nullus honor, nullae opes coUatae, At
Florentinus quidam per facetias et dicacitatem
multas a domino (ut mos est fere principum, quibus
plus sttdii quam sapientes placent) divitias con-
secutus, cum in aula Canis a Dante quaesisset, cur
ipse, qui ntdlas nosset litteras, tam dives evasisset,
Dantes vero tanta sapientia et doctrina pauper esset,
quando, inquit Dantes, ego meis studiis moribusque
principem similem invenero, sicuti tu tuis, et ipse
me praedivitem reddet, Quibus verbis offensione
principis contracta abiit.
Zur lUastration der Fürstengunst während des An-
hangs der humanistischen B^Kregung teile ich noch
eine Stelle mit aus De variet, p. 83 : Vidimus ab uno
ex Principibus quendam coquum, quod crepitus
veniris sonoros pergrandesque edebat, in deliciis
habitum, atque ab eo summis diviHis et opibus
ditatum.
«93
Fac^8.>No€l, II, p. 50; Dunlop-Uebrecht, S. 280 f.;
^^^ Kirchhof -österley» 2, 121 u, V. Bd., S. 81.
Dazu noch Pontanus, De sermane, Opera 11,
^P- 459> und nach Pofitanus bei Domenichi,
1/' p« 109 (von einem gewissen Gueraldo und dem
König von Afrika); femer Papanti, Dante,
p. 166; Köhler, II, 636.
Fac. 59. No^, II, p. 5 1 ; Liebrecht, Der Pentamerone von
G. Etasile. Breslau 1846, 2. Bd. S. 264; Dun-
lop-Uebrecht S. 516; Brandes, p. 82; Pauli-
Osterley S. 540, Nr. 595 ; Ebert, Jahrb. f. rom.
u. engl. Lit. III, Berlin 1861, S. 158; Köhler I,
S. 136 u. III, S. 16; Montanus-Bolte S. 525 u;
622. Nirgends finde ich jene Stelle bei Casti-
glione, Cortegiano, 1. III, cap. 22 erwähnt : „wie
jene Frau, die, als sie ihren Mann nicht mehr
einen Lausekerl schimpfen konnte, ihren bos-
haften Willen noch durch Zeichen kundgab".
Fac. 60. Noel, II, p. 53; Brandes p. 84; Kirchhof-Öster-
ley 4, 186 u. V. Bdl. S. 116; Pauli-Österley S.
490, Nr. 142; Köhler I, S. 506 u. Anmerk. III,
S. 68; Montanus-Bolte, S. 526 u. 622.
Fac. 61. Über den französischen Adel jener 2^it siehe
PoggiuSy De nobilitate, Opera, fol. 26.
Fac. 62. No€l, II, p. 61 ; Montanus-Bolte S. 578, Nr. 39;
dazu noch Brantöme, Galante Damen, deutsch
von Harsdörffer, II, p. 169.
Valla p. 231: Nach Mitteilung des Schwankes fährt
Valla fort: Cum has confahulationes Podianas lego,
dicUogum Gtegorii, übt multa miracida tMrrantur,
videor legere,
Fac 63. Die bei Frey-Bolte S. 253, Nr. 97, angeführten
Nachweise haben mit dieser Facezie nur einen
ganz entfernten Zusammenhang.
294
Fac. 66. No^l, II, p. 62; Frey-Bolte S. 223, Nr. 21, S.
268, Nr. 15.
Über den Witz der Perusiner (Fac. XXXV u. öfter)
*" 8. Pontanus, De sermone^ Opera II, p. 435 : Nostro
tempore (laus facetorum iocorum) trium est praecipue
in Italia populorum, Perusinorum, Senensium^ Flo^
rentinorum,
Fac. 69. No^, II, p. 65; Kärchhof-Österley 3. 176 u. V.
Bd. S. 97. An beiden Orten, ebenso bei Brandes
ist vieles hier nicht Gehörige angeführt. Aus-
führliches Literaturverzeichnis Kryptadia , IV,
p. 201.
Fac.(7o.J Frey-Bolte, S. 224, Nr. 22; Wickram-Bolte,
p. 370, Nr. 29 ; Dazu noch Melander» Jocoserial,
Nr. 533; Domenichi, p. 105.
Fac.('7i. .Brandes, p. 98; dazu Bebel, Facetiarum hb. 7,
,,Facetum in Polonos dicterium** siMunxit
quidanif tanta religione teneri Polonos, ut sa-
niori conscientia furarentuir equum Dominica
die, quam quod die Veneris lac vel butyrum
comederent. Ferner Domenichi, p. 197*
Fac. 72. No€l, II, p. 70.
Fac. 73. No€l, II, p. 71; Pauli-Österley, S. 475, Nr. 21.
Dazu noch Tünger, FaceHae, herausg. v. Keller,
Nr. 45.
Vgl. Baptista Fulgosus, Factorum dictorumque me-
morabilium tibri 9, Antwerpen 1565, lih. 7 fol. 246,
Brusonius, Facetiorum exempiorutnqtie libri 7, Basi-
leae 1559. 1. 1, cap, 29. An diesen beiden Stellen wird
nach Stobaeus, cap. 18 D^ incontinentia berichtet,
daß die Spartaner ihre Sklaven sich voU und toll sau-
fen ließen, um den Kindern ein abschreckendes Bei-
spiel zu liefern.
Fac 74. NoiU, II, p. 72. In dieser Facezie zeigt sich
Poggio als ein besserer Menschenkenner als
Boccaccio, der durch die Kraft einiger Worte
einen Geizhals und einen Feigling von ihren
Fehlem geheilt werden laBt. (Dscamerone, G. I,
nov. 8 u. 9.)*
Fac<75. Ktrchhof-Österley i, 78 u. V. Bd. S. 36; Paiili-
österley S, 492, Nr. 164; dazu Domenichi, p. 177*
Fac. 76. Brandes, p. io4;Pauli-Ö8terle7, S.33i,Nr. 590;
^ Poggianat II, p. i«9.
Fac. 77,/ NoiU, II, p. 71; femer Domenichi, p. 284. Do-
menichi sagt zum Schlüsse: ^tSimile a queUo
di CisH fornaio,** und in der Tat scheint auch
die Erzählung auf Boccaccio, g. VI, nov. 2 zu-
rückzugehen.
Fac. 79* Noä, II, p. 7^1 Brandes, p> 107; Steinhöwd-
Osterley, S. 350; Kirchhof-Österley, $, 128 u.
V.Bd., S. 94.
Fac. 82. No€l, II, p. 83.
Fac. 85. No€l, II, p. 88.
Fac. 87. No€l, II, p. 91 ; Kirchhof -österley, $, 146 u.
V. 3d., S. 95 ; Frey-Bolte, S. 224, Nr. 23 ; Köhler,
III, S. 68.
Femer Hist, discept com. secunda, Poggii Opera,
fol. 18: pront eins, qui assumpta medendi arte, asirium
perditum traditis pillulis reperari fecit, et alterius,
qui aegrotum quendam asellum comedisse accusavit,
Fac. 89. No€l, II> p. 95-
Fac. 90. Brandes, p. 12a Füge hinzu Bebel, Facet Hb, III,
De Veneto equite; Ariosto, SaU V, Vers 208 ff.
Die Venetianer mußten es sich wohl oder übel ge-
fallen lassen^ ihrer Reitkunst wegen gehänselt zu wer-
den. Shepherd-Tonelli, II. Appendice, p. LXVII.
dimonstrare, qaanii i Venenani fossero soggetti, agli
scherzt degli abitanti dello altre cittä di Terra ferma,
* Wo Ich die vorsteheDde Bemeikung ursprUngUdi gelesen habe,
wtifi ich «irklich nicht mehr.
296
per la loro imperixia dt itUto cid che ha rapporto ai
catMlli, ed alla equitazione. Vgl. auch Fac. i6o und
^ Castiglione, Cortegiano^ L I> cap. 27 u. 1. II, cap. 52.
Fac. 91. No^l II, p. 97.
Fac. ^2^' Domenichi, p. 129.
Fac. ^i. NoSl, II, p. 97.
Fac. 96. Lenfant, Histoire du Concil de Canstanoe,
Amsterdam 1714, />. 452: Benoit voyant ap-
procher les deux Maines noirs, dit ä ceux qui
itoient autour de lui, vailä les Corbeaux du
Concile. II n*est pas surprenant, rSpondirent-
ils, que des Corbeaux s'approchent d'un corps
tnorU On va voir dans la Session suivante,
les priparatifs de cette mort civile.
Fac. 97. Brandes, p. 128.
Fac. 98 u. 99. Pauli-Osterley, S. 516, Nr. 388. (Poggius
wird nicht erwähnt.)
Gregor v. Tours berichtet einen ähnlichen Fall wie
Fac. 99, der sich mit einem Spielmanne des Königs
Miro von Galizien und den Trauben des hl. Martin
im Jahre 589 zugetragen hat. De virtutibus sancti
Martini^ Hb. IV, opera Greg, Tur,, Bd. I, p. 651:
et statim iniecta manu caudam botrionis coepit
incidere, proHnusque dextra adhaerens camerae arente
lacerto diriguit,
Fac. 100. No^y II, p. 99; Brandes, p. 131; Keller» Ein-
leitung, S.CLXXIV; Dunlop-Liebrecht, S. 501,
Nr. 577; Pauli -österley, S. 539, Nr. 577;
Kirchhof -österley, 2, 124 u. V. Bd., S. 82;
Köhler, II, S. 571. Über die orientalische
Quelle gibt Auskunft Eugdne L6v6que, Les
Mythes et les ISgendes de l'Inde et la Perse dans
Aristophane, Piaton, Aristote, Virgüe^ Ovide,
Tite Live, Dante, Boccace, Arioste Rabelais,
Perrault, La Fontaine, Paris 1880, p. 566 fiE.
297
Merkwürdigerweise nirgends zitiert ist das ,,Alt-
weibermärchen" Petrarcas. PetrarctM Epistolae de
rebus familiaribits et variae, studio et cura J. Fraca-
settu Vol, II. Florentiae 1S62, p..404 (rudis fabellap
sed efficax) und Pontanus im AntoniiAS Dialogus,
Opera II, p. 163.
^^^ Fac. loi. Castiglione, Cortegtano, 1. II, cap. 52.
Fac. 104. Brandes, p. 136.
Fac. 105. Hist. Flor. 9 p. 65.
Fac. 106. Noel, II, p. 1 19«
Fac. 109. N06I, II, p. 119; Dunlop-Liebrecht, S. 284
u. 495» Pauli-Österley, S. 513, Nr. 357; Mon-
tanus-Bolte, S. 600, Nr. 34,
Siehe femer die zu Fac. 87 aus Poggii Opera
fol, 18 angeführte Stelle.
Fac. III, 112 u. 24. Noel, II, p. 20, 120; Dunlop-Lieb-
recht» S. 296; Schumann-Bolte, S. 387, Nr. 4;
Frey-Bolte, S. 277, Nr. 4; Kryptadia, IV,
p. 234 fi. Nach Dunlop-Liebrechty S. 539, be-
ruht der Ursprung dieser ganzen Gattung von
Erzählungen auf dem 71. Epigramm des
XI. Buches bei Martial:
De Leda.
Hystericam vetulo se dixerat esse marito.
Et quaeritur futui Leda necesse sibi.
Sed flens atque gemens ianti negat esse salutem,
Seque sefert poHus proprosuisse tnori.
Vir rogat, ut vivat, virides nee deserat annos;
Et fieri, quod iam non facit ipse, sinit.
Protinus accedunt medici, tnedicaeque recedunt,
Tollunturque pedes: o tptedicina gravis/
Zu Fac. 24 bemerkt Valla, p. 230: Morale prae^
ceptum et aureis literis scribi dignum. Et si me
homines audient, has tarn morales fabellas cum Ulis
Aesopianis eodem in codice coptdabunt.
298
Fac. 115. No^, 11, p. 121.
Fac.si[i^ Pauli-Österley, S. 4sk>, Nr. 144; dazu noch
Domenichi, p. 156.
Fac. 118. Noel» II, p. 122.
Fac. 119. Pauli-Österlejy S. 554, Nr. 38.
Fac. 120. Noä, II, p. 123; Frey-Bolte, S. 225, Nr. 24
(jedoch nur der erste Teil der Anmerkung);
Poggiana, 11/ p. 189, Ode.
Petrarca, Epist. fam,, II, p. 48: Boni viüid est
in aviio rure consistere, teUuris suae vim honumque
cognoscere; contra nobilis et in altum nitentis ingenii
est, mtütas terras et mtUtorum mores hominum vidisse,
Fac. i2iy No€l, II, p. 123; Poggiana, II, p. 175. Dazu
Seb. Brandt, De importuno sollicitatore ;
Domenichi, p. 224; Papanti, Dante, p. 91, 177.
Fac. £22« No^y II, p. 125; femer Domenichi, p. 321.
Fac. 123. NoSl, II, p. 126.
Fac. 125. No€l, II, p, 126. Vgl. Burckhardty I, 262.
Fac. izp, Domenichi, p. 443 (Thom. Porcacdü).
Fac. ^2d) Noä, II, p. 126; Domenichi, p. 33.
Fac. 129. No€l, II, p. 128.
Fac. 130. No€l, II, p. 129; Dunlop-Liebrecht, S. 494;
Kirchhof-Osterley, 3, 189 u. V. Bd., S. 98;
Frey-Bolte, S. 194, 197, 243, Nr. 77, 269, Nr. 27;
Wickram-Bolte, S. 326 flf., S. 371, Nr. 37 b;
Köhler, I, S. 506.
Fac. 132. Köhler, I, S. 506.
Fac. 133. No€l, II, p. 130; Dunlop-Liebrecht, S. 296;
Shepherd-ToneUi, p. 119, 120. Außerdem noch
bei Malespini, II, n. 89, Deutsche Übersetzung
Priors, Leipzig 1783, S. 167 ff.
Fac. 134. No€l, II, p. 135; Pauli-Österley, S. 500, Nr. 236;
femer Domenichi, p. 54 (D. fügt bezeichnender-
weise bei „Tedescheria**).
Fac. 135. Frey-Bolte, S. 245, Nr. 78, S. 269, Nr. 28,
299
Fac. 137. Noä, II, 138; Frey-Bolte, S. 245, Nr. 79,
S. 269, Nr. 29; Montanus-Bohe, S. 646, Nr. 17.
Fac. 139. Diesen Schwank teilt Poggio auch in einem
Briefe mit in De varietate Episi*^ p. 164, u.
Tonelli, Epist,, p. 200:
Quidam contribulus mens nomine Dantes hahens
uxorem parum pudicam obiurgabatur a sodis plerum-
que quod eam ferret, nee casHgaret; qui rediens domum
acriter inctepebat mtdierem referens, quae sibi obü-
cerentur, at illa negans vultu intrepido asseverabat
illos falsa de se mentiri, virique credtäiiatem iurgabaU
qui iis verbis moveretur, qi4ae disseminarentut ab
invidis aut nuUevolis ad serendam discordiam inUr
eoSf se cansdam veri, sancte iurare falsa esse, quae
dicerentur: placabatur bonus vir verbis, ei cum rur-
sus in publicum prodiret, atque eadem sibi narra^
rentur: abite, inquit, nil herum verum est: uxor mea
pudica est, et hi sermones falsi. Atque adeo hoc ex
ea cognovi quam cum superjbius increparem, testata
est, haec falsa in eam dici, Itaque cum veritatis sit
conscia, magis credam ei sali, quam Omnibus vobis,
inque hac opinione perseveravit,
Lenfant bezieht naiverweise die Schnurre auf den
Dichter Dante. Poggiana, XI, p. 175.
Fac. 140. No€ly II, p. 139.
Fac. 141. NoSl, II, p. 140.
Fac. 142. NoSl, II, p. 142; femer Lessing, Der Eremit.
Fac. 143. No€l, II, p. 143; Dunlop* Liebrecht, S. 296.
Dazu noch Malespini, II, p. 67; Domenichi,
p. 287; Valla, p. 232.
Letzterer fügt folgendes bei : Ita cupit patriam suam
eximiis praeconiis decorare Podius, ut quae aut alibi
facta aut ficta sunt, ambitiöse attribuat vel Florentiae,
vel Terranovae, nisi prae stultiHa putat ülic omnia
haec fuisse gesta*
300
Fac. 144. Kirchhof «»österley, 3,248 u. V. Bd., S. 103.
Fac. 146. Frey-Bolte, S. 230, Nr. 41. Das meiste hier
Verzeichnete paßt allerdings besser su Fac. 341.
Fac. I47. Nodly II, p. 144; Brandes, p. 191*
Fac. <(48, NoSl| II, p. 145; Kirchhof -österley, i, 181,
V. Bd. S. 46. Femer gehört hierher Domenichi,
p. 7, und Le cochon du cur^, in Kryptadia II,
p. 143. Auch soll sich eine ähnliche Erzählung
in Le FacSHeux RMfeilnuUint Lille (ca. 1750)
finden. Alles dies geht wohl zurück auf Boc*
cacdOi g. VIII, nov. 6.
Fac. 149. HisL Flor., p. 159: Papia domesHco odio
lacerata est a Fagino Cane possessa, direptis
omnibtts factionis Guelfae bonis, Lenfant
(Poggiana II, p. 208) läßt Fadno Cane mit
dem Cane ddla Scala identisch seinl
Fac. 150. Frey-Bolte, S. 282, Nr. 27; Schumann-Bolte,
S. 406, Nr. 27. Außer den dort gegebenen Nach-
weisungen noch Coma2ano, Proverbii en Fa^
cetie, Prov. XIII.
Fac. 151. No€l, II, p. 146.
Fac. 153. Noel, II, p. 147; Pauli -österley, S. 533, Nr.
513; Montanus-Bolte, S. 570, No. 17.
Fac. 154. Noel, II, p. 148.
Fac. 155. Noiily II, p. 149; Dunlop- Liebrecht, S. 296;
Kirdihof-Österley, 2, 86 u. V. Bd. S. 79; Mon-
tanus-Bolte, S. 267, Nr. 103; Köhler, III,
S. 70.
Fac. 156. No^l, II, p. 159; Brandes, pw2ox ; Dunlop-Lieb-
recht, S. 283 u. 296; Wickram-Bolte, S. 387,
Nr. 79; hauptsächlich aber Kryptadia IV,
p. 3 10.
Fac. 157. No€l, II, p. 151; Brandes, p^ 202; Dunlop-
Liebrecht, S. 296; Moatanus-Bolte, S. 476 u.
30t
SSS, Nr. I ; Kirchhof-Osterley, 3, 213 u. V. Bd.,
S. 100; Hagen, Gesamtabenteaer Nr. XXI u.
XXII (Bolte sitiert fälschUcherweise Nr. XX),
u. Einleitung Bd. I , S. LVI ; Kryptadia II,
P. 13.
Fac. 158. Noäy II, p. 151 ; Pauli-Östarley, S. 495, Nr. 192.
Fac. 160. No€ly II, p. 154; vgl. auch Anmerkung zu
Fac. 90.
Fac. 161. No€l, II, p. 157; Kryptadia, II, p. 231.
Fac. 162. No€l, II, p. 161; Brandes, p. 208; Kirchhof-
österley, 2, 196 u. V. Bd., S. 86.
Fac. 1(5^^ No^, II, p. 162; Steinhöwel-Österley, S. 174;
Domenichi, p. 291 ; Köhler, I, S. i (ohne Er-
wähnung Poggios)^
Fac. 164. N06I, II, p. 165 ; Pauli-Österley, S. 485, Nr. 1 10.
Fac. 165 u. 166. No€l II, p. 167; Brandes, p. 212; Femer:
Der lustige Heerpauker (um 1690) S. 152 und die
verschiedenen Eulenspiegelausgaben. Vgl.
Burckhardt, I, 169.
Fac. 167. A. Medin: Poggio Fiorentino Facezie^ in Gt-
omale storico della Letteratura italiana, IX.
Torino 1884, p. 261: La facezia j66 (i6y)
narra del passagio presse Firenze di molti
cani diretti verso la Germania, ma chi puö
capir nuUa di cid, se non sacke Eugenio IV,
confermando la commissiane data da Mar-
tino V, avea numdato Giuliano Cesarini car-
dinale di S, Angela in qualitä di legato della
5. Sedia in Germania per estirpare l'eresia,
il quäle inoece dovette ritomarsene dopo una
grande sconfitta toccatagh in Boemiaf Chi
capisce lo spirito di quel prodigio narrato dal
Poggio, 'Se ignora che quesH aveva scritto al
cardinale Giuliano prima della partenxa dis-
suadendolo doli* impresa, e poi, dopo la scon^
302
fttta^ hiasimando la sua imprevidenzaf fVßdi
U Epp. XX, XXIV del. libro IV, edizione
Torelli.)
Die Ansicht Medins scheint nun falsch zu sein. Es
war am 22. Januar 1439, daß Papst Eugen IV. das
zweite Mal nach Florenz kam. (Hist, Flor,, p. 329,
Macchiavelliy Flor. Gesch., deutsch v. Reumont, II,
S. 37.) Die Expedition Cfisarinis erfolgte hingegen 143 1.
Ein einziger Umstand, den hingegen Medin nicht an-
führt, spricht für seine Vermutung. Die Fac. 168 be-
ginnt mit den Worten Paucis post diebus . . . und
muß auch sonst in das Jahr 1440 verlegt werden, da
sie Vorgänge enthält, die sich angeblich nach dem
Tode Vitelleschis zugetragen haben. Nun erzählt
aber Poggio in De variet., p. 87. folgendes:
Haud multo post sepulchri Hadriani, quae nunc
arx est praedptki, quarta pars ambitiös exteri-
oris ad septentrionem vergens, integra ad eam diem,
nullo impulsore coUapsa est. Res admiratione ad-
modum digna; speciosum quippe erat inspicere mar-
moreos lapides instar tnolis ad terram Stratos, quos
postea indignari sum solitus frangi ac comminui, ad
usum calcis ob eius muri instaurationem. Dieses
Erdbeben oder sonstige Naturereignis geschah aber
nach De variet, im Jahre 143 1. Es wäre nun bei dem
Hasse, den Poggio gegen Vitelleschi hegte, und der
so groß war, daß Valla den Mord an Vitelleschi sogar
den Machinationen Pog^os zuschrieb, immerhin mög-
lich, daß er die Geschehnisse des Jahres 143 1 in das
Jahr 1440 verlegte, um dem toten Gegner noch einen
Tritt zu versetzen. Dieses wäre jedoch wohl leichter zu
erreichen gewesen, als dadurch, daß er eine Facezie
absichtlich falsch datierte, um die nächste unauffälliger-
weise mit Paucis post diebus beginnen zu lassen. Vgl.
Burckhardt II, S. 251.
303
Fac. i68. Das Kastell Borgeto schildert Poggio als nicht
gerade anheimelnd in Totulli Epist.» p. 326,
337.
Fac. 169. Montanus-Bolte, S. 623, Nr. 90.
Fac. 170. Noä, II, p. 167; Diinlop-Liebrecht, S. 297;
dazn noch Fabriziii Praverhi, Nr. 32; Kryp-
tadia IV, p. 249.
Valla (p. 233) fügt bei: tempora, o mores» Quid
est ludi Floralia, si hoc non est? Solebant olim in
honorem deae Florae, qi4ae fuerat nohilissima mere-
trix, ea videlicei, quae populum Romanum scripsii
haeredem, nudaiae meretrices ante ora poptäi impu^
dicis gestihus ludere Nunc quis non intelligit,
Podium veluti Floralem aliquam meretricem, non
modo in conspectu Romanae iuventutis, sed tot latine
loquentium nationum nudatam impudicissimis ludere
gestihus ? Omnes enim, qui isla legunt, sihi ipsi rem
pingunt, et Podiana Floralia cemere videntur. Non
hoc facit meretrix, non mulier, non iuvenis aliquis,
aut vir piebeius, sed Podius octaginta amplius natos
annos, homo literatus et si ei credimus, eloquenUa»
princeps, apostolicus secretarius , . . O te Fortunatum,
foelicem, beatum atque inmortalem Podi, qui tot pel
discipulos vel sectatores vel imitatores habiturus es,
ut in coelo cum dea Flora tanquam conjuge collo-
ceris, et una cum illa te Clerus omnis elata voce com-
precetur: sancte Podi et sancta Flora, orate pronobis,
Fac. 173 u. 174. Noel, II, p. 171.
Fac. 17s. Noel, II, 173; Pauli-Österleyi S. 515, Nr. 380;
Kryptadia, IW, p. 234. Von Lenfant ins frnn-
sösische übersetzt, jedoch mit Hinweglassung
des zweiten Ratschlags und seiner Folgen
* " (Poggiana II, p. 210).
Fac. 176. Pauli-Österley, S. 507, Nr. 299.
304
Fac. 177. Noä, II, p. 174; Paufi-Österkyr S: 498, Nf-221.
Fac. 179. ' Domenichii p. loi.
Fac. 181. No€l, II, p. 176; Valla, p. 228.
Fac, 183. No€l, II, p. 180; Frey-Bolte, 8.245, Nr. 80;
Valla, p. 228.
In der Novelle von Gozzi: „Wie Battista Moscione
sich rachte'% bei Keller, Italiaenischer Novellenschatz,
Leipzig 185 1, VI, S. 81: „Verfluchter garstiger Hund,
der überall zu finden ist, wo man Melonen riecht I'/
Fac. 184 u. 185. NoSl, II, p. 181.
Fac. 1 86. Pauli-Österley, S. 484, Nr. 1 00 ; Kdhler, II, S. 566.
Aeneas Sylyius, Commentarii, /. 2, cap.iy: Pudeai
IkUiae sacerdaies, quos ne semel quidem novam
legem constat legisse. Apud Thaboritas vix mtUier-
culam invenias, quae de novo testamenio et lieteri
respondere nesciat,
Fac. 187. Noel, II,pag.i8i ; PauU-österley^S. 492,Nr.i 16.
In Philelphum InvecHva teriia, Operay Fol, 67:
Quae (progenies) enim nohilior esse poiest^ quam
eius, cuius parens matutino tempore vestes ut pluri'
mum sericeas gerehatf
' Fac. 188. In Philephum Invectiva prima, Poggii Opera,
fol. 63:
Pulsus olim Patavio turpiter, übt Gasparinum
audiebas, propter adolescentis, quo deperibas, in-
Sanum amorem, Constanünopolim tanquam in asylum
egenus atque inops confugisii. Ibi in Joannis Chry-
soloraedoctissimi atque insignis equitisfamiliaritatem,
discendi cupiditatem prae te ferens, insinuasH^ Qui
tua verbositate motus, simul mendacitaie commotus
(nihil enim eo praeter linguam inanem et cutem ari"
dam deportaras) te domi suae recepit, ignarus futuri.
Hospitem enim pudicum, non Paridem adulterum
se recepturum putabat. At tu, cum regiones, non
•o 305
mores immutasses, ne quis locus esset vacuus sceleris
bus tuis eius virginem fUiam stuprasH, tuis poUi-
diationibus et blanditiis deceptam. Cum te ille miser,
qui serpentem dornt nutrierat, moechum filiae depre^
hendissetf de te interßdendo consüium coepit^ cum
tu aufugisses supplicii metu. Sed quid ageret vir
licet prudensf Inops consilii erat, scelus detectum,
virgo compressa, dos amissa virginitatis, Inter-
cedunt Italici mercatores, consulunt, ut eam despon-
deas, hoc maxime pacto obumbrari putantes turpitu-
dinem susceptam. Itaque Chrysoloras moerore con-
fectus, compulsus precibus, mälo coactus filiam tibi
nuptui dedit a te corruptam, quae si extitisset integra,
ne pilum quidem tibi abrasum ab illius noHbus
ostendisset,
Fac. 190. Noel, II, p. 182; Brandes , p. 239; Dunlop-
Liebrecht, S. 207 u. 486; Lambel, S. 1411. 16;
Jahrbuch für rom. n. engl. Lit., herausgegeb.
V. Ebert, III: Berlin 1861, S. 158 (zn Benfey,
Panschatantra).
Fac. 191. NoCly n, p. 183; Valla (p. 228) gibt der Mei-
nung Ausdruck, daB vielleicht Poggio selbst
jener Lehrer gewesen sei.
Fac. 192. No€ly II, p. 187.
Fac.J93; Pauli-Österley, S. 498, Nr. 219; femer Dome-
nichi, p. 147*
Fac. 194. NoSl, II,p.i88; Pauli-österley,S.5i3, Nr.356;
dazu Domenichii p. 283; Nachtigall, Jod ac
sales, vgl. Archiv f. Literaturgeschichte, heraus-
gegeben V. Carolsfeld, XI. Bd., Leipzig 1882,
S. 27; Valla, p. 229.
Fac. 195. No€l, II, p. 189; Dunlop-Liebrecht, S. 297;
Fabrizii Proverbi, Nr. 29; Kryptadia^ I,
p. 310«
Fac. 196. Noä, II, p. 189.
306
"^ Fac. 197. Noäy II, p. 365 ; Pontanus, De setmone, Opera^
p. 423; Castiglione, Cortegiano, 1. II. «
Vgl/ die bei Fac. 66 zitierte Stelle aus Pontanus.
Fac. 198. No€l, II, p. 190; Brandes, p. 247; Nachtwachen
von Bonayenturay Berlin 1881 (Neudruck) S. 26.
Fac. 300. Kirchhof -österley, 2, 99 u. V. Bd., S. 80;
Frey-Bolte, S. 245, Nr. 81.
Fac. 3oi.|[No€l, II, p. 190; Frey-Bolte, S. 199, 346,
Nr. 83, 369, Nr. 30.
Fac. 303. NoS]> II, p. 193; Pauli-Österley» 3.493, Nr. 168.
Fac. 203. Noä, Ilt p. 193; Barclay, Satyricon, Lugd.
Batav. 1574, p. 74.
Fac. 204. Noä, TI, p. 193.
Fac. 205.S^Frey-Bolte, S. 246, Nr. 83. Vgl. Melander,
Jocoseria, I, Nr. 10, II, Nr. 90 und Thor-
schmidius, Vita Poggii, Vitembergiae 1713,
p. II, § XIV.i^v-PVli
Fac* 207. No€l, II, p. 195 ; Pauli-Österley, S. 507, Nr. 304;
Kirchhof-Österley, 7, 127 u. V. Bd., S. 173;
Wickram-Bolte, S. 312, 361, Nr. 3; Köhler,
III, S. 73. Ein italiaenisches Sprichwort lautet
passato il pericolo, gabbato ü saiüo.
Fac. 309. Noä, II, p. 195 : Frey-Bolte, S. 346, Nr. 84,
S. 369, Nr. 31 ; Montanus-Bolte, S. 600, Nr. 36.
Fac. 3 10. Noä, II, p. 30I.
Fac. ^iK) NoSl, II, p. 3oi; Brandes, p. 363; Dunlop-
Liebrecht, S. 256.
Zu den dort gegebenen Nachversen noch Pontanus,
De sermone, Opera, II, p. 406 und Domenichi, p. 5
(Cmte Fr. Sandriano),
Fac.m3^ Noä, II, p. 204; Domenichi, p. loi.
Fac. 215. Frey-Bolte, S. 217, Nr. 5 (meist nur entfernter
Zusammenhang).
ao* 307
Pac. 2i6. Kodt,'II/p. 209; Brandes, p. 267; Dimlop.-
Liebrecht, S. 297, Kr.'89 (soU 99 heißen. Auf
den Irrtum habe ich- schon bei Fac^ 11 hin-
gewiesen), ebendort S. 500; Frey-Bolte, S. 247,
... Nr. 85. Dieser jganze Stamm von Erzählungen
basiert wohl auf der Legenda aurea. Diese
berichtet (ciap. 144, fol. 285, Ulm, Zainer, s. a.),
daiß^ der heilige Antonius einem Bettler einen
Hühnerflügel geschenkt habe. Als der Bettler
am nächsten Tage den Flügel während der
Predigt . herzeigte, um den Antonius des Wohl-
lebens zu zeihen, verwandelte sich der Hühner-
knochen in eine Fischgräte, und der Bettler
erschien als Verleumder.
Fac.'2i7. Npä, n, p. aio; Frey-Boltei S. 247,' Nr. 86;
. Cyrano v. Bergerac, Mathieu Garaau (Pöggu
ana, II, p. 215).
Fac. 22a. Domenichi, p. 124.
Fac.2^1. Njo€l, II> p. 210; Dunlop-Ltebrecht, S. 262;
Frey-Bolte, S. 240, Nr. 68, S. 269, Nr. 24.
Fac.222. No^y II, p. 211. Vgl. femer Vt^am, Le vite
d'uamini illustri FiorenHni, Firenxe 1847,
P- i33> wo der Erklärer VUlanis . den ■ Versuch
macht,. Criovanmd'iU^drea von dem in dieser
Facezie enthaltenen Vorwurf reinzuwaschen.
Fac. 223, NoSl, II, p. 213; Dunlop-Liebrecfat, S. 283;
Wickram-Bolte, S. 349 u. 386, Nr. 79; Kryp-
. tadia, IV, p. 210.
Fac. 224. No€l, II, p. 216.
li^. 225. No^, li, p. 217.
Fac. 227. Noel, II, p. 218.
Fac. 228. Noel, II, p. 219.
Fac. 230. Noä, n, p. 220; Brandes, p. 282; PauH*
österley, S. 538, Nr. 576; Wickram-Bolte,
S. 343 ff., 380, Ni;. 63.
308
* «
' . Quelle für alle diese Schwanke dürfte 'die Schildejning
des Gesanges des Plärrers von Varlungo bei Boccaccio,
Duafnerone^ g,yill/nov^2 sein.
Fac.23i. No€l, II, p» 223; Vftlla, p. 2^9.
Fac. 232. Noel| 11, p. 225; Diuilop-Uebrecht, S. 258;
Frej^BoHe, S. 248; Nr. 87;. außerdem . noch
Fabrudi Prov^rW, Nr. 27,
Fac. 233. NoSl, II, p. 229; Pauli-Österley, S. 491, Nr. 153,
Fac. 236. NoSl, n, p. 230.
Fac. 237. NoBl, II, p. 230; Dunlop-Liebrechty S. 296.
Fac.'238< siehe Fac. 270. NoSl, II, p. 244; Dunlop-
Liebrecfat, S. 258 u. 296; Kirchhof -österley,
I, 330, $3^ »• V. Bd., S. 57 j Frey-Bolte^
. S. 273, Nr. 74.
Fac. 240. Pahtschatantram, Bach lll.
Fac. 241. Bebet, FaceHatum^ Hb. I: De tnercätore ^t
nobUi, Siebe auch die Anmerkungen zu Fac. 146.
Fac. 242. Noel, II, p. 252.
Fac. 244. NoSl, II, p. 266.
Fac. 245. Noel, II, p. 255. . .
Fac. 248. No^, II, p. 256.
Fac. 249. Reichhaltige Literaturangabe über ähnliche
Hungergeschichten bei Kirchhof -Ostecjey.
V. Bd., S. 95, zu 3, 149 u. 150. Hinzuzufügen
sind noch Petrarca, De rebus memorandis, IV,
cap. 123; Antonius Panormita, Dicfa et facta
Alphonsi, 1. 2^ cap. 9, der die Hungerkünstler
für Betrüger hielt; ähnlich Pontanus (De 5^-
mone^ (ib. II, Opera II, p. 390); Aeneas Syl-
yius, Commentarii, 1. II, cap. 9 (schon zitiert
von Lenfant, Poggiana, II, p. 241). Dieselbe
Erzählung wie Poggfo von dem Franzosen
Jacobus bringt Baptista Fnlgosos, Factorum
dictorumque memorabilium, lib. 9, Antwerpen
1565, 1. I, cap. 6. •
309
Fac. 250. NoSl, H, p. 257; Lambel, S. 13 u. 16; Dau-
diguier, Hist des anumrs de Lysandre ei de
CaUsUf Amsterdam 1670, p. 433; ähnlich
Keller, Einleitung, S. CLXX: Der Sofi von
Bagdad. Vgl. femer Ler^ue, Les mythes et
les Ugendes . . . Paris 1880, p. 560 fi.
Fac. 251; Kirchhof-Österley, i, 2, 11 1 u.V. Bd., S. 72;
Pauli-Österley» S. 540, Nr. 584; dazu Hebel»
FaceHarum^ Hb. III : De iüiteraüs SacerdoH"
bus et Monachis, Über die Fee BefEana XBelana,
gleich unserer Frau Holle), die in Italien aus
Epiphania -entstanden ist, und die jeden&tlls
dem Priester den Kopf verwirrte, siehe Jahr-
buch f. rom. u. engl. IM,, V. Bd., S. 375, in
dem Aufeatze „Volkstümliche Benennungen von
Monaten und Tagen bei den Romanen" von
Retnsberg-Düringsfeld, femer Hagen, Gesamt-
abenteuer, III. Bd., S. XV.
Domenichi, p. 328, leitet Beffania von BefEa ab.
Fac. 252. Brandes, p. 310.
Fac. 253. No£l, II, p. 267; Dunlop-Uebrecht, S. 502;
Steinhöwd-Osterley, S. 179.
Fac. 254. NoSl, II, 267; Brandes, p. 312.
Fac. 255. Einen ähnlichen Ausspruch Ridolfos erzählt
Franco Sacchetti, der sich nur dadurch unter-
scheidet, daß anstatt „Anstandslehre" „Gewalt''
zu setzen ist.
Fac. 256. Noä, II, p. 267 ; Pauli-Österley, S. 488, Nr. 128 ;
Montanus-Bolte, S. 609, Nr. 63.
Fac. 257. NoSl, II, p. 270; Brantöme, I, p. 307«
Fac. 259. No^, II, p. 271; Brandes, p. 316; Kirchhof--
Österley, 1, 193 und V. Bd., S. 47; Montanus-
Bolte, S. 485 u. 567.
Fac. 261. Nodl, II, p. 271.
310
\,'
Fac. 263. Noely II, p. 274.
Fac. 263. Kirchhof -österley, i. 2. 79 u. V. Bd., S. 70.
Über die Brüder vom hl. Antonius vgl. Burckhardt,
II, S. 352 f. und die dort angezogenen Stellen.
Fac :t^4. Noel, II, p. 275.
Fac. ^65» Domenichi, p. 130.
Fac. 266. No6ly II, p. 277. Die bei Frey-Bolte, S. 261,
Nr. 127, gegebenen Nachweisungen gehören nicht
hierher.
Fac. 267. No§l, II, p. 280; Diinlop-Liebrechty S. 241 u.
490; Hagen, Gesamtabenteuer II, S. XXXII ff.;
Keller, S. CXL; Steinhöwel-Österley, S. 321;
Landau, Die Quellen des Dekameron, 2. Aufl.,
Stuttgart, 1884, S. 83 ff.; Koeppel, Studien zur
Gesch. der ital. Nov. in der engl. Literatur,
Straßburg, 1892, S. 83.
Fac. 268. No€l, II, p. 281; Dunlop-Liebrecht, S. 214,
282, 493 ; Hagen, Gesamtabenteuer, II, S. IL ff. ; •
Landau, Beiträge z. Gesch. d. ital. Novelle,
Wien 1875, S. 93. Nirgends finde ich zitiert
Domeniclü, p. 336, und die Erzählung des
dritten Weibes bei Bebel, Facetiarum liber II :
Fabula de mulierum astuHis; Keller, Erz.
aus altd. Handschr.: „Von den dreyen Frawen"
und Anmerkimg S. 691.
Fac« 269. No^, II, p. 285; Domenichi, p. loi.
Fac. 270. Noel, II, p. 287»
Fac. 271. No§l, II, p. 287; Domenichi, p. 7; vergL femer
Ant. Comaranos Novelle bei Keller, Ital.
Novellenschatz, II, Nr. 21.
Fac. 272. Noä, II, p. 288.
Fac. 273. No€l, II, p. 299.
3"